Appenzẹll Ausserrhoden,
kurz Appenzell A. Rh., Kanton in der Schweiz, 243 km2, (1999) 53 700 (vorwiegend protestantische) Einwohner; Hauptort ist Herisau.
Nach der Verfassung vom 30. 4. 1995 liegt die gesetzgebende Gewalt bei der Landsgemeinde und dem Kantonsrat. Die einmal jährlich tagende Landsgemeinde (Stimm- und Wahlrecht für Frauen seit 1989) wählt den Regierungsrat, das Obergericht und den Landweibel, entscheidet über Verfassungsänderungen, Gesetze und Volksinitiativen sowie über Finanzfragen, die die Kompetenz des Kantonsrates übersteigen. Der jährlich gewählte Kantonsrat (derzeit 63 Mitglieder) wählt die Mitglieder des Kantonsgerichts, bereitet Gesetze vor und erlässt Verordnungen. Die Exekutive liegt beim Regierungsrat (mit dem Landammann als Präsident und sechs weiteren Mitgliedern). Die richterliche Tätigkeit liegt beim Obergericht (neun Mitglieder) und beim Kantonsgericht (21 bis 25 Mitglieder). A. Ausserrhoden entsendet ein Mitglied in den Ständerat und zwei Mitglieder in den Nationalrat.
Das Wappen (von 1597) zeigt einen schwarzen Bären mit roten Krallen und roter Zunge auf weißem (silbernen) Grund, im Wappen die Buchstaben V und R für Ussroden (»Ausserrhoden«).
Landesnatur:
A. Ausserrhoden umfasst die dicht bevölkerten, stark industrialisierten Täler der Sitter, Goldach und Urnäsch.
Die Schulpflicht währt acht Jahre, wobei jeder Schüler das Recht besitzt, zehn Jahre unentgeltlich eine Schule zu besuchen. Das Schulgesetz von 1981 gliedert die Volksschule in Primarschule (Klassen 1-6) und Oberstufe, bestehend aus Sekundarschule und Realschule mit den Berufswahlklassen. Es existiert eine gewerbliche und kaufmännische Berufsschule zusammen mit A. Innerrhoden.
Der Kanton ist stark landwirtschaftlich geprägt; dennoch sinkt die Bedeutung der Landwirtschaft zugunsten des Dienstleistungsbereichs. Das Pro-Kopf-Volkseinkommen erreichte (1993) 36 845 sfr (22. Rang unter den 26 Kantonen).
Fast alle Betriebe der Land- und Forstwirtschaft liegen im Berggebiet, das für den Ackerbau ungeeignet ist; deshalb herrscht Viehwirtschaft (Almwirtschaft) vor. Der Anteil der hier Beschäftigten sank von (1965) 14,8 % auf (1990) 8,5 % (Schweiz 1990: 6 %).
In Industrie und Gewerbe hat traditionell die Textilindustrie Bedeutung, darunter Stickerei, Seiden- und Baumwollweberei (früher zum Teil in Heimarbeit betrieben). Weitere Branchen sind Holz-, Kunststoff- und pharmazeutische Industrie sowie Elektronik, Maschinen- und Gerätebau. Der industrielle Sektor beschäftigt (1990) 39,7 % der Erwerbstätigen, der Sektor Dienstleistungen (1990) rd. 51,8 %; etwas Fremdenverkehr.
Vergleiche Appenzell (Land).
W. Schläpfer: Wirtschaftsgesch. des Kantons A. Außerrhoden bis 1939 (Herisau 1984).
Universal-Lexikon. 2012.