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Masaccio
Masaccio
 
[ma'zattʃo], eigentlich Tommaso di Giovanni di Simone Guidi, italienischer Maler, * San Giovanni Valdarno (bei Arezzo) 21. 12. 1401, ✝ Rom vor dem 20. 12. 1429. Seit 1422 in Florenz nachweisbar, gilt Masaccio als der Begründer der Renaissancemalerei. Laut G. Vasari Schüler von Masolino, doch setzte die gemeinsame Tätigkeit vermutlich erst 1424 ein; die Stilunterschiede ihrer Beiträge, deren Zuschreibung in der Forschung lange umstritten war, lassen die Neuerungen Masaccios gegenüber der schönlinigen Eleganz Masolinis revolutionär hervortreten. In direktem Rückgriff auf Giotto und angeregt von den neuartigen Gestaltungsprinzipien F. Brunelleschis und Donatellos, mit denen er befreundet war, entwickelte er für seine religiösen Inhalte eine kraftvoll-monumentale Bildsprache, die die traditionelle gotische Malerei überwand. Er gelangte durch Anwendung der Zentralperspektive und einheitlich von einer Lichtquelle ausgehenden Lichtführung zu einer klaren Erfassung des Raumes, dem er Weite und Tiefe gab. Seinen Gestalten verlieh er durch Licht und Schatten plastische, wuchtige Körperlichkeit und durch ausdrucksstarke Gestik Lebensnähe, Würde und menschliche Größe. Das Dreifaltigkeitsfresko in Santa Maria Novella (um 1426-28; Bild Florentiner Malerschule) stellt die Heilige Dreifaltigkeit, Maria und Johannes in der Golgathakapelle dar, davor auf einer Stufe die Stifter und als Unterbau die Krypta mit dem Skelett Adams; es verbindet durch diesen Stufenaufbau und die Anwendung einer diesen gesamten Aufbau umfassenden Zentralperspektive den Bildraum mit dem realen Raum des Betrachters in illusionistischer Weise und war von bahnbrechender Bedeutung sowohl für die nachfolgende Wandmalerei als auch für die Entwicklung des Altars.
 
Weitere Werke: Heilige Anna selbdritt (mit Masolino, um 1424/25; Florenz, Uffizien); Altarwerk aus Santa Maria del Carmine in Pisa (1426; Tafeln u. a. in Museen in London, Neapel, Berlin); Fresken mit Szenen aus dem Leben Petri und der Genesis in der Brancaccikapelle in Santa Maria del Carmine, Florenz (mit Masolino, wohl ab 1426; vollendet von Filippino Lippi).
 
Literatur:
 
J. H. Beck: M., the documents (Locust Valley, N. Y., 1978);
 L. Berti u. M. Baldini: M. (a. d. Ital., 1988);
 O. Casazza: M. u. die Brancacci-Kapelle (a. d. Ital., Florenz 1990);
 F. Huber: Das Trinitätsfresko von M. u. Filippo Brunelleschi in Santa Maria Novella zu Florenz (1990);
 T. Krämer: Florenz u. die Geburt der Individualität. Ghiberti, Brunelleschi, Donatello, M. (1992);
 R. Longhi: Masolino u. M. Zwei Maler zw. Spätgotik u. Renaissance (a. d. Ital., 1992);
 U. Baldini u. O. Casazza: Die Brancacci-Kapelle. Fresken von M., Masolino, Filippino Lippi in Florenz (a. d. Ital., 1994).
 

Universal-Lexikon. 2012.