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Quevedo y Villegas
Quevedo y Villegas
 
[ke'βeȓo i βi'ʎeɣas], Francisco Gómez de ['gomɛȓ ȓe], spanischer Schriftsteller, * Madrid 17. 9. 1580, ✝ Villanueva de los Infantes 8. 9. 1645; aus nordspanischem niederem Adel, Erziehung durch Jesuiten, Theologiestudium; 1613-20 in Sizilien und Neapel als Vertrauter des Vizekönigs von Neapel und Sizilien, dessen politischen Sturz er teilte; 1620-39 intensive Teilnahme am literarischen und politischen Leben seiner Zeit, meist in Opposition zum mächtigen Grafen von Olivares, dem Günstling Philipps IV.; 1639 Verhaftung, wohl wegen Zusammenarbeit mit Frankreich; bis 1643 in Kerkerhaft in León, die er nur gesundheitlich gebrochen überstand. Sein Denken war von der Vanitas-Idee (»desengaño«) bestimmt, die ihn die spanische Wirklichkeit satirisch ins Burlesk-Groteske verzerrt sehen ließ. Diese Sicht findet ihren stilistischen Ausdruck in den Mitteln des Konzeptismus, dessen Hauptrepräsentant Quevedo y Villegas ist. Sein literarisches Werk erregte öfter das Missfallen der Inquisition und wurde zum Teil erst postum gedruckt. Es umfasst alle Gattungen: Theater (Comedias und Entremeses), eine sehr bedeutsame Lyrik, deren Spannweite von petrarkistischer Liebeslyrik bis zur moralisierend-metaphysischen Dichtung reicht (»El Parnaso español«, herausgegeben 1648; »Las tres musas últimas castellanas«, herausgegeben 1670) sowie vielfältige Prosaschriften: didaktisch-politische Werke wie den antimachiavellistischen Versuch einer christlichen Herrschaftslehre (»Política de Dios, govierno de Christo«, 2 Teile, 1626-55), moralisch-religiöse Abhandlungen (»Epitome a la historia de la vida exemplar y gloriosa muerte del bienaventurado F. Thomas de Villanueva«, 1620; »Providencia de Dios«, entstanden 1641, herausgegeben 1700), fiktionale satirisch-burleske Schriften, wie die »Historia de la vida del Buscón« (entstanden 1603, veröffentlicht 1626; deutsch »Der abenteuerliche Buscon«, auch unter dem Titel »Leben des Don Pablos,. ..«), einer der bedeutendsten spanischen Schelmenromane, sowie die »Sueños. ..« (1627; deutsche Adaption zunächst von J. M. Moscherosch, später auch unter den Titeln »Quevedo y Villegas's wunderliche Träume« und »Die Träume«), fünf Satiren auf die zeitgenössische spanische Gesellschaft mit stark misogynen und antisemitischen Elementen. Viele seiner Schriften sind aus literarischen und politischen Fehden entstanden, u. a. die Angriffe auf L. de Góngora y Argote und den Culteranismo (»La culta latiniparla«, 1629). Quevedo y Villegas' pessimistisch-konzeptistisches Werk blieb bis weit ins 18. Jahrhundert stilbildend.
 
Ausgaben: Obras completas en prosa, herausgegeben von F. Buendía, 3 Bände (51960-61); Obra poética, herausgegeben von J. M. Blecua, 3 Bände (1969-71); Poesía varia, herausgegeben von J. O. Crosby (31985).
 
Aus dem Turm. Sonette, herausgegeben von W. von Koppenfels (1981, spanisch und deutsch); Gedichte, übersetzt von W. Muster (1982, spanisch und deutsch).
 
Literatur:
 
I. Nolting-Hauff: Vision, Satire u. Pointe in Q.s »Sueños« (1968);
 J. O. Crosby: Guía bibliográfica para el estudio crítico de Q. (London 1976);
 J. Iffland: Q. and the grotesque, 2 Bde. (ebd. 1978-82);
 D. G. Walters: F. de Q., love poet (Washington, D. C., 1985);
 H. G. Rötzer: F. de Q., »El Buscón«, in: Der span. Roman vom MA. bis zur Gegenwart, hg. v. V. Roloff u. a. (1986);
 R. Querillacq: Q., de la misogynie à l'antiféminisme (Nantes 1987);
 J. Küpper: Die entfesselte Signifikanz. Q.s »Sueños«, eine Satire auf den Diskurs der Spät-Renaissance (1992).
 

Universal-Lexikon. 2012.