Vọssler
[f-], Karl, Romanist, * Hohenheim (heute zu Stuttgart) 6. 9. 1872, ✝ München 18. 5. 1949; wurde 1902 Professor in Heidelberg, 1909 in Würzburg, 1911 in München (1937-45 aus politischen Gründen seines Amtes enthoben). Mit B. Croce befreundet, wandte sich Vossler unter dem Einfluss von dessen Ästhetik gegen den sprachwissenschaftlichen Positivismus der Junggrammatiker und forderte eine ästhetische Betrachtung der Sprache unter Einbeziehung von Philosophie und Kulturgeschichte (»Positivismus und Idealismus in der Sprachwissenschaft«, 1904; »Sprache als Schöpfung und Entwicklung«, 1905; »Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung«, 1913, 1929 unter dem Titel »Frankreichs Kultur und Sprache«). Vosslers Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der italienischen und spanischen Literaturgeschichte (»Italienische Litteraturgeschichte«, 1900; »Die göttliche Komödie. Entwicklungsgeschichte und Erklärung«, 4 Teile, 1907-10; »Italienische Literatur der Gegenwart«, 1914; »Einführung in die spanische Dichtung des goldenen Zeitalters«, 1939; »Poesie der Einsamkeit in Spanien«, 1940); er verfasste auch Monographien über J. de La Fontaine (1919), G. Leopardi (1923), J. Racine (1926), Lope F. de Vega Carpio (1932) und Tirso de Molina (1940).
Weitere Werke: Gesammelte Aufsätze zur Sprachphilosophie (1923); Geist und Kultur in der Sprache (1925); Die romanischen Kulturen und der deutsche Geist (1926); Aus der romanischen Welt, 4 Bände (1940-42); Wesenszüge romanischer Sprache und Dichtung (1946); Die Dichtungsformen der Romanen (herausgegeben 1951); Spanien und Europa (herausgegeben 1952); Einführung ins Vulgärlatein (herausgegeben 1954).
Übersetzungen: Romanischer Dichter (1936); Juana de la Cruz: Die Welt im Traum (1941); Dante: Die Göttliche Komödie (1942).
Universal-Lexikon. 2012.