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Euromarkt
Euromarkt,
 
die Gesamtheit der internationalen Finanzmärkte, an denen Gläubiger-Schuldner-Beziehungen in der Regel in einer Währung außerhalb ihres Ursprungslandes entstehen (z. B. Eurodollarmarkt, Euro-Yen-Markt). Da der Euromarkt geographisch nicht auf Europa begrenzt ist, spricht man auch von Fremdwährungs-, Außengeld-, Xeno- oder internationalen Finanzmärkten. Die Geschäfte werden in einer in der Regel für beide Marktparteien fremden Währung abgewickelt. Die Euromärkte unterliegen bisher keinerlei Kontrollen durch nationale oder internationale Währungsbehörden. Traditionelle Zentren des Euromarkts sind v. a. die Bankplätze London, Luxemburg, New York; seit den 70er-Jahren haben auch die Offshorezentren in Asien und der Karibik stark an Bedeutung gewonnen.
 
Den äußeren Anstoß zur Entstehung des Eurogeldmarktes gaben massive Zahlungsbilanzdefizite der USA in den 1950er-Jahren. Es entstanden umfangreiche Dollarguthaben bei europäischen Banken, wobei die Anlage dieser Mittel in den USA selbst wegen dortiger Zinsreglementierung (Regulation Q) unattraktiv war. Eine Krise des britischen Pfundes im Jahre 1957 sowie die Einführung der Konvertibilität der wichtigsten europäischen Währungen ab 1958 festigte die Rolle des Dollars als internationale Reservewährung. Administrative Maßnahmen der USA zur Bekämpfung ihrer Zahlungsbilanzdefizite wie die Zinsausgleichsteuer (»Interest equalisation tax«, 1963) und Maßnahmen zur Beschränkung von Direktinvestitionen außerhalb der USA (»Voluntary restraint program«, 1965; »Foreign direct investment regulations«, 1967/68) begünstigten die Entwicklung eines Eurokapitalmarktes.
 
Der Euromarkt gliedert sich aufgrund unterschiedlicher Bonitätsmerkmale, Besicherungen, Fristigkeiten, Handelsusancen, Vertragsgestaltungen, Zinsstrukturen und Teilnehmerkreise in Teilmärkte. Am Eurogeldmarkt werden Gelder und Geldmarktpapiere für kurze Fristen (ein Tag bis zu einem Jahr) vornehmlich zwischen Geschäftsbanken, aber auch zwischen multinationalen Unternehmen und Zentralbanken gehandelt. Abschlüsse werden in konvertiblen Währungen und in Euro getätigt. Der Eurokreditmarkt umfasst den Handel mit mittelfristigen Krediten (Laufzeiten zwischen ein und 10 Jahren). Marktteilnehmer sind auch hier Geschäftsbanken, Zentralbanken, Großunternehmen, aber auch Staaten. Dominierende Währung ist der US-Dollar. Der Eurokapitalmarkt (Eurobondmarkt) umfasst den Markt (Neuemission und Handel) für Wertpapiere (Eurobonds). Da es am Eurokapitalmarkt keine offiziellen Zugangsbeschränkungen gibt, kommt der Bonitätseinstufung der Emittenten eine besondere Bedeutung zu. Die Übergänge zwischen den Teilmärkten sind fließend. Eurogeldmarkt und Eurokreditmarkt sind v. a. durch den Roll-over-Kredit verknüpft. Am Eurokapitalmarkt stellen die dort u. a. gehandelten Floating rate notes die Verbindung zum Eurogeldmarkt her. Am Euroaktienmarkt werden Aktien und aktienähnliche Beteiligungsrechte großer, v. a. multinationaler Unternehmen von internationalen Bankenkonsortien platziert.
 
Literatur:
 
P. Fertig: Der Euro-Dollar-Markt (1981);
 R. B. Johnston: The economics of the Euro-Market (London 1983);
 W. Gerhardt: Der Euro-DM-Markt (1984);
 J. H. Käsmeier: E. u. nat. Finanzmärkte (1984);
 U. Dennig: Die Euro-Teilmärkte 1987);
 M. Guthoff: Finanzinnovationen u. der Wettbewerb der Banken an den Eurofinanzmärkten (1994);
 E. Storck: E. Finanz-Drehscheibe der Welt (1995).

Universal-Lexikon. 2012.