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Maimonides
Maimonides,
 
Moses, eigentlich Maimonides ben Maimon, genannt RaMbaM, arabischer Name Abu Imran Musa Ibn Maimun Ibn Ubaid Allah, jüdischer Philosoph, Gelehrter und Arzt, * Córdoba 30. 3. 1138, ✝ Fustat (heute Kairo) 13. 12. 1204. Nach der Eroberung Córdobas durch die Almohaden 1148 floh seine Familie 1159 nach Fès (Marokko), 1165 über Palästina nach Ägypten. Hier wirkte Maimonides als Arzt (Hofarzt des Sultans Saladin) und als Vorsteher (Nagid) der jüdischen Gemeinschaft. Sein Leichnam soll in Tiberias bestattet worden sein, wo sein Grab noch heute gezeigt wird. - Maimonides gilt als der bedeutendste jüdische Religionsphilosoph des Mittelalters. Zugleich genießt er als Kodifikator des jüdischen religiösen Gesetzes, der Halacha, höchste Anerkennung. Seine Hauptwerke sind: 1) der Kommentar zur Mischna, der in arabischer Sprache geschrieben und später ins Hebräische übersetzt wurde. In der Einleitung zum Traktat »Sanhedrin Mischna« fasste er die jüdische Lehre in 13 Glaubensartikeln zusammen, die später Aufnahme in das jüdische Gebetbuch gefunden haben; 2) »Mischne thora« (Wiederholung des Gesetzes), in dem er in 14 Büchern das religiöse Gesetzes- und Traditionsgut systematisiert; 3) »Sefer hammizwot« (Buch der Gebote), das von den 248 Geboten und 365 Verboten der Thora handelt; 4) »Dalalat al-Chairin«, hebräisch »Morenevukim« (Führer der Unschlüssigen, Verwirrten). Das ursprünglich in arabischer Sprache geschriebene philosophische Hauptwerk, an dem Maimonides seit 1176 15 Jahre gearbeitet hat, wurde von Samuel Ibn Tibbon noch zu Lebzeiten Maimonides' ins Hebräische übertragen. In diesem zentralen Werk der jüdischen Religionsphilosophie sucht Maimonides einen Ausgleich zwischen Aussagen des Aristotelismus und jüdischen Glaubenslehren herbeizuführen, wobei er auch neuplatonische Elemente übernimmt. Maimonides hebt rationalistisch die grundsätzliche Übereinstimmung von Vernunft und Glauben hervor und strebt danach, den Menschen von jeder Selbstentfremdung (Aberglauben, Irrationalismus) zu befreien. Nach seinem Tod entbrannte um dieses Werk ein heftiger Streit zwischen Anhängern und Gegnern des Maimonides, bei dem sich die Letzteren gegen die ihrer Ansicht nach zu einseitige philosophische Interpretation religiöser Grundlehren wandten. Maimonides hat auf die christliche Scholastik stark eingewirkt, v. a. auf Thomas von Aquino und Albertus Magnus, später dann auf B. de Spinoza und G. W. Leibniz.
 
Ausgabe: M. Maimonides. Führer der Unschlüssigen, übersetzt und kommentiert von A. Weiss, 2 Bände (Neuausgabe 1972).
 
Literatur:
 
A. J. Heschel: M. Eine Biogr. (1935, Nachdr. 1992);
 D. J. Silver: Maimonidean criticism and the Maimonidean controversy: 1180-1240 (Leiden 1965);
 Johann Maier: Gesch. der jüd. Religion (1972);
 S. Gehlhaar: Prophetie u. Gesetz bei Jehudah Hallevi, M. u. Spinoza (1987);
 F. W. Niewöhner: M. Aufklärung u. Toleranz im MA. (1988);
 B. W. Strassburger: M. Sein Leben u. sein Werk (1991);
 G. Scherer: Philosophie des MA. (1993).

Universal-Lexikon. 2012.