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Volkswagen
VW; VW AG; Volkswagen AG

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Volkswagen
 
Als der »Vater des Volkswagens«, der deutsche Ingenieur Ferdinand Porsche (1875-1951), im Jahr 1931 erste Skizzen für einen Volkswagen (Abkürzung VW) machte, war nicht abzusehen, welchen Siegeszug um die ganze Welt dieser Wagen einmal antreten sollte. Mit dem VW »Käfer« (»Beetle«, wie er bereits in den 30er-Jahren von englischsprachigen Zeitungen genannt wurde) verbinden sich sowohl Erinnerungen an die Planungen der Nationalsozialisten für ein KdF-Auto (Abkürzung für Kraft durch Freude) in den Vorkriegsjahren als auch an das Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland ab den 50er-Jahren, für das der »Käfer« zu einem Symbol geworden ist.
 
 Unternehmensgründung und Zweiter Weltkrieg
 
Nachdem nach den Skizzen von F. Porsche von der Firma Zündapp bis Ende 1932 bereits erste Prototypen hergestellt worden waren, übergab Porsche am 17. 1. 1934 der Reichsregierung ein »Exposé betreffend den Bau eines Volkswagens«. Am 22. 6. 1934 wurde ein Vertrag über die Konstruktion eines preiswerten »Volkswagens« zwischen dem Porsche-Konstruktionsbüro in Stuttgart und dem »Reichsverband der Automobilindustrie« (RDA) unterzeichnet, und im Oktober 1935 konnte der erste fahrtüchtige Prototyp des späteren VW »Käfer« vorgestellt werden. In 1936 bzw. 1937 durchgeführten Großversuchen legten drei Wagen der Serie 3 jeweils 50 000 km bzw. 30 Wagen der Serie 30 insgesamt 2,4 Mio. km zurück. Am 28. 5. 1937 wurde die »Gesellschaft zur Vorbereitung des deutschen Volkswagens mbH« (»Gezuvor«) gegründet. Im selben Jahr erhielt der Volkswagen seine endgültige äußere Form. Am 26. 5. 1938 erfolgte die Grundsteinlegung für das Volkswagenwerk nahe dem niedersächsischen Fallersleben, und am 1. 7. 1938 wurde durch Zusammenlegung mehrerer Gemeinden die »Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben« gegründet. Im Oktober 1938 wurde die »Gezuvor« in Volkswagen GmbH umbenannt, und im Frühjahr 1939 feierte das Volkswagenwerk Richtfest.
 
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde auch das Volkswagenwerk zunehmend für Rüstungsproduktion in Anspruch genommen. So erfolgte hier ab April 1940 u. a. die Montage von Kübelwagen Typ 82. Insgesamt wurden bis Ende des Krieges etwa 70 000 Schwimm- und Kübelwagen produziert. Ab 1942 war die Mehrzahl der im Volkswagenwerk Beschäftigten Zwangsarbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern. Luftangriffe der Alliierten zerstörten im Jahr 1944 etwa zwei Drittel des Werkes. Am 10. 4. 1945 erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in die Stadt, in der zu dieser Zeit 17 100 Menschen lebten, von denen rd. 9 000 im Volkswagenwerk beschäftigt waren. Bei der »Bank der Deutschen Arbeit« wurde ein Sonderkonto errichtet, denn insgesamt hatten 336 000 Sparer im Rahmen des 1938 gebildeten Sparsystems der Deutschen Arbeitsfront eine Summe von 267 Mio. Reichsmark für einen Volkswagen angespart. Im Mai 1945 wurde die Stadt des Volkswagenwerks nach einem Wasserschloss in Wolfsburg umbenannt und das Volkswagen-Firmenvermögen von den Alliierten beschlagnahmt. Das Werk erhielt einen neuen Namen: »Wolfsburg Motoren-Werke«.
 
 Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg
 
Im Frühsommer 1945 wurde die Produktion im Werk wieder aufgenommen. Neben Reparaturarbeiten an Fahrzeugen der britischen Armee wurden auch 1 785 Volkswagen hergestellt. Kunden waren die Besatzungsmächte und die Deutsche Post. Im September 1945 erteilte die britische Militärregierung dann einen Großauftrag über 20 000 Fahrzeuge. 1946 lag die Jahresproduktion bei 10 020 Einheiten, im Jahr darauf bei 8 987.
 
1948 wurde Heinrich Nordhoff Generaldirektor des Volkswagenwerks. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war der Aufbau einer Vertriebs- und Kundendienstorganisation. Bereits im Mai 1948 wurde der 25 000. Volkswagen produziert. Im Monat darauf stellte die Währungsreform die Weichen für das Wirtschaftswunder in den drei westlichen Besatzungszonen, aus denen dann 1949 die Bundesrepublik Deutschland hervorging. Im Oktober 1948 erhob ein neu gegründeter »Hilfsverein ehemaliger Volkswagen-Sparer e. V. Niedermarsberg« Klage, um so die Auslieferung der angesparten Volkswagen zu erreichen. Im Mai 1949 lief in Wolfsburg der 50 000. VW »Käfer« seit Kriegsende vom Band, und im Juni erfolgte die Gründung der »Volkswagen-Finanzierungsgesellschaft mbH« (VFG). Der Juli 1949 begann mit zwei Neuigkeiten: Zum einen präsentierte Volkswagen das »Export«-Modell für 5 450 DM, zum anderen stellte die Karosseriebaufirma Karmann aus Osnabrück ein viersitziges Volkswagen-Cabriolet vor. Dieses Modell wurde mit insgesamt 330 281 verkauften Exemplaren ein großer Erfolg. Im September 1949 verzichtete die Militärregierung auf die weitere Kontrolle der Firmenvermögenswerte und übertrug die Verfügungsgewalt über die Volkswagen GmbH auf die Bundesrepublik Deutschland, treuhänderisch wahrgenommen vom Land Niedersachsen.
 
 Die Fünfzigerjahre
 
Im März 1950 begann die Serienproduktion des VW-Transporters Typ 2 (Spitzname »Bulli«) mit 10 Wagen pro Tag. Anfang der 50er-Jahre wurde das Unternehmen auch weltweit ein Begriff, so konnte im September 1952 die Volkswagen Canada Ltd. mit Sitz in Toronto und im Jahr darauf die Volkswagen do Brasil S. A. in São Bernardo do Campo bei São Paulo gegründet werden. Im April 1953 entstand die gemeinnützige »VW-Wohnungsbau GmbH«.
 
1955 lief der 1 000 000. Volkswagen vom Band. Im Oktober des gleichen Jahres erfolgte die Gründung der Verkaufsgesellschaft Volkswagen of America, Inc., mit Sitz in Inglewood, New Jersey. Im Frühjahr 1956 nahm das neue Transporterwerk in Hannover seinen Betrieb auf, und es entstand eine Tochterfirma in Südafrika, die Volkswagen of South Africa (Pty.) Ltd. in Uitenhage. Im Jahr darauf wurde die Volkswagen (Australasia) Pty. Ltd. in Melbourne ins Leben gerufen, und im Sommer 1958 nahm das neue Volkswagenwerk in Kassel seinen Betrieb auf. Seit 1959 wird auch in Brasilien produziert.
 
 Privatisierung und Ausgabe erster Volkswagen-Aktien
 
Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Privatisierung des Volkswagenwerks am 29. 6. 1960 wurde die Volkswagen GmbH in die Volkswagenwerk AG umgebildet. 60 % ihres Kapitals wurden als Volksaktien veräußert, je 20 % verblieben beim Bund und beim Land Niedersachsen. Die Ausgabe der ersten Volkswagen-Aktien erfolgte am 16. 1. 1961, und am 1. 7. fand die erste Hauptversammlung der neuen AG statt. Im Herbst des Jahres konnte die Produktpalette durch den VW 1 500 und das »Karmann-Ghia«-Coupé erweitert werden. Außerdem wurde im Oktober der Prozess um die »angesparten« Volkswagen nach elf Jahren - durch einen Vergleich - beendet. Ein weiteres wichtiges Ereignis des Jahres 1961 war die Gründung der »Stiftung Volkswagenwerk« (seit 1989 Volkswagen-Stiftung) zur Förderung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre. Anfang 1962 begann die Fertigung eines weiteren neuen Modells, des VW »Variant», und ab August 1963 wurde der VW 1 500 S als Limousine, Variant und Coupé angeboten.
 
 Weitere Entwicklung in den Sechziger- und Siebzigerjahren
 
Anfang 1964 kam es zur Gründung der Volkswagen de México, S. A. de C. V., in Puebla, und im Dezember des gleichen Jahres nahm das Volkswagenwerk in Emden die Produktion auf. Im Januar 1965 übernahm Volkswagen von der Daimler-Benz AG die Auto Union GmbH. Mit dem VW 147 wurde im März des Jahres ein Kleinlieferwagen vorgestellt. Zu den ersten Kunden gehörte die Deutsche Post. Im Dezember 1965 konnte der modernste Klimawindkanal Europas in Wolfsburg eingeweiht werden. Ein Jahr später gründete das Unternehmen die Volkswagen Leasing GmbH. 1967 erhielt der VW-Transporter eine neu gestylte Karosserie, zudem wurde bei Volkswagen die 40-Stunden-Woche eingeführt. Am 1. 5. 1968 wurde Kurt Lotz neuer Vorstandsvorsitzender des Konzerns, nachdem der bisherige Vorsitzende Heinrich Nordhoff am 12. 4. 1968 verstorben war. Zu den neuen Modellen des Jahres 1968 zählte der VW 411 mit selbsttragender Karosserie und einem 69-PS-Motor. Bei Ehra-Lessien am Rande der Lüneburger Heide schuf das Unternehmen 1968 ein Prüfgelände, auf dem alle erdenkbaren Fahrbedingungen getestet werden konnten. Im Mai 1969 war in Salzgitter Baubeginn für das sechste Volkswagenwerk in Deutschland. Im August des Jahres verschmolzen die Auto Union GmbH und die NSU Motorenwerke AG zur Audi NSU Auto Union AG (seit 1985 Audi AG), an der die Volkswagenwerk AG mit 59,5 % beteiligt war. Im Herbst 1969 wurden der VW 411 E und das Mehrzweckfahrzeug VW 181 vorgestellt.
 
Im August 1970 kam dann ein neues »Käfer«-Modell auf den Markt (VW 1302 S). Es hatte einen 50-PS-Motor sowie Federbeine vorn und eine Doppelgelenkachse hinten. Ab Herbst lief dann die Produktion des VW K 70 im neuen Werk in Salzgitter an. Am 1. 1. 1971 übernahm Rudolf Leiding die Leitung des Volkswagen-Konzerns. Anfang 1972 stellte Volkswagen einen neuen Weltrekord auf: Der 15 007 034. »Käfer« lief vom Band und übertraf damit den Rekord des legendären »T-Modells« von Ford. Im August begann die Produktion des neuen VW 1303 sowie des VW 412 (Nachfolgemodell des VW 411).
 
Im selben Jahr wurde auf der Basis des neuen Betriebsverfassungsgesetzes der Volkswagen-Gesamtbetriebsrat gegründet. Im Mai 1973 brachte Volkswagen einen neuen Mittelklassewagen, den »Passat«, mit Frontantrieb, wassergekühltem Vierzylindermotor, oben liegender Nockenwelle, selbsttragender Ganzstahlkarosserie und einer Motorleistung von 55, 75 oder 85 PS heraus. Im selben Jahr wurde die Volkswagen of Nigeria Ltd., Lagos/Nigeria, gegründet. Anfang 1974 kam der »Scirocco« (bei Karmann gefertigt) auf den Markt, ein viersitziges Coupé mit Quermotor (50, 70 oder 85 PS) und großer Heckklappe.
 
 Der erste Golf
 
Am 2. 3. 1974 lief der erste VW »Golf« vom Band, der als 50- oder 70-PS-Modell Nachfolger des »Käfers« wurde. Am 10. 2. 1975 wurde Toni Schmücker neuer Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns, und im Folgemonat stellte Volkswagen den neuen »Polo«, einen kompakten Kleinwagen, vor. Im September 1976 brachte das Unternehmen als erster Autohersteller der Welt einen Wagen der unteren Mittelklasse (VW »Golf«) mit Dieselmotor heraus, und einen Monat später verließ der 1 000 000. »Golf« das Werk in Wolfsburg. Anfang 1977 stellte Volkswagen den neuen »Derby« vor. Im Juli desselben Jahres wurde der neue Aufsichtsrat gewählt, der aus jeweils zehn Vertretern der Anteilseigner und der Arbeitnehmer bestand. Im April 1978 nahm ein neues Montagewerk in den USA seine Arbeit auf. Im August kam der »Passat Diesel« heraus, außerdem wurde der »Iltis«, ein Mehrzweckgeländefahrzeug mit Allradantrieb, vorgestellt. Innovationen des Jahres 1979 waren der »Golf Cabriolet«, ein neuer Volkswagen-Transporter, der neue »Jetta« sowie die Volkswagen-M.A.N.-Kooperationslastwagen mit 6-9 t zulässigem Gesamtgewicht. 1980 präsentierte Volkswagen mit dem »Passat«-Nachfolger ein neues Spitzenmodell. Im gleichen Jahr begann die Volkswagen Kraftwerk GmbH mit dem Bau eines Kohlekraftwerks in Wolfsburg.
 
 Der 20 000 000. »Käfer«
 
Am 15. 5. 1981 lief im Werk Puebla in Mexiko der 20 000 000. »Käfer« vom Band, die Produktion in Deutschland war 1978 eingestellt worden. Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (Abkürzung IAA) in Frankfurt stellte Volkswagen im September 1982 sein neues Spitzenmodell, den »Santana«, vor. Im selben Jahr wurden ein Kooperationsvertrag mit der Nissan Motor Co., Ltd., Tokio, sowie ein Vertrag über Kooperation, Lizenz und technische Unterstützung mit dem spanischen Autohersteller SEAT S. A. geschlossen. Am 4. 1. 1982 hatte Carl Hahn den Vorstandsvorsitz übernommen. Im Juni begann die Produktion des neuen »Golf«-Modells in einer neuen Endmontagehalle, zudem stellte Volkswagen ein neues Forschungszentrum in Betrieb. Anfang 1984 trat das Unternehmen mit dem neuen »Jetta« an die Öffentlichkeit, und ein Jahr später kam der neue Transporter »Syncro« mit Allradantrieb heraus. Am 25. 4. 1985 wurde das Automuseum Wolfsburg mit einer Ausstellungsfläche von über 5 000 qm eröffnet, und seit Juli 1985 firmiert der Konzern als Volkswagen AG. Im gleichen Jahr feierte Volkswagen das 50-jährige Jubiläum des »Käfers« und verabschiedete sich mit einer Sonderserie vom europäischen Markt. 1986 erwarb die Volkswagen AG eine Mehrheitsbeteiligung an der SEAT S. A. Ende des Jahres arbeiteten bereits 281 718 Mitarbeiter im Volkswagen-Konzern.
 
Am 23. 3. 1987 lief der 50 000 000. Volkswagen - im Werk Wolfsburg - vom Band. Ein Jahr später wurde der »Passat III« vorgestellt und der 10 000 000. »Golf« produziert. Anfang 1989 begann die Produktion des »Taro«, eines Pick-ups für den japanischen Markt. Auf der IAA stellte Volkswagen in diesem Jahr den »IRVW 4-Futura« vor. Dieser Forschungswagen hatte einen Benzinmotor mit Direkteinspritzung, neue ABS-Bremsen und Allradlenkung, die mit einer Einparkautomatik gekoppelt war. Als erster europäischer Autohersteller erhielt der Volkswagen-Konzern im Februar 1990 einen europäischen Betriebsrat.
 
 Volkswagen in den neuen Ländern
 
Im Werk Mosel bei Zwickau lief am 21. 5. 1990 der 3 000 000. »Trabant« vom Band, er war zugleich das erste »Trabant«-Modell mit 4-Takt-Ottomotor von Volkswagen. Gleichzeitig begann im neuen Sachsenring-Werk die Montage des ersten »Polo«. Im September 1990 wurde der Grundstein für ein neues Werk in Mosel gelegt. Im Folgemonat unterzeichneten die Treuhand, die Volkswagen AG und die Volkswagen-Tochter IFA-PKW AG eine Grundsatzvereinbarung über die weitere Ausgestaltung des Engagements in Mosel, Chemnitz und Eisenach. Im Dezember wurde die Sächsische Automobilbau GmbH gegründet und die VW IFA-PKW AG in Volkswagen Sachsen GmbH umbenannt.
 
 Eine neue Marke im Volkswagen-Konzern
 
Mit der Übernahme des tschechischen Autoherstellers Škoda, automobilová a. s., am 10. 12. 1990 konnte eine neue Marke in die Produktpalette aufgenommen werden. Nachdem Volkswagen im Mai seine Autoproduktion bei der Steyr-Daimler-Puch AG in Graz eingestellt hatte, wurde im Sommer mit dem Bau eines Produktionswerkes für eine neue Großraumlimousine in Portugal begonnen, ein Joint Venture mit Ford. Im Oktober lief der 20 000 000. »Golf« vom Band. 1992 vereinbarte Volkswagen in Taiwan die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für den Bau von Volkswagen-Transportern. Im selben Jahr wurde in Zusammenarbeit mit der Toyota Motor Corp. für Japan ein eigenes Vertriebsnetz gegründet, die heutige Volkswagen Group Japan K. K. Im Mai 1992 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Motorenwerk in Chemnitz, im selben Monat wurde in Mexiko der 21 000 000. »Käfer« hergestellt. Im Juli des Jahres konnte mit der Herstellung des »Golf A 3« in Mosel begonnen werden, und im September lief in Sachsen bereits der 100 000. VW vom Band. Im November wurde die Transporterproduktion bei Steyr-Daimler-Puch eingestellt.
 
 Beginn der Ära Piëch
 
1993 wurde Ferdinand Piëch neuer Volkswagenchef. Er war vorher Vorstandsvorsitzender bei der Audi AG und hatte sich bei Porsche einen Ruf als Autokonstrukteur erworben. Wichtigster Mitstreiter von Piëch wurde der Spanier José Ignacio López, der von der Adam Opel AG kam und einen Ruf als »Kostenkiller« besaß. Über den Vorwurf, Lopez habe in großem Umfang vertrauliches Material aus seiner Arbeit bei Opel zu Volkswagen mitgenommen, kam es in den Folgejahren zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der General Motors Corporation, der Muttergesellschaft von Opel, und dem Volkswagen-Konzern. Lopez erzielte durch gnadenloses Vorgehen gegen Zulieferfirmen und eine neue »Plattform«-Strategie, bei der verschiedene Autos auf demselben Fahrgestell gebaut wurden, große Erfolge bei der Kostensenkung, musste aber Mitte der 90er-Jahre den Konzern wieder verlassen.
 
 Neue Gesichter
 
1994 machte Volkswagen Schlagzeilen mit einer Betriebsvereinbarung über die Viertagewoche für die sechs inländischen Werke. Mit diesem flexiblen Arbeitszeitmodell konnten der Standort und die Beschäftigung gesichert werden. Im selben Monat stellte Volkswagen auf der Internationalen Automobilausstellung in Detroit mit der Studie »Concept 1« einen Wagen vor, der in seiner äußeren Form stark an den Käfer erinnerte. Im Sommer 1995 wurde die Großraumlimousine »Sharan« präsentiert. Auf dem Genfer Automobilsalon 1996 erregte die Weiterentwicklung der Studie »Concept 1«, der »New Beetle«, großes Aufsehen. Er hatte Allradantrieb und einen TDI-Motor, einen Dieseleinspritzer. Im August kam dann ein neues »Passat«-Modell auf den Markt. Am 1. 8. 1997 wurde eine erste Altersteilzeitvereinbarung für die 95 000 Beschäftigten der inländischen Volkswagenwerke unterzeichnet, und im August die vierte »Golf«-Generation vorgestellt. 1998 wurde die britische Rolls-Royce Motor Cars Limited erworben und die Produktpalette um die Marken Bentley, Bugatti, Lamborghini und Rolls-Royce erweitert. Im folgenden Jahr kamen die neuen Modelle »Bora«, »Lupo« und »New Beetle« auf den Markt. 2000 produzierte die Volkswagen AG mit 324 400 Beschäftigten an 42 Standorten in 19 Ländern 5,16 Mio. Pkws und leichte Nutzfahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 167,33 Mrd. DM. Am 11. 12. 2001 wurde die 186 Mio. teure »Gläserne Manufaktur« in Dresden eingeweiht, in der mit bis zu 800 Beschäftigten die neue Luxuslimousine »Phaeton« produziert werden soll. 2002 wird Bernd Pischetsrieder neuer Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG.
 
Eine besondere Rolle spielte Volkswagen bei der Entschädigung von Zwangsarbeitern, da es als eines der wenigen betroffenen Unternehmen auch um eine Vergangenheitsbewältigung bemüht ist: Neben der 1996 erstmals publizierten Studie »Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich« und weiteren Aktivitäten im Bereich der Geschichtsforschung richtete der Konzern im Juli 1998 einen humanitären Fonds mit einem Kapital von etwa 20 Mio. DM ein, der individuell Betroffenen der Zwangsarbeit in der während des Dritten Reiches existierenden Volkswagen-Gesellschaft zugute kommen soll.

Universal-Lexikon. 2012.