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Reaktion
Erwiderung; Rückmeldung; Antwort; Auskunft; Entgegnung; Replik (fachsprachlich); Gegenwirkung; Echo (umgangssprachlich); Folge; Einfluss; Wirkung; Effekt; Auswirkung; chemische Reaktion

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Re|ak|ti|on [reak'ts̮i̯o:n], die; -, -en:
das Reagieren:
keinerlei Reaktion zeigen; die Reaktion auf den Aufruf war enttäuschend.
Syn.: Antwort, Reflex, Wirkung.
Zus.: Abwehrreaktion.

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Re|ak|ti|on 〈f. 20
1. auf etwas, bes. einen bestimmten Reiz od. eine Situation erfolgende Antwort bzw. Rückwirkung
2. 〈Phys.; Chem.〉 Vorgang, der eine stoffl. Umwandlung zur Folge hat (chemische \Reaktion, Kern\Reaktion)
3. das Streben, alte, nicht mehr zeitgemäße Einrichtungen, bes. auf polit. Gebiet, zu erhalten
● seine Äußerungen riefen keine \Reaktionen hervor; es erfolgte keine \Reaktion; mit einer \Reaktion rechnen; was war deine erste \Reaktion?; alle politischen Kräfte gegen die \Reaktion vereinen [<lat. re... „zurück“ + Aktion]

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Re|ak|ti|on [gleichbed. frz. réaction ( re- lat. actio = Verrichtung, Tätigkeit, Betätigung, Handlung)]: in der Chemie (chemische Reaktion) die zwischen Atomen u./od. Molekülen spontan oder nach Aktivierung eintretenden Wechselwirkungen, die als Bruttoreaktionen durch Reaktionsgleichungen mit Stöchiometrie beschreibbar sind u. zu Stoffumwandlungen mit Bildung neuer Verb. führen. In allen R. wird Energie verbraucht oder freigesetzt (endotherme bzw. exotherme R.). Man unterscheidet prinzipiell Elementarreaktionen u. aus mehreren Elementarreaktionen bestehende u. meist als Reaktionssequenzen ( Sequenz, 2) ablaufende zusammengesetzte Reaktionen. Man untergliedert diese wiederum in Gleichgewichtsreaktionen (reversible R., mit Hin- u. Rückreaktion), in Folge-, Konsekutiv- oder Sukzessivreaktionen, in Parallel- oder Simultanreaktionen (mit evtl. Kompetitiv- oder Konkurrenzreaktionen) sowie in Kettenreaktionen. Nach anderen Kriterien unterscheidet man u. a. Additions-, Eliminierungs-, Fragmentierungs-, Substitutions- u. Poly[merisations]reaktionen. In der Physik versteht man unter R. eine Kernreaktion, in der Immunologie die Bildung von Antikörpern als Immunantwort auf die Zufuhr von Antigenen.

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Re|ak|ti|on , die; -, -en [zu lat. re- = wieder, zurück u. Aktion]:
1. das Reagieren (1):
eine spontane R.;
seine erste R. war Verblüffung;
eine R. auslösen, beobachten;
keine R. zeigen.
2. (Chemie) Umwandlung chemischer Elemente od. Verbindungen in andere Verbindungen od. Elemente mit völlig neuer Zusammensetzung u. völlig anderen Eigenschaften:
eine [chemische] R. findet statt.
3. <o. Pl.> [nach frz. réaction] (abwertend)
a) Versuch, überholte gesellschaftliche Verhältnisse gegen Änderungsabsichten (reformerischer od. revolutionärer Art) zu verteidigen;
b) Gesamtheit der fortschrittsfeindlichen politischen Kräfte:
die Fronten der R.

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Reaktion
 
die, -/-en,  
 1) allgemein: das Reagieren.
 
 2) Chemie: chemische Reaktion, im submikroskopischen Bereich ein Vorgang, bei dem Atome in definierten Zahlenverhältnissen zu Atomverbänden (Moleküle, Ionenkristalle, Radikale) zusammentreten oder bei dem Atomverbände in Atome zerfallen oder in andere Atomverbände umgewandelt werden. Im makroskopischen Bereich bedeuten diese Vorgänge Stoffmengenänderungen bei den am Aufbau des Systems beteiligten Stoffen; im weiteren Sinn lassen sich auch Phasenänderungen (z. B. das Lösen von Salzen) und Übergänge zwischen Molekülen oder Atomen mit unterschiedlichem Elektronenzustand (z. B. zwischen Triplett- und Singulettsauerstoff) als chemische Reaktionen auffassen. Der Ablauf von chemischen Reaktionen wird durch die Reaktionsgleichung beschrieben (chemische Zeichensprache). Die während der chemischen Reaktion umgesetzte Wärme wird als Reaktionswärme bezeichnet; die auf 1 Mol bezogene molare Reaktionswärme wird in kJ/mol angegeben. Wird aus dem System Wärme an die Umgebung abgeführt (exotherme Reaktion), hat die Reaktionswärme definitionsgemäß negatives, bei Wärmeaufnahme aus der Umgebung (endotherme Reaktion) positives Vorzeichen. Die Reaktionswärme ist in Reaktionen bei konstantem Druck gleich der Änderung der Enthalpie ΔHr des Systems (Reaktionsenthalpie), bei konstant bleibendem Volumen gleich der Änderung der inneren Energie ΔUr (Reaktionsenergie); ΔHr beziehungsweise ΔUr ist dabei die Differenz der Bildungswärmen von Endprodukten und Ausgangsstoffen einer Reaktion. Früher wurde die Reaktionswärme als Wärmetönung bezeichnet und mit umgekehrtem Vorzeichen angeführt. Findet die Reaktion in einem System statt, das keinen Wärmeaustausch mit der Umgebung zulässt (adiabatisches System), führt eine endotherme Reaktion zur Abkühlung, eine exotherme Reaktion zur Erwärmung. Ob eine chemische Reaktion ablaufen kann, wird durch die Gesetze der Thermodynamik bestimmt; dabei spielen die Zustandsgrößen Temperatur und Druck eine große Rolle. Voraussetzung für das freiwillige Ablaufen einer chemischen Reaktion ist die Abnahme der freien Enthalpie des Systems. Sie wird begünstigt, wenn im System die Entropie zunimmt und die Enthalpie abnimmt. Reaktionen, in deren Verlauf sowohl Entropie als auch Enthalpie entweder zunehmen oder abnehmen, sind häufig unvollständig, d. h., sie führen zu einem Gleichgewichtszustand (Massenwirkungsgesetz), wie z. B. die mit einer Verminderung der Teilchenzahl verbundene exotherme Bildung von Ammoniak nach N2 + 3 H2 2 NH3. Aussagen über die Reaktionsgeschwindigkeit erlaubt nur die Reaktionskinetik. Die Knallgasreaktion 2 H2 + O2 → 2 H2O ist z. B. mit einer Abnahme der freien Enthalpie verbunden, sie läuft aber bei Raumtemperatur äußerst langsam ab (Halbwertszeit: 1032 s).
 
 3) Medizin: durch äußere oder innere Reize hervorgerufene Veränderung eines Organs oder Gewebes; die vitale Reaktion von lebendem Gewebe auf traumatische Einflüsse (Verletzungen) in Form des Austritts von Blutteilen und Fibrinogen aus den Kapillaren, resorptiven und proliferativen Zellvorgängen stellt für die Rechtsmedizin ein wesentliches Indiz zur Klärung der Frage dar, ob Schädigungen vor oder nach dem Tod eines Menschen eingetreten sind.
 
 4) Physik: 1) in der Elementarteilchen- und Kernphysik Prozess, der unter Zerfall und Entstehung von Elementarteilchen abläuft. Hochenergetische physikalische Reaktionen werden v. a. in Beschleunigern zur Untersuchung der elementaren Wechselwirkungen der Materie herbeigeführt. Dazu richtet man entweder einen Teilchenstrahl bestimmter Energie auf eine ruhende Probe (Target, v. a. für Kernreaktionen) oder bringt zwei gegenläufige Strahlen zur Kollision (v. a. für Elementarteilchenreaktionen). Eine Reaktion wird durch die Teilchen im Eingangs- und im Ausgangskanal sowie deren Eigenschaften charakterisiert. Nach der Zahl der Teilchen im Ausgangskanal (Reaktionsprodukte) wird zwischen Zweiteilchenreaktion (z. B. Paarbildung) und Mehrteilchenreaktionen unterschieden.
 
Die Energien und Impulse der Teilchen legen die Reaktionskinematik fest (Kinematik). Dabei findet die Reaktion selbst unter wechselseitiger Umwandlung von Energie und Materie gemäß dem einsteinschen Gesetz der Masse-Energie-Äquivalenz statt. Als Reaktionsenergie wird die für die Erzeugung neuer Teilchen zur Verfügung stehende Gesamtenergie im Schwerpunktsystem der Reaktionsteilnehmer bezeichnet. Diese nutzbare Energie ist im Falle kollidierender Strahlen wesentlich größer als bei vergleichbaren Experimenten mit ruhenden Targets und liegt in Größenordnungen von wenigen bis einigen Hundert GeV (je nach Teilchenart und technische Konzeption). Reaktionsprodukte und aus ihrem etwaigen sofortigen Zerfall hervorgehende sekundäre Teilchen lassen sich in Detektoren nach ihren Eigenschaften (Energie, Impuls, Ladung, magnetischer Moment u. a.) erfassen. Die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Teilchenprozesses schlägt sich im Wirkungsquerschnitt des zugehörigen Reaktionskanals nieder.
 
2) in der Mechanik nach dem Wechselwirkungsprinzip soviel wie Gegenwirkung, Gegenkraft. (newtonsche Axiome).
 
 5) Politik und Geschichtswissenschaft: Schlagwort für das Bestreben von Gruppen und Einzelpersonen, geschichtlich überwundene gesellschaftliche Zustände, Anschauungen oder Einrichtungen wiederherzustellen; oft polemisch gebraucht. Vertreter solcher Bemühungen, von ihren Gegnern »Reaktionäre« genannt, gelten als fortschrittsfeindlich. (Reaktionszeit)
 
 6) Psychologie: durch einen Reiz ausgelöstes Verhalten, das reflexhafter, emotionaler oder rationaler Art sein oder aus komplexen Handlungsabläufen bestehen kann; im Gegensatz zu den »Aktionen« als spontanen und bewussten Handlungen oder automatischen Verhaltensabläufen (Automatismus). Reaktionen sind zum Teil angeboren (»unbedingt«, z. B. Mimik, psychomotorische Eigenarten), zum Teil erlernt (»bedingt«). Die Lernpsychologie untersucht v. a. den Vorgang der Konditionierung von bedingten Reaktionen (bedingter Reflex).
 
Die Reaktionszeit ist der Zeitraum zwischen dem Auftreten eines Reizes und dem Einsetzen der Reaktion. Sie ist individuell und situativ verschieden und liegt bei einfachen Reaktionen auf akustische und optische Signale bei 0,1-0,3 s. Ist der Zeitraum zwischen Reiz und Reaktion extrem lang, spricht man von verzögerter Reaktion, ist er extrem kurz, von vorzeitiger Reaktion. Zur Ermittlung der Reaktion dienen Reaktionstestgeräte, mit denen einfache Wahl- und Unterscheidungsreaktionen gemessen werden können. Prüfungen der Reaktionsfähigkeit, d. h. des individuellen Vermögens, auf Reize richtig und (am Durchschnitt orientiert) in angemessener Zeit zu reagieren, spielen v. a. in der Verkehrs-, Arbeits- und medizinische Psychologie zur Feststellung von persönlicher Eignung und Belastbarkeit sowie zur allgemeinen Erforschung der Reaktionen unter Ermüdung, Stress, in Ausnahmesituationen, unter Drogeneinfluss u. a. eine Rolle. Persönlichkeitspsychologisch lassen sich hinsichtlich Belastbarkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit und bevorzugtem Wahrnehmungsbereich (Form, Farbe) bestimmte Reaktionstypen ermitteln. - Der Behaviorismus fasste die Gesamtheit des Verhaltens nach dem Reiz-Reaktions-Schema auf.
 

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Re|ak|ti|on, die; -, -en [zu lat. re- = wieder, zurück u. ↑Aktion; 3: nach frz. réaction]: 1. das Reagieren (1): eine spontane, unerwartete, negative R.; seelische -en; seine erste R. war Verblüffung; flexible R. (Milit.; flexible response); als R. auf die revolutionäre Zersetzung der alten ... Ordnungsstrukturen entstanden ... nationalistisch gerichtete Massenbewegungen (Fraenkel, Staat 213); Immer diese Warterei, wenn die was vorgelesen hatte, die Lehrerin, bis da 'ne R. kam (Kempowski, Immer 86); eine R. auslösen, beobachten; keine R. zeigen. 2. (Chemie) Umwandlung chemischer Elemente od. Verbindungen in andere Verbindungen od. Elemente mit völlig neuer Zusammensetzung u. völlig anderen Eigenschaften: eine [chemische] R. findet statt. 3. <o. Pl.> (abwertend) a) Versuch, überholte gesellschaftliche Verhältnisse gegen Änderungsabsichten (reformerischer od. revolutionärer Art) zu verteidigen; b) die fortschrittsfeindlichen politischen Kräfte: die Fronten der R.

Universal-Lexikon. 2012.