Großherzogtum Luxemburg; Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg
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1Lụ|xem|burg; -s:
belgische Provinz.
2Lụ|xem|burg; -s:
Staat in Mitteleuropa.
3Lụ|xem|burg:
Hauptstadt von ↑ 2Luxemburg.
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I Lụxemburg,
Fläche: 2 586 km2
Einwohner: (2001) 441 100 Einwohnern.
Hauptstadt: Luxemburg
Amtssprachen: Französisch, Luxemburgisch, Deutsch
Nationalfeiertag: 23. 6.
Zeitzone: MEZ
französisch Luxembourg [lyksã'buːr], amtlich luxemburgisch Groussherzogtom Lẹ̈tzebuerg, französisch Grand-Duché de Luxembourg [grãdy'ʃe də -], deutsch Großherzogtum Luxemburg, Staat in Westeuropa, grenzt im Osten an Deutschland, im Westen an Belgien, im Süden an Frankreich; mit 2 586 km2 etwas größer als das Saarland, die (2001) 441 100 Einwohner von Luxemburg entsprechen etwa der Bevölkerungszahl von Dresden; Hauptstadt ist Luxemburg. Amtssprachen sind Französisch, Luxemburgisch und Deutsch. Währung: 1 Euro (EUR, ) = 100 Cents. Zeitzone: MEZ.
Staat und Recht:
Nach der Verfassung vom 17. 10. 1868, die mehrfach, u. a. 1919 (Verankerung der Volkssouveränität, Einführung des allgemeinen Wahlrechts) und 1956 (Möglichkeit der Übertragung von Souveränitätsrechten auf internationale Institutionen) wesentlich revidiert wurde, ist Luxemburg eine konstitutionelle Erbmonarchie. Staatsoberhaupt ist der Großherzog. Er hat das Recht auf Gesetzesinitiative, verfügt über ein Vetorecht im Gesetzgebungsverfahren sowie ein Verordnungsrecht und kann das Parlament auflösen. Die gesetzgebende Gewalt wird von der Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés) ausgeübt, deren 60 Abgeordnete in vier Wahlbezirken (Nord, Süd, West und Zentrum) nach dem Verhältniswahlsystem für fünf Jahre gewählt werden. Aktiv wahlberechtigt sind alle Bürger Luxemburgs, die das 18. Lebensjahr, passiv wahlberechtigt sind alle Luxemburger, die das 21. Lebensjahr vollendet haben. Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Premierministers; die Mitglieder des Kabinetts werden vom Großherzog ernannt und sind dem Parlament verantwortlich. Neben Parlament und Regierung fungiert der Staatsrat (21 vom Großherzog auf Lebenszeit ernannte Mitglieder) als oberstes Verwaltungsgericht mit Beratungsfunktionen und gewissen legislativen Befugnissen, dessen Beschlüsse vom Parlament überstimmt werden können.
Parteien:
Einflussreichste Parteien im Rahmen des Mehrparteiensystems sind der Parti Chrétien Social (PCS; deutsche Christlich-Soziale Volkspartei, Abkürzung CSV; gegründet 1914 als Partei der Rechten), der Parti Démocratique (PD; deutsch Demokratische Partei, Abkürzung DP; gegründet 1916, liberal-bürgerlich), der Parti Ouvrier Socialiste Luxembourgeois (POSL; deutsch Luxemburg. Sozialistische Arbeiterpartei, Abkürzung LSAP; gegründet 1902, eng mit dem Gewerkschaftsbund Confédération Générale du Travail du Luxembourg, Abkürzung CGT, verbunden), das Comité d'Action pour la Démocratie et la Justice (CADJ; deutsch Aktionskomitee für Demokratie und Rentengerechtigkeit, Abkürzung ADR; gegründet 1989) und die Umweltpartei Déi Gréng Alternativ (gegründet 1983).
Dachverband der einflussreichen Gewerkschaften (rd. 60 % der Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert) ist die Confédération Générale du Travail du Luxembourg (CGT; gegründet 1927; 51 000 Mitglieder).
Das Wappen zeigt im silbern-blau zehnmal geteilten Schild den roten, golden gekrönten und bewehrten, zweischwänzigen Löwen des Hauses Limburg. Auf dem von zwei Löwen gehaltenen Schild ruht eine offene Königskrone. Diese erinnert an die Dynastie der Luxemburger, die seit Heinrich VII. mehrmals die deutsche Königskrone innehatte. Der Schild wird von einem gelben, mit zwei grünen Längsstreifen versehenen Band umschlungen, an dem das Abzeichen des Ordens der Eichenkrone hängt. Der Wappenmantel ist von einer Herzogskrone bekrönt.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 23. 6.
Luxemburg ist in drei Distrikte, diese in zusammen zwölf Kantone und diese in insgesamt 118 mit Verwaltungsautonomie ausgestattete Gemeinden gegliedert.
Zivil- und Handelsrecht beruhen auf den napoleonischen Gesetzbüchern; auf neuen Stand gebracht ist insbesondere das Familienrecht des Code civil. Gesetzgebung und Rechtsentwicklung folgen dem französischen, in wenigen Bereichen (Verfassung, Straf- und Gesellschaftsrecht) eher dem belgischen Recht; Steuer- und Sozialversicherungsrecht beruhen auf deutsches Recht. Zunehmenden Einfluss erlangt das Recht der Europäischen Union. — Die ordentliche Gerichtsbarkeit umfasst auf unterer Stufe für kleine Zivil-, Handels- und Strafsachen die Friedensgerichte in Luxemburg, Esch an der Alzette und Diekirch; darüber stehen mit umfassender erstinstanzlicher Zuständigkeit die Distriktgerichte in Luxemburg und Diekirch. Besondere Rechtszüge bestehen für Arbeits- und Sozialrecht. An der Spitze der Gerichtsbarkeit steht der Oberste Gerichtshof mit Berufungs- und Kassationsgericht. Ein Verwaltungsgericht und als höchste Instanz ein Oberverwaltungsgericht wurden 1996 neu geschaffen und ersetzen die Streitabteilung des Staatsrates. Gleichzeitig neu errichtet ist ein Verfassungsgericht für die Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen.
Seit Abschaffung der Wehrpflicht Mitte 1967 unterhält Luxemburg eine Freiwilligenarmee (Mindestdienstdauer drei Jahre) mit einer Gesamtstärke von rd. 850 Soldaten, die im Centre d'Instruction Militaire in Diekirch zusammengefasst sind. Eine weitere bewaffnete Kraft ist die etwa 500 Mann starke Gendarmerie. Die Ausrüstung der im Wesentlichen aus einem leichten Infanteriebataillon bestehenden Armee umfasst ausschließlich leichte Waffen. - Luxemburg ist Mitglied der NATO sowie der WEU. Eine Kompanie (panzerabwehrstarke Aufklärungseinheit) steht für Einsätze im Rahmen der AMF beziehungsweise für das Eurokorps ständig zur Verfügung. Die in Geilenkirchen bei Aachen stationierten Frühwarnflugzeuge der NATO (AWACS) sind in Luxemburg registriert. Das Land verwendet knapp 3 % der Staatsausgaben für die Verteidigung.
Landesnatur und Bevölkerung:
Luxemburg gliedert sich in zwei unterschiedliche Landschaften. Das Ösling (Éisslek, Islek) im Norden ist ein Teil der Ardennen und umfasst 32 % des Landes. Es handelt sich um eine aus devonischen Sandsteinen und Schiefern aufgebaute Rumpfflächenlandschaft (im Allgemeinen 400-500 m über dem Meeresspiegel, höchste Erhebung 559 m über dem Meeresspiegel) mit tief eingeschnittenen, windungsreichen Tälern der Sauer, Clerf, Wiltz und Our. - Der südliche Teil (68 % des Landes), das von der Alzette entwässerte Gutland mit Schichten vom Buntsandstein bis zum Dogger, bildet einen Teil der Trier-Luxemburger-Bucht, des nordöstlichen Pariser Beckens und des lothringischen Schichtenstufenlandes. Die Eisenerz (Minette) führenden Kalkschichten des Dogger verlaufen von Nordwesten nach Südosten, bis sie sich bei Düdelingen nach Süden wenden. An der Grenze zum Saarland und zu Rheinland-Pfalz verläuft das Moseltal.
Das Klima gehört zum maritim-kontinentalen Übergangstyp. Dem rauen Ösling stehen im mittleren und südlichen Landesteil Durchschnittstemperaturen von 1 ºC im Januar und 17 ºC im Juli gegenüber.
Das Ösling hat ausgedehnte Nadel- und Mischwälder sowie Grünflächen und Grünlandflächen. Grenzübergreifend wurde der Deutsch-Luxemburgische Naturpark eingerichtet. Im Ösling ist die klimatische Vegetationszeit um mehrere Wochen kürzer als im Gutland. Die Höhen der Schichtstufen des Gutlandes tragen Eichen- und Buchenwälder, sonst sind Acker- und Grünlandflächen charakteristisch. Im Moseltal gedeihen Obst und Wein.
2000 setzte sich die Gesamtbevölkerung von 435 700 aus Luxemburgern und 159 400 Ausländern (36,6 %) zusammen. Davon waren 35,8 % Portugiesen, 12,6 % Italiener, 11,8 % Franzosen, 9,1 % Belgier und 6,6 % Deutsche. Die Geburtenziffer beträgt (2000) 13,1 %, die Sterbeziffer 8,6 ‰; der Geburtenüberschuss von 4,5 % ergibt sich aufgrund des höheren Geburtenniveaus bei einem Teil der ausländischen Bevölkerung. Der Anteil der städtischen Bevölkerung liegt bei (1997) 90 %; in der Hauptstadt leben (2000) 19 % der Gesamtbevölkerung - Das Luxemburgische (Letzebuergesch), eine moselfränkische Mundart (deutsche Mundarten) und die Umgangssprache aller Bevölkerungsschichten, wurde 1984 (Sprachengesetz) zur Nationalsprache erklärt, Amtssprachen sind Französisch, Deutsch und Luxemburgisch.
Es besteht Religionsfreiheit. Als Hauptkonfessionen sind das katholische, reformierte und jüdische Bekenntnis staatlich anerkannt. Die anderen protestantischen Kirchen, Gemeinschaften und Gemeinden haben den Status juristischer Personen. Das großherzogliche Haus bekennt sich zur katholischen Konfession, die mit über 94 % auch das Bekenntnis der Bevölkerungsmehrheit ist. Die Diözese Luxemburg wurde 1870 als exemtes Bistum errichtet und ist seit 1988 Erzbistum. Über die Hälfte der Protestanten (rd. 4 500) gehört der (reformierten) »Evangelische Kirche im Großherzogtum Luxemburg« an, die übrigen verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (Mennoniten, Pfingstler u. a.). - Die jüdische Gemeinde (bereits im 13. Jahrhundert bestehend; 1794/95 neu konstituiert) zählt einige hundert Mitglieder. Die meisten luxemburgischen Juden wurden 1940-45 Opfer des Holocaust.
Allgemeine Schulpflicht besteht vom 6. bis zum 15. Lebensjahr; Unterrichtssprachen sind Deutsch und ab dem 2. Schuljahr zusätzlich Französisch. Die Primarschule umfasst sechs Jahre, woran zwei Schullaufbahnen anschließen: der technische Weg mit mindestens drei weiteren Schuljahren oder der insgesamt siebenjährige allgemein bildende, bei dem sich nach einem Orientierungsschuljahr zwei Zweige (alte und neue Sprachen) zur Wahl stellen. Die Alphabetisierungsquote beträgt 99 %. Luxemburg besitzt ein Centre Universitaire, dem u. a. ein internationales Universitäts-Institut für Graduiertenstudium angeschlossen ist, zwei Konservatorien, ein Institut Supérieure de Technologie, verschiedene Lycées techniques (Fachschulen) und ein Europäisches Institut für Fernstudien (Datenverarbeitung).
Die größte der in Luxemburg erscheinenden Tageszeitungen ist das »Luxemburger Wort/La Voix du Luxembourg« (gegründet 1848, katholisch, der CSV/PCS nahe stehend; Auflage 87 000; die französische Ausgabe erscheint seit Oktober 2001 als eigenständiges Blatt). In der Hauptstadt kommen außerdem das »Lëtzebuerger Journal« (liberales Organ der DP/PD), die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« (KPL-Organ) und die Luxemburgausgabe der französischen Zeitung »Le Républicain Lorrain« (Metz) heraus; in Esch an der Alzette erscheint das der sozialistischen Partei LSAP/POSL nahe stehende »Tageblatt/Zeitung fir Lëtzebuerg«. Anfang 2002 startete ausschließlich in französischer Sprache das unabhängige Blatt »Le quotidien«. - Rundfunk: Der in Luxemburg ansässige Medienkonzern RTL Group S. A. ist Europas größter privater Betreiber von Fernseh- und Hörfunksendern. Über die von dem luxemburgischen Konsortium Société Européenne des Satellites (SES) 1988-97 in Umlauf gebrachten Fernsehsatelliten Astra 1 A bis Astra 1 G (Astra) werden mehrere Hundert digitale und analoge Rundfunkkanäle ausgestrahlt, die europaweit rd. 78 Mio. Haushalte erreichen.
Wirtschaft und Verkehr:
Luxemburg gehört zu den hoch entwickelten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften der EU. Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1998) 45 100 US-$ hat Luxemburg das höchste Pro-Kopf-Einkommen der EU-Staaten. Mit Belgien bildet Luxemburg die Belgisch-Luxemburg. Wirtschaftsunion (UEBL).
Der Wirtschaftspolitik ist es seit 1983 gelungen, die frühere Stärke der luxemburgischen Volkswirtschaft, die in den 70er-Jahren als Folge der beiden weltweiten »Erdölkrisen« verloren gegangen war, wiederherzustellen. Dank der Ansiedlung neuer Industriebetriebe und einer Strukturpolitik insbesondere zugunsten des Finanzdienstleistungssektors konnte die Krise der Schwerindustrie überwunden werden. Auch in den 90er-Jahren waren die wirtschaftlichen Probleme vergleichsweise gering. Die Wachstumsrate des BIP betrug zwischen zwischen 1997 und 2000) im Mittel 7,1 %. Die Inflation lag 2000 bei 3,2 %, die Arbeislosenquote bei 2,6 %. Um die Kapazitätsengpässe auf dem inländischen Arbeitsmarkt abzubauen, muss Luxemburg auf ausländische Arbeitskräfte zurückgreifen: 2000 waren 32,5 % der nichtselbstständigen Erwerbstätigen Grenzgänger aus dem Ausland. Insgesamt sind (1998) 66 % der nichtselbstständigen Erwerbstätigen ausländischen Arbeitnehmer (v. a. aus Frankreich, Portugal, Belgien und Deutschland).
Knapp die Hälfte der Landfläche wird landwirtschaftlich genutzt (2000: 127 643 ha); rd. 61 000 ha werden als Ackerland, rd. 65 000 ha als Wiesen und Weiden, 1 250 ha als Rebland und 206 ha als übrige Sonderkulturen ausgewiesen; 89 000 ha (34,4 % der Gesamtfläche) sind bewaldet (zu 46 % mit Laubwäldern). Addiert man die Flächenanteile für Dauergrünland, Futtergetreide und andere Futterfrüchte, dienen mehr als 85 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Viehzucht. 90 % der bäuerlichen Betriebseinkommen stammen aus den Erträgen der tierischen Produktion, wobei der Rinderhaltung eine besondere Bedeutung zukommt. Gehalten werden (2000) 205 000 Rinder und 80 000 Schweine. Neben dem Ackerland geht auch die Fläche der Sonderkulturen zurück. Angebaut werden u. a. Gerste, Weizen und Silomais. Der Weinbau ist ganz auf das Moseltal konzentriert (Luxemburger Weine). 47,3 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind in den letzten 20 Jahren aufgegeben worden. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei (2000) 47 ha; 81 % der insgesamt genutzten Fläche werden von Betrieben bewirtschaftet, die über 50 ha und mehr verfügen (Bundesrepublik Deutschland: 67 %). Die Selbstversorgungsquote liegt nur bei Rindfleisch, Milch und Butter über 100 %; alle übrigen landwirtschaftlichen Produkte müssen zusätzlich importiert werden.
Abgesehen von Schiefer und Kalk sowie Sand und Kies sind Eisenerze die einzigen abbauwürdigen Bodenschätze. Dabei handelt es sich um oolithische Erze (Minette) mit einem Fe-Gehalt von 20-35 % (im Minetterevier im Süden des Landes). Die Vorkommen sind nahezu erschöpft (Abbau 1981 eingestellt).
Die Elektrizitätserzeugung wurde früher von der Schwerindustrie getragen und basierte auf den mit Hochofengas betriebenen Wärmekraftwerken. Die ersten Wasserkraftwerke entstanden an Sauer und Our (1960). 1964 wurde das Pumpspeicherwerk in Vianden in Betrieb genommen. Zur Deckung seines Energiebedarfs ist Luxemburg auf Importe angewiesen. 1972 wurde zur Sicherung der Energieversorgung der Anschluss an das von den Niederlanden ausgehende Erdgasleitungsnetz vollzogen. Mit einem Anteil am Primärenergieverbrauch von (2000) 62,1 % ist Erdöl wichtigster Energieträger vor Erdgas (19,3 %) und Kohle (3,6 %).
Die Industrie hat sich erst spät entwickelt. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde mit dem Aufbau der Eisen schaffenden und Eisen verarbeitenden Industrie begonnen, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg den weitaus wichtigsten Teil der industriellen Produktion erbrachte. Die Stahlkrise in den 70er-Jahren stellte das Land vor ernste Probleme, da die luxemburgische Stahlwerke 1970 zu 93 %, 1994 immerhin noch zu 84 % vom Export abhingen. Die Stahlerzeugung, die 1974 mit 6,4 Mio. t den bisher höchsten Wert erreichte, ging auf (1994) 3,1 Mio. t zurück. In der Eisen- und Stahlindustrie, die von ARBED SA (Abkürzung für Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange) beherrscht wird, werden (1995) 2,3 % des BSP erwirtschaftet (1970: 28,7 %). Die luxemburgische Regierung schuf ein umfassendes Investitionsprogramm zur Modernisierung der Schwerindustrie und zur weiteren Diversifizierung des industriellen Sektors. Nachdem schon 1959 eine staatliche Behörde für industrielle Entwicklung gegründet worden war, entstanden in den 1970er-Jahren zahlreiche neue Unternehmen, u. a. in der Kunststoff-, Chemie-, pharmazeutischen und Metall verarbeitenden Industrie. Neben der ARBED wiesen 1995 die Unternehmen Goodyear (Reifen), Du Pont (Chemie) und Villeroy & Boch (Porzellan) die größte Zahl an Industriebeschäftigten auf.
Dank eines prosperierenden Dienstleistungssektors konnte ein wirtschaftlicher Einbruch aufgrund der Stahlkrise verhindert werden. Auch in den 80er-Jahren schrumpfte der Stahlbereich weiter, und der strukturelle Wandlungsprozess vollzog sich weiter in Richtung des tertiären und besonders des Finanzsektors, wodurch dieser sich zum dominierenden Wirtschaftsbereich entwickelte (Anteil am BSP 1995: 16,9 %; 1970: 3,1 %). Ende 1994 gab es 222 Banken, zu 88 % Niederlassungen ausländischer Kreditinstitute. Die Attraktivität Luxemburgs als internationaler Finanzplatz wurde auch durch Maßnahmen der öffentlichen Hand unterstützt (z. B. Abschaffung der Mehrwertsteuer auf den Goldhandel). Auch verschiedene EU-Behörden haben ihren Sitz in Luxemburg (Europäischer Gerichtshof, Europäische Investitionsbank).
1994 wurden 761 818 ausländische Besucher in luxemburgischen Beherbergungseinrichtungen registriert, davon 54 % in und um Luxemburg Stadt.
Seit Bestehen der Wirtschaftsunion zwischen Luxemburg und Belgien wird ein beträchtlicher Teil der für das Großherzogtum bestimmten Einfuhren aus Drittländern über Belgien abgewickelt. In Luxemburg sind auch die belgischen Noten und Münzen gesetzliche Zahlungsmittel. Die Handelsbilanz ist seit 1975 defizitär (Importwert 1993: 261,7 Mrd. lfr, Exportwert: 200,3 Mrd. lfr) und kann nur zum Teil durch Einkünfte aus dem Finanz- und Tourismussektor ausgeglichen werden. Exportiert werden v. a. Metallwaren (1993: 34,5 % des Exportwerts), Maschinen (15,5 %) sowie Kunststoff- und Gummierzeugnisse (13,3 %). Haupthandelspartner sind neben Belgien (40 % des Außenhandelsvolumens) Deutschland (29 %) und Frankreich (13 %).
Verkehr:
Das Streckennetz der Eisenbahn umfasst 275 km, auf dem 1994 etwa 19,2 Mio. t Güter und (1991) 13,6 Mio. Personen befördert wurden. Das Straßennetz (1995: 5 136 km) besteht zum größten Teil aus Landstraßen; nur 123 km sind autobahnmäßig ausgebaut. Die Pkw-Dichte liegt mit (1995) 563 Pkw pro 1 000 Einwohner höher als in Deutschland. Die seit 1964 kanalisierte Mosel mit dem Hafen Mertert (1966 in Betrieb genommen) ist die einzige schiffbare Wasserstraße (in Luxemburg 37,4 km). Seit 1946 besitzt Luxemburg nahe der Hauptstadt den internationalen Flughafen Luxemburg-Findel. Neben der staatlichen Luftverkehrsgesellschaft LUXAIR (gegründet 1948 als Luxembourg Airlines, seit 1962 jetziger Name) gibt es die private Cargolux Airlines International SA (gegründet 1970).
Das bereits in der Mittelsteinzeit bewohnte Gebiet (Fund eines etwa 7 000 Jahre alten Grabes bei Reuland im Blumental) gehörte etwa zwischen dem 7. und 3. Jahrhundert v. Chr. zur Hunsrück-Eifel-Kultur (Ausgrabung der Siedlung Aleburg, nordwestlich von Beaufort) und wurde von Kelten besiedelt (Oppidum der Treverer auf dem Titelberg, südöstlich von Rodange). Im 1. Jahrhundert v. Chr. geriet es unter römische Herrschaft und gehörte später zum Fränkischen Reich (Austrasien); 843 kam es zum Reich Lothars I. und wurde 959 dem Herzogtum (Ober-)Lothringen eingegliedert. 963 erwarb der dem Haus Lothringen angehörende Moselgau-Graf Siegfried (✝ 997/998) die Lụcilinburhuc, nach der sich seine Nachfolger seit 1083 (erstmals 1060) als Grafen von Luxemburg (bis ins 19. Jahrhundert »Lützelburg«, erst dann die französierte Namensform; Luxemburger) bezeichneten. Durch die zweite Ehe (1214) der Erbtochter Ermesinde (* 1186, ✝ 1247) kam die Grafschaft an den späteren Herzog Walram II. von Limburg, dem die Markgrafschaft Arlon unterstand. Im Erbfolgestreit um Limburg (1283-88, auch Limburg. Erbfolgekrieg genannt), der durch die Schlacht von Worringen (1288) entschieden wurde, mussten sich die Grafen auf Luxemburg und Arlon beschränken. Mit der Wahl des Luxemburgers Heinrich VII. zum Römischen König (1308) und Kaiser (1312) wurde Luxemburgs Stellung aufgewertet. Heinrich trat 1310 die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der 1311 durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Johanns Sohn, Kaiser Karl IV., erhob 1354 die Grafschaft Luxemburg zum Herzogtum, das 1364 die Grafschaft Chiny erwarb. Durch König Wenzel 1388 verpfändet, kam das Land 1441/43 durch Kauf an Philipp den Guten von Burgund.
Durch Maria, die Erbtochter Karls des Kühnen, die 1477 den späteren Kaiser Maximilian I. heiratete, ging Luxemburg an das Haus Habsburg über, 1555 an dessen spanische Linie, obgleich es rechtlich als Teil des Burgundischen Kreises beim Heiligen Römischen Reich blieb. 1659 fiel Südluxemburg durch den Pyrenäenfrieden von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich. 1684-97 stand ganz Luxemburg aufgrund der Reunionen Ludwigs XIV. unter französischer Herrschaft, 1697 kam es wieder zu Spanien. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-13/14) war es 1714-94/95 unter österreichischer Verwaltung (Teil der Österreichischen Niederlande), 1795-1814 erneut unter der Oberhoheit Frankreichs. Preußen erlangte 1814 das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our. Durch den Wiener Kongress wurde Luxemburg 1815 Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes; es blieb aber bis 1890 (als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande) dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde wie eine niederländische Provinz verwaltet. Die Stadt Luxemburg wurde zur Bundesfestung ausgebaut, Preußen erhielt dort das Besatzungsrecht. 1830 schloss sich das Land der belgischen Revolution an, 1839 wurde der wallonische Teil an Belgien abgetreten (als Provinz Luxemburg). 1842 trat Luxemburg dem Deutschen Zollverein bei. 1866 wurde es durch Auflösung des Deutschen Bundes völlig selbstständig. Nach zunächst von Bismarck gebilligten, dann aber vergeblichen Angliederungsversuchen durch Napoleon III., die fast zu einem Krieg zwischen Frankreich und Preußen geführt hätten (Luxemburger Frage), wurde Luxemburg durch die Großmächte im Londoner Vertrag vom 11. 5. 1867 neutralisiert. Ein Großteil der Festungsanlagen wurde geschleift (1867-83). Bis 1919 verblieb Luxemburg im Zollverein mit dem Deutschen Reich. Als mit Großherzog Wilhelm III. die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien ausstarb, folgte 1890 Herzog Adolf von Nassau aus der walramischen Linie (Aufhebung der Personalunion mit den Niederlanden). Mit Wilhelm IV. (1905-1912), dem Sohn Adolfs, erlosch auch diese Linie im Mannesstamm. Seine Tochter Marie Adelheid trat 1912 die Thronfolge an, dankte jedoch 1919 zugunsten ihrer Schwester, der Großherzogin Charlotte (1919-64), ab. 1921 schloss Luxemburg mit Belgien eine Zoll- und Wirtschaftsunion.
Unter Verletzung der Neutralität Luxemburgs besetzten deutsche Truppen in beiden Weltkriegen das Land (1914-18 und 1940-44). Anders als im Ersten Weltkrieg ging die großherzogliche Familie samt der Landesregierung 1940 ins Exil (Aufenthalt zumeist in London). Luxemburg wurde vom nationalsozialistischen Regime dem Gau Moselland zugeschlagen. 1944 von alliierten Truppen befreit, war das Land noch einmal von der deutschen Ardennenoffensive (1944/45) betroffen und erlitt starke Zerstörungen. Im April 1945 kehrte Großherzogin Charlotte nach Luxemburg zurück.
Seit 1945 der UNO angehörend, wurde Luxemburg Gründungsmitglied des Brüsseler Paktes (1948), der OEEC (1948) sowie der aus ihr hervorgegangenen OECD (1960). Nach Aufgabe der Neutralitätsverpflichtung (1948) schloss sich Luxemburg 1949 der NATO sowie dem Europarat an und war 1951 Mitbegründer der Montanunion sowie 1957 von EWG und EURATOM. 1964 wurde Großherzog Jean Staatsoberhaupt. Nach vier Kabinetten unter dem christlich-sozialen Politiker Christian Pierre Werner (Premierminister 1959-74) regierte eine sozialliberale Koalition unter Gaston Thorn (1974-79); nach dem Wahlsieg des Parti Chrétien Social (PCS) war Werner 1979-84 erneut Regierungschef, den der PCS-Politiker Jacqes Santer im Amt ablöste (1984-95). Im März 1993 verabschiedete das Parlament ein neues Bankengesetz (Bekämpfung der Geldwäsche, Einschränkungen des Bankgeheimnisses). Als Santer 1995 Präsident der Europäischen Kommission wurde, trat im Januar 1995 Jean-Claude Juncker (PCS) seine Nachfolge als Premierminister an. Nach Stimmverlusten der Regierungskoalition aus PCS und Parti Ouvrier Socialiste Luxembourgeois (POSL) bei den Parlamentswahlen am 13. 6. 1999 erklärte Juncker zunächst seinen Rücktritt, wurde jedoch erneut mit dem Amt des Regierungschefs betraut (ab August 1999 an der Spitze einer Koalition aus PCS und Parti Démocratique [PD]). Nach Abdankung von Großherzog Jean, einem der dienstältesten Monarchen Europas, am 7. 10. 2000 folgte ihm sein ältester Sohn Henri (* 1955) als Staatsoberhaupt.
Als Kleinstaat förderte Luxemburg den Prozess der europäischen Integration aktiv; seine Hauptstadt Luxemburg wurde Sitz verschiedener europäischer Institutionen. Im Juli 1992 ratifizierte Luxemburg den Maastrichter Vertrag. Mit Wirkung vom 1. 1. 1999 wurde es Mitglied der Euro-Zone. Besonders enge Beziehungen verbinden Luxemburg mit Belgien und den Niederlanden (1958 beschlossene und 1960 in Kraft getretene Wirtschaftsunion, Benelux).
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Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Belgien, Luxemburg und Niederlande: Die politische Neuordnung
Lụxemburg,
amtlich französisch Luxembourg [lyksã'buːr],
1) luxemburgisch Lẹ̈tzebuerg, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Luxemburg, 230-380 m über dem Meeresspiegel, an beiden Seiten der tief eingeschnittenen Täler von Alzette und Pétrusse, (2000) 80 700 Einwohner. Unter den zahlreichen zentralen Funktionen der Stadt nimmt die Verwaltung eine dominierende Stellung ein: Luxemburg ist Amtssitz des Großherzogs, der Regierung, der Ministerien, zahlreicher Behörden und diplomatischen Vertretungen, EU-Einrichtungen sind das Sekretariat des Europäischen Parlaments und einige Dienststellen der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, der Europäische Gerichtshof, der Europäische Rechnungshof und die Europäische Investitionsbank. Die Stadt ist Kultur-, Handels- und Finanzzentrum sowie Verkehrsmittelpunkt des Landes; katholischer Bischofssitz. Wichtigste Bildungseinrichtungen sind: Universitätszentrum von Luxemburg (gegründet 1969), Konservatorium, Lycée Technique des Arts et Métiers, Institut Supérieur de Technologie, Institut Européen pour la Gestion de l'Information; es bestehen eine Europaschule sowie eine internationale amerikanische Schule. In Luxemburg finden sich Nationalbibliothek, Staatsarchiv, zahlreiche Museen (u. a. Nationalmuseum für Geschichte und Kunst, Nationalmuseum für Naturgeschichte, städtische Gemäldegalerie: Musée J. P. Pescatore), mehrere Theater. 410 Beschäftigte hat die private Rundfunkgesellschaft Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion. Luxemburg ist eine traditionsreiche Messestadt; die frühere internationale Messe wurde 1976 in eine Frühjahrs- und eine Herbstmesse aufgegliedert. Unterstützt durch die luxemburgische Gesetzgebung im Geld-, Bank- und Börsenwesen sowie durch die Steuerpolitik wurde Luxemburg zu einem internationalen Finanzzentrum und Sitz von Niederlassungen multinationaler Unternehmen. Die Industriebetriebe liegen v. a. in den Vororten: Maschinenbau, Brauerei, Metallmöbel-, Metallwaren-, Pumpen-, Porzellan-, Elektronikindustrie, Druckereien und Verlagswesen. Internationaler Flughafen Findel. - Luxemburg war »Kulturstadt Europas 1995«.
Das Stadtzentrum (Oberstadt) liegt auf einer Hochfläche, im Süden und Osten von den tief eingeschnittenen Tälern der Alzette und Pétrusse, an der offenen Nordwestseite von Parkanlagen anstelle der ehemaligen Befestigung umgeben. Die Kathedrale Notre-Dame, ehemalige Jesuitenkirche, ist eine spätgotische Hallenkirche (1613-21, Nordportal 1613-15; 1935 ff. erweitert, neugotischer Chor), in der Krypta die großherzogliche Grablege und Grabmal des Königs Johann von Böhmen (✝ 1346); an die Kirche anschließend das ehemalige Jesuitenkolleg. Das großherzogliche Schloss wurde ursprünglich 1572-74 an der Stelle des ersten Rathauses der Stadt im Renaissancestil erbaut und im 18./19. Jahrhundert erweitert und umgestaltet. Der Justizpalast (ursprünglich 1565) erhielt im 19. Jahrhundert einen Umbau. Das Rathaus (1830-38) ist in neoklassizistischem Stil gehalten. Auf dem Felsplateau Bock wurden Reste der Lützelburg freigelegt. Von späteren Befestigungen sind die in den Fels gesprengten Kasematten und die Pulvertürme »Drei Eicheln« (1732) erhalten. Die UNESCO erklärte die Befestigungen und Teile der Altstadt zum Weltkulturerbe. Im Norden der Stadt liegt das Stadttheater (1964). In dessen Nähe beginnt, flankiert vom Robert-Schuman-Monument (1966), die Brücke über das Alzettetal (Pont Grande-Duchesse Charlotte) zum Kirchbergplateau. Seit 1966 entstanden auf dem Kirchbergplateau zahlreiche Bauten des Centre Européen, u. a. Europazentrum (1966), Europäisches Parlament (1970), Europäischer Gerichtshof (1973), Europäische Investitionsbank (1980), Europäischer Rechnungshof (1988). Hier befinden sich auch das Nationale Schwimmsportzentrum (1982 von R. Tailibert) sowie die Neubauten verschiedener Banken, u. a. der Deutschen Bank (1992 von G. Böhm), der Bayerischen Hypo-Bank (1992 von R. A. Meier) und der Bayerischen Landesbank (1994 von Wilhelm Kücker). Bernardo Fort-Brescia (Büro »Arquitectonica«) errichtete im Stadtzentrum den Hauptsitz der Banque Internationale à Luxembourg (1989). Für den Bau eines Museums für moderne Kunst erhielt I. M. Pei den Auftrag (Entwurf 1997 verabschiedet). C. de Portzamparc gewann 1997 den Architekturwettbewerb für den Neubau der Philharmonie.
Ein keltisches Oppidum und eine römische Siedlung standen an der Stelle der heutigen Stadt. Bestimmend für deren Entwicklung war die um 963 erbaute Lucilinburhuc (Lützelburg), um die mehrere Siedlungen entstanden, die 1224 Stadtrecht erhielten. Die Stadt teilte das Schicksal des Landes Luxemburg. Nach Schleifung eines Großteils der Festungsanlagen (1867-83) erhielt sie neue Ausdehnungsmöglichkeiten. Nach 1945 gewann Luxemburg als eines der europäischen Zentren neue Bedeutung; es entwickelte sich zu einem bedeutenden internationalen Finanzplatz und wurde (neben Brüssel und Straßburg) Sitz wichtiger Institutionen der EU.
J. Nottrot: L. Dienstleistungszentrum mit internat. Charakter, in: Geograph. Rundschau, Jg. 41 (1989),
H. 10.
2) Provinz in Südostbelgien, in Wallonien, grenzt an das Großherzogtum Luxemburg und an Frankreich; mit 4 440 km2 und 243 800 Einwohner ist Luxemburg die flächenmäßig größte und die am geringsten bevölkerte Provinz Belgiens; Hauptstadt ist Arlon. Der Norden gehört zu den waldreichen Ardennen mit geringem Anteil am Ardennenvorland (Famenne), der Süden, auch Belgisch-Lothringen genannt, zur Schichtstufenlandschaft des Pariser Beckens. In Belgisch-Lothringen sind die naturräumlichen Bedingungen für die Landwirtschaft im Vergleich zu den beiden anderen Regionen am günstigsten. Bemerkenswert ist das grenzüberschreitende Gewerbegebiet »Europäischer Entwicklungspol« im Dreieck Longwy (Frankreich), Rodange (Luxemburg) und Athus (Belgien).
Lụxemburg,
Rosa, marxistische Theoretikerin und Politikerin, * Zamość bei Lublin (Russisch-Polen) 5. 3. 1870, ✝ (ermordet) Berlin 15. 1. 1919; jüdischer Herkunft, schloss sich schon als Schülerin der sozialistischen Arbeiterbewegung an, emigrierte 1889 nach Zürich und studierte dort Nationalökonomie (1897 Promotion). Zusammen mit dem ihr eng verbundenen L. Jogiches beteiligte sie sich 1893 führend an der Gründung der im Untergrund tätigen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei des Königreichs Polen (und Litauen; ab 1900). Nach Übersiedlung nach Berlin (1899) und Eintritt in die SPD entwickelte sie sich zur führenden Theoretikerin des linken Parteiflügels. 1905 ging sie in den unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens und nahm in Warschau an Demonstrationen und Kämpfen gegen die russische Staatsmacht teil. Vom 4. 3. bis 28. 6. 1906 in Warschau in Haft, kehrte sie über Finnland (Schrift »Massenstreik, Partei und Gewerkschaften«) nach Deutschland zurück. Im November 1906 begann ein engeres Verhältnis zu C. Zetkins Sohn Konstantin (Kostja; * 1885, ✝1980). Am 1. 10. 1907 wurde sie Dozentin an der Parteihochschule der SPD in Berlin. Schon im Vorfeld - u. a. auf den Internationalen Sozialistenkongressen (1907, 1912, 1914) und in der II. Internationale - aktiv gegen die Kriegsgefahr eintretend, bekämpfte sie im Ersten Weltkrieg 1914-18 die Burgfriedenspolitik der SPD (»Die Krise der Sozialdemokratie«, unter dem Pseudonym Junius, deshalb auch »Junius-Broschüre« genannt, 1916) und initiierte zusammen mit K. Liebknecht die »Gruppe Internationale«, für die sie Mitherausgeberin der Zeitschrift »Die Internationale« war (ab 1915; Spartakusbund). Vom 31. 3. 1915 bis 18. 2. 1916 sowie ab 10. 7. 1916 war sie als Kriegsgegnerin in Berlin, Wronke (Posen) sowie Breslau inhaftiert. Nach ihrer Freilassung (9. 11. 1918 ging sie nach Berlin. Nach dem Sturz der Monarchie strebte sie eine Rätedemokratie an. Ihre im Dezember verfasste Schrift »Was will der Spartakusbund« wurde zur programmatischen Grundlage der am 31. 12. 1918 /1. 1. 1919 gegründeten KPD, zu deren Vorsitzender sie gemeinsam mit Liebknecht gewählt wurde. Im Januar 1919 unterstützte sie aus Gründen der Parteiräson den Aufstand des Spartakusbundes in Berlin, von dessen Scheitern sie überzeugt war und den sie deswegen missbilligt hatte; sie wurde von Freikorpsoffizieren ermordet.
In den Beiträgen Luxemburgs zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaftstheorie lassen sich im Wesentlichen vier Schwerpunkte erkennen: 1) Im Gegensatz zum Revisionismus E. Bernsteins sah Luxemburg in der Revolution den einzig erfolgreichen Weg zur Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung (»Sozialreform oder Revolution?«, 1899). 2) In zahlreichen Reden und Beiträgen kritisierte sie Militarismus und Kolonialismus. 3) In ihrem theoretischen Hauptwerk »Die Akkumulation des Kapitals« (1912) vertrat sie die These, dass der Imperialismus die notwendige Folge einer in der kapitalistischen Dynamik angelegten Gesetzmäßigkeit sei. 4) Im Gegensatz zu Lenins Auffassung von der straff gelenkten »Partei neuen Typs« als »Avantgarde der Arbeiterklasse« war sie überzeugt, dass das Proletariat in seiner Gesamtheit am Aufbau des Sozialismus teilhaben müsse, wenn dieser gelingen solle; Lenin verwechsle die Klassendiktatur (das heißt die Diktatur des Proletariats) mit den technischen Mitteln diktatorischer Herrschaft. Mit ihrer berühmt gewordenen Anmerkung »Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden« (»Zur russischen Revolution«, 1918, veröffentlicht postum 1922) suchte Luxemburg diktatorischen Tendenzen Lenins und der Bolschewiki entgegenzuwirken; ob sie darüber hinaus allgemein der Tradition des demokratischen Sozialismus zuzuordnen sei, ist wegen ihres widersprüchlichen Demokratieverständnisses umstritten. - In der Spätphase der DDR beriefen sich Gruppen der Bürgerbewegung auf Luxemburgs Formulierung.
Ausgaben: Gesammelte Briefe, herausgegeben von A. Laschitza, 6 Bände (1-31984-96); Gesammelte Werke, herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, 6 Bände (4-61987-90); Politische Schriften, herausgegeben von O. K. Flechtheim (Neuausgabe 1987).
P. Nettl: R. L. (21968);
P. Frölich: R. L. (41973);
Giselher Schmidt: R. L. Sozialistin zw. Ost u. West (1988);
E. Ettinger: R. L. Ein Leben (a. d. Amerikan., 1990);
Die Freiheit der Andersdenkenden. R. L. u. das Problem der Demokratie, hg. v. T. Bergmann u. a. (1995);
H. Hirsch: R. L. (92.-94. Tsd. 1995);
N. Geras: R. L. Vorkämpferin für einen emanzipator. Sozialismus (a. d. Engl., Neuausg. 1996);
A. Laschitza: Im Lebensrausch, trotz alledem - R. L. Eine Biogr. (1996).
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Lụ|xem|burg; -s: 1. belgische Provinz. 2. Großherzogtum in Mitteleuropa. 3. Hauptstadt von Luxemburg (2).
Universal-Lexikon. 2012.