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Stickerei
Sti|cke|rei [ʃtɪkə'rai̮], die; -, -en:
durch Sticken hergestelltes Muster o. Ä.:
eine wertvolle alte Stickerei .
Syn.: Handarbeit.

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Sti|cke|rei 〈f. 18
I 〈unz.〉 das Sticken
II 〈zählb.〉 durch Sticken verzierter Gegenstand

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Sti|cke|rei, die; -, -en:
1. <o. Pl.> [dauerndes] Sticken (1).
2. (Handarb.)
a) gesticktes Muster, gestickte Verzierung:
eine durchbrochene S.;
b) etw., was mit Stickereien (2 a) versehen ist; Stickarbeit:
-en herstellen.

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Stickerei
 
[althochdeutsch sticken »fest zusammenstecken«], von Hand oder maschinell (Stickmaschinen) ausgeführte textile Ziertechnik, bei der ein als Stickmaterial dienender Faden (Wolle, Leinen, Seide, Metallfaden, Baumwolle u. a.) selbst stoffverzierend oder weitere Schmuckelemente fixierend (Applikation, Perlstickerei) auf dem Stickgrund befestigt wird. Nach dem Erscheinungsbild unterscheidet man Weißstickerei und Buntstickerei. Außerdem werden die vielfältigen Arten der Stickerei nach Stichformen (Kreuz-, Platt-, Ketten-, Festonstich u. a.), Techniken (Lochstickerei, Durchbruchstickerei, Anlegetechnik, Nadelmalerei, Reliefstickerei, Smokarbeit u. a.), aufgestickten Materialien (Metallstickerei, Federkielstickerei, Haarstickerei u. a.) sowie Stickgrund (Seidenstickerei, Leinenstickerei, Tüllstickerei, Netzstickerei) unterschieden; zum Teil sind regionale Bezeichnung gebräuchlich (z. B. Richelieustickerei, Hardangerarbeit, Madeirastickerei, Opus anglicanum).
 
Kulturgeschichte:
 
Die Stickerei gehört zu den ältesten textilen Techniken; sie war im Alten Orient, in der Antike, in der byzantinischen und in der islamischen Kultur verbreitet. Da Textilien leicht verrotten, haben sich aus der Frühzeit nur wenige Werke erhalten. Erste europäische Stickereien sind auf fürstlichen und liturgischen Gewändern seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. erhalten, erst nach der Jahrtausendwende nehmen die Belege zu. Im 11. Jahrhundert entstanden Hauptwerke der mittelalterlichen Stickerei, so der mit farbigen Woll- und Leinenfäden auf rotem Wollstoff ausgeführte »Schöpfungsteppich« in der Kathedrale von Gerona und der als farbige Wollstickerei auf Leinen ausgeführte normannische Bayeux-Teppich. Unter den Ornaten des Mittelalters ragt der zu den Reichskleinodien zählende Krönungsmantel der Kaiser heraus (mit goldenen Löwen auf rotem Seidengrund), gefertigt in der königlichen Hofwerkstatt zu Palermo, einer arabischen (fatimidischen) Werkstatt (mit der arabischen Datierung 528 bestickt, d. h. 1133; Wien, Kunsthistorisches Museum). Im 12. und 13. Jahrhundert wurden v. a. sakrale Textilien in der von England ausgehenden Technik »Opus anglicanum« ausgeführt, einer Seiden- und Goldstickerei in versenkter Anlegetechnik (unsichtbares Aufnähen des Metallfadens). In Klöstern entstanden religiöse und auch profane Bildstickereien, in den Städten sind in Zünften organisierte Sticker seit dem 13. Jahrhundert nachzuweisen. Während in Italien mit der Gold- und Seidenstickerei lange der byzantinische Einfluss vorherrschte, entstanden seit dem 14. Jahrhundert in Niedersachsen, im 15.-16. Jahrhundert in der Schweiz Zentren der Leinenstickerei. Neben Kirche und Adel traten zunehmend bürgerliche Auftraggeber; mit der Verbreitung von gedruckten Stickmusterbüchern und -tüchern (Leinenstreifen, auf die Muster, Motive, Buchstaben u. a. sowie Stiche in den verschiedenen Techniken aufgestickt sind) seit dem 16. Jahrhundert nahm die häusliche Fertigung von Stickereien zu. Das 17. und 18. Jahrhundert bevorzugte mit Seiden- und Goldfäden in naturalistischer Nadelmalerei (Plattstich in schattierenden Farben übergehend gestickt, wodurch der Eindruck eines gemalten Bildes entsteht) ausgeführte Blumenmuster, die die barocke Paramentik ebenso kennzeichnen, wie sie im Bereich der höf. Mode Anwendung fanden. Die Volkskunst wurde zu einem zentralen Anwendungsbereich der Stickerei, in dem v. a. traditionelle Muster und Techniken weiterlebten. Im 19. Jahrhundert führte die Entwicklung von den schlichten Blumenmustern des Biedermeier zu den historischen Vorbilder aller Art nachempfindenden Stickereien des Historismus. Gleichzeitig suchte man nach rationelleren Fertigungsmethoden, sodass für die industrielle Produktion zunehmend handgestickte Muster imitierende Maschinen eingesetzt wurden, während die Handstickerei v. a. im Bereich des Kunstgewerbes überlebte, wo sie um die Jahrhundertwende durch den Jugendstil neue Anstöße erhielt.
 
Neben den sarazen. Arbeiten aus Sizilien (viele in Museen in Palermo) sind im islamischen Bereich v. a. die Stickereien der safawidischen Epoche hervorzuheben, im 17. Jahrhundert dann die osmanischen Stickereien mit Gold- und Silberfäden auf Samt. Hervorragende Stickereien sind auch aus vorkolumbischer Zeit in Peru (Paracas) überliefert.
 
Literatur:
 
Gesch. der Textilkunst, hg. v. H. Bridgeman u. a. (a. d. Engl., 1981);
 L. von Wilckens: Die textilen Künste von der Spätantike bis um 1500 (1991);
 L. von Wilckens: Gesch. der dt. Textilkunst. Vom späten MA. bis in die Gegenwart (1997);
 K. Staniland: Embroiderers (Neudr. London 1993).
 

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Sti|cke|rei, die; -, -en: 1. <o. Pl.> [dauerndes] Sticken (1). 2. (Handarb.) a) gesticktes Muster, gestickte Verzierung: eine durchbrochene S.; Weiße Blusen, mit S. oder Spitze garniert, sind ganz aus der Mode (Dariaux [Übers.], Eleganz 44); b) etw., was mit Stickereien (2 a) versehen ist; Stickarbeit: -en herstellen; mit einer S. anfangen.

Universal-Lexikon. 2012.