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KwaZulu/Natal
KwaZulu/Natal
 
[-'naːtal, englisch nə'tæl], Provinz und Königreich in der Republik Südafrika, 92 100 km2, 8,99 Mio. Einwohner, Hauptstadt ist Pietermaritzburg; Residenz des Zulukönigs ist Ulundi. Die Provinz erstreckt sich an der Ostküste Südafrikas, grenzt im Norden an Moçambique und Swasiland, im Westen an Lesotho und hat gemeinsame Grenzen mit den Provinzen Mpumalanga, Freistaat und Ost-Kap.
 
Landesnatur:
 
Im Osten erstrecken sich hinter der besonders im Norden breiten Küstenebene am Indischen Ozean mit Strandseen, Lagunen und hohen bewaldeten Dünen landeinwärts die hügeligen Natal Midlands (800-1 200 m über dem Meeresspiegel), im Westen von den Drakensbergen begrenzt. Das Klima ist subtropisch bis gemäßigt; ausreichende Niederschläge (im Jahresmittel 700 mm, im Küstengebiet 1 270 mm, in den Drakensbergen 1 500 mm).
 
Bevölkerung:
 
Auf nur 7,5 % der Gesamtfläche Südafrikas leben hier 21 % seiner Bevölkerung; KwaZulu/Natal ist daher mit 100 Einwohnern/km2 die nach Gauteng am dichtesten besiedelte Provinz des Landes. 80 % der Bevölkerung sprechen Zulu, 15 % Englisch, 5 % Afrikaans u. a. Sprachen; v. a. Durban ist noch stark von den Bewohnern indischer Abstammung geprägt (z. B. durch zahlreiche Hindutempel und Moscheen). Die Alphabetisierungsrate liegt mit 65 % etwas über dem Landesdurchschnitt.
 
Wirtschaft:
 
Der Anbau von Zuckerrohr sowie von subtropischen Früchten im Küstenbereich ist eine der Hauptstützen der Wirtschaft. Die Forstwirtschaft erzeugt rasch wachsendes Holz (v. a. Akazien, Eukalyptus, Kiefern) für die Zellstoffproduktion. An Bodenschätzen wird Kohle im Gebiet von Newcastle und Dundee abgebaut, bei Richards Bay Titan. Durban, die größte Stadt der Provinz, ist der wichtigste Handelshafen Südafrikas; seine Umschlagmenge wird jedoch vom Hafen Richards Bay übertroffen, der für den Export von Kohle gebaut wurde. Neben Durban und Pietermaritzburg hat sich auch hier nennenswerte Industrie angesiedelt. Die Arbeitslosigkeit ist mit über 25 % die höchste des Landes; auch zwischen dem Einkommen der ländlichen und städtischen Bevölkerung besteht ein großer Unterschied, daher ist die Abwanderung v. a. nach Gauteng sehr groß. Der Tourismus ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden; wichtigste Anziehungspunkte sind die subtropische Küste mit ihren Ferienorten, die Drakensberge zum Wandern und Bergsteigen sowie das Zululand im Nordosten mit zahlreichen Wildreservaten (darunter Hluhluwe-Umfolozi Park und der Greater Sankt Lucia Wetland Park, beide 1897 gegründet).
 
Geschichte:
 
Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama sichtete am 25. 12. 1497 erstmals die Küste des heutigen KwaZulu/Natal und gab dem bereits von Rinderhirten der Nguni-Volksgruppe bewohnten Land den Namen Terra natalis (portugiesisch natal »Weihnachten«). 1816-28 schuf der Nguni-Heerführer Chaka die neue Staatsnation der Zulu. 1824 siedelten sich die ersten Europäer aus der britischen Kapkolonie an. 1839 riefen die 1837 unter der Führung von Pieter Retief (* 1780, ✝ 1838) und Gerrit Maritz (* 1797, ✝ 1838) auf dem Großen Treck eingewanderten Buren eine Republik aus, die 1843 von Großbritannien annektiert wurde. Am 22. 1. 1879 schlugen die Zulu bei Isandlwana eine britische Truppe, wurden jedoch im selben Jahr unterworfen. Dennoch blieb die Monarchie erhalten. Die weißen Einwohner Natals erhielten 1893 Selbstregierung. 1910 wurde Natal Teil der Südafrikanischen Union.
 
Im Rahmen der Apartheidpolitik errichtete die Republik Südafrika 1970 auf etwa 36 % der Fläche Natals für die Zulu das aus verschiedenen, nicht zusammenhängenden Landstücken bestehende Homeland KwaZulu, das 1977 Teilautonomie erhielt. Nach dem Ende der Apartheidpolitik und im Zuge der territorialen Neugliederung der Republik Südafrika entstand 1994 die neue Provinz KwaZulu/Natal durch Vereinigung der ehemaligen Provinz Natal mit dem Homeland KwaZulu. Die Monarchie unter dem Zulukönig wurde verfassungsrechtlich garantiert. Bei den Parlamentswahlen vom April 1994 siegte die Inkatha. Im Vorfeld der Kommunalwahlen 1996 in der Republik Südafrika, die in KwaZulu/Natal die Inkatha gewann, kam es in der Provinz wiederholt zu politische Gewalttaten, die seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen ANC und Inkatha in den 80er-Jahren insgesamt etwa 20 000 Menschenleben forderten.
 
Literatur:
 
M. Horrell: The African homelands of South Africa (Johannesburg 1973);
 
New frontiers. The KwaZulu/N. debates, hg. v. K. Roberts u. G. Howe (Durban 1987).

Universal-Lexikon. 2012.