Nịschnij Nọwgorod,
Nižnij Nọvgorod [niʒ-], 1932-90 Gọrkij (nach M. Gorkij), Gebietshauptstadt in Russland, an der Mündung der Oka in die Wolga, mit 1,36 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt Russlands; eines der wichtigsten russischen Wirtschafts- und Kulturzentren; Sitz des russisch-orthodoxen »Metropoliten von Nischnij Nowgorod und Arsamas«; Universität, TU, Pädagogische Universität, Akademie für Architektur und Bauwesen, Wolga-Akademie für Verkehrswesen, Konservatorium, medizinische, pädagogische und landwirtschaftliche Hochschule, zahlreiche Forschungsinstitute, Museen (besonders Kunst-, Naturgeschichtliches, Landes-, Gorkij-, Freilichtmuseum), Philharmonie, fünf staatliche Theater, Puppentheater, zoologischer Garten; alljährlich Sacharow-Musikfestival. Nischnij Nowgorod ist ein wichtiges Handelszentrum (1817-1930 und seit 1990 wieder Handelsmesse); mit Werft (seit 1849), Pkw-, Lkw-, Maschinen-, Flugzeug-, Dieselmotoren-, Stahlbau, Erdölraffinerie, chemische und petrochemische Industrie, vielseitige Leicht- sowie Nahrungsmittelindustrie. Als eines der Zentren der Rüstungsindustrie war Nischnij Nowgorod unter der Sowjetmacht für Ausländer nicht zugänglich (»geschlossene Stadt«); Binnenhafen, Verkehrsknotenpunkt, internationaler Flughafen. Seit 1985 hat Nischnij Nowgorod eine U-Bahn. Etwa 35 km oberhalb der Stadt bei Gorodez (Namensgeber für die vorgeschichtlichen Siedlungen Gorodischtsche) liegen der 440 km lange Nischnij-Nowgorod-Wolgastausee (1 590 km2) und das Nischnij-Nowgorod-Wasserkraftwerk (Leistung: 520 MW), im Gebiet Nischnij Nowgorod die geheime Atomstadt Arsamas-16 (Arsamas).
Der aus dem 14. Jahrhundert stammende, 1500-11 ausgebaute Kreml ist mit seinen 12 (ehemals 13) Türmen und seiner 2 045 m langen Mauer der größte Russlands. Mitte des 17. Jahrhunderts Gründung von Klöstern (Höhlenkloster, Verkündigungskloster u. a.), die charakteristische Baugruppen bilden. 1718 Vollendung der Kirche Mariä Geburt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Altstadtsanierung reguliert und ein System von Radial- und Halbkreisstraßen geschaffen.
Die Stadt, 1221 als Grenzfestung des Fürstentums Wladimir-Susdal gegründet, seit 1350 Residenz eines selbstständigen Fürstentums, entwickelte sich schon früh zu einem bedeutenden Handels- und Kulturzentrum. 1392 von Moskauer Truppen erobert, war sie ein strategisch wichtiger Punkt in den Auseinandersetzungen mit dem Khanat Kasan und wurde daher 1508-11 unter Wassilij III. zur Festung ausgebaut. Mit der Verlegung einer der bedeutendsten Handelsmessen Russlands vom nahe gelegenen Makarewkloster nach Nischnij Nowgorod (1817) begann ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung.
Universal-Lexikon. 2012.