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Huysmans
Huysmans
 
[niederländisch 'hœi̯smans, französisch ɥis'mãs],
 
 1) Joris-Karl, eigentlich Georges Charles Huysmans, französischer Schriftsteller flämischer Abstammung, * Paris 5. 2. 1848, ✝ ebenda 12. 5. 1907; ursprünglich Anhänger des Naturalismus und Mitglieder des Kreises von Médan (um É. Zola); mit seinem Hauptwerk, dem Roman »À rebours« (1884; deutsch »Gegen den Strich«), in dem die Flucht eines übersensiblen Menschen in eine artifizielle Welt raffinierter Kunst- und Sinnesgenüsse dargestellt wird, wurde er zu einem bedeutenden Vertreter der dekadenten Literatur. Nach kurzfristigem Interesse für Okkultismus und schwarze Magie wandte er sich in seinen späteren Werken einem ästhetisierenden Katholizismus zu; 1892 konvertierte er zum Katholizismus, seit 1899 lebte er als Laienbruder in einem Trappistenkloster.
 
Weitere Werke: Romane: Marthe. Histoire d'une fille (1876); Les sœurs Vatard (1879); En ménage (1881; deutsch Der Junggeselle); Là-bas (1891; deutsch Tief unten); En route (1895; deutsch Vom Freidenkertum zum Katholizismus); La cathédrale (1898; deutsch Die Kathedrale).
 
Erzählung: À vau-l'eau (1882; deutsch Stromabwärts).
 
Essays: Trois églises et trois primitifs (herausgegeben 1908; deutsch Geheimnisse der Gotik).
 
Ausgabe: Œuvres complètes, 18 Bände in 23 Teilen (1928-34, Nachdruck 1972).
 
Literatur:
 
F. Zayed: H., peintre de son époque (Paris 1973);
 
H., hg. v. P. Brunel u. a. (Paris 1985);
 
H. Une esthétique de la décadence, Actes du colloque 1984. .., bearb. v. A. Guyaux (Genf 1987);
 A. Vircondelet: J.-K. H. (Paris 1990);
 F. Livi: J.-K. H. »À rebours« et l'esprit décadent (ebd. 31991).
 
 2) Kamiel (Camille), belgischer Politiker, * Bilzen 26. 5. 1871, ✝ Antwerpen 25. 2. 1968; trat der sozialistischen Partei bei. 1905-22 war er Sekretär des Internationalen Sozialistischen Büros der Zweiten Internationale. 1910-65 Abgeordneter in der zweiten belgischen Kammer, wo er mit Frans van Cauwelaert (* 1880, ✝ 1961) und Louis Franck (* 1868, ✝ 1937) für die Rechte der Flamen eintrat. Im Ersten Weltkrieg spielte er auf der Konferenz der sozialistischen Parteien in Stockholm (1917) eine maßgebliche Rolle. 1933-46 war er - mit Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg - Bürgermeister von Antwerpen, 1936-39 und 1954-58 Präsident der zweiten Kammer. Als Gegner einer Rückkehr König Leopolds III. auf den Thron führte er von August 1946 bis März 1947 als Ministerpräsident eine Linksregierung. Bei den Wahlen von 1965 bewarb er sich an der Spitze einer eigenen Liste vergeblich um ein Parlamentsmandat.

Universal-Lexikon. 2012.