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Gabun
Ga|bun; -s:
Staat in Afrika.

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I
Gabun,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 267 667 km2
 
Einwohner: (2000) 1,2 Mio.
 
Hauptstadt: Libreville
 
Amtssprache: Französisch
 
Nationalfeiertag: 17. 8.
 
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes
 
Zeitzone: MEZ
 
französisch Gabon [ga'bɔ̃], amtlich République Gabonaise [repy'blik gabɔ'nɛːz], deutsch Gabunische Republik, Staat im westlichen Zentralafrika, an der Niederguineaküste, zwischen Äquatorialguinea und Kamerun im Norden sowie Republik Kongo im Osten und Süden, mit 267 667 km2 und (2000) 1,2 Mio. Einwohnern, Hauptstadt ist Libreville, Amtssprache Französisch; Umgangssprachen sind Fang u. a. Bantusprachen. Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes. Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 14. 3. 1991 in Kraft getretene Verfassung (mehrfach, zuletzt 1997, geändert) bestimmt Gabun als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf sieben Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich), der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Träger der Legislative ist ein Zweikammerparlament, bestehend aus der Nationalversammlung (Assemblée Nationale), deren 120 Abgeordnete für fünf Jahre vom Volk gewählt werden, und dem 91 Mitglieder umfassenden Senat, gewählt von den Gemeinde- und Regionalräten. Die Regierung wird durch den Premierminister geleitet, der vom Präsident ernannt wird.
 
Er ernennt den und übt gemeinsam mit dem Kabinett, das ihm verantwortlich ist, die Exekutivgewalt aus.
 
Parteien:
 
Nachdem der Parti Démocratique Gabonais (PDG; deutsch Demokratische Partei Gabuns) 1990 seinen Machtanspruch aufgegeben hatte und andere politische Parteien zugelassen worden waren, wurde das Mehrparteiensystem 1991 auch durch die Verfassung fixiert. Einflussreiche Parteien neben dem weiterhin dominierenden PDG sind: Parti Gabonais du Progrès (PGP), Rassemblement National du Bûcherons (RNB), Mouvement de Redressement National (MORENA) und Association pour le Socialisme au Gabon (APSG).
 
Wappen:
 
Das Wappen (1963) besteht aus einem vor einem Okouméholzbaum von zwei Panthern gehaltenen Wappenschild. Drei goldene Münzen (auch als Scheiben oder Kugeln gedeutet) im Schildhaupt symbolisieren die ertragreichen Bergwerke, darunter in Schildmitte ein Dreimaster mit der Nationalflagge. Über dem Schild ein Spruchband mit lateinischer Inschrift »Uniti progremur« (»Vereint werden wir vorwärts schreiten«), unter dem Schild eines mit französischer Inschrift »Union · Travail · Justice« (»Einheit · Arbeit · Gerechtigkeit«).
 
Nationalfeiertage:
 
17. 8., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1960.
 
Verwaltung:
 
Das Land ist in neun Provinzen gegliedert (untergliedert in 37 Präfekturen), an deren Spitze jeweils ein Gouverneur steht.
 
Recht:
 
Das Rechtssystem umfasst Recht kolonial-französischen Ursprungs und traditionelles Recht nebeneinander. Das Zivilgesetzbuch von 1972 ist bisher beschränkt auf Personen- und Familienrecht; neu kodifiziert sind u. a. Strafprozessordnung (1961), Arbeitsrecht (1962, neu 1978), Strafrecht (1963) und Insolvenzrecht (1986). Das Handels- und Gesellschaftsrecht soll zwischen den französischen-sprachigen Ländern Afrikas harmonisiert werden. Die Gerichte, intern gegliedert, sind einheitlich und umfassend zuständig. Das Gerichtswesen besteht aus Gerichten erster Instanz, darüber stehen zwei Berufungsgerichtshöfe sowie der Oberste Gerichtshof (Cour Suprême) in Libreville. Durch die Verfassung von 1991 wurde ein eigenständiger Verfassungsgerichtshof (Cour Constitutionnelle) geschaffen.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt rd. 3 300, die der paramilitärischen Kräfte (Gendarmerie und Küstenwache) etwa 4 500 Mann. Das Heer (rd. 2 300 Mann) ist gegliedert in die aus einem gemischten Bataillon bestehende Präsidentengarde, acht Infanteriekompanien sowie je eine Fallschirmjäger- und Pionierkompanie. Die Luftwaffe hat 600, die Marine 500 Soldaten. Die Ausrüstung umfasst neben leichten Waffen etwa 50 Spähpanzer, neun Kampfflugzeuge vom Typ Mirage 5, drei Kleine Kampfschiffe sowie zwei Landungsfahrzeuge. Das Land verwendet etwa 7 % der Staatsausgaben für die Verteidigung.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Gabun liegt im Bereich der Niederguineaschwelle, größtenteils im Einzugsgebiet des Ogowe. Die etwa 800 km lange Küste am Atlantischen Ozean, zum Teil von Mangrovewäldern gesäumt, ist im Süden eine hafenlose Nehrungsküste, während im Norden das weit ins Meer vorspringende Kap Lopez (mit Port-Gentil) und das breite Gabunästuar (mit Libreville) gute Hafenmöglichkeiten schaffen. An das bis 200 km breite Küstentiefland schließen sich - im Norden mit schroffem, im Süden mit allmählichem Anstieg - stark zerschnittene, verkehrsfeindliche Mittelgebirge an. Den Norden und Osten des Landes nehmen Hochplateaus mit den beckenartig eingefügten Talzügen des Ivindo und Ogowe ein. Der tropische Regenwald, der ursprünglichen 75 % des Landes bedeckte, ist weitgehend zerstört, sodass heute (besonders im intensiver bewirtschafteten Westen) ein Sekundärwald vorherrschend ist. Feuchtsavanneninseln nehmen 15 % des Landes ein. Trockensavannen gibt es nur im Südosten
 
Klima:
 
Gabun hat tropisches Klima mit hohen Temperaturen (durchschnittlich um 25 ºC). Die Hauptregenzeit dauert von Mitte Januar bis Mitte Mai, die kleine Regenzeit von Anfang Oktober bis Mitte Dezember; die jährliche Niederschlagsmenge (zwischen 1 600 und 3 000 mm) ist im Süden und an der Küste höher als im Norden und im Landesinneren.
 
Bevölkerung:
 
Gabun gehört zu den am dünnsten besiedelten Staaten Afrikas. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt in Städten, die größten sind Libreville (352 000 Einwohner), Port-Gentil (164 000) und Franceville (75 000). Die Landesmitte und der Nordosten sind kaum besiedelt. Von den etwa 40, zum Teil in harter Rivalität stehenden ethnischen Gruppen (v. a. Bantu) bilden die Fang im Norden die größte (etwa ein Drittel der Einwohner) und auch die einflussreichste in Politik und Wirtschaft. Im Nordosten und Süden leben kleine Pygmäengruppen. Die in Gabun lebenden Ausländer, darunter etwa 30 000 Franzosen, spielen eine große Rolle in der Wirtschaft und im Bildungswesen. Der jährliche Bevölkerungszuwachs beträgt (1985-94) 1,8 %.
 
Religion:
 
Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Etwa 87 % der Bevölkerung sind Christen; rd. 55 % gehören der katholischen Kirche (Kirchenprovinz Libreville mit drei Suffraganbistümern) an, rd. 18 % den drei aus der französischen und nordamerikanischen Missionsarbeit hervorgegangenen protestantischen Kirchen und mehreren kleinen protestantischen Gemeinschaften, rd. 14 % unabhängigen Kirchen. Etwa 8 % sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen, wobei jedoch der Anteil derer, die auch als Christen weiterhin bestimmte Formen traditioneller afrikanischer Religiosität pflegen, auf bis zu 40 % geschätzt wird. Rd. 4 % der Bevölkerung sind Muslime; ihre Zahl hat sich seit den 1970er-Jahren vervielfacht.
 
Bildungswesen:
 
Offiziell besteht Schulpflicht vom 6. bis zum 16. Lebensjahr. Das Schulsystem entspricht dem französischen; Unterrichtssprache ist Französisch. Etwa die Hälfte der Schulen sind in konfessioneller oder privater Trägerschaft. Die Analphabetenquote beträgt 33,8 %. Eine Universität besteht in Libreville.
 
Publizistik:
 
Presse: In der Hauptstadt erscheinen zwei Tageszeitungen, mehrere Wochenblätter sowie Monatszeitungen in französischer Sprache. - Nachrichtenagentur: Agence Gabonaise de Presse (AGP). - Rundfunk: Die staatliche Rundfunk- und Fernsehgesellschaft »Radiodiffusion-Télévision Gabonaise« (RTG) verbreitet über mehrere Sender zwei Hörfunkprogramme in Französisch und mehreren Landessprachen sowie ein Fernsehprogramm. Die zu 35% staatliche Rundfunkgesellschaft »Africa No. 1« sendet ein kommerzielles Hörfunkprogramm über Kurzwelle, das in ganz Afrika empfangen werden kann.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Gemessen an der Höhe des Pro-Kopf-Einkommens von (1994) 3 550 US-$ ist Gabun das reichste Land Afrikas südlich der Sahara. Die Grundlagen der Wirtschaft sind Erdöl- und Forstwirtschaft. Bei einer Auslandsverschuldung von (1992) 3,8 Mrd. US-$ müssen 17 % der Exporteinnahmen von Waren und Dienstleistungen für den Schuldendienst aufgewendet werden. Im Zeitraum 1985-94 lag die Inflationsrate bei durchschnittlich 3,2 % pro Jahr.
 
Landwirtschaft:
 
Obwohl (1993) 65 % der Erwerbstätigen im Agrarbereich arbeiteten, hatte dieser Sektor nur einen Anteil von 8 % am Bruttoinlandsprodukt. Die angebauten Produkte (v. a. Maniok, Jamswurzel, Taro, Kochbananen, Mais) dienen überwiegend der Selbstversorgung der Landbevölkerung. Lediglich kleine Mengen von Kakao, Kaffee, Palmöl und Kautschuk werden exportiert. Da fehlende Transportwege eine Belieferung der städtischen Zentren mit inländischen Produkten erschweren, ist Gabun auf Nahrungsmittelimporte angewiesen (1991: 71 000 t Getreide).
 
Forstwirtschaft:
 
Etwa drei Viertel des Landes sind mit Wald bedeckt. Damit gehört Gabun zu den am dichtesten bewaldeten Ländern Afrikas, nicht zuletzt dank umfangreicher Aufforstungen seit Ende der 50er-Jahre. Der ausgedehnte Waldbestand erlaubt die (allerdings extensive) Nutzung zahlreicher Hölzer. 1991 wurden 2,7 Mio. m3 Brennholz und 1,3 Mio. m3 Nutzholz eingeschlagen. Der Okoumébaum ist mit einem Anteil von 62 % der wichtigste Nutzholzlieferant.
 
Fischerei:
 
Der Fischreichtum der Gewässer wird bisher ungenügend genutzt. Die jährliche Fangmenge beträgt rd. 22 000 t, davon sind drei Viertel Seefische, v. a. Thunfisch.
 
Bodenschätze:
 
Die wirtschaftliche Entwicklung des OPEC-Mitgliedes Gabun ist in hohem Maße vom Erdölexport abhängig; die Reserven werden auf 250 Mio t geschätzt. 1992 wurden mit der Förderung von 15 Mio. t Erdöl rd. 50 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Erdöl wird v. a. im Küstengebiet um Port-Gentil (1955 entdeckt) gefördert. Daneben ist der Abbau von Uran- und Manganerz von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Uranerz wird seit 1961 im Südosten des Landes bei Mounana in der Nähe von Franceville abgebaut, Manganerz auch v. a. in diesem Raum. Mit Reserven von etwa 200 Mio. t Manganerz verfügt Gabun über rd. 25 % aller außerhalb der Grenzen der ehemaligen Sowjetunion bekannten Vorkommen. 1991 betrug die Fördermenge von Uranerz 678 t, die von Manganerz 1,617 Mio. t.
 
Industrie:
 
Aufgrund der unzureichenden verkehrsmäßigen Erschließung des Landes konzentrieren sich die Industriestandorte fast ausschließlich auf den Küstenbereich (Libreville, Port-Gentil). Von größter Bedeutung sind die Erdölraffinerie in Port-Gentil, die Holzverarbeitung sowie die Nahrungsmittelindustrie.
 
Außenwirtschaft:
 
Gabun erwirtschaftet seit Jahren einen bedeutenden Außenhandelsüberschuss (1992: Einfuhr 0,96 Mrd. US-$; Ausfuhr 2,27 Mrd. US-$); 81 % der Ausfuhr entfielen auf Erdöl, 9 % auf tropische Hölzer, 7 % auf Mangan. Die wichtigsten Außenhandelspartner sind Frankreich (1992: 34 % des Außenhandelsvolumens), die USA, die Niederlande und Japan.
 
Verkehr:
 
Weite Teile des Landesinnern verfügen wegen der geographischen Verhältnisse (dichte Wälder, Sümpfe und Flusslandschaften) über kein Eisenbahn- oder Straßennetz; sie sind nur mit dem Flugzeug erreichbar (es gibt über 60 Flugplätze). Die einzige Bahnverbindung ist die zwischen 1974 und 1986 erbaute 683 km lange Strecke der Transgabunbahn (»Transgabonaise«) von der Hauptstadt Libreville am Atlantischen Ozean über Booué nach Franceville im Südosten. Sie dient besonders dem Holz- und Erztransport. Nur etwa 10 % des rd. 8 000 km langen Straßennetzes sind asphaltiert. Eine tragende Rolle im Transportwesen nimmt die Schifffahrt auf dem Ogowe und seinen Nebenflüssen ein; wichtigster Abschnitt des 3 000 km langen Binnenwasserstraßennetzes ist das 310 km lange Teilstück auf dem Ogowe zwischen Port-Gentil und Ndjolé. Die größten Seehäfen sind Port-Gentil (Erdöl, Holz) und Libreville-Owendo (Holz, Erz). Einen internationalen Flughafen haben Libreville, Port-Gentil und Franceville.
 
 
Die Küste Gabuns wurde 1472 von Portugiesen entdeckt, jedoch kam es in der Folgezeit zu keiner festen Niederlassung von Europäern. 1839 errichtete Frankreich am Gabunästuar einen Flottenstützpunkt zur Bekämpfung des Sklavenhandels, 1849 Libreville als Siedlung für freigelassene Sklaven. Von hier aus begann 1875 die Eroberung Französisch-Äquatorialafrikas; Gabun blieb bis 1959 ein Territorium dieser Kolonialkonföderation. Private Konzessionsgesellschaften sicherten sich neben wirtschaftlichen Erschließungsrechten, die sie häufig zu Raubbau und Zwangsarbeit ausnutzten, weitgehende politische Hoheitsfunktionen. 1959 erhielt die Kolonie innere Autonomie und wurde am 17. 8. 1960 unter Präsident Léon M'Ba (* 1902, ✝ 1967) unabhängig. Dieser setzte sich mit seinem »Bloc Démocratique Gabonais« (BDG) durch und schaltete die Opposition aus (Verurteilung ihrer führenden Politiker). In einem Staatsstreich wurde M'Ba 1964 gestürzt, jedoch mit französischer Militärhilfe wieder an die Macht gebracht. Nach dem Tode M'Bas übernahm Vizepräsident O. Bongo 1967 die Präsidentschaft und führte auf der Basis des 1968 gegründeten PDG das Einparteiensystem ein und ließ sich mehrmals durch Wahlen im Amt des Staatspräsidenten bestätigen.
 
Nach Massenstreiks Anfang 1990 erfolgte die Zulassung politischer Parteien, die neue Verfassung von 1991 bestätigte das Mehrparteiensystem; Lokal- und Parlamentswahlen wurden jedoch mehrfach verschoben. Anhaltende Konflikte zwischen dem Präsidenten und der Opposition, die die Wiederwahl Bongos am 5. 12. 1993 anzweifelten und den Oppositionskandidaten Paul Mba Abessole zum Wahlsieger erklärten, führten schließlich am 7. 10. 1994 zum so genannten Pariser Abkommen, das eine Regierungsbeteiligung der in Opposition stehenden Kräfte und Neuwahlen vorsah. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 1996 konnte der regierende PDG die Mehrheit der Mandate erringen, bei den Präsidentschaftswahlen am 6. 12. 1998 wurde Bongo abermals im Amt bestätigt.
 
 
B. Weinstein: Gabon (Cambridge, Mass., 1966);
 H.-O. Neuhoff: G. (1967);
 
Géographie et cartographie du Gabon, bearb. v. J. Barret (Paris 1983);
 P. Péan: Affaires Africaines (ebd. 1983).
II
Gabun,
 
Gabun|ästuar, tiefe Mündungsbucht des Como am Golf von Guinea, erstreckt sich 80 km ins Landesinnere, ist bis 16 km breit; an der Nordküste liegt Libreville, die Hauptstadt Gabuns.

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Ga|bun; -s: Staat in Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.