Akademik

Thälmann
Thälmann,
 
Ernst, Politiker, * Hamburg 16. 4. 1886, ✝ (ermordet) KZ Buchenwald 18. 8. 1944; Transportarbeiter; trat 1903 der SPD und 1918 der USPD bei, deren Vorsitzender er 1919 wurde. Zugleich war er Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. 1920 trat er mit dem linken Flügel der USPD zur KPD über. 1924 übernahm er die Leitung des Roten Frontkämpferbundes. Bei den heftigen innenparteilichen Richtungskämpfen unterstützte er die Parteiliste um Arkadij Maslow (* 1891, ✝ 1941) und Ruth Fischer, die unter der Losung der »Bolschewisierung« der Partei den Marxismus leninscher Prägung fest verankern wollte und 1924 die Führung der KPD übernahm. Nachdem Maslow und Fischer als »Linksabweichler« unter dem Druck Stalins aus der Parteiführung entfernt worden waren, wurde Thälmann zum Vorsitzenden der KPD gewählt. Unter seiner Führung vollzog sich nun die Gleichschaltung der KPD mit der KPdSU und ihre Unterordnung unter das stalinistische System. In Anlehnung an den Personenkult Stalins wurde Thälmann als »unfehlbarer Führer« der KPD herausgestellt. Mit volkstümlicher Beredsamkeit vertrat er die politische Linie der KPD, die innenpolitisch in der SPD ihren Hauptgegner sah (»Sozialfaschismus«). Seit 1924 Mitglied des Reichstags, kandidierte er 1925 und 1932 für das Amt des Reichspräsidenten (1925: etwa 7 %, 1932: etwa 10 % der Stimmen im zweiten Wahlgang). 1933 wurde Thälmann bei der Verfolgung der KPD durch die Nationalsozialisten verhaftet und später im KZ Buchenwald ermordet. - Auf der Basis neu zugänglichen Akten erwiesen sich inzwischen manche Legenden der SED-Geschichtspropaganda als Fälschungen.
 
Literatur:
 
H. Weber: Von Rosa Luxemburg zu Walter Ulbricht. Wandlungen des dt. Kommunismus (1961);
 
E. T. Bilder, Dokumente, Texte, hg. v. G. Hortzschansky u. a. (1986);
 H. Hannover: Der Mord an E. T. (1989);
 T. Gabelmann: T. ist niemals gefallen? Eine Legende stirbt (1996).

Universal-Lexikon. 2012.