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Emerson
Emerson
 
['eməsn], Ralph Waldo, amerikanischer Dichter und Philosoph, * Boston (Massachusetts) 25. 5. 1803, ✝ Concord (Massachusetts) 27. 4. 1882; Sohn eines unitarischen Geistlichen; studierte Theologie und hatte seit 1829 ein geistliches Amt inne, das er 1832 aus Gewissensgründen niederlegte. Die Abkehr von der traditionellen Theologie wurde für Emerson durch die Hinwendung zur Natur als Quelle göttlicher Offenbarung ausgeglichen, wobei er Gedanken des Neuplatonismus, der indischen Philosophie, der deutschen Transzendentalphilosophie und des deutschen Idealismus aufnahm; philosophische Anregungen vermittelten ihm die Begegnungen mit T. Carlyle, W. Wordsworth und S. T. Coleridge auf seiner ersten Europareise (1832-33). Durch die in seinem programmatischen Essay »Nature« (1836; deutsch »Natur«) entwickelte Verbindung von Naturanschauung und Transzendentalphilosophie wurde Emerson zu einem der wichtigsten Vertreter der Transzendentalphilosophie und der Romantik in Amerika. In seinem Vortrag »The American scholar« (1837) betonte Emerson die kulturelle Unabhängigkeit der amerikanischen Nation. Mit den in zwei Folgen gesammelten Reden (»Essays«, 1841 und 1844; deutsch »Versuche«) bekundete er sein Interesse für zeitgenössische Reformen. Im Einklang mit dem Heldenkult der Romantik beschrieb er das Leben von sechs exemplarischen »Representative men« (1850; deutsch »Repräsentanten der Menschheit«), nämlich Platon, E. Swedenborg, M. de Montaigne, Shakespeare, Napoleon I. und Goethe. Gleichzeitig verfasste er intellektuell und metaphysisch geprägte Gedichte (»Poems«, 1847; »May-Day and other pieces«, 1867). Von den späteren Publikationen verdienen v. a. die Sammlungen »English traits« (1856; deutsch »Englische Charakterzüge«), »The conduct of life« (1860; deutsch »Die Führung des Lebens«) und »Society and solitude« (1870; deutsch »Gesellschaft und Einsamkeit«) Erwähnung. Emersons Werke, die Individualismus und Optimismus vertreten und auf die Problematik kultureller Identität hinweisen, haben die amerikanische Literatur und Kultur nachhaltig beeinflusst.
 
Ausgaben: Complete works. Centenary edition, herausgegeben von E. W. Emerson, 12 Bände (1903-1904); Journals and miscellaneous notebooks, herausgegeben von W. H. Gilman und anderen, 16 Bände (1-21961-82); Letters, herausgegeben von R. L. Rusk, 6 Bände (21966); The collected works, herausgegeben von R. E. Spiller und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1971 folgende).
 
Die Natur. Ausgewählte Essays, herausgegeben von M. Pütz (1982).
 
Literatur:
 
E. Mettke: Der Dichter R. W. E. (1963);
 G. W. Allen: W. E. A biography (New York 21981);
 
E. Prospect and retrospect, hg. v. J. Porte (Cambridge, Mass., 1982);
 
E. Centenary essays, hg. v. J. Myerson (Carbondale, Ill., 1982);
 R. E. Burkholder: E. An annotated secondary bibliography (Pittsburgh, Pa., 1985);
 I. Howe: The American newness. Culture and politics in the age of E. (Cambridge, Mass., 1986);
 T. Krusche: R. W. E.s Naturauffassung u. ihre philosoph. Ursprünge. Eine Interpretation des Emersonschen Denkens aus dem Blickwinkel des dt. Idealismus (1987).
 

Universal-Lexikon. 2012.