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Inguschetien
Inguscheti|en,
 
Ingụschi|en, amtlich Republik der Ingụschen, 1992 aus der Republik der Tschetschenen und Inguschen (Tschetschenien) hervorgegangene Teilrepublik der Russischen Föderation im zentralen Nordkaukasus, 3 200 km2, (2000) 488 200 Einwohner; Hauptstadt ist Magas. - Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Inguschen, daneben gibt es Russen und Tschetschenen. Etwa 80 000 Bewohner (Inguschen, Russen, Tschetschenen) sind Flüchtlinge aus Nordossetien und Tschetschenien. Einziger Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft. Die Industrie besteht lediglich aus zwei Industriebetrieben. Die meisten Bewohner sind arbeitslos. Durch die Bildung einer wirtschaftlichen Förderzone soll die industrielle Entwicklung begünstigt werden.
 
Geschichte:
 
Die ursprünglich in den Hochgebirgsregionen des mittleren Kaukasus lebenden Inguschen wanderten später in die Talregionen ab und siedelten u. a. am Ufer des Terek. Seit 1810 unter russischer Herrschaft, wurden sie teilweise umgesiedelt (v. a. in die Umgebung von Nasran). 1921-24 gehörte ihr Territorium zur »Autonomen Sozialistischen Sowjetischen Berg-Republik«. Das 1924 gegründete autonome Gebiet der Inguschen wurde 1934 mit dem der Tschetschenen vereinigt (1936 Umbildung des binationalen Gebiets in eine ASSR). Die dadurch beseitigte Selbstverwaltung der Inguschen war Auslöser für Aufstände (1936, 1941-43). Unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Deutschland im Zweiten Weltkrieg ließ Stalin die Inguschen und Tschetschenen 1944 nach Zentralasien deportieren und die ASSR auflösen; ein Teil der ingusch. Siedlungen (39 Dörfer im so genannten Vorort-Distrikt bei Wladiwkas und Teile der Region Malgobek) wurden Nordossetien unterstellt und blieben auch bei diesem, als die Tschetscheno-Inguschische ASSR 1957 wiederhergestellt wurde. Nachdem der tschetschenischen Teil der Republik 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hatte (Tschetschenien), wurde im Dezember 1991 in den Wohngebieten der Inguschen ein Referendum über die Schaffung einer Ingusch. Republik im Bestand der Russischen Föderation und über die Rückgabe der abgetrennten ingusch. Gebiete durchgeführt. Im Juni 1992 wurde auf Beschluss des russischen Parlaments die separate Republik der Inguschen gegründet (Gebietsstreifen im Westen der ehemaligen Tschetscheno-Inguschischen ASSR). Im Oktober 1992 brachen blutige Auseinandersetzungen zwischen der im Raum Wladiwkas (Nordossetien) lebenden ingusch. Minderheit und Osseten aus (zahlreiche Tote, Flucht der Inguschen aus Nordossetien); im November 1992 besetzten russische Truppen das Krisengbiet und auch Inguschetien. Es wurde eine Sonderverwaltung errichtet. 1993 wählte ein »Kongress der Völker Inguschetiens« Ruslan Auschew zum Präsidenten der Republik.

Universal-Lexikon. 2012.