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Salonorchester
Sa|lon|or|ches|ter, das:
kleines Ensemble (Streicher u. Klavier) für Unterhaltungsmusik.

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Salonorchester,
 
unterschiedlich besetzte Instrumentalensembles der Unterhaltungsmusik (Salonmusik), die sich im 19. Jahrhundert in drei Standardformen in den Zentren Paris, Wien und Berlin herausbildeten. Grundbestand ist das Klaviertrio (Klavier, Violine, Violoncello), seltener das Streichquartett. Die Leitung hat meist der Stehgeiger, der mit der 1. Violinstimme auch die Melodieführung übernimmt. 2. Violine und Viola (Nachschlag, in Doppelgriffen) erhalten die akkordische Begleitung, das Violoncello führt melodische Passagen, Nebenstimmen oder zusammen mit dem Kontrabass Bassfunktion aus. Das Klavier tritt begleitend und solistisch in Erscheinung, das Schlagzeug hat rhythmische und lautmalerische Aufgaben. Hinzutretende Blasinstrumente sind melodisch oder harmonisch eingesetzt. 1868 bezieht der österreichische Kapellmeister Margold das Harmonium in sein auch über die Grenzen des Landes bekanntes Salonorchester ein, das bald allerorts zu einem unentbehrlichen, auch fehlende Stimmen ersetzenden Füllinstrument wurde. Bestimmend waren lange Zeit die Wiener und die etwas größere Pariser Besetzung, die auch die Grundlage für die riesige Zahl von Druckarrangements bildeten. In Deutschland kam Ende des 19. Jahrhunderts die darüber hinaus noch erweiterte Berliner Besetzung auf ; um die Jahrhundertwende zählte man bereits über zweihundert Ensembles, um 1910 waren in Deutschland fast zwanzigtausend Berufsmusiker in diesem Bereich tätig. Das Repertoire der Salonorchester bestand überwiegend aus Bearbeitungen klassischer Kompositionen und Opern, Potpourris und Unterhaltungsstücken. Gute Ensembles verfügten über bis zu Tausend »Concert- und Salon-Piècen«, die für die beliebten Wunschkonzerte zur Verfügung standen. Auftrittsorte waren vor allem die Caféhäuser und Hotels, auch Kurpromenaden usw. Bis zur Herausbildung des Tonfilms Ende der Zwanzigerjahre engagierte man sie auch zur musikalischen Untermalung von Filmen. Dominierte in den Programmen der Salonorchester ursprünglich das Konzertante, so nahm nach 1910 die Tanzmusik einen immer größeren Raum ein. Das Caféhaus wurde nach und nach zum Tanzcafé, die Besetzungen reduzierten sich. Aus vielen Salonorchestern sind nach 1919 Tanzkapellen geworden: die Geige gab die Melodiefunktion an das Saxophon ab, an die Stelle des Harmoniums trat das Akkordeon, Klavier, Bass und Schlagzeug bildeten nunmehr die (dem Jazz entlehnte) Rhythmusgruppe, das Banjo kam hinzu. Auch der zunehmend stärkere Einfluss der Medien (Tonfilm, Schallplatte, Rundfunk) zwang die Orchester zu einer höheren Attraktivität; sowohl Konzert- (Unterhaltungs-)als auch Tanzmusik, nach Möglichkeit noch ein Show-Programm, mussten in guter Qualität und Repertoirebreite geboten werden. Das Salonorchester in der ursprünglichen Form verlor seine Funktion.

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Sa|lon|or|ches|ter, das: kleines Ensemble (Streicher u. Klavier) für Unterhaltungsmusik.

Universal-Lexikon. 2012.