Frạnck,
1) [frãk], César Auguste Jean Guillaume Hubert, französischer Komponist deutsch-belgischer Herkunft, * Lüttich 10. 12. 1822, ✝ Paris 8. 11. 1890; wurde nach Studien in Paris (A. Reicha) 1846 Organist ebenda an Notre-Dame-de-Lorette, 1853 an Saint-Jean-Saint-François, 1859 an Sainte-Clotilde, 1872 Professor für Orgel am Conservatoire. In Anlehnung an seinen improvisierenden Orgelstil schrieb Franck Instrumentalmusik; ihre romantische Harmonik ist von kühner Chromatik und häufiger Modulation bestimmt und weist bereits auf den Impressionismus hin. Franck suchte den klassischen Bau von Sonate und Sinfonie zu erneuern, indem er alle Sätze eines Werkes aus einem einzigen Grundthema entwickelte. Bedeutend war Franck auch als Lehrer (Schüler u. a. V. d'Indy, C. Debussy).
Werke: Orchesterwerke: Sinfonie G-Dur (1840); Les Éolides (1876; Tondichtung); Le chasseur maudit (1882, Tondichtung nach G. A. Bürger); Variations symphoniques (1885, für Klavier und Orchester); Sinfonie d-Moll (1886-88); Psyché (1888, Tondichtung mit Chor).
Kammermusik: 5 Klaviertrios (1834-42); Klavierquintett f-Moll (1879); Sonate für Violine und Klavier (1886).
Oratorien, Messen, Lieder, Orgelwerke: Trois antiennes (1859); 6 Orgelstücke (1860-62); 3 Konzertstücke (1878); Trois chorals (1890, für Orgel).
Klavierstücke: 4 Transkriptionen von Schubert-Liedern (1844); Prélude, choral et fugue (1884); Prélude, aria et final (1887). - Drame lyrique »Ghisèle« (1890, Uraufführung 1896).
W. Mohr: C. F. (21969);
B. Wegener: C. F.s Harmonik (1976);
A. Seipt: C. F.s symphon. Dichtungen (1981);
F. Sabatier: C. F. et l'orgue (Paris 1982).
2) Fabian, auch F. Frạnk, F. Frạngk, Grammatiker, * Aslau (bei Bunzlau) um 1489, ✝ Frankfurt (Oder) [?] nach 1538; schuf in seinen Schriften »Ein Cantzley und Titel buchlin« (1531) und »Orthographia deutsch« (1531) eine systematische neuhochdeutsche Rechtschreibung und Grammatik (an lateinischen Vorbildern orientiert).
3) Hans, Schriftsteller, * Wittenburg (Landkreis Ludwigslust) 30. 7. 1879, ✝ Frankenhorst (heute zu Schwerin) 11. 4. 1964; Lehrer, dann Dramaturg in Düsseldorf, Direktor der Hochschule für Bühnenkunst; ab 1921 freier Schriftsteller; begann unter dem Einfluss F. Hebbels mit Ideendramen, wandte sich dann Novellen, Anekdoten und Kurzgeschichten zu und verfasste später v. a. Romanbiographien bedeutender Persönlichkeiten. Sein Werk ist durch straffe Formgebung, gespannte Thematik, scharf zugespitzte Gedanklichkeit, mystische Neigung gekennzeichnet.
Werke: Romane: Thieß und Peter (1910); Das dritte Reich (1922); Meta Koggenpoord (1925, über Paula-Modersohn-Becker); Reise in die Ewigkeit (1934, über J. G. Hamann); Annette (1937, über Annette von Droste-Hülshoff); Die Krone des Lebens (1939); Der Wald ohne Ende (1941); Sebastian (1949, über S. Franck); Marianne (1953); Letzte Liebe (1958, beide über Goethe).
Novellen: Das Pentagramm der Liebe (1919); Die Südseeinsel (1923); Zeitenprisma (1932); Die Pilgerfahrt nach Lübeck (1935, über J. S. Bach).
Lyrik: Gottgesänge (1924); Der Kreis (1935); Gedichte (1954); Enden ist Beginn (1964).
Autobiographisches: Mein Leben und mein Schaffen (1929); Ein Dichterleben in 111 Anekdoten (1961).
Ausgabe: Ausgewählte Werke, 2 Bände (1959).
Das Herzgeschenk. H. F. zum 75. Geburtstag. .., bearb. v. H. Grothe (1954).
4) James, deutsch-amerikanischer Physiker, * Hamburg 26. 8. 1882, ✝ Göttingen 21. 5. 1964; Professor in Berlin (1916-20) und Göttingen; emigrierte 1933 in die USA, 1938-47 Professor für physikalische Chemie in Chicago (Illinois). - Die mit seinem Mitarbeiter G. Hertz ab 1911 angestellten Versuche zur Wechselwirkung von Elektronen und Gasmolekülen gipfelten 1913 in dem Nachweis diskreter Anregungsstufen der Atome des Quecksilberdampfes (Franck-Hertz-Versuch). Für dieses die plancksche Quantenhypothese und die bohrsche Theorie der Spektrallinien bestätigende Experiment erhielten beide 1925 den Nobelpreis für Physik. Außerdem gelang Franck der experimentelle Nachweis von Stößen zweiter Art und die Formulierung des Franck-Condon-Prinzips. In den USA stellte Franck eine Theorie über den Mechanismus der Photosynthese auf. Im Zweiten Weltkrieg nahm Franck an der Entwicklung der Atombombe teil, warnte aber 1945 als Leiter einer Berichterstattergruppe im »Franck-Report« die amerikanische Regierung vor deren Einsatz.
Werk: Anregung von Quantensprüngen durch Stöße (1926, mit P. Jordan).
5) Melchior, Komponist, * Zittau um 1580, ✝ Coburg 1. 6. 1639; war ab 1603 Hofkapellmeister in Coburg. Sein umfangreiches Schaffen (u. a. geistliche Motetten, geistliche und weltliche Liedsätze, Quodlibets sowie Tanzsätze) basiert noch auf dem vollstimmigen homophonen Satz. Seine weltlichen Liedsätze sind eine wichtige Quelle für das deutsche Volkslied.
6) Sebastian, auch Frạnk von Wörd genannt, Schriftsteller, * Donauwörth 20. 1. 1499, ✝ Basel 1542 oder 1543; katholischer Priester, dann protestantischer Prediger, lehnte jedoch das Dogmatische des Luthertums ab und wandte sich den Täufern zu. Nach unstetem Leben ließ er sich 1539 in Basel nieder. - Seine ausdrucksvolle Prosa, die von der Mystik (v. a. von J. Tauler) beeinflusst war und die Lebendigkeit volkstümlicher Predigt spürbar macht, hat auch die Übersetzung (»Lob der Torheit«, 1534) des »Encomium moriae« von Erasmus von Rotterdam geprägt. Aus gleichem volkspädagogischem Geist entstand auch die erste Sprichwörtersammlung (2 Bände, 1541) seit J. Agricola.
Weitere Werke: Chronica, Zeytbuch und Geschychtbibell (1531); Paradoxa (1533); Weltbuch (1533); Germanicae Chronicon (1538); Das Krieg buechlin des Frides (1539); Das verbütschirt. .. Buch (1539).
W.-E. Peuckert: S. F. (1943);
H. Weigelt: S. F. u. die luther. Reformation (1972);
S. F., hg. v. Jan-Dirk Müller (1993).
7) Walter, Schauspieler, * Hüttensteinach (heute zu Sonneberg) 16. 4. 1896, ✝ Garmisch-Partenkirchen 10. 8. 1961; Charakterdarsteller, wirkte ab 1923 in Berlin (Staatstheater, ab 1952 Schiller- und Schlossparktheater), spielte besonders Shakespeare-Rollen, ferner u. a. in Sartre-Dramen; den letzten großen Erfolg hatte er als Krapp in »Das letzte Band« von S. Beckett.
W. Karsch: W. F. (1962).
Universal-Lexikon. 2012.