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Menger
Mẹnger,
 
1) Anton, österreichischer Jurist, * Maniowy (Woiwodschaft Krakau) 12. 9. 1841, ✝ Rom 6. 2. 1906, Bruder von 2); ab 1877 Professor in Wien; widmete sich vorwiegend der Propagierung sozialistischer Postulate auf juristischer Grundlage. Als »Rechtssozialist« stand Menger damit im Gegensatz zur Sozialdemokratie, von der ihn insbesondere sein evolutionärer Ansatz, seine Ablehnung des historischen Materialismus und seine scharfen persönlichen Angriffe auf K. Marx trennten. Rechtstheoretisch lehnte Menger von einer extremen Machttheorie her die Anerkennung auf dem Naturrecht beruhender Rechtsgrundsätze ab und wollte die »Richtigkeit« des Rechts jeweils an dessen Übereinstimmung mit den sozialen Machtverhältnissen messen.
 
Werke: Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung (1886); Das Bürgerliche Recht und die besitzlosen Volksklassen (1890); Über die socialen Aufgaben der Rechtswissenschaft (1895); Neue Staatslehre (1903); Volkspolitik (1906).
 
Literatur:
 
K.-H. Kästner: A. M. (1974).
 
 2) Carl, österreichischer Volkswirtschaftler, * Neusandez 23. 2. 1840, ✝ Wien 27. 2. 1921, Bruder von 1), Vater von 3); arbeitete als Journalist, war 1879-1903 Professor in Wien und gilt als einer der bedeutendsten Nationalökonomen des 19. Jahrhunderts Menger begründete mit seinen Schülern E. von Böhm-Bawerk und F. von Wieser die österreichische Schule der Nationalökonomie (Wiener Schule). Unabhängig von H. H. Gossen, W. S. Jevons und L. Walras entwickelte er das Grenznutzenprinzip (Grenznutzenschule). Bereits in seinem ersten Werk, »Grundsätze der Volkswirthschaftslehre« (1871), entfaltete Menger ein geschlossenes System der subjektiven Wertlehre, einer makroökonomischen Gleichgewichtstheorie auf mikroökonomischer Grundlage. 1883 löste er mit seinen »Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften und der politischen Oekonomie insbesondere« den »Methodenstreit« aus, in dem G. Schmoller sein Hauptgegner wurde; Menger vertrat im Gegensatz zur historischen Schule die Notwendigkeit theoretisch-deduktiver Forschung.
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von F. A. von Hayek, 4 Bände (21968-70).
 
 3) Karl, amerikanischer Mathematiker und Philosoph österreichischer Abstammung, * Wien 13. 1. 1902, ✝ Highland Park (Illinois) 5. 10. 1985, Sohn von 2); ab 1927 Professor für Geometrie in Wien, Mitglied des Wiener Kreises, 1937 Auswanderung nach den USA, 1937-46 an der University of Notre Dame (Indiana), danach in Chicago (Illinois) tätig. Die mathematischen Arbeiten Mengers betrafen v. a. die Topologie, insbesondere die Dimensionstheorie (heute viel zitiert ist der »Mengerschwamm«, ein fraktales Gebilde zwischen Fläche und Körper). In der Wissenschaftstheorie ist Menger als Urheber des »Toleranzprinzips« bekannt geworden, das besagt, dass jeder Formalismus auf Dezisionen beruht.

Universal-Lexikon. 2012.