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Perserkriege
I
Pẹrserkriege,
 
die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern 500/490-448 v. Chr. Den Anlass bot der vergebliche Ionische Aufstand in Kleinasien gegen die persische Herrschaft (500-494 v. Chr.), der anfangs von Athen und Eretria unterstützt wurde, während Sparta sich fernhielt. Eine persische Flottenexpedition unter Führung des Mardonios an die Nordküste der Ägäis scheiterte am Athosgebirge (492 v. Chr.). Danach sandte der Perserkönig Dareios I. 490 v. Chr. Datis und Artaphernes mit einem Heer über See gegen Eretria und Athen. Eretria wurde zerstört, der Sieg der Athener unter Miltiades, die von einem kleinen Aufgebot aus Plataiai (Platää) unterstützt wurden, bei Marathon veranlasste die Perser zur Rückkehr nach Asien.
 
Bevor zehn Jahre später (480 v. Chr.) der Nachfolger des Dareios, Xerxes I., ganz Griechenland zu unterwerfen suchte, unternahmen die Perser große Rüstungsanstrengungen, bauten eine Brücke über den Hellespont und durchstachen die Athoshalbinsel (Athoskanal). Als Antwort darauf setzte Themistokles in Athen sein Flottenbauprogramm durch (ab 483/482), und Ende 481 schlossen sich die Griechen zu einem Bund (Hellenische Symmachie) unter Führung Spartas zusammen. Die 480 gegen die von Xerxes I. persönlich geführten Perser im Tempetal (Thessalien) aufgebaute griechische Abwehrstellung musste aufgegeben werden, und nach Räumung Nordgriechenlands wurden die Griechen unter Leonidas I. im Hochsommer 480 an den Thermopylen geschlagen. Darauf musste sich die griechische Flotte trotz des unentschiedenen Verlaufs der gleichzeitig stattfindenden Seeschlacht am euböischen Vorgebirge Artemision zurückziehen. Durch Mittelgriechenland, das ihm kampflos zufiel, rückte Xerxes nun in Attika ein und zerstörte Athen. Als er jedoch, von Themistokles dazu herausgefordert, die im nahen Sund von Salamis liegende griechische Flotte angriff, wurde er in dem engen Gewässer vernichtend geschlagen. Die Reste der persischen Flotte kehrten darauf nach Asien zurück, das Heer überwinterte unter Mardonios in Thessalien. Im Frühjahr 479 v. Chr. zerstörte dieser abermals Athen und ging dann nach Böotien zurück, wo ihn die verbündeten Griechen unter Pausanias bei Plataiai entscheidend besiegten. Mardonios fiel, die restlichen persischen Truppen zogen sich aus Griechenland zurück. Etwa gleichzeitig vernichtete eine griechische Flotte unter Leotychidas II. am Vorgebirge Mykale gegenüber Samos den Rest der persischen Flotte. Daraufhin fielen die meisten kleinasiatischen Griechenstädte und die vorgelagerten Inseln von Persien ab und schlossen sich den verbündeten Griechen an. Diese befreiten die Orte am Hellespont und unter Pausanias' Führung auch Zypern und Byzanz von der persischen Herrschaft. Die weitere Führung des Kampfes übernahm - nach dem Ausscheiden Spartas aus der Kriegsführung - mit der Gründung des 1. Attischen Seebundes Athen (477 v. Chr.). Um 465 (?) siegte Kimon vor der Mündung des Eurymedon, doch die antipersische Expedition des Bundes nach Ägypten (das eine persische Satrapie war) 460-454 v. Chr. endete mit dem Untergang des athenischen Expeditionsheeres in einer militärischen Katastrophe. Athen unter Perikles schloss, trotz des 449 errungenen glänzenden Seesieges beim zyprischen Salamis, 449/448 den Kalliasfrieden ab. - Die Perserkriege sind in Herodots Geschichtswerk dargestellt, die Schlacht bei Salamis von Aischylos, der selbst Mitkämpfer war, in seiner Tragödie »Die Perser«.
 
Literatur:
 
C. Hignett: Xerxes' invasion of Greece (Oxford 1963);
 W. Kierdorf: Erlebnis u. Darstellung der P. (1966);
 W. Ekschmitt: Der Aufstieg Athens. Die Zeit der Perser-Kriege (1978);
 Eduard Meyer: Gesch. des Altertums, Bd. 4, Abt. 1: Das Perserreich u. die Griechen bis zum Vorabend des Peloponnes. Krieges (Neuausg. 1981);
 A. R. Burn: Persia and the Greeks: the defence of the West, c. 546-478 B. C. (Stanford, Calif., 21984, Nachdr. London 1990);
 H. Bengtson: Griech. Gesch. (81994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
griechischer Machtkampf: Perser - Athener - Spartaner
 
II
Perserkriege
 
Der Aufstand der ionischen Städte Kleinasiens unter Führung Milets gegen die persische Herrschaft (500/499 v. Chr.) bildete den Auftakt für die langen Auseinandersetzungen zwischen Persern und Griechen, die erst mit der Zerstörung des Perserreichs durch Alexander (334-323) ihren Abschluss fanden. Herodot, der Chronist der Kämpfe des beginnenden 5. Jahrhunderts, sieht die Ursache in den politischen Ambitionen des milesischen Tyrannen Aristagoras; ebenso wichtig scheinen indes wirtschaftliche (Beeinträchtigung des ionischen Handels) und politische (Einschränkung der Autonomie durch die von den Persern gestützten Tyrannen) Ursachen gewesen zu sein. Die aufständischen Poleis wurden aus dem griechischen Mutterland lediglich von Athen und Eretria unterstützt. Mit dem persischen Seesieg bei Lade (495/94) und der Einnahme und Zerstörung Milets (494) brach die ionische Erhebung zusammen. Die Herrschaft der persischen Satrapen wurde wiederhergestellt.
 
Während der Perserzug nach Thrakien und Makedonien (492) nur der Wiederaufrichtung der Herrschaft in der Nordägäis diente, leitete ein Flottenunternehmen zwei Jahre später, nominell eine Strafaktion gegen Athen und Eretria, die persischen Eroberungszüge gegen Griechenland ein. Nach Unterwerfung der meisten Kykladeninseln und der Zerstörung Eretrias wurde das zahlenmäßig überlegene persische Heer von den lediglich von Plataiai unterstützten athenischen Hopliten unter Miltiades und Kallimachos bei Marathon (490) geschlagen.
 
Die beherrschende Rolle in der athenischen Innenpolitik im Jahrzehnt zwischen den Perserkriegen spielte Themistokles. Obwohl die Quellen dazu schweigen, wird er, Archon 493/92, mit den Verbannungen von »Tyrannen-« bzw. »Perserfreunden« in den Achtzigerjahren und den Verfassungsänderungen von 487/86 in Verbindung gebracht: Die Archonten wurden nicht mehr gewählt, sondern unter vorgewählten Kandidaten ausgelost, gleichzeitig die zweite Zensusklasse, die Hippeis, zum Archontat zugelassen. Das militärische Oberkommando ging vom Polemarchos auf zehn von der Volksversammlung gewählte Strategen über.
 
482 konnte Themistokles sein schon früher geplantes Flottenbauprogramm durchsetzen, das außenpolitisch motiviert war, doch besondere innenpolitische Folgen zeitigte: Die Bemannung der 200 Trieren mit ca. 36 000 Wehrfähigen erforderte die Heranziehung der Theten (unterste Zensusklasse), die durch den Militärdienst jetzt auch politischen Einfluss gewannen.
 
Dem groß angelegten Eroberungsfeldzug des Großkönigs Xerxes Ende der Achtzigerjahre standen die griechischen Stämme und Poleis ambivalent gegenüber: Ein Teil war neutral oder auf persischer Seite; Athen, Aigina, Sparta, Korinth u. a. gründeten 481 unter spartanischer Hegemonie ein Defensivbündnis. Nachdem die Griechen 480 am Thermopylenpass und zur See am Kap Artemision eine Zeit lang Widerstand leisten konnten, besiegte die athenische Flotte unter Themistokles die persische in der Bucht vor Salamis. 479 wurde das persische Landheer bei Plataiai durch den Hellenenbund unter Führung des Spartaners Pausanias geschlagen, die persische Flotte am ionischen Vorgebirge Mykale vernichtet.
 

Universal-Lexikon. 2012.