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Greif
Raubvogel; Greifvogel

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Greif 〈m.1 od. 16
1. Sagentier mit Löwenleib, Adlerkopf u. Krallenfüßen
2. riesiger Vogel
● der Vogel \Greif [<ahd. grif(o) <germ. grip- <lat. gryphus <vulgärgrch. grypos <grch. gryps <assyr. k'rub „Riesenvogel mit Löwentatzen u. Menschenkopf am Palast des Assurnasirpal“; verwandt mit Cherub]

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Greif, der; -[e]s u. -en, -e[n]:
1. [mhd. grīf(e) < ahd. grīf(a) < spätlat. gryphus < lat. grypus, gryps < griech. grýps, zu: grypós = gekrümmt (wie eine Habichtsnase), krummnasig] (früher häufig als Wappentier verwendetes) geflügeltes Fabeltier mit dem Kopf [u. den Krallen] eines Adlers u. dem Körper eines Löwen.
2. Greifvogel.

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Greif
 
[althochdeutsch grif(a), von mittellateinisch griphus, gleichbedeutend griechisch grýps (in volksetymologischer Anlehnung an »greifen«)], Mischwesen aus Löwe und Vogel; nach dem Kopf des Fabelwesens kann man als Hauptformen den Vogelgreif (Löwenkörper mit Vogelkopf), den Löwengreif (Löwe mit Vogelfängen als Hinterfüßen) und den Schlangengreif (Schlangenkopf und geschuppter Großkatzenkörper, Tatzen, Horn über den Augen und Skorpionstachel am Schwanz) unterscheiden, wobei der Schlangengreif eher als Drache einzuordnen ist. Der Greif kann geflügelt sein. Ikonographisch stammt der Greif aus dem Alten Orient, wo er verschiedene Wurzeln hat. In Mesopotamien findet sich der Vogelgreif gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. in der Glyptik, der Löwengreif erscheint in der Akkadzeit (er kann den Wagen des Wettergottes ziehen). In assyrischen Reliefs des 1. Jahrtausend v. Chr. haben Adlergreifen als geflügelte Genien schützende Funktion. Obwohl der Vogelgreif in Ägypten schon vor 3000 v. Chr. auftritt, ist er dann fest mit dem Pharao verbunden und hat einen Falkenkopf (Horusfalke). Wappenartig beidseitig hinter dem Thron angeordnet finden sich zwei Vogelgreifen auf einem minoischen Fresko in Knossos (»Greifenfresko«, um 1400 v. Chr.). Die Vorstellung eines Greifen hat auch in Iran sehr alte Wurzeln (gedacht als im Weltenmeer auf dem Lebensbaum sitzend). In der achaimenidischen Kunst wird er dem Großkönig zugeordnet und ist auch ein Sonnensymbol; dargestellt wurde er mit Löwenkopf, Raubvogelfängen und Skorpionstachelschwanz. Vielleicht über hethitische Vermittlung gelangte der Greif in die geometrische und archaische Kunst Griechenlands, er war Apoll und Artemis heilig und wurde meist als geflügelter Adlergreif dargestellt. Er hatte apotropäische Funktion. Anscheinend ist er auch Hera zuzuordnen. In Heiligtümern wurden als Weihegaben in früharchaischer Zeit Bronzekessel auf Stabdreifüßen aufgestellt (Samos, Olympia, Delphi), die mit sechs Greifkopf-Protomen versehen waren, ebenso im Dromos von Gräbern (Nekropole von Samos, 8. Jahrhundert); charakteristisch für die Protomen sind der aufgesperrte Schnabel, der hornartige Knopf über den Augen und die aufgerichteten, spitzen Katzenohren. Bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. kam der Greif oft in der (archaischen) Vasenmalerei vor. Andere Darstellungen gehen auf die bei Hesiod verzeichnete, später weiter ausgestaltete Sage zurück, dass die Greifen im hohen Norden (seit Aischylos im Osten) Goldlager hüten und deshalb mit dem mythischen Volk der einäugigen Arimaspen oder auch Amazonen kämpfen. Auch die Etrusker kannten den Greifen. Die römische Kunst verwendete ihn ornamental, auf Reliefs an den Schmalseiten der Sarkophage oder auf Vasen, Gemmen und Münzen, oft paarweise (wie schon in der griechischen Kunst). Persische und islamische Sagen machten den Greif erneut dem Abendland bekannt; in der Alexandersage trägt er Alexander den Großen gen Himmel.
 
Die christliche Kunst übernahm das Motiv als Symbol Christi, dessen zwei Naturen (Gott und Mensch) es versinnbildlichen soll. Der Greif erschien in diesem Sinne schon in der karolingischen Buchmalerei und in der romanischen Bauplastik. In der Renaissance und im Klassizismus war er ein Ziermotiv nach römischem Vorbild. Er tritt auch in der Volks- und Gebrauchskunst auf.
 
In der Heraldik kommt der Greif häufig vor. Zuerst erschien er als Wappentier gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Mecklenburg und Pommern (u. a. im Wappen von Pommern sowie in den Stadtwappen von Greifswald, Stargard und Rostock), dann, in Anlehnung an das Ordenszeichen des aragonesischen Kannenordens, um 1500 als Schildhalter des deutschen und später des kaiserlich österreichischen Reichswappens; schließlich als Emblem der Drucker, dann auch als Schildhalter am Wappen des Großherzogtums Baden, jetzt am Wappen von Baden-Württemberg.
 
Literatur:
 
H. Mode: Fabeltiere u. Dämonen (Leipzig 21977).
 

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Greif, der; -[e]s u. -en, -e[n] [1: mhd. grīf(e) < ahd. grīf(a) < spätlat. gryphus < lat. grypus, gryps < griech. grýps, zu: grypós = gekrümmt (wie eine Habichtsnase), krummnasig]: 1. (früher häufig als Wappentier verwendetes) geflügeltes Fabeltier mit dem Kopf [u. den Krallen] eines Adlers u. dem Körper eines Löwen: die ... Stadtschule, da bauscht sich die gelbe Fahne mit dem G. (Kempowski, Zeit 118). 2. Greifvogel: Der Frühherbst ist auch die Zeit der ziehenden -e (NNN 19. 9. 87, 3).

Universal-Lexikon. 2012.