Heilmittel; Pharmazeutikum; Mittel (umgangssprachlich); Agens (fachsprachlich); Arznei; Präparat; Arzneimittel; Medikament; Therapeutikum; Pharmakon; Gesundheitslehre
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Me|di|zin [medi'ts̮i:n], die; -, -en:1. <ohne Plural> Wissenschaft vom gesunden und kranken Organismus des Menschen, von seinen Krankheiten, ihrer Verhütung und Heilung:
die abendländische, die chinesische Medizin; sie studiert Medizin.
Zus.: Allgemeinmedizin, Apparatemedizin, Arbeitsmedizin, Gerichtsmedizin, Humanmedizin, Notfallmedizin, Reproduktionsmedizin, Schulmedizin, Sportmedizin, Tropenmedizin, Unfallmedizin, Veterinärmedizin, Zahnmedizin.
2. [flüssiges] Medikament:
eine bittere, homöopathische, wirksame Medizin; hast du deine Medizin schon genommen?
Zus.: Hustenmedizin, Pflanzenmedizin.
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Me|di|zin 〈f. 20〉
I 〈unz.〉 Wissenschaft vom kranken u. gesunden Menschen, von seiner Gesunderhaltung u. von den Krankheiten u. ihrer Heilung; Sy Heilkunde ● gerichtliche, innere \Medizin (Zweige der medizin. Wissenschaft)
II 〈zählb.; volkstüml.〉 Heilmittel, Arznei
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Me|di|zin [lat. medicina = Heilkunst, Arznei, Heilmittel]:
1) die; -: die Wissenschaft vom gesunden u. kranken Organismus einschließlich der Forschung nach Ursachen (Diagnostik), Heilung (Therapie) u. Vorbeugung (Prophylaxe) von Krankheiten. Man unterscheidet Human-, Veterinär- u. Phytomedizin;
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1. <o. Pl.> Wissenschaft vom gesunden u. kranken Organismus des Menschen, von seinen Krankheiten, ihrer Verhütung u. Heilung:
M. studieren;
ein Arzt für innere M. (der zuständig für die Erkrankung der inneren Organe ist).
2. [flüssiges] Medikament.
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Medizin
[von lateinisch ars medicina »ärztliche Kunst«] die, -, Heilkunde, die Wissenschaft vom gesunden und kranken Funktionszustand des menschlichen, tierischen und pflanzlichen Organismus, insbesondere von den Ursachen (Ätiologie) und Erscheinungsformen von Krankheiten (Pathologie), deren Erkennung (Diagnostik) und Behandlung (Therapie) sowie deren Verhütung (Prophylaxe).
Man unterscheidet Humanmedizin (Heilkunde vom Menschen), Veterinärmedizin (Tiermedizin) und Phytomedizin (Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten). Die moderne Medizin stellt ein komplexes Ganzes aus medizinischer Wissenschaft und Praxis dar; ihre exakten Grundlagen bilden die Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie), speziell in den theoretidchen Fächern wie Anatomie, Physiologie, Bakteriologie, Pharmakologie u. a. Der Humanmedizin dient außerdem die Beobachtung und Erforschung des Menschen in seiner psycho-somatischen Einheit als Erkenntnisquelle. Die Humanmedizin umfasst klinischeFachgebiete wie innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde, Gynäkologie und Geburtshilfe, Psychiatrie, Neurologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Dermatologie u. a. sowie die Rechtsmedizin; eine Sonderstellung nimmt die Zahnmedizin ein. Neben dieser so genannten Schulmedizin gibt es auch alternative Richtungen wie Homöopathie oder Naturheilverfahren.
Die archaische Medizin, die bei den Naturvölkern und in der Volksmedizin zum Teil noch heute weiterlebt, hielt sich anfangs an gewisse Erfolgserfahrungen (z. B. Kratzen der Haut, Lecken von Wunden, Öffnung von Abszessen, Entfernung von Fremdkörpern). Vielfach wurde dann der Gedanke, dass Fremdkörper als Ursache bestimmter Krankheiten anzusehen sind, auf alle Krankheiten ausgedehnt, wobei man sich Fremdkörper oft personifiziert (z. B. als Dämon) vorstellte (magisch-animistische Medizin). In der religiös-theurgischen Medizin (ab etwa dem 3. Jahrtausend v. Chr. am Nil und in Mesopotamien) lebt der Glaube an übernatürliche Ursachen der Krankheit (z. B. als von der Gottheit gesandte Strafe oder Prüfung) weiter.
Von gewissen Anfängen einer rational-empirischen Medizin in der ägyptischen (ägyptische Kultur) und babylonischen Medizin abgesehen, gab es die Vorstellung von natürlichen Krankheitsursachen innerhalb eines Systems von medizinischer Theorie und Praxis erstmals im antiken Griechenland. Die hippokratische Medizin (Hippokrates) des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. entwickelte auf der Grundlage der Elementenlehre des Empedokles die Theorie, dass Gesundheit in der normalen Mischung der vier Körpersäfte besteht (Eukrasie), während eine Abweichung davon (Dyskrasie) Krankheit hervorruft (Humoralpathologie). Andere medizinische Systeme seit der Antike sahen die Ursache von Gesundheit und Krankheit in den festen Bestandteilen des Körpers, z. B. den Atomen (Asklepiades), Poren, Fasern (Solidarpathologie), oder im Einfluss der Atemluft auf den Organismus (Pneumatiker). Der Schwerpunkt der Ärzteschule von Alexandria (ab 300 v. Chr.) lag v. a. in der anatomischen und physiologischen Forschung (z. B. erstmals systematische Sektionen). Eine Zusammenfassung der antiken Medizin unter dem Primat der Humoralpathologie erfolgte durch Galen im 2. Jahrhundert n. Chr.; durch ihn gewann die antike Medizin verbindliche Geltung im Mittelalter. Die Überlieferung der antiken Medizin fand zum großen Teil auch über die arabische Medizin statt (arabische Wissenschaft, v. a. 9. bis 13. Jahrhundert); die Aufnahme durch das Abendland lief ab dem 11. Jahrhundert hauptsächlich über die Schulen von Salerno und Toledo. Die scholastische Medizin des Hochmittelalters bestand v. a. in der Kommentierung der antiken und arabischen Autoren; die mittelalterliche Medizin war durch Hospitäler zur karitativen Krankenpflege (noch nicht zur Ausbildung von Ärzten) gekennzeichnet.
Die Machtlosigkeit gegenüber epidemischen Krankheiten (v. a. der Pest seit dem 14., der Syphilis seit Ende des 15. Jahrhunderts) nährte Zweifel an der überlieferten Medizin. Einen Höhepunkt erreichte diese Kritik zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch Paracelsus, dem allerdings keine Erneuerung der Medizin von Grund auf gelang. Die eigentliche Korrektur der galenischen Medizin und damit die Begründung der neuzeitlichen Medizin geschah von den theoretischen Grundlagen der Medizin her: 1543 veröffentlichte A. Vesalius das erste moderne anatomische Lehrbuch, »De humani corporis fabrica« (mit anatomischen Tafeln von J. S. van Kalkar), basierend auf systematischen Sektionen menschlicher Leichen, und W. Harvey konnte 1628 den großen Blutkreislauf nachweisen, womit er die Physiologie als experimentelle und quantifizierende Wissenschaft begründete. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es die Pathologie als theoretische Grundlage der klinischen Medizin. G. B. Morgagni (1761) suchte die Ursache von Krankheitssymptomen in den Organen, M. F. X. Bichat (1801) in den Geweben. Höhepunkt dieses lokalistischen Denkens ist R. Virchows Zellularpathologie (1858); diese erfuhr in der Bakteriologie, die ihrerseits Grundlage für Serum- und Chemotherapie wurde, eine wichtige Ergänzung.
Das Konzept der Lokalisation von Krankheiten wurde in der klinischen Diagnostik im 18. und 19. Jahrhundert durch die Perkussion und Auskultation, seit Ende des 19. Jahrhunderts v. a. durch die Röntgenstrahlen entscheidend verbessert. Dadurch wurde auch eine exakte lokalistische Therapie möglich; Prototyp hierfür ist der Aufschwung der Chirurgie im 19. Jahrhundert, wesentlich darüber hinaus gefördert durch Antisepsis, Asepsis und Narkose.
Zentren der klinischen Medizin waren im 16. Jahrhundert Padua, im 17. und 18. Jahrhundert Leiden und Wien, im 19. Jahrhundert Paris, Wien und Berlin. - Die Spezialisierung der klinischen Medizin in viele Einzeldisziplinen institutionalisierte sich im 19. Jahrhundert; sie ist Ausdruck des Aufschwungs der Medizin durch konsequente Anwendung naturwissenschaftlicher Denkweisen und Methoden. Für die Ausbildung des Arztes wurde ein Universitätsstudium vorgeschrieben.
Entscheidende Fortschritte gelangen im 20. Jahrhundert auf dem Gebiet der Pharmakologie durch den rationalen Einsatz von chemisch definierten und zum Teil synthetisierten Stoffen zur Behandlung krankhafter Zustände (z. B. von Herzinsuffizienz und bestimmten Krebsarten, v. a. Leukämie). Die Entdeckung der Sulfonamide sowie des Penicillins und anderer Antibiotika wurde bahnbrechend für die Heilerfolge bei bakteriellen Erkrankungen. Bedeutende Weiterentwicklungen fanden in sämtlichen operativen Disziplinen (Neuro-, Thorax-, Transplantationschirurgie) und im Bereich der Immunologie statt (Abschwächung von Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen, erste Fortschritte bei der Behandlung von Autoimmunkrankheiten). Durch Schutzimpfungen sind bestimmte Viruserkrankungen wie Kinderlähmung und Pocken stark zurückgegangen beziehungsweise ausgerottet.
Die medizinische Diagnostik wurde durch Ultraschall, Computer- und Kernspintomographie, szintigraphische Verfahren, Endoskopie, immunologische und molekularbiologische Methoden verfeinert. In den letzten Jahrzehnten ist, durch die gestiegene Lebenserwartung und den technischen Fortschritt im Allgemeinen bedingt, eine regelrechte »Prothesenmedizin« entstanden (Hörgeräte, Herzklappen, Gelenkersatz). Trotz öffentlicher kritischer Diskussionen um die Gentechnologie und die Stammzellforschung (Stammzellen) wird die Einführung molekulargenetischer Behandlungsprinzipien mit großer Wahrscheinlichkeit die naturwissenschaftlich orientierte Medizin des 21. Jahrhunderts erheblich verändern. - Mit der »Einführung des Subjekts in die Medizin« (V. von Weizsäcker) wurden zudem neue Bereiche psychosozialen Krankseins erschlossen; Fächer wie medizinische Psychologie, Psychosomatik, Medizinsoziologie und Umweltmedizin werden inzwischen in die Medizin einbezogen und stellen ein Gegengewicht zu einer rein naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise des Menschen dar. Entsprechend dem Wandel der Krankheiten in den Industrieländern, in denen die Infektionskrankheiten von chronischen »Zivilisationskrankheiten« abgelöst werden, findet auch ein Wandel im Aufgabenbereich der Medizin statt: Beratung, Prävention, Erforschung von Risikofaktoren, aber auch Rehabilitation gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Obwohl das 20. Jahrhundert der Medizin große Fortschritte in Diagnostik und Therapie gebracht hat, werden u. a. bei der Behandlung von Erbkrankheiten oder Krebs und bei der Bekämpfung von Aids die gegenwärtigen Grenzen der Medizin deutlich. - Die zunehmende Technisierung im Rahmen einer verfeinerten Diagnostik und in der Intensivtherapie haben zur Kritik an der so genannten Apparatemedizin geführt und die Frage aufgeworfen, ob alles, was medizinisch machbar, auch ethisch verantwortbar ist (medizinische Ethik).
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Anästhesie · Antibiotika · Arzt · Chirurgie · Gesundheit · griechische Medizin · Infektionskrankheiten · innere Medizin · Krankheit · Lasermedizin · minimalinvasive Chirurgie · Naturheilkunde
H. E. Sigerist: Große Ärzte (61970);
Real-Lex. der M. u. ihrer Grenzgebiete, 5 Bde. (Neuausg. 1977);
C. Lichtenthaeler: Gesch. der M. Eine Reihenfolge ihrer Epochen-Bilder u. der treibenden Kräfte ihrer Entwicklung, 2 Bde. u. Erg.-Bd. (1-41987-88);
A. Krug: Heilkunst u. Heilkult. M. in der Antike (21993);
E. Seidler: Gesch. der M. u. der Krankenpflege (61993);
Meilensteine der M., hg. v. H. Schott(1996);
M. E. Ring: Gesch. der Zahn-M.(1997);
W. U. Eckart: Gesch. der M. (42000).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Verantwortung des Arztes im 21. Jahrhundert
Infektionskrankheiten: Alte Feinde auf dem Rückzug
Medizin: Die Biotechnik eröffnet neue Wege
Medizin: Zwischen Chancen, Ethik und Finanzierbarkeit
Hippokrates und die griechische Medizin: Die Lehre von den vier Säften
indische Wissenschaften und Heilkunde
Medizin und Magie: »Notwendige Kunst«
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Me|di|zin, die; -, -en [lat. (ars) medicina = Arznei(kunst), Heilkunst, zu: medicus = Arzt]: 1. <o. Pl.> Wissenschaft vom gesunden u. kranken Organismus des Menschen, von seinen Krankheiten, ihrer Verhütung u. Heilung: M. studieren; die verschiedenen Fachbereiche der M.; ein Arzt für innere M. (der zuständig für die Erkrankung der inneren Organe ist). 2. [flüssiges] Medikament: die M. schmeckt bitter, wirkt schnell; M. nehmen. Ü dieser Misserfolg war für sie eine heilsame M. (lehrreiche Erfahrung).
Universal-Lexikon. 2012.