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Belgrad
Hauptstadt von Serbien

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Bẹl|grad:
Hauptstadt von Serbien; Beograd.

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Bẹlgrad,
 
serbisch Beọgrad [»Weiße Burg«], Hauptstadt Jugoslawiens und der Teilrepublik Serbien, 65-235 m über dem Meeresspiegel, an der Mündung der Save in die Donau, (1991) 1,168 Mio. Einwohner (städtische Agglomeration: 1,602 Mio. Einwohner); die Altstadt (Stari grad) mit 70 790 Einwohner liegt im Anschluss an die sich im Mündungswinkel der Flüsse erhebenden Festungsanlage Kalemegdan auf dem nordwestlichsten Sporn des Hügel- und Berglandes der Šumadija.
 
Belgrad ist politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt des Landes, Sitz des Patriarchen der serbisch-orthodoxen Kirche und eines katholischen Erzbischofs, der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste; Universität (gegründet 1863), Universität der Künste (gegründet 1973), Technische Hochschule, Medizin. Akademie, Forschungsinstitute (u. a. Kernforschungsinstitut, astronomisches und meteorologisches Observatorium), Nationalbibliothek, Staatsarchiv, Museen (u. a. Nationalmuseum, ethnographisches Museum, Museum für Moderne Kunst); botanischer Garten.
 
Der Regierungssitz, das »Haus der gesellschaftlichen Organisationen« sowie das 1977 eröffnete Sava-Kongresszentrum befinden sich im westlich der Save gelegenen, nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Stadtteil Novi Beograd (224 400 Einwohner), die Industriegebiete im Süden der Stadt (Železnik, Rakovica), im Stadtteil Zemun (deutsch Semlin, 181 700 Einwohner; ehemalige Festungsstadt an der Donau, nordwestlich an Novi Beograd anschließend) und entlang von Save und Donau. Mit (1993) 135 000 Industriebeschäftigten ist Belgrad die bedeutendste Industriestadt des Landes mit Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau, elektrotechnische, Nahrungsmittel-, Textil- und pharmazeutische Industrie. Belgrad hat einen wichtigen Donauhafen (Umschlag 1991: 3,3 Mio. t), ist nationales und internationales Verkehrszentrum sowie Messestadt.
 
Stadtbild:
 
Nur wenige historische Baudenkmäler sind erhalten geblieben: »Römischer Brunnen« (15. Jahrhundert), Bajrakli-Moschee (17. Jahrhundert), ehemalige Festung Kalemegdan (bereits in der Antike gegründet, seitdem mehrmals umgebaut und erweitert; erhaltene Bauten im Wesentlichen aus der Zeit 1717-39), Erzengel-Michael-Kathedrale (1837-45) mit Fürstengräbern und Ikonensammlung; Altes Schloss (1882; heute Sitz des Stadtparlaments), Palast der Fürstin Ljubica (1834, noch in der Tradition des bürgerlichen Balkanhauses). Zu den Gebäuden im historisierenden Stil aus dem 19. Jahrhundert zählen ehemaliges Justizministerium (1893), Offizierskasino (1895) und Nationalmuseum (1903). Aus der Zeit des Jugendstils sind das als Offizierskooperative eröffnete, heutige Kaufhaus »Kluz« (1908) sowie das Hotel »Moskwa« (1906) erhalten.
 
Geschichte:
 
Belgrad, seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. keltische Siedlung, seit dem 1. Jahrhundert römisches Militärlager Singidunum, wegen seiner strategischen Lage oft umkämpft, von Hunnen (442) und Ostgoten zerstört, unter Kaiser Justinian I. wieder aufgebaut und ab dem 7. Jahrhundert, von den Awaren erobert, slawisch besiedelt (ab 9. Jahrhundert Name Belgrad), gehörte im Mittelalter zu Bulgarien (9./10. Jahrhundert), Byzanz (11./12. Jahrhundert; Ạlba graeca genannt) und Serbien (ab 1284, ab 1402 erstmals Hauptstadt). Die Burg (Kalemegdan), 1343 vom serbischen König Stephan Dušan Uroš IV. ausgebaut, seit 1426/27 wichtige ungarische Grenzfestung gegen die Türken, wurde mehrfach vergeblich von den Türken belagert, bis sie am 29. 8. 1521 von Sultan Suleiman II. eingenommen wurde (Belgrad seitdem Janitscharengarnison und Versorgungsbasis). 1688, 1717 (Eugen, Prinz von Savoyen-Carignan) und 1789 von den Österreichern erobert, fiel Belgrad 1690, 1739 und 1791 wieder an die Türkei zurück. Ab 1806 (Karađorđe) wieder serbisch, wurde Belgrad trotz der türkischen Besatzung der Festung bis 1867 faktisch (1807-13, ab 1817/42) Hauptstadt des seit 1878 voll unabhängigen Serbien, ab 1919/21 des späteren Jugoslawien und war 1915-18 von österreichischen, 1941-44 von deutschen Truppen besetzt.
 
Der Frieden von Belgrad, am 18. 9. 1739 unter französischen Vermittlung zwischen Kaiser Karl VI. und Sultan Mahmud I. geschlossen, beendete den Türkenkrieg (1735-39) Russlands und Österreichs; Österreich musste die im Frieden von Passarowitz (1718) erworbenen Gebiete südlich von Donau und Save wieder abtreten, Russland verlor u. a. die Schifffahrtsrechte auf dem Schwarzen Meer.
 
Literatur:
 
Beograd, hg. v. B. N. Gavrilović u. a. (a. d. Serbokroat., Belgrad 1940);
 
B., hg. v. G. Nikolić (Belgrad 1964);
 
B., hg. v. D. Mano-Zisi u. a. (a. d. Serbokroat., Leipzig 1970).
 K. A. Roider jr.: The perils of 18th century peacemaking. Austria and the treaty of Belgrade, 1739, in: Central European History, Jg. 5 (Atlanta, Ga., 1972);
 

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Bẹl|grad: Hauptstadt Jugoslawiens u. Serbiens.

Universal-Lexikon. 2012.