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Mistral
Mis|tral auch: Mist|ral 〈m. 1kalter Nordwind in Südfrankreich, bes. an der Mündung der Rhône [frz.]

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Mis|t|ral, der; -s, -e [frz. mistral < provenz. mistral, älter: maestral, zu: maestre (= frz. maître), Magister; eigtl. = Hauptwind]:
kalter Nord[west]wind im Rhonetal, in der Provence u. an der französischen Mittelmeerküste.

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I
Mistral
 
[provenzal.-französisch; von älter maestral, zu maestre »Meister«, »Lehrer«, eigentlich etwa »Hauptwind«] der, -s/-e, rauer, meist trockener und kalter Fallwind aus Norden bis Nordwesten in Südfrankreich (Rhônetal, Provence), der durch die Düsenwirkung des Rhônetals verstärkt wird und häufig, v. a. im Winter und Frühjahr, Sturmstärke erreicht (Windgeschwindigkeit zum Teil 150 km/h). Der Mistral wird durch ein atlantisches Hochdruckgebiet und ein Tiefdruckgebiet über dem Golf von Genua hervorgerufen und leitet einen Kaltlufteinbruch in das westliche Mittelmeergebiet ein.
 
II
Mịstral,
 
Segelsurfen: seit 1996 olympische Klasse für Frauen und Männer; auch Bezeichnung für das Surfboard selbst (Mistralbrett), das 3,72 m lang ist und über einen nach allen Seiten schwenkbaren Mast mit Segel und Gabelbaum verfügt. Segelzeichen: stilisiertes »M« mit Punkt darunter. - Vorgängerin (1988-92) war die Lechner-Klasse.
 
III
Mistrạl,
 
1) Frédéric, neuprovenzalischer Dichter, * Maillane (bei Arles) 8. 9. 1830, ✝ ebenda 25. 3. 1914; 1854 Mitbegründer, später Haupt der Erneuerungsbewegung der provenzalischen Literatur »Félibrige« (Félibres); er bemühte sich (u. a. in lyrischen, epischen und erzählenden Werken) um eine Renaissance des Provenzalischen als Literatursprache. Am bekanntesten wurde sein Versepos »Mirèio« (1859; deutsch »Mireia«), eine tragische Liebesgeschichte, in der provenzalischen Landschaft, Lebensformen und Traditionen lebendig werden. Er verfasste auch ein Wörterbuch der neuprovenzalischen Sprache (»Lou tresor dou félibrige«, 2 Bände, 1879-87) und übersetzte viele seiner Werke ins Französische. 1904 erhielt er (mit J. Echegaray y Eizaguirre) den Nobelpreis für Literatur.
 
 
Weitere Werke: Drama: La rèino Jano (1890).
 
Epos: Calendau (1867; deutsch); Nerto (1884; deutsch).
 
Erzählungen: Moun espelido (1906; deutsch Erinnerungen und Erzählungen).
 
Lyrik: Lis isclo d'or (1875; deutsch Lieder und Erzählungen); Lis oulivados (1912).
 
Ausgaben: Œuvres poétiques, herausgegeben von P. Rollet, 7 Bände (1966-81).
 
Ausgewählte Werke, herausgegeben von A. Bertuch, 2 Bände (1-51908-10).
 
Literatur:
 
J. Soulairol: Introduction à M. (Paris 1964);
 J.-P. Clébert: La Provence de M. (Aix-en-Provence 1980);
 J.-P. Clébert: M. ou l'empire du soleil. Première époque 1830-1860 (Paris 1983);
 C. Mauron: F. M. (ebd. 1993).
 
 2) Gabriela, eigentlich Lucila Godọy Alcayạga, chilenische Lyrikerin, * Vicuña 7. 4. 1889, ✝ Hempstead (N. Y.) 10. 1. 1957; Lehrerin, Mitarbeiterin an einer Schul- und Erziehungsreform in Chile; ab 1932 im diplomatischen Dienst. Wurde berühmt durch sehnsuchtsvoll-melancholische, nach metaphysischem Trost strebende Liebeslyrik, die, von persönlichem Leid veranlasst, zur Menschheitsdichtung reift. Die Gestaltung der Themen (Natur, Gott, Kinder, Mutterschaft) speist sich aus eigenem Empfinden, populärer Tradition und biblischer Geschichte. Das humanitäre Grundgefühl gewinnt mit dem Einsatz für die im Spanischen Bürgerkrieg leidenden Kinder (»Tala«, 1938, Gedichte) auch politische Qualität. 1945 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.
 
Weitere Werke: Lyrik: Desolación (1922; deutsche Auswahl unter dem Titel Spürst du meine Zärtlichkeit?); Ternura (1924); Lagar (1954).
 
Ausgaben: Poesías completas, herausgegeben von M. Bates (41976); Cartas de amor, herausgegeben von S. Fernández Larraín (1978).
 
Gedichte, herausgegeben von A. Theile (1958); Liebesgedichte u. a. Lyrik, herausgegeben von F. Schopf (Neuausgabe 1988); Wenn du mich anblickst, werd' ich schön. Gedichte, herausgegeben von W. Eitel (1991, spanisch und deutsch).
 
Literatur:
 
K. Wais: Zwei Dichter Südamerikas: G. M., R. Gallegos (1955);
 
G. M., bearb. v. H. Díaz Casanueva u. a. (Xalapa 1980);
 J. Concha: G. M. (Madrid 1987);
 V. Teitelboim: G. M., publica y secreta (Santiago de Chile 1996).

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Mis|tral, der; -s, -e [frz. mistral < provenz. mistral, älter: maestral, zu: maestre (= frz. maître), ↑Magister; eigtl. = Hauptwind]: kalter Nord[west]wind im Rhonetal, in der Provence u. an der französischen Mittelmeerküste.

Universal-Lexikon. 2012.