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Volkspoesie
Volkspo|esie,
 
Volksdichtung, von J. G. Herder geprägte Sammelbezeichnung für vorwiegend mündlich tradierte Texte, die nach romantischer Vorstellung den »Volksgeist« beziehungsweise dessen dichterische Weltsicht verkörpern; gelegentlich finden sich auch die Bezeichnung Nationalpoesie, Urpoesie oder Naturpoesie. Zur Volkspoesie zählen neben den einfachen Formen auch epische (Volkserzählung), dramatische (Volksschauspiel) und lyrische Gattungen (Volkslied). Formale Charakteristika der Volkspoesie sind u. a. die schmucklose Sprache, die typisierte Darstellung von Personen und Ereignissen und der Verzicht auf Individualisierung und Reflexion; inhaltlich werden häufig archetypische, allgemein menschliche Themen (z. B. Liebe, Kampf, mythische Natur- und Weltdeutung) behandelt. Die literaturwissenschaftliche und volkskundliche Forschung befasst sich heute weniger mit der Frage nach dem Ursprung der Volkspoesie als mit der literarischen Typik sowie der sozialgeschichtlichen und tiefenpsychologischen Funktion der überlieferten Texte und Gattungen.
 
Literatur:
 
H. Bausinger: Formen der »V.« (21980);
 
Gesch. der dt. Volksdichtung, hg. v. H. Strobach (Berlin-Ost 1981);
 
Volksdichtung zw. Mündlichkeit u. Schriftlichkeit, hg. v. L. Röhrich u. E. Lindig (1989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Romantik: Zwischen Volkspoesie und Reflexion
 

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Vọlks|po|e|sie, die: vgl. ↑Volksdichtung.

Universal-Lexikon. 2012.