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Recycling
Wiedergewinnung; Regenerierung; Wiederaufbereitung; Wiederverwertung

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Re|cy|cling [ri'sai̮klɪŋ], das; -s, -s:
Aufbereitung und Wiederverwendung von Rohstoffen.

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Re|cy|cling auch: Re|cyc|ling 〈[risklıŋ] n. 15Rückgewinnung u. Wiederverwertung von Abfallstoffen ● neue Methoden des \Recyclings entwickeln [<engl. re... „wieder..., zurück...“ + cycle „Kreislauf, Zyklus“] Siehe auch Info-Eintrag: Recycling - info!

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Re|cy|c|ling [rɪ'saɪklɪŋ; engl. recycle = wieder in den Kreislauf führen], das; -s; S: Rezyklieren, Rezyklierung: Bez. für die Gesamtheit der Maßnahmen, die notwendig sind, um aus Abfällen, Gewerbe- u. Sondermüll durch Sortierung, Stofftrennung u. Aufbereitung Sekundärrohstoffe zu gewinnen, z. B. Metalle, Kunststoffe, Schmierstoffe, Papier, Glas, Chemikalien. Das R. von Kernbrennstoffen nennt man Wiederaufarbeitung.

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Re|cy|c|ling [ri'sa̮iklɪŋ], das; -s [engl. recycling, zu: to recycle, recyceln]:
Aufbereitung u. Wiederverwendung bereits benutzter Rohstoffe:
R. von Altglas.

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Recycling
 
[ri'saɪklɪȖ, englisch] das, -s, Rezyklierung,  
 1) Außenwirtschaft: Rückfluss von Einnahmenüberschüssen v. a. der Erdöl exportierenden Länder in den internationalen Finanzmittelkreislauf. Das Recycling war nach 1974 und nach 1980 ein Instrument zur Finanzierung der durch drastische Rohölpreiserhöhungen bewirkten Leistungsbilanzdefizite verschiedener Industrie- und Entwicklungsländer. Das Recycling dieser Kapitalien (Erdöldollar) vollzog sich u. a. über den Euromarkt, über die Anlage auf nationalen Geld- und Kapitalmärkten sowie über Direktinvestitionen.
 
 2) Umwelttechnik: die Wiederverwendung von Abfällen (z. B. Nebenprodukte oder [verbrauchte] Endprodukte) als Rohstoffe für die Herstellung neuer Produkte, z. B. Abwasserreinigung, Schrottverwertung, die Wiederaufarbeitung von Altöl, Kunststoffen, Batterien, Verarbeitung von Altgummi, Altglas, Altpapier, Bauschutt, Elektronikschrott, die Regenerierung von Lösungsmitteln und in der Kerntechnik die Wiederaufarbeitung von Brennelementen. Beim Recycling wird eine Zirkulation der Wertstoffe zwischen Produktion und Konsum unter Einbeziehung von Verwendungs- und Verwertungskreisläufen angestrebt. Unterschieden wird dabei zwischen Altstoff-, Produktionsabfall- und Produktrecycling; es sind folgende Recyclingformen möglich: Wiederverwendung, d. h. wiederholte Benutzung (z. B. bei Pfandflaschen); Weiterverwendung in einem neuen Anwendungsbereich (z. B. Altpapier als Dämmmaterial); Wiederverwertung, d. h. Rückführung in ein Produkt (z. B. Flaschen aus Altglas); Weiterverwertung in einem anderen Produktionsprozess (z. B. Stahl aus Schrott). Zum Recycling eignen sich Abfälle, die bei der industriellen Produktion entstehen. Ebenso können Bestandteile des Hausmülls, also gebrauchte Endprodukte, einem Recycling zugeführt werden (Müll). Zwei Drittel der im üblichen Hausmüll enthaltenen Wertstoffe können heute theoretisch zurückgewonnen und weiter genutzt werden. Diese hohe mögliche Rückgewinnungsrate liegt v. a. an der Zusammensetzung des Abfalls aus rd. 20 % Papier, 12 % Glas, 4 % Metall und 8 % Kunststoffen und Textilien. Fast die Hälfte der übrigen Menge ließe sich kompostieren, sodass nur noch ein kleiner Teil deponiert werden müsste. Recycling hat im Zuge der Verknappung von Rohstoffen und Energie sowie unter dem Aspekt des Umweltschutzes zunehmend an Bedeutung gewonnen und zielt hauptsächlich auf eine Reduzierung des Rohstoffverbrauchs und eine Verminderung der zu entsorgenden Abfälle (Abfallvermeidung).
 
Bei der Herstellung von Sekundärrohstoffen durch Recycling wird zusätzlich ein Teil der Energie, die zur Gewinnung der Primärrohstoffe und der Produkterzeugung notwendig war, eingespart. Bei Erzeugnissen mit hohem Energieaufwand für die Rohstoffaufarbeitung, wie Aluminium, Kunststoffprodukte und Eisen, bietet die stoffliche Verwertung erhebliche energetische Vorteile gegenüber der Verbrennung. - Befürworter der Müllverbrennung sprechen von einem »Energie-R.«, bei dem die bei der Verbrennung entstehende Energie zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt wird. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Recycling, da nur ein sehr geringer Teil des Energieinhalts des Abfalls (die chemische Bindungsenergie) genutzt werden kann und auch der Wirkungsgrad, insbesondere bei der Hausmüllverbrennung, gering ist (etwa 50-65 %).
 
Technische Aspekte:
 
Die meisten Produktionsrückstände und der Hausmüll sind in der Form, in der sie anfallen, für eine neue industrielle Nutzung nicht brauchbar. Unterschiedliche Materialien werden bei der Produktion konstruktiv oder chemisch miteinander verbunden. Bei der Sammlung von Wertstoffen, die rezykliert werden sollen, kommt es zu Verschmutzungen und Fehlsortierungen. Ein Recycling von Stoffgemischen setzt deshalb eine weitgehende Entmischung voraus. Feststoffe werden dabei oft, nach einer maschinellen Vortrennung, von Hand nachsortiert. Beispiele für (Vor-)Trennverfahren sind: mechanische Zerkleinerung, Siebung, sonstige physikalische Verfahren wie Magnetabscheidung, optische Sortierung, Sortierung anhand der Dichte der Stoffe, Filterverfahren. - Verfahren zur chemischen Aufbereitung werden häufig bei flüssigen oder pastösen Abfällen angewandt, z. B. Neutralisations- und Fällungsreaktionen, Oxidation und Reduktion. Ein Beispiel für die chemische Aufbereitung ist die Entzinnung von Dosenschrott aus Weißblech.
 
Umweltaspekte:
 
Durch Recycling ist keine vollständige Rückführung einmal gewonnener Rohstoffe in die Produktion möglich. Grenzen des Recyclings liegen dort, wo Stoffe bei Produktion oder Gebrauch so fein verteilt wurden, dass eine Rückgewinnung technisch nicht möglich oder energetisch zu aufwendig wäre. Beispielsweise benötigt die Herstellung einer Tonne Kupfer aus Erz etwa 13 000 kWh Energie. Für die Rückgewinnung von Kupfer aus Kupferabfällen ist der Energiebedarf etwa 15-mal geringer. Allerdings liegen nur etwa 30 % der gesamten Kupferabfälle in Form von leicht rezyklierbarem Material vor (Kupferschrott, Drähte, Röhren). 40 % der Kupferabfälle sind derart verdünnt (z. B. in Pigmenten, Farbstoffen oder Klärschlämmen), dass eine Rückgewinnung einen sehr viel höheren Energiebedarf hätte als die Erzaufbereitung.
 
Alle Recyclingverfahren sind mit einem Qualitätsverlust gegenüber den Ausgangsstoffen verbunden (»Down-R.«). Dieser ist im Allgemeinen um so kleiner, je enger die Kreislaufprozesse sind, d. h. je näher die Rückführung am eigentlichen Produktionsprozess ansetzt. Beim Recycling von gebrauchten Endprodukten kommt es auf eine möglichst sortenreine Sammlung an.
 
Zu den positiven Folgen des Recyclings gehört neben Ressourcenschonung und Reduzierung der Abfallmengen ein zum Teil niedrigerer Energieverbrauch bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen. Recycling ist deshalb eine wichtige Maßnahme im Umweltschutz und in der Abfallwirtschaft. Einige Beispiele: 1987-93 stieg die Menge an wieder verwertetem Altpapier jährlich. So wurden 1993 bei der Papiererzeugung in Deutschland 54 % (= 7 Mio. t) Altpapier eingesetzt. Erhebliche Mengen Holz, Wasser und Energie wurden gespart. Allerdings stieg in demselben Zeitraum der Papierverbrauch so stark wie der Altpapiereinsatz, sodass die Papiermenge in etwa konstant blieb. - Bei Glas wurden 1993 2,4 Mio. t Altglas wieder eingesetzt. Dies entspricht einem Altglasanteil von etwa 65 % an der Gesamtproduktion. Der Großteil der rezyklierten Menge stammt aus Sammelcontainern, ein kleinerer Teil aus der Rückführung von Scherben bei der Produktion und Abfüllung. Doch auch die Abfallmenge an Glas von Getränkeflaschen ist - nachdem die Abfallmenge ab 1979 zunächst gesenkt wurde - trotz steigender Anteile von rezykliertem Altglas im Zeitraum bis 1992 gestiegen und erst 1993 leicht gesunken. Diese Steigerung war eine Folge der Erhöhung des Einweganteils an den Getränkeflaschen; hier hat Recycling als stoffliche Verwertung eine Reduzierung des Verbrauchs durch Wiederbenutzung (Pfandflaschen) verhindert.
 
Auch Recycling ist mit Umweltbelastungen verbunden. Zu den wichtigsten Belastungen gehören der Transport der Wertstoffe zu den Recyclinganlagen, die Emissionen bei der Trennung und Aufbereitung der Stoffe. Bei einer Kreislaufführung von Substanzen können außerdem Schadstoffe in neue Produkte übergehen, z. B. polychlorierte Biphenyle (PCB) bei der Verwendung verschmutzter Altöle oder Schwermetalle beim Schrotteinsatz. Schadstoffe müssen deshalb vor einem Recycling abgetrennt werden. - Recycling ist also nicht in jedem Fall die ökologisch günstigste Lösung. Es müssen die Umweltbelastungen, die von anderen Maßnahmen zur Reduzierung der Abfälle (z. B. Wiederverwendung statt stofflicher Verwertung, Verfahrensumstellung, Einsatz anderer Ausgangsstoffe) oder einer Abfallbeseitigung ausgehen, gegen die vom Recycling ausgehenden Belastungen abgewogen werden.
 
Rechtliche Grundlagen:
 
Seit Oktober 1996 ist das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) nach einer zweijährigen Übergangsphase in Kraft. Das Gesetz setzt den bereits mit dem Abfallgesetz von 1986 und der Verpackungsverordnung von 1991 eingeschlagenen Weg zu mehr Eigenverantwortung der Wirtschaft (Produktverantwortung) für die Vermeidung und Verwertung von Rückständen aus Produktion und Konsum fort. Ziel ist eine abfallarme Kreislaufwirtschaft, bei der Rückstände in erster Linie vermieden und in zweiter Linie als »Abfälle zur Verwertung« stofflich oder energetisch verwertet werden (Abfallverwertung). Vorrang hat die umweltverträglichere Verwertungsart. Die als Schwerpunkt im KrW-/AbfG festgeschriebene Produktverantwortung dürfte erhebliche Auswirkungen auf alle Funktionen in den produzierenden Unternehmen, besonders in den Bereichen Produktdesign, Forschung und Entwicklung haben. Für die Produkte müssen neue Recyclingverfahren erwogen werden, die Produzenten dürfen sich nicht mehr nur auf die Entsorgungswege Beseitigung/Deponierung oder Verbrennung stützen. Zur Konkretisierung und Umsetzung dieser Ziele ist der Erlass zahlreicher Rechts-VO notwendig. 1996 wurden durch VO u. a. die Bestimmung von besonders überwachungspflichtigen Abfällen sowie die Planung durch Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen geregelt.
 
Wirtschaftliche Aspekte:
 
Die Entscheidung eines Betriebes für oder gegen ein Recycling ergibt sich u. a. aus betrieblichen Gegebenheiten, der Erlössituation für Produktionsrückstände und den Substitutionsmöglichkeiten. I. Allgemein findet dann ein Recycling statt, wenn die Kosten der Verwertung abzüglich des Marktpreises für das Recyclingprodukt unter den Abfallentsorgungskosten liegen. Da der Deponieraum immer knapper wird und damit die Entsorgungskosten steigen, steigt gleichzeitig der ökonomische Anreiz zum Recycling. Für private Haushalte bestehen solche Anreize hingegen bisher kaum. Daher wird versucht, durch Schulung des Umweltbewusstseins und für den Konsumenten möglichst bequeme Sammelsysteme die Recyclingquoten zu steigern. Der mit Recyclingprodukten erzielbare Preis hängt stark vom Marktpreis der Primärrohstoffe ab, die substituiert werden. Diese unterliegen aber starken Schwankungen, sodass das Recycling immer durch Preiseinbrüche gefährdet wird. Die für die Abfallentsorgung zuständigen Städte und Landkreise gehen deshalb immer mehr dazu über, Recycling zu subventionieren; sie versuchen, die vorhandenen Preisschwankungen auszugleichen und damit das Recycling langfristig zu sichern. Die Kommunen kommen dabei oft nur für die Verluste auf, sind aber nicht in gleichem Maße an den erzielbaren Erlösen beteiligt, wodurch die Allgemeinheit mit den Kosten und Risiken der Preisschwankungen belastet wird. Dies entspricht nicht dem Verursacherprinzip. Durch die Verpackungs-VO u. a. gesetzliche Regelungen sollen in Zukunft die Verursacher direkt in die Pflicht genommen werden.
 
Geschichtliche Aspekte:
 
Der Begriff Recycling für die stoffliche Verwertung ist erst seit Anfang der 1980er-Jahre im deutschen Sprachgebrauch üblich. Eine Wiederverwertung von knappen Rohstoffen und eine Kreislaufführung von Produktionsrückständen wurden für viele Stoffe allerdings schon früher praktiziert. So wurden Alttextilien zur Herstellung von Papier verwendet. Alteisen wurde verstärkt ab Mitte des 19. Jahrhunderts rezykliert, als die Eisen verarbeitende Industrie einen großen Aufschwung erlebte. Bei anderen Stoffen, z. B. bei Glas, bei dem das Rohmaterial Quarzsand billig und reichlich vorhanden ist, war erst der »Müllnotstand« Anlass zur verstärkten Rohstoffrückgewinnung seit etwa Mitte der 1970er-Jahre. - Große Bedeutung erlangte die stoffliche Verwertung regelmäßig in Kriegssituationen. So wurden im Zweiten Weltkrieg in fast allen Ländern Europas von staatlicher Seite Altstoffsammlungen, v. a. von Metallen, durchgeführt, die für die Rüstungsindustrie wichtig waren. - Das Sero-System (»Sekundärrohstoffsystem«) der DDR hatte das Ziel, Devisen für den Einkauf von Sekundärrohstoffen im Ausland zu sparen. Mit dem Sero-System konnten etwa 12 % des industriellen Rohstoffbedarfs aus wieder aufbereitetem Material gedeckt werden.
 
Ausblick:
 
Im Bereich des Recyclings von Verpackungsabfällen ist Deutschland seit der Einführung der Duales System Deutschland GmbH (DSD) weltweit führend, beim Produktrecycling bleibt abzuwarten, inwieweit ein ähnlicher Stand erreicht werden kann. Abfallvermeidung (im bestehenden hierarch. Abfallsystem an erster Stelle) und Recycling setzen bei der Planung und Entwicklung von Produkten an. Ökonomische Instrumente wie Umweltabgaben, besonders Steuern für Produkte, die nicht aus Altstoffen hergestellt wurden, Pfand- und Rücknahmepflicht und Kennzeichnung der verwendeten Materialien können die notwendigen Innovationen fördern. Kommunale Abfallberatungen sollen zum Erhalt und zur Stärkung des öffentlichen Recyclingbewusstseins beitragen. - Recycling gilt heute als Bestandteil einer umfassenden Konzeption des produktionsspezifischen Umweltschutzes.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Abfallbeseitigung · Abfallwirtschaft · Kompostierung · Rohstoffe
 
Literatur:
 
T. C. Koch u. a.: Ökolog. Müllverwertung (41992);
 B. Bilitewski u. a.: Abfallwirtschaft. Eine Einf. (21994);
 
Was Sie schon immer über Abfall u. Umwelt wissen wollten, bearb. v. V. Möcker u. a. (Neuausg. 21.-40. Tsd. 1994);
 
R.-Hb. Strategien - Technologien - Produkte, hg. v. W. Nickel (1996);
 
Kunststoff-R. Grundlagen - Verfahren - Praxisbeispiele, hg. v. L. Wolters (1997).

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Re|cy|cling [ri'saiklɪŋ], das; -s [engl. recycling, zu: to recycle, ↑recyceln]: Aufbereitung u. Wiederverwendung bereits benutzter Rohstoffe: R. von Altglas; R. - Produzieren ohne Müll (Spiegel 40, 1974, 205); Ü Wir haben ... einen Beitrag zur Entwicklung der Entwicklungsländer leisten wollen durch R. des Öldollars (durch die Investition o. Ä. der aus dem Handel mit Erdöl gezogenen Gewinne in den Entwicklungsländern; Spiegel 8, 1984, 87).

Universal-Lexikon. 2012.