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Schleier
Suppe (umgangssprachlich); Brühe (umgangssprachlich); Dunst; Nebelschleier; Vernebelung; Hülle; Trübung; Dampf; Nebel; Smog; Hauch (von); Touch (engl.); Quäntchen; Spur; Anflug

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Schlei|er ['ʃlai̮ɐ], der; -s, -:
[den Kopf oder das Gesicht einer Frau verhüllendes] Stück eines feinen, meist durchsichtigen Gewebes:
den Schleier zurückschlagen; einen Schleier tragen.
Zus.: Brautschleier, Spitzenschleier.

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Schlei|er 〈m. 3
1. das Gesicht od. den Kopf verhüllendes, dichtes od. durchsichtiges Gewebe (Spitzen\Schleier)
2. 〈allg.〉 dünnes, leichtes, durchsichtiges Gewebe (Braut\Schleier)
3. 〈Zool.〉 schleierähnlicher Federschmuck (von Eulen)
4. 〈Bot.〉 Blättchen um die Fruchthäutchen (von Farnen)
5. 〈fig.〉
5.1 Dunst, Dunstschicht, Trübung
5.2 Hülle, etwas Verhüllendes
● der \Schleier der Dämmerung, der Nacht 〈poet.〉; etwas mit dem \Schleier der Nächstenliebe verhüllen ● das Bild, Foto hat einen \Schleier; den \Schleier eines Geheimnisses lüften 〈fig.〉 ein G. preisgeben; den \Schleier nehmen Nonne werden; den \Schleier zurückschlagen ● alles wie durch einen \Schleier sehen; Hut mit \Schleier; einen \Schleier vor den Augen haben [<mhd. slei(g)er, slo(g)ier, sloiger; vermutl. zu germ. *slod „etwas Schleppendes“]

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Schlei|er , der; -s, - [mhd. sleier, sloi(g)er, H. u.]:
1. Stück Stoff, das den Kopf, den Körper, das Haar od. das Gesicht einer Frau verhüllt od. umhüllt:
Kranz u. S.;
den S. vor das Gesicht schlagen;
die Braut trägt einen langen S.;
sie blickte wie durch einen S. (konnte nicht klar sehen);
den S. [des Geheimnisses] lüften (geh.; ein Geheimnis enthüllen);
den S. des Vergessens/der Vergessenheit über etw. breiten (geh.; etw. Unangenehmes verzeihen u. vergessen sein lassen).
2.
a) Dunst-, Nebelschleier:
ein dichter S. liegt über der Landschaft;
b) (Fotogr.) gleichmäßige, nicht von der Aufnahme herrührende Trübung im Negativ:
der Film hat einen S.;
c) (Bot.) mit Hutrand u. Stiel verbundenes, umhüllendes Häutchen bei einigen jungen Pilzen, das später als kleiner Rest am Stiel zurückbleibt;
d) (Zool.) bei bestimmten Vögeln Kranz von kurzen Federn um die Augen herum.

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Schleier,
 
1) Botanik: 1) Indusium, schild- oder schirmförmiger, dünnhäutiger Auswuchs der Blattflächen verschiedener Farnarten, der bis zur Sporenreife die Sporangienhäufchen bedeckt und schützt; 2) Velum partiale, bei Lamellenpilzen vorkommende, mit Hutrand und Stiel verbundene Haut, die bei der Entfaltung des Hutes zerreißt und bei einigen Pilzen als Rest am Stiel oder als Cortina (bei Schleierlingen) zwischen Hutrand und Stiel erhalten bleibt.
 
 2) Fotografie: nicht bildgemäße Schwärzung oder Trübung einer entwickelten fotografischen Schicht. Der Grundschleier entsteht dadurch, dass Entwickler zu einem gewissen Anteil auch nicht belichtete Silberhalogenidkörner, an Schleierkeimen angreifend, reduzieren und damit einen »Rauschpegel« erzeugen (unterer, zur Belichtungsachse paralleler Teil der Gradationskurve). Als bildgemäße Minimaldichte gilt daher die »Dichte 0,1 über dem Schleier«, die zugehörige Belichtung kennzeichnet den »Empfindlichkeitspunkt« des betreffenden Materials. Wächst der Grundschleier besonders bei Positiven zum sichtbaren Grauschleier an, liegt die Ursache meist in zu langer Entwicklung (z. B. bei unzureichender Belichtung, wobei auch ein grünlich gelber »Quäl-S.« entstehen kann), in ungenügender Wirkung des »Antischleiermittels« Kaliumbromid, in Überalterung des Materials oder Licht- beziehungsweise Wärmeeinfluss (zu helles Dunkelkammerlicht, zu warmer Entwickler, zu warm gelagertes Papier). Die Verunreinigung des Entwicklers mit Fixiernatron führt zu einem Gelbschleier. Bei Colorpositiven entstehen Farbschleier durch Verschleppung von Entwicklerresten in das Bleichbad, wo es zu weiteren chromogenen Reaktionen der Oxidationsprodukte mit den Farbkupplern kommt.
 
 3) Kleidung: den Kopf, auch Gesicht und Körper (meist der Frau) verhüllendes Tuch. Der Schleier stammt vermutlich aus dem Orient. Über Rom und Byzanz gelangte er im Mittelalter in die abendländische Kleidung, wo mit Schleier jedoch nicht nur lose fallende, tuchartige Kopfbedeckungen bezeichnet werden, sondern auch gebundene, das Haar der verheirateten Frau verhüllende Hauben sowie meist transparente Tücher (Schleierstoffe) als Zierrat modischer Kopfbedeckungen (Hennin). Heute sind weiße Schleier Bestandteil von Hochzeitskleidern, schwarze haben sich in der Trauerkleidung erhalten.
 
In der Religionsgeschichte besitzt der Schleier, dessen Tragen vor neugierigen Blicken schützt und dessen Anheben Intimität gewährt, in dieser Doppelfunktion symbolische Bedeutung. Das Bild der ägyptischen Göttin Isis war hinter Schleiern verborgen, die an bestimmten Festen entfernt wurden; nach dem Alten Testament musste Mose nach dem Empfang der Offenbarung sein Haupt verhüllen, wenn er zu den Israeliten sprach (2. Mose 34, 33-35); im Tempel war das Allerheiligste von einem Schleier (Vorhang) verhüllt, der beim Tod Jesu zerriss (Matthäus 27, 51). Sakrale Herrscher schützten sich mit Schleiern vor dem Blick von Besuchern (z. B. der chinesische Kaiser, der Kalif zur Omaijadenzeit). Als ein Kleidungsstück, durch das die Würde der Frauen in der Öffentlichkeit gewahrt werden soll, das sie vor Belästigungen schützt und, im Rahmen der patriarchalisch verfassten Gesellschaft, fremden Blicken entzieht, war der Schleier im Alten Orient von großer Bedeutung; auch verheiratete römische Frauen trugen in der Öffentlichkeit einen Schleier. Das Christentum hat diese Sitte übernommen (1. Korintherbrief 11, 3-16) und seit dem 4. Jahrhundert auf die Jungfrauenweihe (Verschleierung der Nonne als »Braut Christi«) übertragen. Ebenfalls in dieser sozialgeschichtlichen Tradition verwurzelt ist der Schleier als ein Zeichen islamischer Lebensweise. Er wird von Mädchen nach der Pubertät getragen, wobei v. a. das Kopftuch, der Gesichtsschleier und in einigen Ländern (z. B. Iran) der Körperschleier (Tschador) gebräuchlich sind. Das bewusste Ablegen des Schleiers gilt bei islamischen Frauen als Zeichen ihrer Emanzipation. - Bei den Tuareg wird ein Gesichtsschleier (Litham) von den Männern getragen.
 
 4) Zoologie: der Federkranz der Augenregion bei Eulen.
 

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Schlei|er, der; -s, - [mhd. sleier, sloi(g)er, H. u.]: 1. [Kopf od. Gesicht einer Frau verhüllendes] Stück eines feinen, meist durchsichtigen Gewebes: Kranz u. S.; den S. anstecken, herunterlassen, hochnehmen, vor das Gesicht schlagen; die Braut trägt einen langen S.; Hortense de Chamant stand plötzlich auf und nahm ihren S. ab (Langgässer, Siegel 460); ein Hut mit S.; sie blickte wie durch einen S. (konnte nicht klar sehen); Ü Nur zufällig ... trafen sich ihre Blicke und zerrissen die S. des feinen Desinteresses, der zivilen Bemerkensscheu, die zwei fremde Menschen umgibt (Strauß, Niemand 38); *den S. nehmen (geh.; Nonne werden; der Schleier ist ein Teil der Nonnentracht): Ihre Schwester, wegen der Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern im Ersten Weltkrieg verhasst, hatte den S. genommen (Spiegel 29, 1985, 148); den S. [des Geheimnisses] lüften (geh.; ein Geheimnis enthüllen); den S. des Vergessens/der Vergessenheit über etw. breiten (geh.; etw. Unangenehmes verzeihen u. vergessen sein lassen). 2. a) Dunst-, Nebelschleier: ein dichter S. ist über die Landschaft gebreitet; das Licht lag hinter dem wohlriechenden S. aus Rauch (A. Zweig, Claudia 22); b) (Fot.) gleichmäßige, nicht von der Aufnahme herrührende Trübung im Negativ: der Film hat einen S.; c) (Bot.) mit Hutrand u. Stiel verbundenes, umhüllendes Häutchen bei einigen jungen Pilzen, das später als kleiner Rest am Stiel zurückbleibt; d) (Zool.) bei bestimmten Vögeln Kranz von kurzen Federn um die Augen herum.

Universal-Lexikon. 2012.