Akademik

Zentralamerika
Mittelamerika

* * *

Zen|t|ral|ame|ri|ka; -s:
festländischer Teil Mittelamerikas.

* * *

Zentral|amerika,
 
die Festlandbrücke Mittelamerikas, die Nordamerika und Mexiko mit Südamerika verbindet; vielfach (zum Teil auch heute noch) mit Mittelamerika gleichgesetzt oder Mexiko einschließend. Der Naturraum Zentralamerika reicht vom Isthmus von Tehuantepec (Mexiko) bis zur Atratosenke (Kolumbien); doch werden aus statistischen Gründen meist (so auch hier) die Anteile Mexikos und Kolumbiens ausgenommen und nur Guatemala, Belize, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama zu Zentralamerika gezählt: rd. 524 000 km2, (1997) rd. 34 Mio. Einwohner, einschließlich des mexikanischen Teils (neben der Halbinsel Yucatán etwa das Gebiet der Bundesstaaten Tabasco und Chiapas) rd. 730 000 km2 und 41 Mio. Einwohner.
 
 Aufbau · Oberflächengestalt
 
Zentralamerika (im engeren Sinn) ist ein schmaler, von Hochgebirgen durchzogener Landstreifen, der in Honduras und Nicaragua mit 500 km seine größte, am Isthmus von Panama mit 55 km seine geringste Breite hat. Zum Pazifik fallen die Gebirge steil ab. Die nur von einem schmalen Tieflandsaum begleitete pazifische Küste ist im nördlichen Teil wenig gegliedert und hafenarm (nur in Honduras greift die Fonsecabucht tief ins Land ein); im südlichen Teil gibt es viele Buchten und Halbinseln. Zum Karibischen Meer hin gehen die Hochgebirge in Hügelland über, an das sich zum Teil sumpfiges Schwemmland und schließlich großenteils flache Ausgleichsküsten mit Strandseen anschließen. Im Norden hat Zentralamerika Anteil an der Halbinsel Yucatán.
 
Die Nicaraguasenke mit Nicaragua- und Managuasee trennt den massigeren nördlichen vom schmaleren südlichen Teil der Landbrücke. Die Gebirge im nördlichen Teil, geologisch eine Fortsetzung der mexikanischen Gebirge, unterscheiden sich in Alter und Aufbau von den Gebirgszügen des südlichen Teils, die ihre Fortsetzung in den südamerikanischen Kordilleren finden. Entlang der pazifischen Seite gibt es häufig Erdbeben und ausgedehnten, zum Teil noch tätigen Vulkanismus. Dem vulkanischen Küstengebirge sind in El Salvador und Guatemala viele Vulkankegel aufgesetzt, von denen der Tajumulco (4 210 m über dem Meeresspiegel) die höchste Erhebung Zentralamerikas ist.
 
 Klima · Pflanzen- und Tierwelt
 
Zentralamerika hat tropisches Klima, das mit zunehmender Höhe kühler (Tierra) und durch den Einfluss der Meere abgewandelt wird. Die Gebirgszüge der Kordilleren trennen das dauernd humide Klima im atlantischen Bereich vom sommerhumiden, nur von Zenitalregen erreichten, sonst aber im Regenschatten liegenden pazifischen Bereich. Die Ostabdachung erhält durch Nordostpassat (Steigungsregen) und sommerlichen Zenitalregen bis zu 6 000 mm Niederschlag im Jahr. Die inneren Täler und Hochbecken im Windschatten der Gebirge sind zum Teil recht trocken (um 600 mm). Charakteristisch sind mittlere, kaum Schwankungen unterworfene Jahrestemperaturen um 25-30 ºC im Tiefland. Im Winter verursachen im Norden manchmal kalte Nordwinde (Northers) Temperaturstürze, hin und wieder erreichen tropische Wirbelstürme die Karibikküste (1998 mit verheerenden Auswirkungen: etwa 12 000 Tote in Honduras und Nicaragua, rd. 3 Mio. Obdachlose; durch Schlammlawinen und weitflächige Überschwemmungen katastrophale Verwüstungen und weitgehende Zerstörung der Infrastruktur).
 
Pflanzenwelt:
 
In den karibischen Tiefländern Zentralamerikas werden große Teile von immergrünem tropischem Regenwald eingenommen, in den pazifischen Tiefländern von regengrünem Trocken- und Feuchtwald und von Feuchtsavannen. In einer Höhe von etwa 800 m über dem Meeresspiegel geht der Regenwald der Küstengebiete in Bergwald, in einer Höhe von etwa 1 800 m über dem Meeresspiegel in Nebelwald über. Eichenreiche Wälder gedeihen noch in Höhen bis 3 300/3 400 m über dem Meeresspiegel, Kiefernwälder bis 4 000 m. Auf der Landbrücke vermischen sich die Florenelemente von Nord- und Südhalbkugel. So haben die in den Bergländern von Guatemala und Honduras weit verbreiteten Kiefern in Nicaragua ihre südliche Verbreitungsgrenze, während die andin bestimmte Páramovegetation nur bis in die Gipfelregionen Costa Ricas nach Norden vorgedrungen ist. Insbesondere auf der pazifischen Seite ist die natürliche Vegetation durch menschliche Eingriffe seit langem stark dezimiert. In den Küstenebenen hat der Baumwollanbau die größte Bedeutung; zwischen 600 und 1 500 m über dem Meeresspiegel liegen die wichtigsten Kaffeeanbaugebiete. Zuckerrohr steigt etwa 200 m höher empor; bis weit über 3 000 m über dem Meeresspiegel werden Mais, Bohnen und auch Weizen angebaut. Im karibischen Tiefland sind Bananen und Kakao wichtige Anbauprodukte.
 
Die Tierwelt wird meist zur Neotropis gerechnet, gelegentlich auch als Durchmischungszone zwischen Neotropis und Nearktis aufgefasst oder als selbstständige Region angesehen. In den tropischen Tieflandregenwäldern überwiegen Tiergruppen südamerikanischer Herkunft (u. a. Steißhühner, Tukane, Ameisenvögel, Beuteltiere, Breitnasenaffen, Gürteltiere, Faultiere, Ameisenbären), während im Hochland und in den offenen Landschaften nordamerikanische Gruppen weit nach Süden vordringen (u. a. Insektenfresser, zwei Fledermausarten, eine Hasenart und eine Otterngattung). Tierarten, deren Entstehungszentrum in Zentralamerika liegt, sind u. a. je eine Art der Beutelratten, der Laubfrösche, der Lanzenottern, der Schmetterlinge. Von Norden nach Süden nimmt der Artenreichtum zu. Vom frühen Tertiär bis zur Wende von Pliozän zu Pleistozän war die zentralamerikanische Tierwelt von der südamerikanischen isoliert.
 
 Bevölkerung
 
Die ursprünglichen Bewohner, die Indianer (mittelamerikanische Indianer), die hier in vorkolumbischer Zeit bedeutende Kulturen entwickelt hatten (mesoamerikanische Hochkulturen, zentralamerikanische Kulturen), stellen den größten Bevölkerungsanteil nur noch in Guatemala, wo sich im Hochland geschlossene indianische (v. a. Maya-)Siedlungsgebiete erhalten haben. In Costa Rica überwiegen die Weißen, in den anderen Staaten Mischlinge: Mestizen leben v. a. im dicht besiedelten Hochland, Schwarze, Mulatten und Zambos v. a. im heißen Küstentiefland des karibischen Raumes; hier haben sie zum Teil noch eigene Lebensweisen bewahrt, sprechen Englisch und gehören protestantischen Kirchen an. Große Teile des karibischen Küstengebiets sind schwer zugänglich. Erst mit Beginn der transisthmischen Verkehrsbauten (v. a. Panamakanal) und der Rodung großflächiger Plantagengebiete (besonders in Honduras, Costa Rica und Panama) setzte hier in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine stärkere Besiedlung ein. Die jährliche Bevölkerungszunahme ist hoch. Die größte Bevölkerungsdichte hat El Salvador, die geringste Belize. Die Verstädterungsquote beträgt rd. 40-60 % (nur Nicaragua 62 % und Guatemala 39 %). Die Agglomerationen San Salvador, Managua und Ciudad de Guatemala haben mehr als 1 Mio. Einwohner, Tegucigalpa (814 000), Ciudad de Panama (625 000) und San José (321 000) sind kleiner. Weitere Großstädte sind San Pedro Sula, Soyapango (El Salvador), Santa Ana, San Miguel u. a.
 
Zu Wirtschaft und Geschichte Lateinamerika.
 
Literatur:
 
R. Weyl: Geology of Central America (21980);
 G. Sandner: Z. u. der Ferne Karib. Westen. Konjunkturen, Krisen u. Konflikte 1503-1884 (1985);
 R. C. West u. J. P. Augelli: Middle America. Its lands and peoples (Englewood Cliffs, N. J., 31989);
 
Z. Ökonom. Integration u. regionale Entwicklung, hg. v. H. Nuhn (1991);
 
Z.: Frieden - Demokratie - Entwicklung, hg. v. P. Bendel (1993);
 
Mittelamerika. Abschied von der Revolution?, hg. v. R. Sevilla u. R. Torres Rivas (1995);
 P. Bendel: Parteiensysteme in Z. (1996);
 G. Heck u. M. Wöbcke: Z. (Neuausg. 1997);
 
Demokratisierung in Mittelamerika, hg. v. K.-D. Tangermann (1998).

* * *

Zen|tral|ame|ri|ka; -s: festländischer Teil Mittelamerikas.

Universal-Lexikon. 2012.