Akademik

Martin
I
Mạrtin,
 
Stadt in der Slowakischen Republik, Sankt Martin.
 
II
Mạrtin,
 
Päpste:
 
 1) Mạrtin I. (649-653), * Todi (Italien), ✝ Cherson (Krim) 16. 9. 655; war vor seiner Papstwahl Apokrisiar von Konstantinopel. Er verurteilte auf der Lateransynode 649 den Monotheletismus und setzte sich damit in Gegensatz zu der Kirchenpolitik Kaiser Konstans' II. Am 17. 6. 653 wurde er in der Lateranbasilika verhaftet, in Konstantinopel wegen Hochverrats (Vorwurf der Beteiligung am Aufstand des Exarchen Olympios) zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und nach Cherson verbannt. Auf kaiserlichem Druck hin wurde noch zu seinen Lebzeiten Eugen I. zum Nachfolger gewählt. Martin wird in der katholischen Kirche (Tag: 13. 4.) und in der orthodoxen Kirche (Tag: 14. 4.) als Heiliger verehrt.
 
 2) Mạrtin II., Marinus I.
 
 3) Mạrtin III., Marinus II.
 
 4) Mạrtin IV. Papst (1281-85), früher Simon de Brion [-bri'ɔ̃], * Brion (bei Angers), ✝ Perugia 28. 3. 1285; seit 1260 Kanzler Ludwigs IX. von Frankreich und 1261 Kardinal; hatte wesentlichen Anteil an der Ausweitung der italienischen Herrschaft Karls I. von Anjou, von dem er völlig abhängig war. Er ernannte Karl zum römischen Senator und überließ ihm die Verwaltung des Kirchenstaates. Den Angriffsplan Karls auf das Byzantinische Reich unterstützte er durch die Bannung des byzantinischen Kaisers Michael VIII. Palaiologos und zerstörte damit die Union des 2. Konzils von Lyon (1274). Mit dem sizilianischen Aufstand (Sizilianische Vesper) am 30. 3. 1282 endete die französische Herrschaft in Sizilien, obwohl Martin als Oberlehnsherr auch hier Karl zu unterstützen suchte.
 
 5) Mạrtin V. (1417-31), früher Oddo Colọnna, * Genazzano (bei Rom) 1368, ✝ Rom 20. 2. 1431; seit 1405 Kardinal. Martin wurde während des Konzils von Konstanz 1417 als Kompromisskandidat gewählt; damit wurde das Abendländische Schisma beendet. Er bemühte sich in Rom um den Wiederaufbau der Kurie und, zum Teil mit militärischer Gewalt, um die Festigung des Kirchenstaates. Innerkirchlich verhielt er sich restaurativ. Gemäß dem auf dem Konzil von Konstanz beschlossenen Dekret »Frequens« berief er 1423 eine Synode nach Pavia ein (Eröffnung am 23. 3. 1423), die er erst nach Siena verlegte und dann aus Besorgnis vor einer möglichen antipäpstlichen (konziliaristischen) Zielrichtung vorzeitig wieder auflöste. Kurz vor seinem Tode berief er noch das Konzil nach Basel.
 
III
Mạrtin,
 
1) ['mɑːtɪn], Agnes, amerikanische Malerin kanadischer Herkunft, * Macklin (Provinz Saskatchewan, Kanada) 22. 3. 1912; lebt seit 1932 in den USA; gestaltete hellfarbige Bilder mit abstrakten Formelementen, die sie schließlich bis auf ein Raster aus horizontalen und vertikalen Linien reduzierte. Sie beeinflusste die Minimalart und die analytische Malerei.
 
Literatur:
 
U. Ritter: A. M. (1988);
 
A. M. Writings, hg. v. D. Schwarz, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Winterthur (Winterthur 1991).
 
 2) ['mɑːtɪn], Archer John Porter, britischer Biochemiker, * London 1. 3. 1910; Mitglied des National Institute for Medical Research in London. Martin entwickelte seit 1939 die Verteilungs-, seit 1944 die Papierchromatographie als analytisches Hilfsmittel und erhielt dafür mit R. L. M. Synge 1952 den Nobelpreis für Chemie.
 
 3) Eduard Arnold, Gynäkologe, * Heidelberg 22. 4. 1809, ✝ Berlin 5. 12. 1875; ab 1837 Professor in Jena, ab 1858 in Berlin, wo er die gynäkologische Abteilung der Charité begründete. Martin erweiterte die Kenntnisse der Physiologie und Pathologie des weiblichen Beckens, entwickelte neue geburtshilfliche Instrumente, verwendete als erster Deutscher Chloroform bei der Geburtshilfe. Er verfasste u. a. ein »Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen« (1854) und stellte einen »Hand-Atlas der Gynäkologie und Geburtshülfe« (1862) zusammen.
 
 4) Elias, schwedischer Maler, * Stockholm 8. 3. 1739, ✝ ebenda 25. 1. 1818; studierte in Paris, lebte 1768-80 in London, wo er v. a. Einflüsse von T. Gainsborough und R. Wilson aufnahm. Martin wurde der erste bedeutende Naturschilderer Schwedens. Er malte zunehmend Fantasielandschaften, daneben auch Porträts und religiöse Themen.
 
 5) [mar'tɛ̃], Étienne, französischer Bildhauer, Étienne-Martin.
 
 6) [mar'tɛ̃], Frank Théodore, schweizerischer Komponist, * Eaux-Vives (heute zu Genf) 15. 9. 1890, ✝ Naarden 21. 11. 1974; wirkte in Genf in der von ihm gegründeten und geleiteten Société de Musique de Chambre als Pianist, lehrte u. a. 1928-38 am Institut Jaques-Dalcroze und 1950-57 an der Musikhochschule in Köln. In seinen frühen Kompositionen wurde Martin von der französischen Spätromantik (C. Franck) und dem Impressionismus (C. Debussy) beeinflusst. Nach 1930 fand er in der Verbindung von Zwölftontechnik mit tonalen Elementen zu seinem eigenen Klangidiom, in dem auch rhythmische Momente (darunter Polyrhythmik fernöstlicher Musik) eine wichtige Rolle spielen.
 
Werke: Opern: Der Sturm (1956, nach Shakespeare); Monsieur de Pourceaugnac (1963, nach Molière).
 
Oratorien: Le vin herbé (1938-41, szenisch 1948); In terra pax (1944); Golgotha (1945-48); Le mystère de la nativité (1959, szenisch 1960).
 
Orchesterwerke: Zwei Klavierkonzerte (1934, 1969); Sinfonie (1937); Petite symphonie concertante (1945, für Harfe, Cembalo, Klavier und zwei Streichorchester); Konzert (1949, für sieben Bläser, Pauken und Streichorchester); Violinkonzert (1951); Cembalokonzert (1952); Les quatre éléments (1964); Violoncellokonzert (1966); Erasmi monumentum (1969, für Orgel und Orchester).
 
Kammermusik: Streichtrio (1936); zwei Streichquartette (1936, 1967).
 
Vokalwerke: Der Cornet (1943, für Alt und Kammerensemble nach R. M. Rilke); sechs Monologe aus Jedermann (1943, für Bariton und Klavier, Orchesterfassung 1949, nach H. von Hofmannsthal); Requiem (1972); Et la vie l'emporta (1974, Kammerkantate).
 
Literatur:
 
B. Billeter: F. M. (Frauenfeld 1970);
 B. Billeter: Die Harmonik bei F. M. (Bern 1971);
 
F. M., das kompositor. Werk, hg. v. D. Kämper (1993).
 
 7) Gottfried, Philosoph, * Gera 19. 6. 1901, ✝ Bonn 20. 10. 1972; seit 1943 Professor in Jena, seit 1948 in Köln, ab 1953 in Mainz, ab 1958 in Bonn; bedeutende Arbeiten zu I. Kant und G. W. Leibniz. 1953-69 Herausgeber der Kant-Studien.
 
 8) Hansjörg, Schriftsteller, * Leipzig 1. 11. 1920, ✝ auf Mallorca 11. 3. 1999; war seit 1962 freier Schriftsteller, schrieb v. a. Kriminalromane (»Gefährliche Neugier«, 1965; »Kein Schnaps für Tamara«, 1966; »Gegen den Wind«, 1984; »Der Rest ist Sterben«, 1988), die zum Teil auch für die Fernsehserie »Tatort« verfilmt wurden. Daneben entstanden auch Kinder- und Jugendbücher (u. a. »Hell und Dunkel«, 1992) sowie Hör- und Fernsehspiele.
 
 9) Helmut, Hämatologe, * Heide 14. 8. 1918; ab 1969 Professor in Frankfurt am Main. Martin gelang der Nachweis von Heparin in den Mastzellen des menschlichen Blutes; befasste sich u. a. auch mit der paroxysmalen Hämoglobinurie und der Chemotherapie bösartiger Erkrankungen, besonders den Hämoblastosen.
 
 10) ['mɑːtɪn], Homer Dodge, amerikanischer Maler, * Albany (N. Y.) 28. 10. 1836, ✝ Saint Paul (Minnesota) 12. 2. 1897; gehörte in seiner Frühzeit zu den Vertretern der Hudson River School. Er unternahm mehrere Europareisen und nahm die Anregungen des französischen Impressionismus auf (»The harp of the winds«, 1895; New York, Metropolitan Museum of Art).
 
 11) Johann, österreichischer Dichter, Schauspieler und Komponist, Laurentius, L. von Schnüffis.
 
 12) ['mɑːtɪn], John, britischer Maler und Grafiker, * Haydon Bridge (County Northumberland) 19. 7. 1789, ✝ Douglas 17. 12. 1854; schuf Historienbilder mit winzigen Figuren, fantastischen Landschaften, ausgefallenen Bauwerken und unwirklichen Lichteffekten; er bevorzugte visionäre Stoffe, Themen aus dem Alten Testament und der Apokalypse (»Die gestürzten Engel in der Hölle«, um 1841; London, Tate Gallery).
 
Literatur:
 
W. Feaver: The art of J. M. (Oxford 1975);
 J. D. Wees: Darkness visible. The prints of J. M. (Williamstown, Mass., 1986).
 
 13) ['mɑːtɪn], Sir (seit 1957) John Leslie, britischer Architekt, * Manchester 17. 8. 1908; gehört mit seinen Bauten wie auch als Lehrer (1956-72 Professor in Cambridge) zu den führenden britischen Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war (u. a. als Architekt des London County Council, 1953-56) beteiligt an der Gestaltung Londoner Wohnsiedlungen (z. B. Roehampton, 1952-59) und öffentliche Gebäude (Royal Festival Hall, 1951). Er entwarf Universitäts-Bauten in Cambridge, Leicester, Oxford (Bibliotheksgebäude, 1959-64, mit C. Saint John Wilson; Gebäude der Fachbereiche Zoologie und Psychologie, 1964-70) und Hull sowie das Kulturzentrum in Glasgow (1972-78, mit C. Lumley).
 
 14) Karl Heinz, Regisseur und Theaterleiter, * Freiburg im Breisgau 6. 5. 1888, ✝ Berlin 13. 1. 1948; 1919 Mitbegründer der »Tribüne« in Berlin, wo er die Uraufführung von E. Tollers »Wandlung« (1919) inszenierte; u. a. Regisseur am Deutschen Theater in Berlin und in Wien; einer der führenden Regisseure des Expressionismus. 1929 wurde er Direktor der Berliner Volksbühne. 1933-43 war er Regisseur v. a. in Wien und Berlin (unterbrochen durch Filmregie 1934-39). Ab 1945 leitete er das Berliner Hebbel-Theater.
 
 15) ['mɑːtɪn], Kenneth, britischer Bildhauer und Maler, * Sheffield 13. 4. 1905, ✝ London 18. 11. 1984; kam 1948 zur abstrakten Malerei auf der Grundlage mathematisch strenger Formabläufe. Ab 1951 konstruierte er mobile Drahtplastiken. Seit Mitte der 60er-Jahre weiteten sich seine kinetischen Versuche (auch mit ultravioletten Lichteffekten) zu Environments aus, daneben entstanden auch wieder konstruktivistische Bilder und Zeichnungen.
 
Literatur:
 
K. M., Ausst.-Kat. (London 1975);
 
K. M., bearb. v. A. Forge, Ausst.-Kat. (New Haven, Conn., 1979).
 
 16) [mar'tɛ̃], Pierre Émile, französischer Hüttentechniker, * Bourges 18. 8. 1824, ✝ Fourchambault (Département Nièvre) 25. 5. 1915; erfand mit seinem Vater Émile 1864 das saure Herdfrischverfahren zur Herstellung von Stahl; sie benutzten dabei die von A. F. und C. W. Siemens erfundene Regenerativfeuerung. (Siemens-Martin-Verfahren)

Universal-Lexikon. 2012.