(von den Lebensbedingungen abhängende, an Zufriedenheit und Wohlbefinden messbare) Qualität des Lebens:
die Erhaltung, Verbesserung der Lebensqualität; ein Verlust an Lebensqualität.
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Le|bens|qua|li|tät 〈f. 20〉 Gesamtheit der individuellen sozialen Lebensverhältnisse in einer Gesellschaft, die über den materiellen Wohlstand hinausgehend eine Reihe von Annehmlichkeiten ermöglichen, z. B. durch Umweltschutz, verantwortlichen Umgang mit Rohstoff- u. Energiequellen, humane Gestaltung der Lebens- u. Arbeitsbedingungen u. a.
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Le|bens|qua|li|tät, die [LÜ von engl. quality of life]:
durch bestimmte Annehmlichkeiten (wie saubere Umwelt, humane Arbeitsbedingungen, großzügiges Freizeitangebot) charakterisierte Qualität des Lebens, die zu individuellem Wohlbefinden führt:
die Erhaltung, Verbesserung der L.;
ein Verlust an L.
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Lebensqualität,
Konstellation der objektiven Lebensbedingungen und des subjektiven Wohlbefindens von Individuen und Gruppen in einer Gesellschaft. Von der älteren Wohlfahrtsökonomik zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt, bezeichnet Lebensqualität als sozialwissenschaftlichen Terminus heute einen mehrdimensionalen Wohlfahrtsbegriff, der vornehmlich auf den individuellen Bereich zielt.
Im Umfeld findet sich eine Reihe Termini mit ähnlicher Bedeutung, die sich wie z. B. Lebensbedingungen, Lebensverhältnisse und Lebenssituation auf die sich langsam wandelnden Grundlagen der individuellen Lebensgestaltung oder, wie Lebensstil, auf die individuelle Gestaltung des Lebens im Rahmen familiärer und nichtfamiliärer Haushaltsformen beziehen. Die Begriffe Lebenswelt und Lebenshaltung stellen eine Verbindung zu anderen Wissenschaftsdisziplinen (Sozialphilosophie beziehungsweise Wirtschaftswissenschaften) her, während der Begriff Lebenslage durch seine sozialpolitische Akzentuierung den Spielraum betont, den die äußeren Umstände einem Individuum zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und Interessen gewähren.
Die Merkmale der Lebensqualität
Eine Präzisierung erfuhr der Terminus Lebensqualität durch die Untersuchungen von W. Glatzer und W. Zapf, die drei charakteristischen Merkmale hervorheben.
1) Lebensqualität umfasst einen mehrdimensionalen Sachverhalt und steht somit in Kontrast zum eindimensionalen Begriff des Wirtschaftswachstums. Sie integriert verschiedene Lebensbereiche (z. B. Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Bildung, Sozialbeziehungen, natürliche Umwelt). Art und Anzahl der Bereiche stehen dabei nicht von vornherein fest, sondern sind aufgrund von Expertenurteilen oder von individuellen Präferenzen, die in repräsentativen Umfragen erhoben werden, festzulegen.
2) Lebensqualität besitzt eine objektive und eine subjektive Dimension, die auseinander fallen können und deshalb beide zu messen sind. Die Größe einer Wohnung z. B. ist »objektiv« festzustellen, die Zufriedenheit der Bewohner kann trotz gleicher Wohnungsgröße unterschiedlich sein. Im ersten Fall kann eine bestimmte Wohnfläche von Experten (nach gesetztlichen Richtwerten) als angemessen oder unzureichend beurteilt werden, im zweiten Fall sind die betroffenen Individuen selbst die Beurteilungsinstanz. In der sozialwissenschaftlichen Diskussion hat sich weitgehend die Einsicht durchgesetzt, dass für Lebensqualität der Zusammenhang von objektiven Lebensbedingungen, ihrer subjektiven Bewertung und dem damit verbundenen subjektiven Wohlbefinden grundlegend ist. Je nach Kombination von guten beziehungsweise schlechten objektiven Lebensbedingungen mit gutem beziehungsweise schlechtem Wohlbefinden ergibt sich nach Zapf ein Schema mit vier Wohlfahrtskonstellationen. Die Konstellation gut-gut wird in Anlehnung an die Terminologie der OECD »Wellbeing« genannt, die Kombination schlecht-schlecht stellt die Situation der »Deprivation« dar. Bei den widersprüchlichen (inkonsistenten) Wohlfahrtskonstellationen »Adaption« und »Dissonanz« unterscheidet man das Unzufriedenheitsdilemma (Dissonanz) der unzufriedenen Bürger bei guten Lebensbedingungen und das Zufriedenheitsparadoxon (Adaption) der zufriedenen Bürger bei schlechten Lebensbedingungen. Der Zusammenhang zwischen objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden ist nicht sehr stark; dies zeigt an, dass die Wahrnehmung und Bewertung der »Wirklichkeit« durch soziale Vergleiche und Anpassungsprozesse vermittelt wird.
Subjektives Wohlbefinden
stellt ein eigenständiges Untersuchungsproblem dar. Zu seiner Beschreibung werden die Begriffe Zufriedenheit und Glück sowohl umgangssprachlich als auch in sozialwissenschaftlichen Studien vorrangig verwendet und auf spezifische Merkmale individueller Lebensbedingungen, wie die Zufriedenheit mit der Wohnungsgröße, auf ganze Lebensbereiche, wie die Zufriedenheit mit der Wohnung, und auf das subjektive Wohlbefinden insgesamt, wie die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben bezogen. Zufriedenheit hängt insbesondere von sozialen Vergleichen mit wichtigen Bezugsgruppen ab und davon, was jemand im Vergleich zu dem, was er erreicht hat, wünscht, erwartet, erhofft, anstrebt. Subjektives Wohlbefinden ist ambivalent: Untersuchungen zeigen, dass bei manchen Individuen Sorgen, Probleme, Ängste, Entfremdung und andere Formen hoher subjektiver Beeinträchtigung mit hoher Lebenszufriedenheit einhergehen können.
3) In das Konzept der Lebensqualität wurden traditionelle gesellschaftspolitische Zielvorstellungen und kollektive Werte übernommen und aufrechterhalten. Lebensqualität ergibt sich nicht allein als Summe der Wohlfahrt von Individuen, sondern erfordert die Berücksichtigung übergreifender Werte und Ziele wie Freiheit und Sicherheit, Solidarität und politische Beteiligung, Verteilungsgerechtigkeit und Vorsorge für zukünftige Generationen sowohl in innergesellschaftlichem als auch in internationalem Rahmen. Jedes dieser Ziele hat eine lange Tradition, und sein jeweiliger Inhalt verändert sich besonders im Zusammenhang mit dem Wertewandel. Obwohl sich eine so verstandene Lebensqualität betont vom rein ökonomischen Einkommens- und Wohlstandsdenken absetzt, sollte das Verhältnis zwischen beiden nicht als prinzipieller Gegensatz gesehen werden (Wohlstand).
Materielle Grundlagen der Lebensqualität
Ein gewisser Lebensstandard wird - besonders in hoch entwickelten Industriestaaten - als grundlegender Bestandteil von Lebensqualität angesehen. Während in ökonomisch schwächeren Volkswirtschaften (z. B. gegenwärtig in Mittel- und Osteuropa) die Hebung des Lebensstandards oftmals eine zentrale Stellung einnimmt, ist die Entwicklung in den wohlhabenderen Ländern zum Teil dadurch gekennzeichnet, dass weniger nach quantitativer als vielmehr nach qualitativer Ausweitung des Lebensstandards gestrebt wird.
Im Vergleich zu Lebensqualität orientiert sich der ältere Begriff Lebensstandard am Leitbild der Überwindung der Mangelgesellschaft und meint im engeren Sinn die Versorgung privater Haushalte mit Ver- und Gebrauchsgütern sowie mit Dienstleistungen. Dabei werden käuflich erworbene Güter (privater Konsum) einbezogen und solche, die durch kollektive, v. a. staatliche Einrichtungen unentgeltlich oder zu subventionierten Preisen bereitgestellt werden (öffentliche Güter), auch Güter, die Haushalte selbst herstellen (Haushaltsproduktion) oder geschenkt bekommen. Auch Versorgungsansprüche (z. B. Renten- oder Pensionsansprüche) sind Teil des Lebensstandards.
Voraussetzung des Lebensstandards ist auf der privaten Seite besonders das Haushaltseinkommen (Erwerbs-, Vermögens-, Transfereinkommen) und das Haushaltsvermögen (Sach- und Geldvermögen), auf der kollektiven Seite sind es v. a. öffentliche Leistungen (soziale und öffentliche Sicherheit) und die öffentliche Infrastruktur (z. B. Bildungs-, Kultur- und Gesundheitseinrichtungen, Verkehrswege). In den 1960er-Jahren wurde v. a. in den USA die These entwickelt, dass zwischen diesen beiden Seiten ein soziales Ungleichgewicht bestehe, also privater Reichtum bei öffentlicher Armut zu beobachten sei (J. K. Galbraith). Bei der Bewertung des Lebensstandards werden zusätzlich zur Güterversorgung v. a. die Arbeitsbedingungen (z. B. Selbst- und Fremdbestimmtheit), die Freizeit (z. B. Urlaubsdauer) und die soziale Sicherheit berücksichtigt. Auch die Frage der sozialen Ungleichheit, insbesondere wie sich das unterste Niveau der sozialen Sicherung (der Sozialhilferegelsatz) zum Lebensstandard insgesamt verhält, wird in die Bewertung des Lebensstandards einer Gesellschaft einbezogen. Noch weiter gefasst sind Konzepte, die Quantität und Qualität der Befriedigung materieller und immaterieller Bedürfnisse beziehungsweise das jeweilige historische Niveau der Gesamtheit der Lebensbedingungen als Lebensstandard bezeichnen. In einem solchen Verständnis sind Lebensstandard und Lebensqualität fast synonym. Der Begriff Lebensstandard wird jedoch nicht nur in deskriptivem, sondern auch in normativem Sinn verwendet und stellt dann v. a. ein Stück verhaltensregulierender Kultur dar. Bevölkerungsgruppen, Schichten und Klassen haben spezifische Orientierungsmuster: Traditionelle Vorstellungen vom »standesgemäßen Leben« sind ebenso anzutreffen wie subkulturelle Ideen »alternativer Lebensformen«. Eine kulturkritische Betrachtung erfährt v. a. das Streben nach einem sichtbaren Luxusstandard (»demonstrativer Konsum«). In der Sozialpolitik werden v. a. soziokulturelle Minimalstandards (»Armutsstandards«, Grundsicherung) diskutiert. Als Standardausstattung privater Haushalte gelten Gebrauchsgüter, über die mindestens 50 % aller Haushalte verfügen.
Die Notwendigkeit der Messung der Lebensqualität besteht, weil anderenfalls beliebige Behauptungen über das Niveau und die Veränderungen der Lebensqualität aufgestellt werden können. Die Dauerbeobachtung der Lebensqualität ist Programm der so genannten gesellschaftlichen Berichterstattung. Aufgrund der Vielfalt der Dimensionen von Lebensqualität wird meist ein Satz beziehungsweise ein System sozialer Indikatoren gefordert, wobei es für den jeweils angemessenen sozialen Indikator selten eine optimale und allgemein akzeptierte Lösung gibt. Auch die Zusammenfassung der Indikatoren wirft Gewichtungsfragen und damit Bewertungsprobleme auf. Die Messung der Lebensqualität ist ein Problemfeld, in dem allgemein akzeptierte Messkonventionen (wie z. B. beim Bruttosozialprodukt) erst noch entwickelt werden. Ansätze dazu gibt es in verschiedenen Ländern und bei internationalen Organisationen. Manchmal wird die Erfassung der Lebensqualität auch mithilfe einer einzigen Aggregatziffer vorgenommen (z. B. die Happy-Life-Expectancy von Ruut Veenhoven).
Der Lebensstandard eines Landes oder einer Bevölkerungsgruppe wird mithilfe von »Wohlstandsindikatoren« gemessen. Der Prozentsatz der privaten Haushalte, die über einen Waschvollautomaten, einen Pkw oder ein Telefon verfügen, die Zahl der Schwimmbäder je 10 000 Einwohner, die Zahl der jährlichen (Auslands-)Urlaube pro Einwohner sind einfache Beispiele für solche Indikatoren. Werden diese im Zeitablauf oder zwischen Ländern verglichen, so besteht ein Vergleichsproblem in der unterschiedlichen Qualität der Güter. Veränderungen des Lebensstandards lassen sich an der Aufteilung der Haushaltsausgaben auf die unterschiedlichen Kategorien des privaten Verbrauchs (Verbrauchsstruktur) ablesen. Bei steigendem Haushaltseinkommen fällt gemäß dem engelschen Gesetz in der Regel der Anteil der Ausgaben für Grundbedürfnisse (z. B. Nahrungsmittel), und es steigt der Ausgabenanteil für den gehobenen Bedarf (z. B. Freizeit und Reisen). Entsprechend gilt für Wohnungsausgaben, dass die wohlhabenderen Haushalte einen geringeren Anteil ihres Einkommens für Miete ausgeben als die ärmeren Haushalte (schwabesches Gesetz [nach H. Schwabe]). In den letzten Jahrzehnten haben die Haushalte in Deutschland jedoch trotz steigender Einkommen einen höheren Einkommensanteil für das Wohnen aufgewendet. Für die Bewertung des Lebensstandards ist es auch wesentlich, mit welchem Aufwand die jeweiligen Güter von den Bürgern zu erlangen sind. In internationalen und historischen Vergleichen wird dabei untersucht, wie viele Stunden ein durchschnittlich verdienender Industriearbeiter arbeiten muss, um bestimmte Güter (z. B. eine Waschmaschine) kaufen zu können.
In Deutschland werden von der amtlichen Statistik objektive Daten erhoben, v. a. in Gestalt der laufenden Wirtschaftsrechnungen, der Einkommens- und Verbrauchsstichproben sowie der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Im »Lebensqualität- Atlas« liegen solche Informationen für alle Städte und Landkreise der Bundesrepublik vor. Weil die amtliche Statistik erst neuerdings »subjektive« Daten erhebt, blieb die Messung der Lebensqualität bisher v. a. der universitären Sozialforschung überlassen. Bedeutsam sind dabei die Wohlfahrtssurveys, Umfragen, die für die erwachsene deutsche Bevölkerung im Bundesgebiet repräsentativ sind und die explizit vom Konzept der Lebensqualität ausgehen. Auch die »Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften« (»ALLBUS«), das Eurobarometer, verschiedene World-Surveys sowie die Veröffentlichungen privater Umfrageinstitute (z. B. Institut für Demoskopie Allensbach, EMNID-Institut GmbH & Co., infas Sozialforschung GmbH, Infratest Burke AG) enthalten wichtige Materialien. Die Ergebnisse derartiger Untersuchungen zeigen große Unterschiede der wahrgenommenen Lebensqualität in weltweiter Hinsicht, zwischen den europäischen Ländern (Dänemark rangiert an der Spitze, Portugal am Ende) sowie innerhalb Deutschlands (die Bevölkerung im früheren Bundesgebiet ist weitaus zufriedener als die in den neuen Bundesländern). Nicht immer, aber in der Tendenz sind bessere Lebensbedingungen auch mit höherer Zufriedenheit und höherem Wohlbefinden verbunden. Im Zeitablauf wird eine langfristige Stabilität sichtbar, die sich in vielen Ländern einstellt, obwohl zahlreiche Individuen ihr subjektives Wohlbefinden auch kurzfristig wechseln. Für die eher privaten Lebensbereiche ergibt sich in der Regel eine höhere Zufriedenheit als für die eher öffentlichen. Internationalen Vergleichen und Datensammlungen (z. B. »Happiness in Nations«) gilt dabei große Aufmerksamkeit.
Das methodische Problem der Verlässlichkeit und Gültigkeit der Messergebnisse subjektiver Kategorien ist in komplexen Studien überprüft worden. Demnach sind die Forschungsergebnisse zum subjektiven Wohlbefinden zwar spezifischen Fehlerquellen ausgesetzt, aber ihre Resultate werden - bei methodisch einwandfreier Durchführung - kaum stärker verfälscht als bei objektiven Indikatoren (wie z. B. dem Bruttosozialprodukt). Veränderungen im Zeitverlauf sind im Übrigen zutreffend nachweisbar, wenn die Messfehler zu verschiedenen Erhebungszeitpunkten konstant bleiben.
Moderne Ansätze und Bedeutung
Der Begriff Lebensqualität löste in der älteren Wohlfahrtsökonomie Wohlfahrtskonzepte ab, die in der direkt messbaren Gütermenge den »Wohlstand der Nationen« (Adam Smith) sahen. Der psychologische Wohlfahrtsbegriff der älteren Wohlfahrtsökonomie unterstellte die kardinale Messbarkeit der Ziele und Nutzen, intersubjektive Vergleichbarkeit und die Existenz eines sozialen Optimums. Im pragmatischen Ansatz der modernen Wohlfahrtsforschung werden diese Annahmen aufgegeben: Die Wohlfahrtsziele der modernen Gesellschaft werden empirisch rekonstruiert, die Zielerreichung wird in objektiven und subjektiven Dimensionen gemessen, das Aggregationsproblem wird mithilfe neuer Skalen überwunden. Gegenüber der stagnierenden Wohlfahrtsökonomie verspricht der neue Ansatz eine empirische Lösung der Problematik der gesellschaftlich relevanten Zieldimensionen, der angestrebten Zielwerte und der gesellschaftlichen Bestandsaufnahme (Sozialberichterstattung) im Hinblick auf diese Ziele. Die große gesellschaftspolitische Bedeutung, die der Begriff der Lebensqualität seit der Mitte der 1960er-Jahre erhalten hat, ist eine Reaktion auf die Überbetonung des Wachstumsdenkens in den vorhergehenden Jahrzehnten. Es wurde zunehmend anerkannt, nicht zuletzt von der OECD, dass Wirtschaftswachstum kein Ziel für sich sein kann, sondern bessere Lebensverhältnisse schaffen soll. Im Begriff der Lebensqualität drücken sich Zielvorstellungen einer Gesellschaft aus, die historisch gesehen ein hohes Wohlstandsniveau erreicht hat (»Wohlstandsgesellschaft«) und an den »Grenzen des Wachstums« angekommen ist.
Lebensqualität beschreibt wie auch der Begriff des Lebensstandards einerseits eine tatsächliche Lebenssituation, andererseits aber ist Lebensqualität eine gesellschaftliche Ziel- und Wertvorstellung bei der Suche nach neuen Orientierungen und nach neuen Qualitäten einer künftigen Gesellschaftspolitik. Zwei Leitbilder sind besonders eng mit dem Begriff der Lebensqualität verbunden, nämlich qualitatives Wachstum und Umweltqualität. Qualitatives Wachstum ist eine Alternative zum Nullwachstum. Das Konzept des qualitativen Wachstums stellt darauf ab, die Richtung des Wachstums zu ändern (z. B. durch mehr Umweltschutzinvestitionen), während das Nullwachstumskonzept die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums relativiert und stattdessen eine andere Art der Bedürfnisbefriedigung vorschlägt. Die Forderung nach »Umweltqualität« begreift Umwelt als eine die soziale und physische Umwelt umfassende Ganzheit und zielt auf den Abbau psychischer und gesundheitlicher Beeinträchtigungen im täglichen Leben und im weiteren Rahmen auf eine Erhaltung der natürlichen Überlebensbedingungen der Menschen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
empirische Sozialforschung · Glück · Haushalt · Human Development Index · Sicherheit · Wachstum · Wohlfahrtsökonomik
L. in der Bundesrepublik. Objektive Lebensbedingungen u. subjektives Wohlbefinden, hg. v. W. Glatzer u. W. Zapf (1984);
Qualitatives Wachstum. Einf. in Konzeptionen der L., hg. v. H. Majer (1984);
Individualisierung u. Sicherheit. Unterss. zur L. in der Bundesrep. Dtl., hg. v. W. Zapf u. a. (1987);
Einstellungen u. Lebensbedingungen in Europa, hg. v. W. Glatzer (1993);
D. Korczak: L.-Atlas (1995);
Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Dtl. Sozialstruktur, sozialer Wandel u. L., hg. v. W. Zapf u. R. Habich (1996).
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Le|bens|qua|li|tät, die <o. Pl.> [LÜ von engl. quality of life]: durch bestimmte Annehmlichkeiten (wie saubere Umwelt, humane Arbeitsbedingungen, großzügiges Freizeitangebot) charakterisierte Qualität des Lebens, die zu individuellem Wohlbefinden führt: die Erhaltung, Verbesserung der L.; ein Verlust an L.; die Auswirkungen der Krankheit auf die psychische Verfassung und die L. der an Psoriasis Leidenden (Dolomiten 1. 10. 83, 6); Es geht um L., und die erhöht sich keinesfalls parallel zum Einkommen, sondern sie hängt ... von den Gestaltungsfreiräumen ab, die Menschen haben (R. Schmidt, Mut 179).
Universal-Lexikon. 2012.