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Gerstenberg
Gẹrstenberg,
 
1) Heinrich Wilhelm von, Pseudonym Ohle Madsen, Schriftsteller, * Tondern 3. 1. 1737, ✝ Altona 1. 11. 1823; Sohn eines dänischen Offiziers, seit 1760 im dänischen Heeresdienst, 1775-84 dänischer Konsul in Lübeck. Nachdem er als Student in Jena mit anakreontischer Kleinkunst begonnen hatte (»Tändeleyen«, 1759), lenkte ihn in Kopenhagen F. G. Klopstock, mit dem er (wie mit J. E. Schlegel, den Grafen Stolberg u. a.) befreundet war, auf altnordische Dichtung und Mythologie (»Gedicht eines Skalden«, 1766). Die von ihm mitherausgegebenen »Briefe über Merkwürdigkeiten der Litteratur« (1766-70, 3 Bände) lösten mit ihrer Verherrlichung Shakespeares und ihrer neuen Bestimmung des Genies die Bewegung des Sturm und Drang aus, dem auch sein dichterisches Hauptwerk, das Trauerspiel »Ugolino« (1768), zuzurechnen ist. Die vorausweisende Bedeutung seiner Schriften zur Ästhetik und Theorie der Dichtung wurde erst in neuerer Zeit erkannt.
 
Weitere Werke: Kriegslieder eines königlich dänischen Grenadiers (1762); Ariadne auf Naxos (1765).
 
Ausgaben: Vermischte Schriften, 3 Bände (1815-16, Nachdruck 1971 in 1 Band); Deutsche Literatur-Denkmale des 18. und 19. Jahrhunderts, Band 128: Rezensionen in der Hamburg. Neuen Zeitung 1767-1771, herausgegeben von O. Fischer (1904).
 
Literatur:
 
A. M. Wagner: H. W. G. u. der Sturm u. Drang, 2 Bde. (1920-24);
 K. Gerth, in: Dt. Dichter des 18. Jh., hg. v. B. von Wiese (1977).
 
 2) Kurt, Kunsthistoriker, * Chemnitz 23. 7. 1886, ✝ Würzburg 2. 11. 1968; war 1919-24 Professor in Halle (Saale), 1949-54 in Würzburg. Gerstenberg forschte auf verschiedenen Gebieten der europäischen Kunstgeschichte; bedeutend sind v. a. seine Untersuchungen zur Kunst des Mittelalters.
 
Werke: Die deutsche Sondergotik (1913); Das Ulmer Münster (1926); Die Wandgemälde der deutschen Romantiker im Casino Massimo zu Rom (1934, mit P. O. Rave); Tilman Riemenschneider (1941); Claude Lorrain (1952).

Universal-Lexikon. 2012.