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Mill
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1) James, britischer Philosoph, Historiker und Volkswirtschaftler, * Northwaterbridge (Tayside Region) 6. 4. 1773, ✝ Kensington (heute zu London) 23. 6. 1836, Vater von 2); war zunächst Prediger, dann Journalist. Seine »History of British India« (1817, 3 Bände; deutsch »Geschichte des britischen Indien«) wurde historisches Standardwerk. Im Zusammenwirken mit J. Bentham (ab 1808) war Mill neben diesem und seinem Sohn Hauptvertreter des (englischen) Utilitarismus, dem er erkenntnistheoretisch eine Assoziationspsychologie in der Nachfolge von D. Hume und D. Hartley zuordnete. Er war politisch Wortführer der »Radikalen« (Liberalen) und förderte damit die allgemeine Anerkennung der Menschenrechte. In seiner Theorie der Volkswirtschaft zeigt sich Mill v. a. von A. Smith und D. Ricardo beeinflusst.
 
Weitere Werke: Elements of political economy (1821; deutsch Elemente der Nationalökonomie); Analysis of the phenomena of the human mind, 2 Bände (1829); The principles of toleration (herausgegeben 1837).
 
 2) John Stuart, britischer Philosoph und Volkswirtschaftler, * London 20. 5. 1806, ✝ Avignon 8. 5. 1873, Sohn von 1); Vertreter des »älteren Positivismus«. Mill erhielt durch seinen Vater eine umfassende und ungewöhnlich gründliche Ausbildung; wichtige Orientierungen bildeten A. Comte und D. Ricardo. 1823-58 war er (zuletzt leitend) für die Ostindische Kompanie tätig; 1865-68 Mitglied des Unterhauses. - Philosophisch sind hauptsächlich seine Beiträge zur Logik und Ethik von Interesse. In seinem Buch »A system of logic, ratiocinative and inductive« (1843, 2 Bände; deutsch »System der deductiven und inductiven Logik«) entwirft er eine allgemeine Methodologie der Wissenschaften mit dem Ziel, die ältere Logik so auszubauen, dass sie auch auf Politik und Soziologie anwendbar wird und dort zu ebenso exakten Voraussagen führt, wie sie I. Newtons Theorie für die Physik ermöglichte. Diesem Ziel dient die Entwicklung der induktiven Logik, der Lehre von den richtigen Verallgemeinerungen aus genauen, partikularen Analysen. - Mills Ethik, der Utilitarismus, misst den moralischen Wert einer Handlung an ihren Folgen. Mit seinem nationalökonomischen Standardwerk »Principles of political economy with some of their applications to social philosophy« (1848, 2 Bände; deutsch »Grundsätze der politischen Oekonomie, nebst einigen Anwendungen auf die Gesellschaftswissenschaft«), in dem er - anknüpfend an A. Smith - die Ökonomie als Teil einer umfassenderen Sozialphilosophie betrachtet, gilt er (teilweise) als letzter Vertreter der klassischen Nationalökonomie.
 
Ausgaben: Collected works of John Stuart Mill, herausgegeben von J. M. Robson, 33 Bände (1963-91, Nachdruck 1996).
 
Gesammelte Werke, herausgegeben von T. Gomperz, 12 Bände (1869-80, Nachdruck 1968).
 
Literatur:
 
B. Mazlish: James and J. S. M. Father and son in the 19th century (New York 1975, Nachdr. New Brunswick, N. J., 1988);
 L. K. Sosoe: Naturalismuskritik u. Autonomie der Ethik. Studien zu G. E. Moore u. J. S. M. (1988);
 P. Hauer: Leitbilder der Gerechtigkeit in den marktwirtschaftl. Konzeptionen von Adam Smith, J. S. M. u. Alfred Müller-Armack (1991);
 J.-C. Wolf: J. S. M.s »Utilitarismus« (1992).
 

Universal-Lexikon. 2012.