Akademik

Kantorowicz
Kantorowicz
 
[-vɪtʃ],
 
 1) Alfred, Publizist, Literarhistoriker und Schriftsteller, * Berlin 12. 8. 1899, ✝ Hamburg 27. 3. 1979. Kantorowicz, der sich 1931 der KPD anschloss, emigrierte 1933 nach Frankreich und kämpfte 1936-38 als Offizier der internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. 1939 interniert, gelang ihm zwei Jahre später die Flucht aus dem KZ Brébant in die USA; 1946 ging er nach Berlin (Ost). Dort gab er bis zum Verbot 1949 die Zeitschrift »Ost und West« heraus; seit 1949 Professor für neueste deutsche Literatur an der Humboldt-Universität; 1957 siedelte Kantorowicz in die Bundesrepublik Deutschland über. Bedeutende Verdienste erwarb sich Kantorowicz v. a. als Herausgeber der Werke H. Manns (1951-56, 12 Bände) und als Erforscher der Exilliteratur.
 
Werke: Why a library of burned books? (1934); In unserem Lager ist Deutschland (1936); Spanisches Tagebuch (1948); Deutsche Schicksale (1949); Meine Kleider (1957); Deutsches Tagebuch, 2 Bände (1959-61); Exil in Frankreich (1971); Die Geächteten der Republik. Alte und neue Aufsätze (1977); Politik und Literatur im Exil. Deutsch-sprachige Schriftsteller im Kampf gegen den Nationalsozialismus (1978).
 
Herausgeber: Tschapaiew. Das Bataillon der 21 Nationen (1938).
 
Literatur:
 
A. K., Einl. v. J. Rühle (1969);
 
Wache im Niemandsland. Zum 70. Geburtstag von A. K., hg. v. H.-J. Heydorn (1969).
 
 2) Ernst Hartwig, deutsch-amerikanischer Historiker, * Posen 3. 5. 1895, ✝ Princeton (N. J.) 9. 9. 1963, jüdischer Abstammung; ab 1914 als Freiwilliger Soldat im Ersten Weltkrieg, 1919 Studium der Wirtschaftswissenschaft in Heidelberg (1921 Promotion) und Mitglied des George-Kreises; 1932-33 Professor in Frankfurt am Main (entschiedenes Bekenntnis zur NS-Gegnerschaft). 1938 emigrierte er über Oxford in die USA; 1945-50 Professor in Berkeley (Juni 1949 Verweigerung des antikommunistischen Treueeids), 1951 Berufung nach Princeton. - Seine (umstrittenen) Hauptwerke »Kaiser Friedrich der Zweite« (1927; Ergänzungsband 1931) sowie »The King's two bodies« (1957; deutsch »Die zwei Körper des Königs«, 1990) wurden - trotz erheblicher fachwissenschaftlicher Kritik - wegen der moralphilosophischen Intention, ihrer Gedankentiefe und ihres glänzenden Stils weit außerhalb der Mediävistik bekannt. Die v. a. von Frankreich Ende der 1980er-Jahre ausgehende Rezeption seiner Werke leitete eine Wiederentdeckung des »Außenseiters« Kantorowicz ein.

Universal-Lexikon. 2012.