Ka|bul [auch: ka'bu(:)l ]:
Hauptstadt von Afghanistan.
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Kabul,
1) Hauptstadt von Afghanistan, am Fluss Kabul, in einem intramontanen Becken (Kabulbecken) im Osten des Landes, 1 795 m über dem Meeresspiegel, (1994) etwa 400 000 Einwohner. Kabul war bis zum Ausbruch der militärischen Auseinandersetzungen Sitz aller zentralen Verwaltungsorgane sowie einer Provinzverwaltung, einer Universität (gegründet 1932), eines Polytechnikums, des Nationalmuseums und Wirtschaftszentrum des Landes (Leder-, Pelz- und Textilindustrie; vielseitiges Handwerk und Gewerbe; weitläufige Basare); Flughafen. Westlich von Kabul Stausee zur Wasserversorgung. Im Kabulbecken Bewässerungslandwirtschaft (Getreide, Weintrauben, Obst, Gemüse), Viehhaltung.
Das Stadtbild mit seinen historischen Bauten und der modernen Architektur (Beteiligung internationaler Architekten) hat unter den Zerstörungen der letzten Jahre, besonders seit 1992, stark gelitten (laut Schätzungen etwa 70 % der Stadt zerstört). Nur zum Teil erhalten sind die Stadtmauer (im Kern 5. Jahrhundert), die sich weit um Kabul herumzieht, und die eingeengt zwischen Fluss und der im Wesentlichen im 16. Jahrhundert errichteten Zitadelle Bala Hissar (mehrfach zerstört) liegende Altstadt. Die ebenfalls zerstörte Neustadt breitet sich am linken Flussufer aus, wo sich der Silberbasar, die Pul-i-Khisti-Moschee (18. Jahrhundert) und das Mausoleum von Timur Schah befinden. Nordöstlich der Zitadelle steht auf einem Hügel das Mausoleum von Schah Nadir (1929-33). - 4 km von Kabul entfernt liegen auf einer Anhöhe die Gärten des Babur, des Gründers der Moguldynastie, mit seinem Grabmal sowie einer Sommervilla (19. Jahrhundert) und einer kleinen Marmormoschee (1646).
Die schon um 1500 v. Chr. in altindischen Texten (Rigveda) genannte Siedlung gehörte seit dem 16. Jahrhundert zum Mogulreich, wurde 1738 von dem persischen Schah Nadir erobert und kam 1747 unter die Herrschaft von Ahmed Schah Durrani, dem Gründer Afghanistans. Dessen Sohn Timur Schah (1773-93) verlegte die Hauptstadt von Kandahar nach Kabul.
Während der militärischen Intervention der Sowjetunion in Afghanistan (1979-89) erlebte Kabul einen großen Zustrom innerafghananischer Flüchtlinge, der zu einer völligen Überlastung der Infrastruktur der Stadt führte. Im anschließenden Bürgerkrieg, besonders aber nach der Einnahme der Stadt durch die Mudjahedin (April 1992) und infolge der zwischen ihnen ausbrechenden Machtkämpfe wurde Kabul zum unmittelbaren Kriegsschauplatz und dadurch verwüstet sowie teilweise entvölkert. Nach mehreren militärischen Offensiven und langer Belagerung (1995/96) eroberte die radikalislamistische Taliban-Miliz am 27. 9. 1996 die Stadt und rief einen islamischen Gottesstaat aus (Inkraftsetzung der Scharia).
2) der, rechter Nebenfluss des Indus, etwa 450 km lang, entspringt westlich der Stadt Kabul im Kuh-e Baba (Afghanistan), bewässert die Becken von Kabul, Jalalabad und (in Pakistan) Peshawar; mehrere Stauseen und Kraftwerke.
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Ka|bul [auch: ka'bu:l]: Hauptstadt von Afghanistan.
Universal-Lexikon. 2012.