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Furtwängler
Fụrtwängler,
 
1) Adolf, Archäologe, * Freiburg im Breisgau 30. 6. 1853, ✝ Athen 11. 10. 1907, Vater von 2); nahm 1878-79 an den Ausgrabungen in Olympia teil, wurde 1880 Direktorialassistent der Berliner Antikensammlungen (»Antiquarium«), deren Vasenkatalog er erstellte, 1884 Professor in Berlin, 1894 Professor in München und Direktor der Glyptothek. 1901-07 unternahm er Ausgrabungen in Ägina, Amyklai und Orchomenos. Furtwängler schuf grundlegende Voraussetzungen für eine kunsthistorische archäologische Forschung.
 
Werke: Meisterwerke der griechischen Plastik (1893); Die antiken Gemmen, 3 Bände (1900, Nachdruck 1984-85); Griechische Vasenmalerei, Serie 1 und Serie 2, Lieferungen 1-3 (1900-06, mit K. Reichhold); Aegina, das Heiligtum der Aphaia, 2 Teile (1906, mit E. R. Fiechter und H. Thiersch).
 
 2) Gustav Ernst Heinrich Wilhelm, Dirigent und Komponist, * Berlin 25. 1. 1886, ✝ Ebersteinburg (heute zu Baden-Baden) 30. 11. 1954, Sohn von 1); studierte bei A. Beer-Walbrunn, J. Rheinberger und M. von Schillings, wurde 1908 Korrepetitor bei F. Mottl in München, war dann u. a. Kapellmeister in Straßburg, Lübeck, Mannheim, Wien, Berlin und Frankfurt am Main. 1922-28 leitete er die Gewandhauskonzerte in Leipzig, 1922-45 und 1947-54 die Berliner Philharmoniker, deren Dirigent auf Lebenszeit er 1952 wurde. 1931 übernahm er die musikalische Leitung der Bayreuther Festspiele, 1933 die Direktion der Berliner Staatsoper und wurde Vizepräsident der Reichsmusikkammer. 1934 trat er aufgrund der nationalsozialistischen Kulturpolitik von allen Ämtern zurück, nahm aber 1935 seine öffentliche Tätigkeit wieder auf. Seit 1947 dirigierte er neben den Berliner Philharmonikern auch das London Philharmonic Orchestra. Furtwängler betonte v. a. die schöpferische Komponente der Aufführung eines Musikwerks. Er wurde besonders als Interpret der Musik des 19. Jahrhunderts. gefeiert, setzte sich aber auch für zeitgenössische Musik (u. a. für P. Hindemith, A. Schönberg, I. Strawinsky) ein. Seine Kompositionen (3 Sinfonien, 1903, 1947, 1954; Te Deum, 1910; Klavierkonzert, 2 Violinsonaten) sind in spätromantischem Stil geschrieben.
 
Schriften: Johannes Brahms. Anton Bruckner (1942); Gespräche über Musik (1948); Ton und Wort. Aufsätze und Vorträge 1918 bis 1954 (1954); Vermächtnis. Nachgelassene Schriften (herausgegeben 1956); Aufzeichnungen 1924-1954 (herausgegeben 1980).
 
Briefe, herausgegeben von F. Thiess (1964).
 
Literatur:
 
F. Herzfeld: W. F. (21950);
 
W. F. im Urteil seiner Zeit, hg. v. M. Hürlimann (Zürich 1955);
 Elisabeth Furtwängler: Über W. F. (21980);
 B. W. Wessling: F. Eine krit. Biogr. (1985);
 J. Matzner: F. Analyse, Dokument, Protokoll (Zürich 1986);
 F. K. Prieberg: Kraftprobe. W. F. im Dritten Reich (1986);
 W. Thärichen: Paukenschläge. F. oder Karajan (Neuausg. 1991).

Universal-Lexikon. 2012.