Jụngius,
Joachim, eigentlich Jungius Jụnge, Mathematiker, Logiker und Naturforscher, * Lübeck 22. 10. 1587, ✝ Hamburg 23. 9. 1657; war 1608-14 Professor der Mathematik in Gießen. Seit 1612 in der Rechtschreibreform von W. Ratke engagiert, folgte Jungius diesem 1614 nach Augsburg und Erfurt; 1616-19 Studium der Medizin in Rostock und Padua. In den Jahren 1619-28 praktizierte Jungius zeitweise als Arzt und bekleidete Professuren für Mathematik (Rostock) und Medizin (Helmstedt). 1622 beteiligte er sich an der Gründung der ersten wissenschaftlichen Gesellschaft in Deutschland (»Societas Ereunetica«, Rostock). Seit 1628 war Jungius Professor am Akademieen Gymnasium in Hamburg und Rektor des damit verbundenen Johanneums.
Bedeutend waren Jungius' Forschungen zur Botanik, in denen er sich um Klassifikationssysteme bemühte, und zur Chemie, in denen er den Atomismus propagierte. Eine zentrale Stellung in seiner antiaristotelischen Naturwissenschaft nahm die »Phoronomie« (Kinematik) ein. Jungius entwarf noch vor R. Descartes eine Methodenlehre, die sowohl der Beobachtung als auch dem mathematischen Beweis eine wichtige Rolle bei der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung zuspricht. In die Mathematikgeschichte eingegangen ist Jungius' Beweis, dass die von G. Galilei geäußerte Vermutung, die Kettenlinie sei ein Parabelstück, falsch ist. Jungius verbesserte auch die mathematische Symbolik (Einführung der Exponentenschreibweise). Die »Logica Hamburgensis« (1635), das einzige größere von Jungius selbst veröffentlichte Werk, stellt ein wichtiges Kompendium der Logik dar.
H. Kangro: J. J.' Experimente u. Gedanken zur Begründung der Chemie als Wiss. (1968).
Universal-Lexikon. 2012.