aus kleinen bunten Steinen, Glasstücken o. Ä. zusammengestelltes Bild oder Ornament:
das Mosaik stellt einen römischen Kaiser dar.
Zus.: Fußbodenmosaik, Glasmosaik, Steinmosaik, Wandmosaik.
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Mo|sa|ik 〈n. 27 oder n. 11〉 aus verschiedenfarbigen Stiften, Glasstückchen, Steinchen o. Ä. zusammengesetztes, flächiges Muster od. Bildwerk auf Mauer od. Fußboden [<frz. mosaïque <lat. musaicum <musivum; zu grch. mousa „Muse; Kunst, künstler. Tätigkeit“]
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Mo|sa|ik [österr.: …'ɪk], das; -s, -en, auch: -e [frz. mosaïque < ital. mosaico, musaico < mlat. musaicum < lat. musivum (opus), zu griech. moũsa, ↑ Muse]:
aus kleinen bunten Steinen, Glasstücken o. Ä. zusammengesetztes Bild, Ornament zur Verzierung von Wänden, Gewölben, Fußböden:
ein antikes M.;
mit -en auslegen;
Ü die einzelnen Beweisstücke fügten sich zu einem M.
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Mosaik
[französisch mosaïque, über italienisch mosaico, musaico und lateinisch musivum (opus) von griechisch moũsa »Muse«] das, -s/-en, auch -e, Flächendekoration meist aus kleinen zugeschnittenen Stücken von verschiedenartigem Material, die in einem Mörtelbett zu Ornamenten und Bildern zusammengesetzt sind. Das Mosaik wird als Schmuck von Fußböden, Wänden und Gewölben verwendet, kommt aber auch als selbstständiges Mosaikbild vor (Mosaikikone). Die Mosaiksteine sind meist Würfel von 1-2 cm Seitenlänge. Sie werden aus farbigem Naturstein, gefärbtem oder glasiertem Ton, bunten Glasflüssen oder Glas (Glasmosaik) mit eingeschmolzener Goldfolie zugeschnitten. Nach einer Vorzeichnung, die oft direkt auf die feuchte Trägerschicht aufgetragen ist, werden die Mosaiksteine in das noch weiche Mörtelbett eingedrückt und anschließend glatt geschliffen. Durch Schrägstellung wird, v. a. beim Goldmosaik, eine flimmernde Lichtbrechung erreicht.
Farbige Stiftmosaiken aus Tonkegeln, die in den Lehmverputz eingedrückt wurden, entstanden im Alten Orient als Schmuck von Wänden und Pfeilern (Uruk, um 3000 v. Chr.). In Tell Obeid sind aus der 2. Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. Reste eines Fassadenmosaiks erhalten. Das älteste Bodenmosaik der Antike, ein farbiges Kieselmosaik, stammt aus Phrygien (Gordion, 8. Jahrhundert v. Chr.). Bodenmosaiken aus schwarzen und weißen Kieseln finden sich im griechischen Olynthos seit dem späten 5. Jahrhundert v. Chr. Im Laufe des 4. Jahrhunderts v. Chr. verfeinerte sich das griechische Kieselmosaik und wurde farbig (Pella, Makedonien, um 300 v. Chr.); auch andere Materialien verwendete man mit (Ton, Blei, Schmucksteine). Noch stärkere malerische Wirkung erzielte man durch die im Hellenismus sich verbreitende Technik mit vorbereiteten, behauenen Steinen (Tesserae) und Glassteinchen (Smalten), die dicht an dicht gesetzt werden konnten. Sie ahmten oft Gemälde mit illusionistischen Effekten nach, besonders Räumlichkeiten und Lichtwirkungen (Delos, Haus der Masken, 2. Jahrhundert v. Chr.). Glassteine fanden wahrscheinlich zuerst für die Palastmosaiken in Pergamon (2. Jahrhundert v. Chr.) Verwendung. Die Herakles- und Telephos-Mosaiken von Herculaneum kann man aufgrund der Thematik in Zusammenhang mit Pergamon stellen. In Pompeji wurden hellenistische Gemälde des 3.-1. Jahrhunderts v. Chr. wiedergegeben, meist wohl von griechischen Mosaizisten (Alexandermosaik; Komödienszenen des Dioskurides von Samos; Haus des Fauns: Meeresfauna; Haus des tragischen Dichters: Achillesszenen). Der Mosaizist des Fortunaheiligtums von Palestrina (um 80 v. Chr.) stellte den Nil in den Mittelpunkt, was auf eine Ausbildung im hellenistischen Ägypten (Alexandria) hinweist. Die alexandrinische Landschaftsstudie seit Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde vorbereitet von realistischen Detailstudien (z. B. Mosaik des Sosos von Pergamon). Auch die ausdrucksvollen Mosaiken der Hadriansvilla standen noch in dieser Tradition, andererseits setzte hier das römische Ornamentmosaik aus schwarzen und weißen Tesserae ein. In der Folgezeit entwickelte sich das Mosaik zum Teil zur Gebrauchsware. Die Steine wurden großflächiger wie im (polychromen) Athletenmosaik der Caracallathermen (3. Jahrhundert n. Chr.), oder man kehrte zu schwarzen und weißen Kieselsteinen zurück (Ostia Antica, 2.-3. Jahrhundert n. Chr.). Ein großer Teil der polychromen figürlichen Bodenmosaiken wie der schwarzweißen Ornamentmosaiken des 3.-5. Jahrhunderts ist in Nordafrika gefunden worden (Tunesien), sie entstanden jedoch im ganzen Römischen Reich; auch auf Zypern (Paphos) sind aus dieser Zeit zum Teil ikonographisch hochinteressante Bodenmosaiken freigelegt worden (Dionysos- und Labyrinthmosaik). In England fand man die außerhalb Italiens einzige römischen Villa mit Mosaiken des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Fishbourne), aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. sind u. a. die Mosaiken von Bignor, ebenfalls in West Sussex, von Lullingstone südöstlich von London sowie von Chedworth und Woodchester in Gloucestershire zu nennen. In Deutschland sind einige kostbare Fußbodenmosaiken aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. erhalten (Dionysos-Mosaik in Köln; römische Villa in Nennig). In den Mosaiken von Piazza Armerina in Sizilien (frühes 4. Jahrhundert n. Chr.) geht eine gewisse Vergröberung im Detail mit einer großen Lebendigkeit und Unmittelbarkeit der Bewegung einher. Einen Höhepunkt spätantiker Mosaikkunst stellen die Mosaiken von Antiochia am Orontes aus dem 3. und 4. Jahrhundert dar. Dieser Stil wurde in den Mosaiken des Kaiserpalastes in Konstantinopel (5. Jahrhundert n. Chr.) tradiert. Bei vielen Mosaiken fertigte man das Mittelstück mit der figürlichen Darstellung (Emblem) gesondert in besonders feiner Ausführung (Opus vermiculatum) und fügte die fertigen Platten nachträglich ein. Das Wandmosaik taucht vereinzelt seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. auf (Thermen und Brunnen), erst gegen 300 n. Chr. finden sich mit Mosaiken ausgekleidete Räume (Diokletianpalast in Split); kaiserlich-römerzeitliche Kuppelmosaiken sind in Centcelles bei Tarragona aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. erhalten (Jagdfries; christliches Programm). Das Bodenmosaik lebte auch noch in der frühchristlichen Kunst fort, z. B. in Aquileja.
Bei den frühen christlichen Sakralbauten übernahm das Mosaik v. a. die Rolle der Wandmalerei. Apsis, Triumphbogen, Langhauswände und Gewölbe der Zentralbauten wurden mit heilsgeschichtlichen Darstellungen geschmückt. Hierbei fand zunehmend Glas- und Goldmosaik Verwendung. Behielt man zunächst noch die antike, illusionistische Formgebung bei (Santa Costanza in Rom, um 340; Baptisterium der Orthodoxen in Ravenna, 451-460), so setzte mit den Mosaiken von Santa Maria Maggiore in Rom (2. Viertel des 5. Jahrhunderts) eine flächenhafte, zugleich monumentale Kompositionsweise ein. Von der byzantinischen Mosaikkunst vor der Zeit des Bilderstreits sind nur wenige Beispiele erhalten. Hauptwerke sind die Mosaiken von Ravenna (6. Jahrhundert); Sant'Apollinare Nuovo, San Vitale, Sant'Apollinare in Classe; hier fand der hieratische, antinaturalistische byzantinische Stil seine vollendete Ausprägung, wobei der transzendente Goldgrund zur Entmaterialisierung des Dargestellten beitrug. Auch im europäischen Norden entstanden Mosaiken, die byzantinischen Einfluss erkennen lassen (Aachener Dom, Kirche in Germigny-des-Prés). Die zweite Blütezeit der byzantinischen Mosaikkunst fällt in das 11.-13. Jahrhundert (mittelbyzantinische Kunst), ein fester ikonographischer Kanon mit dem Bild des Pantokrators in der Kuppel, Maria in der Apsis und alt- und neutestamentliche Szenen an den Wänden bildete sich heraus (Hosios Lukas bei Delphi, 1. Drittel des 11. Jahrhunderts; Nea Moni auf Chios, Mitte des 11. Jahrhunderts; Daphni, um 1100); die Zeugnisse aus Konstantinopel, dem Zentrum der byzantinischen Kultur, sind fast ganz verloren. Im normannischen Sizilien schufen im 12. Jahrhundert vorwiegend byzantinische Künstler die gesamte Wandflächen in mehreren Streifen bedeckenden Mosaikzyklen von Cefalù, Palermo und Monreale. Die in San Marco in Venedig und in den Domen von Murano und Torcello entstandenen Zyklen sind von byzantinischem Einfluss geprägt, ebenso die Mosaiken im Baptisterium von Florenz. Zu den letzten Höhepunkten des monumentalen Mosaiks im 13./14. Jahrhundert gehören in Italien die von I. Torriti ausgeführten Mosaiken von San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore und die von P. Cavallini geschaffenen Mosaiken in Santa Maria in Trastevere in Rom, in Konstantinopel das Deesis-Mosaik der Hagia Sophia (3. Viertel des 13. Jahrhunderts) und die Mosaiken des Choraklosters (heute Kariye Camii; um 1300). Auch im 14. bis 16. Jahrhundert entstanden noch eine Reihe bedeutender byzantinischer beziehungsweise nachbyzantinischer Mosaiken. In der italienischen Renaissance wurde die Technik des Mosaiks zwar verbessert (u. a. durch die Erfindung eines stärkeren und helleren Zements), die künstlerische Qualität ließ jedoch im Bemühen um eine Annäherung an die Malerei nach. Im Barock spielte das eigenständige Mosaik keine Rolle mehr; jedoch ging die Handwerkstradition, v. a. auch für Restaurierungszwecke, nicht verloren. Nach den historisierenden Versuchen im 19. Jahrhundert nahm das Mosaik im Jugendstil einen neuen Aufschwung (A. Gaudí, G. Klimt). Es spielte im 20. Jahrhundert in Westeuropa nur eine Nebenrolle (G. Severini, F. Léger, R. Delaunay). Größere Bedeutung erhielt es innerhalb des sozialistischen Realismus in der UdSSR u. a. sozialistischen und kommunistischen Ländern sowie im Muralismo in Mexiko.
In den altamerikanischen Hochkulturen dienten Mosaiken als Fassaden-, Wand- und Schmuckdekor. Im andinen Gebiet stammen die meisten Mosaikarbeiten (v. a. Schmuck: Pektorale, Ohrringe u. a.) aus den Kulturen der Moche, Chimú und Inka sowie aus Pajatén. An Material wurden Bein, Muscheln, Gold, Holz und Türkis sowie Federn verwendet, in Mesoamerika außerdem Jade, Stein und Pyrit. In Mesoamerika dienten Mosaiken v. a. als Fassaden- und Wanddekor (z. B. Mitla, Kabah), es gibt aber auch ausgezeichnete Türkismosaiken in Form von Schilden und Masken.
P. Fischer: Das M. (1969);
F. Rossi: M. u. Steinintarsien (a. d. Ital., 21979);
H. A. Stützer: Ravenna u. seine M. (1989);
Reclams Hb. der künstler. Techniken, Bd. 2: Wandmalerei, M., Beitrr. v. A. Knoepfli u. a. (1990);
Die byzantin. Mosaikikonen, Bd. 1: Die großformatigen Ikonen, bearb. v. O. Demus (Wien 1991);
Dorothea Müller: Bunte Würfel der Macht. Ein Überblick über die Gesch. u. Bedeutung des M. in Dtl. zur Zeit des Historismus (1995);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Mosaikböden der Spätantike: Lust zur Farbe
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Mo|sa|ik, das; -s, -en, auch: -e [frz. mosaïque < ital. mosaico, musaico < mlat. musaicum < lat. musivum (opus), zu griech. moũsa, ↑Muse]: aus kleinen bunten Steinen, Glasstücken o. Ä. zusammengesetztes Bild, Ornament zur Verzierung von Wänden, Gewölben, Fußböden: große, bunte, reiche, antike -en; ein M. gestalten, zusammensetzen; der Fußboden und die Wände sind mit -en verziert, ausgelegt; Ü die einzelnen Beweisstücke fügten sich zu einem M.; die Erlebnisteile schossen zum M. zusammen (Börsenblatt 12, 1965, 823).
Universal-Lexikon. 2012.