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Reflexion
Reflex; Widerschein; Lichtrückstrahlung; Spiegelung; Lichtreflex; Betrachtung; Überlegung; Nachdenklichkeit; Nachsinnen; Besinnlichkeit

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Re|fle|xi|on [reflɛ'ksi̯o:n], die; -, -en:
1. das Zurückgeworfenwerden von Licht, Schall, Wärme o. Ä. (durch etwas):
die Reflexion des Lichtes durch Spiegel.
Syn.: Reflex.
2. das Nachdenken; Überlegung, Betrachtung, die jmd. an etwas knüpft:
Reflexionen über etwas anstellen; der Bericht über diese Reise wird immer wieder von Reflexionen unterbrochen.
Syn.: Gedanken <Plural>.

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Re|fle|xi|on 〈f. 20
1. 〈Phys.〉 Zurückwerfen von Wellen an der Grenze zweier Medien
2. prüfendes vergleichendes Nachdenken, bes. über die eigenen Handlungen, Gedanken, Empfindungen
● eine \Reflexion über Mensch und Natur [<frz. réflexion „Reflexion, Rückstrahlung, Überlegung“ <lat. reflexio „Zurückbeugung“; → reflektieren]

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Re|fle|xi|on [lat. reflexio = Zurückbeugen, Rückwendung]: Bez. für die Erscheinung, dass Teilchen- oder Wellenstrahlung an Grenzflächen zwischen Medien unterschiedlicher Brechzahl so zurückgeworfen wird, dass der Einfallswinkel des Strahls gleich dem Ausfalls- oder Reflexionswinkel ist (reguläre oder gerichtete R. = Spiegelung); ein Teil der Strahlung wird allerdings absorbiert u./od. gebrochen ( Brechung, Refraktion). Der reflektierte Strahl ist im Allg. polarisiert ( Polarisation, 5). Diffuse R. (Remission) kommt durch Streuung der Strahlung infolge Rauigkeit der Grenzfläche zustande.

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Re|fle|xi|on, die; -, -en [frz. réflexion < lat. reflexio = das Zurückbeugen, zu: reflectere, reflektieren]:
1. das Zurückgeworfenwerden von Wellen, Strahlen:
die R. des Lichts an einer spiegelnden Fläche.
2. (bildungsspr.) das Nachdenken; Überlegung, prüfende Betrachtung:
-en [über etw.] anstellen.

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Reflexion
 
[französisch, von lateinisch reflexio »das Zurückbeugen«] die, -/-en,  
 1) bildungssprachlich für: Nachdenken, Überlegung, Vertiefung in einen Gedankengang.
 
 2) Funktechnik: Raumwelle.
 
 3) Philosophie: im weiteren Sinn Bezeichnung für das philosophische Denken, im engeren Sinn die Zurückwendung des Denkens auf das Gedachte oder das Denken selbst. Reflexion gründet auf dem Vermögen des Denkens, sich nicht nur direkt auf Gegenstände der äußeren Welt zu richten (Intentio recta), sondern sich auch zum Denkenden zurückzuwenden (Intentio obliqua) und sich selbst zum Gegenstand zu machen. Dabei werden in der logischen Reflexion die Verhältnisse bestimmt, in denen Begriffe von Gegenständen oder Vorstellungen zueinander stehen (etwa Identität, Verschiedenheit als Reflexionsbegriffe). Im empiristischen Sinn ist Reflexion die Kenntnis, die der Geist von seinen eigenen Operationen bei der Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen nimmt (innerer Sinn, J. Locke). Die transzendentale Reflexion führt die Begriffe auf ihre zugehörigen Erkenntnisvermögen (Verstand, Vernunft, Sinnlichkeit) zurück (I. Kant). In der Geltungsreflexion werden das Gedachte und die Denkakte nach den Kriterien der Wahrheit und Richtigkeit auf ihre Gültigkeit sowie auf Geltungskriterien (z. B. apriorische Prinzipien, Werte) hin untersucht.
 
 4) Physik: das Zurückwerfen eines Teils einer Strahlung (elastische, akustische, elektromagnetische Wellen, Teilchenstrahlung) an einer Grenzfläche oder Grenzschicht zwischen zwei unterschiedlichen Medien. Maßgeblich für die jeweiligen Reflexionserscheinungen sind neben charakteristischen Eigenschaften der Medien (z. B. Wellenwiderstand, Brechzahl) und der Oberflächenbeschaffenheit der Grenzfläche (z. B. Rauigkeit) Wellenlänge, Polarisation u. a. Eigenschaften der Strahlung.
 
Bei der regelmäßigen oder gerichteten Reflexion (Spiegelung) an hinreichend glatten Grenzflächen ist stets der Einfallswinkel, d. h. der Winkel zwischen einfallendem Strahl und der im Einfallspunkt errichteten Flächensenkrechten (Einfallslot), gleich dem Reflexionswinkel (Ausfallswinkel), d. h. dem Winkel zwischen reflektiertem Strahl und Einfallslot; einfallender Strahl, Flächensenkrechte und reflektierter Strahl liegen in einer Ebene (Reflexionsgesetz). Beim Übergang von Licht aus einem optisch dünneren in ein optisch dichteres Medium und umgekehrt wird stets nur ein Teil des Lichts reflektiert, der Rest wird absorbiert oder gebrochen (Brechung); Entsprechendes gilt für alle Wellenphänomene. Beim Übergang aus dem optisch dichteren in das optisch dünnere Medium wird ein Teil des Lichts gebrochen, solange der Einfallswinkel kleiner ist als der Grenzwinkel der Totalreflexion; bei größeren Einfallswinkeln wird das Licht total reflektiert. Regelmäßige Reflexion und Brechung sind kohärente Vorgänge, die elementar mit dem huygensschen Prinzip erklärt werden können. Quantitative Zusammenhänge liefern die fresnelschen Formeln (Reflexionskoeffizienten).
 
Besitzt eine Grenzfläche Rauigkeiten in der Größenordnung der Wellenlänge der Strahlung, so ist die Reflexion zerstreut (diffuse Reflexion), d. h., eine aus einer bestimmten Richtung einfallende Strahlung wird in viele verschiedene Richtungen gestreut (Remissionsgrad). Flächen, an denen sowohl diffuse als auch gerichtete Lichtreflexionen auftreten (gemischte Reflexionen), zeigen Glanz. Der Reflexionsgrad eines Stoffes (das Reflexionsvermögen, Verhältnis der reflektierten zur auffallenden Strahlungsintensität) ist bei elektromagnetischen Wellen abhängig vom Verhältnis der Brechzahlen der aneinander grenzenden Medien, von der Wellenlänge und Polarisation der Strahlung, vom Einfallswinkel und besonders bei Metallen vom Absorptionskoeffizienten. Ist die resultierende Wellenlängenabhängigkeit der Reflexion erheblich, spricht man von selektiver Reflexion. Diese Selektivität im sichtbaren Spektralbereich lässt unsere Umwelt farbig erscheinen, wenn sie von nichtmonochromatischem Licht eines breiteren Spektralbereiches bestrahlt wird.
 
Störende Reflexionen bei optischen Gläsern lassen sich durch Oberflächenbehandlung (Vergüten, Antireflexbelag) herabsetzen. Polierte Metallflächen haben bei senkrechtem Lichteinfall ein Reflexionsvermögen von 50 bis 95 %, versilberte Glasspiegel etwa 88 %. Mit dielektrischen Mehrfachschichten, die auf die Oberfläche aufgedampft werden, kann das Reflexionsvermögen in einem begrenzten Spektralbereich durch Wahl der Schichtzahl nahezu kontinuierlich auf jeden Wert zwischen 0,2 % und 99,8 % eingestellt werden.
 
Bei transversalen Wellen wird durch die Reflexion im Allgemeinen die Polarisation der Strahlung beeinflusst. Deshalb ist reflektiertes Licht je nach Wellenlänge, Oberflächenbeschaffenheit und Reflexionsgeometrie immer mehr oder weniger stark polarisiert. Vollständige Polarisation tritt für Einfall auf die Grenzfläche unter dem Brewster-Winkel (brewstersches Gesetz) auf. Der gebrochene und der reflektierte Strahl stehen in diesem Fall senkrecht aufeinander. Mehrfachreflexionen ein und desselben Lichtstrahls, oft verbunden mit entsprechenden Interferenzerscheinungen (Interferenz), treten z. B. an planparallelen Platten (Fabry-Pérot-Interferometer, Lummer-Gehrcke-Platte) und Keilplatten auf.
 
Auf der Reflexion von Schallwellen beruht das Echo.
 
In der Astronomie lässt sich das Reflexionsvermögen aus den Messungen der Lichtintensität von nicht selbstleuchtenden Körpern berechnen (Albedo). Bei Planeten und Satelliten erlaubt es Rückschlüsse auf die Natur ihrer Oberflächen.
 
 5) Psychologie: die Zurücklenkung der Aufmerksamkeit auf das Ich und seine Tätigkeit zur Erfassung psychischer Vorgänge und Strukturen. Die sich methodisch auf Reflexionen stützenden Richtungen der Psychologie werden (nach K. Bühler) als Reflexionspsychologie (Erlebnispsychologie) bezeichnet.
 

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Re|fle|xi|on, die; -, -en [frz. réflexion < lat. reflexio = das Zurückbeugen, zu: reflectere, ↑reflektieren]: 1. das Zurückgeworfenwerden von Wellen, Strahlen: die R. des Lichts an einer spiegelnden Fläche; bei elektromagnetischen Wellen können starke -en auftreten; Ü Elegantes Mobiliar aus England ... ist nicht nur eine R. guten Geschmacks, sondern auch ... (Tagesspiegel 20. 10. 85, 5). 2. (bildungsspr.) das Nachdenken; Überlegung, prüfende Betrachtung: -en [über etw.] anstellen; das Buch enthält viele -en [über den Fortschritt, über das eigene Ich]; <seltener mit „auf“; wohl nach engl. reflections on ...:> R. auf die Grundwidersprüche der bürgerlichen Gesellschaft (Diskussion Deutsch 21, 1975, 1 [Zeitschrift]).

Universal-Lexikon. 2012.