Insektizide
[zu lateinisch caedere, in Zusammensetzungen -cidere »töten«], Singular Insektizid das, -s, chemisches Insektenbekämpfungsmittel, die v. a. im Pflanzenbau, aber auch zum Holzschutz, Vorratsschutz (z. B. Schutz von Getreidevorräten vor Kornkäfern) und in der Hygiene (z. B. Bekämpfung von Typhus übertragenden Läusen oder von Malariamücken) angewandt werden.
In Land-, Forst- und Vorratswirtschaft wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs anorganische Verbindungen (z. B. Schweinfurter Grün gegen Kartoffelkäfer, Calciumarsenat gegen Forstschädlinge) und Naturstoffe (z. B. Nikotinpräparate gegen Blattläuse u. a. saugende Insekten) angewandt. Das erste organisch-synthetische Insektizid war das 1892 zum Patent angemeldete 4,6-Dinitroorthokresol (Dinitrokresole). Eine breite Anwendung von Insektiziden wurde möglich, nachdem 1939 P. Müller die insektizide Wirkung von DDT, einem chlorierten Kohlenwasserstoff, erkannt und 1944 G. Schrader den Thiophosphorsäureester Parathion (E 605) synthetisiert hatte. Seit 1957 sind die in den USA entwickelten Carbamate auf dem Markt. - Die wichtigsten Wirkstoffgruppen von Insektiziden sind heute organische Phosphorverbindungen (u. a. Thiophosphorsäureester wie Parathion, Malathion, Dimethoat), Carbamate (u. a. Aldicarb, Carbofuran, Pirimicarb), synthetische Pyrethroide (u. a. Permethrin, Deltamethrin), acylierte Harnstoffe (v. a. Diflubenzuron) und Imidacloprid. Neue Wirkstoffe befinden sich in der Entwicklung. Die Anwendung chlorierter Kohlenwasserstoffe ist aufgrund ihrer hohen Persistenz in Deutschland weitgehend verboten. Pheromone, die das Anlocken von Insekten zum Zwecke der Bekämpfung ermöglichen, werden, obwohl schon seit 1961 synthetisiert, erst seit 1979 angewendet. Weitere Neuentwicklungen sind Mikroorganismen und Viren, die bei Schadinsekten Krankheiten auslösen (z. B. Bacillus thuringiensis gegen bestimmte Schmetterlingsraupen, Käfer und Stechmückenlarven, Granuloseviren gegen bestimmte Schmetterlingsraupen), chemische Stoffe mit Hormonwirkung, die die Entwicklung von Insekten (z. B. die Häutung) hemmen.
Eine Einteilung der Insektizide nach Art der Aufnahme in Kontakt-, Fraß- und Atemgifte ist nicht mehr sinnvoll, da mehrere Wirkungskomponenten die Regel sind. Man unterscheidet jedoch weiterhin Insektizide mit lokaler Wirkung, die die Schadorganismen direkt berühren müssen, solche mit Tiefenwirkung, die auch versteckt sitzende Tiere erreichen, und systemische Insektizide, die, vom Pflanzengewebe aufgenommen, im Gefäßsystem verteilt werden und somit anhaltenderen Schutz ermöglichen. Für den Vorratsschutz wird u. a. gasförmiger Phosphorwasserstoff angewandt, der sich aus Phosphiden (in Spezialbeuteln) unter Einwirkung von Feuchtigkeit bildet. - Über die Auswirkungen der Insektizide auf Umwelt und Organismen Pflanzenschutzmittel.
Universal-Lexikon. 2012.