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Kriminalstatistik
Kri|mi|nal|sta|tis|tik, die:
amtliche Statistik über Kriminalität.

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Kriminalstatistik,
 
1) systematische, vornehmlich amtliche und periodische Zusammenstellung von empirisch gewonnenen, numerischen Daten zu Umfang, Struktur und Bewegung der registrierten Kriminalität und zur Strafverfolgungstätigkeit, 2) Oberbegriff für die Gesamtheit und das System solcher amtlicher und tabellarischer Informationen, 3) Forschungsgebiet, das sich als Zweig der Kriminalsoziologie den Schwierigkeiten, Einflussfaktoren und Abhängigkeiten der statistischen Kriminalitätserfassung und der Datenanalyse widmet. Auskunft über die (besonders durch private Anzeigen) amtlich bekannt gewordene und registrierte Kriminalität geben in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Wesentlichen die jährlich veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) und die Justiz- oder Rechtspflegestatistik.
 
Die gebräuchlichste Kriminalstatistik ist die PKS, in Deutschland für jedes Land nach Zählkarten der Polizeidienststellen von den Landeskriminalämtern erstellt und für das Bundesgebiet seit 1953 vom Bundeskriminalamt. Sie ist eine kombinierte Tat- und Täterstatistik mit Grund- und Verhältniszahlen (z. B. Straftaten pro 100 000 Einwohner: Häufigkeitszahl). Die PKS registriert die polizeibekannten Taten (ohne Staatsschutz- und Verkehrsdelikte, u. a. nach Straftatbeständen, Art und Umständen der Tatausführung), zählt die nach polizeilichem Erkenntnis Tatverdächtigen (Delikte, Alter, Geschlecht, Nationalität u. a.), nennt mit der (nach Delikt stark unterschiedlichen) Aufklärungsquote (1994: Deutschland insgesamt 44,4 %, neue Länder 36,4 %) den Anteil der Straftaten, für die ein Verdächtiger polizeilich ermittelt wurde, und enthält zum Teil auch Angaben über Tatopfer und Schadenshöhen. Die bei der Justiz erhobenen Daten werden für Deutschland (von 1892-1932 vom Statistischen Reichsamt, seit 1950 vom Statistischen Bundesamt) mit der Rechtspflegestatistik veröffentlicht, deren Strafverfolgungsstatistik die Zahlen der Abgeurteilten und Verurteilten ebenfalls aufgeschlüsselt (Art der Straftat, Alter, Vorstrafen, Nationalität u. a.) ausweist und deren Strafvollzugsstatistik über Bestand und Bewegung der Gefangenenzahlen (Deutschland 1992 rd. 50 000), die quantitative Bedeutung der Haftarten einschließlich Untersuchungshaft (rd. ein Drittel) und die Belegung der Vollzugsanstalten berichtet.
 
Als Tätigkeitsnachweise dokumentieren die Kriminalstatistiken v. a. die Strafverfolgung durch Polizei und Justiz. Sie sollen der Erfolgskontrolle staatlicher Maßnahmen zur Kriminalitätsvorbeugung und -verfolgung dienen sowie der Gesetzgebung, Verwaltung und Justiz ein Planungs- und den Wissenschaften (u. a. der Kriminologie) ein Forschungsinstrument sein. Sie können kein getreues Spiegelbild der wirklichen Kriminalität oder auch nur ihrer Entwicklung sein, weil den Strafverfolgungsorganen ein gewisser Teil der Rechtsbrüche unbekannt bleibt, das entsprechende Dunkelfeld zahlreicher Variablen (Anzeigeverhalten, Verfolgungsintensität) unterliegt und mit der Kriminalitätsverfolgung von der amtlich bekannten Tat bis zu deren Aburteilung ein stufenweiser Zuordnungs- und Ausfilterungsprozess (1992 in Deutschland rd. 6,3 Mio. registrierte Straftaten, 712 613 Verurteilte) stattfindet. - Der Kriminalstatistik in der DDR lag eine andere, selektive Erfassung der Straftaten zugrunde.
 
In Österreich wird die PKS seit 1953 vom Bundesministerium des Innern erstellt. Das Statistische Zentralamt gibt eine Statistik der Rechtspflege und eine gerichtliche Kriminalstatistik (seit 1910) heraus, die mit der PKS Grundlage des jährlichen Sicherheitsberichts der Bundesregierung ist. In der Schweiz wird die kantonale Kriminalstatistik (KRiSTA) von der Kantonspolizei, die Bundesstatistik seit 1982 zu ausgewählten Straftaten von der Bundesanwaltschaft und dem Zentralpolizeibüro in Bern erstellt. Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht seit 1929 die Strafurteilsstatistik und seit 1982 die Strafvollzugsstatistik.
 

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Kri|mi|nal|sta|tis|tik, die: amtliche Statistik über Kriminalität.

Universal-Lexikon. 2012.