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Mond
Luna (fachsprachlich); Erdtrabant; Erdbegleiter; Erdmond; kosmischer Nachbar (umgangssprachlich); Satellit; Trabant; Begleiter

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Mond [mo:nt], der; -[e]s, -e:
die Erde umkreisender und die Nacht mehr oder weniger stark erhellender Himmelskörper:
das Raumschiff umkreiste den Mond.
Syn.: Satellit.
Zus.: Halbmond, Neumond, Vollmond.

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Mond 〈m. 1
1. 〈Astron.〉
1.1 〈i. w. S.〉 einen Planeten umkreisender Himmelskörper
1.2 〈i. e. S.〉 der die Erde umkreisende Himmelskörper
2. 〈poet.〉 Monat
● du \Mond! ● der \Mond hat einen Hof; das bleiche, milde, silberne Licht des \Mondes; die Scheibe, Sichel des \Mondes ● den \Mond anbellen 〈fig.〉 machtlos drohen, ohnmächtig schimpfen; aufgehen: der Mond geht auf, unter; der \Mond scheint; der \Mond wechseltabnehmender, zunehmender, halber, voller \Mond; der bleiche, goldene, silberne \Mond ● auf dem \Mond leben 〈fig.; umg.〉 weltfremd sein; wir leben schließlich nicht auf dem \Mond! 〈umg.〉 wir müssen uns mit den Gegebenheiten des Lebens, der Wirklichkeit auseinandersetzen; ich könnt' ihn auf den \Mond schießen 〈umg.〉 ich wünsche ihn weit fort, ich kann ihn nicht ausstehen; die leben dort hinter dem \Mond 〈fig.; umg.〉 fern von der Welt, altmodisch; der Mann im \Mond 〈Volksglauben〉 märchenhafte Gestalt auf dem Mond, der gewisse Wirkungskräfte auf das Leben der Menschen zugeschrieben werden; in den \Mond gucken 〈fig.; umg.〉 leer ausgehen, benachteiligt werden; nach, seit vielen \Monden 〈poet.〉; meine Uhr geht leider nach dem \Mond 〈umg.; scherzh.〉 geht falsch; unter dem wechselnden \Mond; eine Rakete zum \Mond schießen [<ahd. mano, engl. moon <germ. *menan- „Mond, Monat“ <idg. *menot- „Mond, Mondwechsel, Monat“; zu idg. *me(d)- „wandern, abstecken, messen“]

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Mond , der; -[e]s, -e [mhd. mān(e), ahd. māno, urspr. wohl = Wanderer (am Himmel)]:
1.
a) <o. Pl.> die Erde umkreisender natürlicher, an bestimmten Tagen sichtbarer Himmelskörper:
der aufgehende M.;
auf dem M. landen;
zum M. fliegen;
den M. anbellen (ugs.; heftig schimpfen, ohne damit etwas zu erreichen; bezogen darauf, dass Hunde gelegentlich nachts den Vollmond anbellen);
jmdn. auf den/zum M. schießen können/mögen (salopp; auf jmdn. wütend sein; jmdn. weit weg wünschen);
auf/hinter dem M. leben (ugs.; über die neuesten Ereignisse nicht informiert sein, nichts davon mitbekommen);
in den M. gucken (ugs.; bei etw. das Nachsehen haben, leer ausgehen; H. u.; viell. nach der abergläubischen Vorstellung, dass jmd., der zu lange den Mond ansieht, dadurch ungeschickt u. dumm wird);
etw. in den M. schreiben (ugs.; etw. als verloren betrachten);
nach dem M. gehen (ugs.; [von einer Uhr] falsch gehen, sehr ungenau die Zeit anzeigen);
vom M. kommen/gefallen sein (ugs.; weltfremd sein, nicht Bescheid wissen);
b) (Astron.) einen Planeten umkreisender Himmelskörper; Satellit:
die -e des Jupiter;
künstliche -e der Erde (auf eine Erdumlaufbahn gebrachte Satelliten).
2. etw., was die Form des vollen Mondes od. einer Mondsichel hat:
kleine -e backen.
3. (dichter. veraltet) Monat.

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I
Mond
 
[althochdeutsch māno, wohl ursprünglich »Wanderer (am Himmel)«],
 
 1) Plural Monde, umgangssprachlich für den Begleiter eines Planeten (Satellit).
 
 2) der permanent sich der Erde am nächsten befindliche und sie umlaufende Himmelskörper, der einzige natürliche Begleiter der Erde (Erdmond, Erdtrabant). Nach der Sonne ist er das zweithellste Objekt am irdischen Firmament, seine mittlere Entfernung von der Erde beträgt 384 400 km. Der Mond wird seit vorgeschichtlicher Zeit beobachtet (Steinsetzungen der Megalithkultur, z. B. Stonehenge) und ist sowohl durch Fernrohrbeobachtung von der Erde aus als auch durch verschiedene Raumfahrtmissionen der (nach der Erde) am besten untersuchte Himmelskörper des Sonnensystems. Zu diesen Missionen gehören u. a. die Raumfahrtprojekte Luna (Lunik), Ranger, Surveyor und Apollo.
 
 Astronomische Daten
 
Mondbewegung:
 
Der Mond bewegt sich rechtläufig auf einer nahezu kreisförmigen elliptischen Bahn (Exzentrizität 0,0549), deren Ebene im Mittel um 5º 9' gegen die Ekliptik geneigt ist, um die Erde; beide bewegen sich um ihren gemeinsamen Schwerpunkt, der etwa 1 700 km unterhalb der Erdoberfläche liegt. Dabei nimmt der Mond nach der siderischen Umlaufzeit (siderischer Monat) von 27 d 7 h 43 min 11,5 s bezüglich der Sterne wieder die gleiche Stellung ein. Wegen der gleichzeitigen Erdbewegung führt der Mond dabei eine Pendelbewegung um die Erdbahn aus, deren Amplitude nur etwa 1/400 der Entfernung Erde-Sonnebeträgt; bedingt durch die Verhältnisse der Bahnradien und der Umlaufzeiten in Bezug auf die Bewegung des Monds um die Erde sowie der Erde um die Sonne, ist die Mondbahn immer zur Sonne hin gekrümmt. Heliozentrisch gesehen bewegt sich der Mond also auf einer durch die Erde stark gestörten Bahn um die Sonne.
 
Die Verbindungslinie der beiden Schnittpunkte der Mondbahn mit der Ebene der Ekliptik, die Knotenlinie, hat keine feste Orientierung im Raum: Bahnstörungen durch Sonne und Planeten bewirken ihre rückläufige Drehung in der Ebene der Ekliptik, mit einem Umlauf innerhalb von 18,6 Jahren. Entsprechend ist der drakonitische Monat, die Zeitdauer zwischen zwei Durchgängen des Monds durch den aufsteigenden Knoten, etwas kürzer als ein siderischer Monat, im Mittel beträgt er 27 d 5 h 5 min 35,8 s.
 
Während eines siderischen Umlaufs dreht sich der Mond einmal um seine Achse (gebundene Rotation) und zeigt deswegen der Erde immer die gleiche Seite. Weil aber die Rotationsgeschwindigkeit konstant, die Winkelgeschwindigkeit der Bahnbewegung aufgrund der Ellipsenform der Bahn dagegen ungleichförmig ist, scheint der Mond während eines Umlaufs um eine innere Achse zu pendeln; insgesamt können wegen dieser und weiterer Pendelbewegungen des Monds (Libration) etwa 59 % seiner Oberfläche von der Erde aus gesehen werden. Die periodische Abweichung des wahren Mondortes von einem gedachten mittleren Ort (bis zu etwa ± 6º), in dem sich der Mond bei einer Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit befinden würde, nennt man Mittelpunktsgleichung des Monds, große Ungleichung oder große Ungleichheit. Die größte Geschwindigkeit bezüglich der Erde erreicht der Mond im erdnächsten Punkt seiner Bahn, dem Perigäum (Abstand 356 410 km), die kleinste im erdfernsten Punkt, dem Apogäum (Abstand 406 740 km). Die Verbindung dieser Punkte, die Apsidenlinie (Apsiden) rotiert ebenfalls, allerdings mit entgegengesetztem Drehsinn wie die Knotenlinie und mit einer Periode von 8,85 Jahren. Die Zeitspanne zwischen zwei Durchgängen des Monds durch sein Perigäum, der anomalistische Monat, ist darum geringfügig länger als der siderische Monat; ihre Dauer ist 27 d 13 h 18 min 33,2 s.
 
Helligkeit:
 
Das Leuchten des Monds entsteht durch Reflexion des Sonnenlichts an seiner Oberfläche, die nur ein sehr geringes Reflexionsvermögen aufweist. Dass er dennoch nachts so hell erscheint, ist v. a. auf den Kontrast zum dunklen Nachthimmel zurückzuführen.
 
Am Firmament erscheint der Mond etwa genauso groß wie die Sonne (mittlerer Winkeldurchmesser 31' 5''), weswegen er, wenn er sich auf seiner Bahn genau zwischen Erde und Sonne befindet, diese vollständig abdecken kann (Sonnenfinsternis). Die Mondphasen (d. h. die Beleuchtungsformen des Monds), deren Ablauf man als Lunation (Mondwechsel) bezeichnet, hängen von der Konstellation Sonne-Mond-Erde ab. Bei Neumond (Interlunium) steht der Mond zwischen Erde und Sonne (Konjunktion), d. h., die der Erde zugewandte Seite ist nicht beleuchtet. Neumondstellungen folgen im Mittel alle 29 d 12 h 44 min 2,9 s aufeinander. Diese synodische Umlaufzeit (synodischer Monat) ist etwas länger als die siderische, weil die Erde während eines Mondumlaufes ihrerseits einen Teil ihrer Bahn um die Sonne zurücklegt. Vollmond tritt ein, wenn der Mond der Sonne gegenübersteht (Opposition); dann ist die ganze sichtbare Mondoberfläche beleuchtet. Zwischen Neumond und Vollmond ist zunehmender Mond, danach abnehmender Mond, mit Halbmond jeweils in der Mitte. Die seit dem letzten Neumond verstrichene Zeit nennt man Mondalter; es gibt die augenblickliche Mondphase an. Einige Tage vor und nach Neumond ist der von der Sonne unbeleuchtete Teil des Monds in ein fahles Licht getaucht (aschgraues Mondlicht oder Erdlicht), das von der Erde reflektiertes Sonnenlicht ist. Da der Mond kein eigenes Licht aussendet, beobachtet man beim Durchgang des Vollmonds durch den Erdschatten eine Mondfinsternis.
 
Temperatur an der Mondoberfläche:
 
Infolge der langsamen Rotation des Monds wird jeder Teil seiner Oberfläche einen halben Monat lang von der Sonne bestrahlt, was zu Temperaturen von maximal 130 ºC führt, danach liegt er die gleiche Zeit auf der Nachtseite (dann etwa -160 ºC). Einige Oberflächenregionen zeigen lokale Temperaturanomalien, wobei sowohl geringfügige Temperaturerhöhungen als auch -erniedrigungen (um jeweils einige Gad) existieren.
 
Atmosphäre:
 
Die Anzahldichte von Gaspartikeln (Elektronen und Ionen) unmittelbar über der Mondoberfläche ist im Vergleich zum ungestörten interplanetaren Raum um etwa 10 000 Teilchen/cm3 erhöht; sie bilden eine extrem dünne Atmosphäre, die etwa um den Faktor 10-13 dünner ist als die Erdatmosphäre an der Erdoberfläche. Die Mondatmosphäre besteht hauptsächlich aus den Edelgasen Helium, Neon und Argon, die beim Zerfall radioaktiver Elemente im Mondgestein entstehen, und Natrium- und Kaliumatomen, die durch Sonnenwindteilchen aus dem Oberflächengestein herausgeschlagen werden. Möglicherweise erfolgt auch eine geringfügige Entgasung oberer Gesteinsschichten.
 
Magnetfeld:
 
Der Mond besitzt gegenwärtig praktisch kein allgemeines Magnetfeld; die Feldstärke ist geringer als 0,01 % derjenigen des Erdmagnetfeldes. Einige Gesteinsproben lassen darauf schließen, dass bei ihrer Bildung aus flüssigem Magma vor etwa 3 bis 4 Mrd. Jahren der Mond ein Magnetfeld besaß, dessen Stärke aber nur um wenige Prozent geringer war als diejenige des gegenwärtigen Erdfeldes.
 
 Topographie und Gesteine
 
Oberflächenstrukturen:
 
Das nahezu vollständige Fehlen einer Atmosphäre und die Erdnähe lassen auf dem Mond schon mit bloßem Auge helle und dunkle Gebiete ausmachen; mit großen Fernrohren und unter ausgezeichneten Beobachtungsbedingungen lassen sich Gebirgsketten, Krater und Ringgebirge, mit Details bis zu einer Größe von etwa 100 m und einer Erhebung von einigen Metern erkennen. Die dunklen, flachen, tief liegenden Maria (Singular Mare; 33 % der sichtbaren, 10 % der unsichtbaren Mondoberfläche) zeigen außer schmalen Erhebungen, Kleinkratern und Rillen kein auffallendes Relief. Große Maria fehlen fast ganz auf der erdabgewandten Seite des Monds. Geophysikalisch sind sie zum Teil durch Masseanomalien (Mascons) gekennzeichnet. Die Maria sind beim Einschlag großer Himmelskörper auf den Mond in dessen Frühzeit entstanden, als Magma aus tief liegenden, noch geschmolzenen Schichten durch Bruchspalten nach oben drang. Charakteristische Strukturen der hellen Terrae (Singular Terra, auch Hochländer genannt) sind Kettengebirge, oft am Rand von Maria bis mehr als 6 000 m Höhe aufragend, Ringgebirge um Großkrater mit Wallebenen (Durchmesser bis 200 km) und bis fast 2 000 km lange Strahlensysteme um einige große, junge Krater sowie Kraterreihen. Daneben treten bis 10 km breite, mehr als 100 km lange und 100 m tiefe Rillen und Lineamente (Gräben, Wälle) auf. Die Oberflächenformen des Monds sind in Mondkarten und Mondatlanten dargestellt.
 
Mondboden:
 
Die Mondoberfläche ähnelt einer Steinwüste. Durch Mikrometeoroide, kosmische Strahlung und Sonnenwind wurde der mehr oder weniger lockere Mondregolith (Lunarregolith) gebildet, der aus Gesteinsstaub, Gesteinsglas und Gesteinstrümmern besteht und die Oberfläche mit einer Schichtdicke bis zu mehreren Metern bedeckt. Das Mondgestein besteht aus lunaren Basalten und Anorthositen, die u. a. aus calciumreichem Plagioklas, Olivin, Pyroxen zusammengesetzt sind. Die zur Erde gebrachten Proben von Mondgestein können eingeteilt werden in feinkörnige bis mittelkörnige, blasige, kristalline, magmatische Gesteinsbrocken, in Breccien (aus Bruchstücken verschiedenen Gesteins, durch feinen Mondstaub zusammengebacken) sowie in Mondstaub. - Die Hauptminerale sind auch auf der Erde als gesteinsbildend bekannt, jedoch wurden auch neue, auf der Erde unbekannte Minerale gefunden, die Kombinationen von Titan, Magnesium, Eisen, Aluminium und einigen anderen Elementen darstellen. Insgesamt konnten in den Bodenproben 68 Elemente nachgewiesen werden. Es wurden keine Spuren von Leben oder organischen Verbindungen entdeckt, auch konnte kein Wasser nachgewiesen werden. - Die Gesteinsbrocken zeigen millimetergroße Aufschlagstellen von Mikrometeoroiden. Diese verdampfen beim Aufprall und schmelzen einen Teil des getroffenen Gesteins um; das geschmolzene Gestein ist als Glas und in Form von Perlen im Mondstaub nachweisbar. Einige Hochlandgesteine haben ein Alter von 4,3 bis 4,5 Mrd. Jahren, während sich die ältesten lunaren Basalte vor etwa 3,2 bis 4,2, die jüngsten vor rd. 2,5 Mrd. Jahren verfestigten. Zu dieser Zeit endeten die magmatischen Ergießungen und damit die Bildung neuen Oberflächengesteins.
 
 Innerer Aufbau und Entstehung
 
Innerer Aufbau:
 
Der Mond ist nach der Erde der Körper im Planetensystem, dessen innerer Aufbau am besten bekannt ist. Dazu haben wesentlich jahrelange Untersuchungen mit auf dem Mond stationierten Seismometern beigetragen. Sie lassen einen Schalenaufbau des Monds ähnlich dem der Erde erkennen. Die äußerste Schale, die Mondkruste, besteht hauptsächlich aus feldspathaltigem Terragestein, das bis in eine Tiefe von etwa 1 km infolge von Einschlägen großer anderer Himmelskörper weitgehend zertrümmert ist. Darunter liegen kompaktere Schichten mit vielen Sprüngen und Brüchen. Die Krustenuntergrenze liegt auf der der Erde zugewandten Seite in einer Tiefe von etwa 65 km, auf der abgewandten Seite fast doppelt so tief. Unter der Kruste befindet sich der feste, aus Basalt bestehende Mondmantel, der sich bis in eine Tiefe von etwa 800 bis 1 000 km erstreckt. An der Manteluntergrenze entstehen die meisten Mondbeben, deren Häufigkeit zur Zeit des Apogäums und Perigäums am größten ist. Offenbar werden sie v. a. durch Gezeitenkräfte ausgelöst. Der innerste Bereich, der Mondkern, ist an seiner Obergrenze in einer Dicke von möglicherweise 200 bis 300 km zähflüssig. Die Zusammensetzung des Kerns ist nicht bekannt. Das ehemals vorhandene Magnetfeld spricht für einen größeren Eisenanteil, möglicherweise ist Schwefel ein anderer Hauptbestandteil. Die Temperatur im Mondzentrum dürfte bei etwa 1 200 K liegen.
 
Entstehung:
 
Über die Entstehung des Monds weiß man bisher wenig Sicheres; bis vor ein, zwei Jahrzehnten wurden im Wesentlichen drei Theorien diskutiert: die gleichzeitige Bildung von Erde und Mond aus einem Urmaterial als Doppelplanet (Doppelplanethypothese); die Herauslösung des Monds aus der Erdkruste (Spaltungshypothese); der Einfang des in einem anderen Teil des Sonnensystems gebildeten Monds durch die Erde (Einfanghypothese). Die Bildung in Erdnähe gleichzeitig mit der Erde aus einer gemeinsamen Materiewolke ist wegen der unterschiedlichen mittleren Dichte der beiden Himmelskörper unwahrscheinlich, aus dynamischen Gründen (z. B. aufgrund der relativ großen Neigung der Mondbahn gegen die Äquatorebene der Erde) gilt dies auch für das Herauslösen des Monds aus der Erdkruste. Gegen den Einfang des Monds durch die Erde spricht, dass es keinen geeigneten physikalischen Effekt gibt, der die Abführung der hohen kinetischen Energie des frei bewegten Monds erklärt hätte. Man geht heute im Allgemeinen davon aus, dass der Mond das Ergebnis eines fast streifenden Zusammenstoßes eines sehr großen Körpers mit der Protoerde ist. Beim Aufprall wurden Teile ihres aus weniger dichtem Material bestehenden Mantels und Teile des aufschlagenden Körpers in Bahnen um die Erde geschleudert und bildeten eine prälunare Materiescheibe, aus der schließlich der Mond hervorging. Starker Materieeinfall auf dem jungen Mond und die damals starke Gezeitenreibung der Erde führten zur Erhitzung der äußeren Mondschichten und zur mindestens teilweisen Aufschmelzung bis in eine Tiefe von etwa 1 000 km. Dieser Vorgang erzeugte die durchgehende Mondkruste, deren Reste die heutigen Hochländer sind, und die Vielfalt der Minerale, die auf dem Mond vorgefunden wurden. Vor ungefähr 4 Mrd. Jahren schlugen die letzten sehr großen Körper auf dem Mond ein und erzeugten die großen Becken der Maria.
 
In einem vor etwa 4,2 Mrd. Jahren beginnenden Zeitraum von ungefähr 1 bis 2 Mrd. Jahren müssen durch vulkanische Aktivität mehrfach lokale Aufschmelzungen der äußeren Schichten stattgefunden haben, die zu weiterer chemischer Differenzierung und zu magmatischen Ergießungen führten. Damit waren die großen Umgestaltungen der Mondoberfläche und die Bildung neuen Oberflächengesteins abgeschlossen. Seit etwa 2,5 Mrd. Jahren ist die Oberfläche kalt und der bis in eine Tiefe von 800-1 000 km reichende Mantel fest. Die Einwirkung des Monds auf die Erde besteht in erster Linie in den Gezeiten; Einflüsse auf das Wetter sind nicht nachweisbar.
 
 Geschichte der Erforschung
 
Der Mond und seine Phasen waren in frühen Kulturen Maß für den Monat und damit auch für den Kalender. Die Mondfinsternisse gaben daneben Anlass zu einer für die Voraussage der Mondörter brauchbaren Berechnung der Mondbahn. Die Evektion als größte Mondbahnstörung war bereits Ptolemäus bekannt, die Variation wurde von T. Brahe entdeckt und von I. Newton erklärt. Die säkulare Akzeleration erkannte E. Halley 1693. Die von G. Galilei entdeckte Libration konnte von J. Hevelius und T. Mayer erklärt werden.
 
Dass der Mond kein selbstleuchtendes Gestirn ist und auf welche Weise die Mondphasen und Mondfinsternisse entstehen, erklärte bereits Anaxagoras. Seine Annahme von Unebenheiten auf dem Mond wurde 1610 von Galilei durch Fernrohrbeobachtungen bestätigt. Zuvor deutete man die hellen und dunklen Mondflecken (das »Gesicht« des Monds) als Mischung von Feuer mit anderen Elementen (so Platon und die Stoiker) oder aus der Grenzlage des Monds zwischen einer reinen supralunaren Ätherregion und den sublunaren Sphären der irdischen Elemente (Aristoteles). Die Mondphasen wurden als lumineszierende Anregung durch das Sonnenlicht (Stoiker) oder mittels eines zusätzlichen halben Hohlkugelkörpers (A. Haitham) erklärt, bis die Erdartigkeit des Monds spekulativ (N. Kopernikus, G. Bruno, J. Kepler) und empirisch (Galilei) nachgewiesen wurde.
 
Eine erste (grobe) Karte des Monds schuf Galilei. Die Mondtopographie wurde besonders durch Hevelius, G. B. Riccioli (auf ihn geht die bis heute gültige Nomenklatur zurück), G. D. Cassini, J. H. Lambert, Mayer (Einführung der Mondkoordinaten), J. H. Schröter, W. Beer, J. H. von Mädler, J. F. J. Schmidt u. a. gefördert.
 
Die ersten fotografischen Aufnahmen des Monds stammen von H. Draper. Die erste Aufnahme der Rückseite des Monds lieferte 1959 die sowjetische Mondsonde Lunik 3. Die erste Landung von Menschen auf dem Mond erfolgte am 20. 7. 1969 (Apollo-Programm). - Über die Erforschung des Monds in neuerer Zeit Raumfahrt.
 
 Religions- und Kulturgeschichte
 
Die Entsprechung der Zyklen von Mond und weiblichem Organismus wie der Wechsel der Mondphasen führten schon früh in der Menschheitsgeschichte zu einer tiefen religiösen Deutung; er stand in Beziehung zur (primär weiblich gedachten) göttlichen Fruchtbarkeit des Lebens und - wegen seines »Verschwindens« (Neumondnächte) - zu dem Geheimnis von Werden und Vergehen beziehungsweise von Tod und Wiedergeburt. Wahrscheinlich wurde diese Kraft des Monds schon seit der jüngeren Altsteinzeit verehrt. Mondsymbole (Sichelform) sind seit frühester Zeit für schamanistische Objekte charakteristisch. In den frühen Hochkulturen gewannen Mondgottheiten eine große Bedeutung: Thot als Gott der Schreib- und Rechenkunst ist dem Mond verbunden, Isis wird in hellenistischer Zeit oft auf einem Halbmond stehend abgebildet (davon beeinflusst ist die christliche Darstellung der Maria über der Mondsichel). Die griechische Mondgöttin Selene schützte die Frauen in der Zeit der Menstruation und Geburt, Luna, ihre römische Entsprechung, besaß eigene Tempel auf dem Aventin und dem Palatinischen Im semitischen Bereich war der Mondkult gleichfalls weit verbreitet: Der Mondgott Sin stand vor dem Sonnengott Schamasch und der Ischtar, der Herrin des Morgen- und Abendsterns, an der Spitze der astralen Dreiheit babylonischer Götter. In den alten Staaten Südarabiens galt der regional unter verschiedenen Namen verehrte Mondgott jeweils als Reichsgott; die Mondsichel war sein Symbol. Gegen den Mondkult wendet sich das Alte Testament (5. Mose 4, 19; 17, 3); Mohammed erklärt ihn im Koran (Sure 6, 77) für sinnlos. Ein großes Verbreitungsgebiet des Mondkultes ist ferner Afrika südlich der Sahara. Dort besteht zuweilen noch heute die Sitte des ununterbrochenen Trommelns und Tanzens während der Vollmondnächte. Oft gilt der Häuptling als irdischer Repräsentant des Monds. Buschleute und Hottentotten richten ihre Gebete um Regen, Feldfrüchte und Wild an den Mond. In vielen Kulturen gelten Phasen des Neumonds als heilige Zeiten, in denen Fruchtbarkeitsfeste oder Sühnefeiern (z. B. Beichtfeiern im Hinayana-Buddhismus bei Neu- oder Vollmond) begangen werden und Mantikerinnen oder Schamanen das Schicksal der Menschen erkunden (Magie). Auch als Aufenthaltsort der Seelen der Verstorbenen wird der Mond gedeutet.
 
Volksglaube:
 
Verbreitet sind noch heute Vorstellungen, dass mit dem Zu- und Abnehmen des Monds Natur- und Lebensvorgänge verknüpft sind: Wachstum und Gedeihen, Fruchtbarkeit bei Pflanzen und Tieren, beim Menschen Krankheit, Geburt und Wachstum, Liebe, Ehe und Tod (Mondglaube). Die Mondphasen wurden im Brauchtum bei häuslichen und landwirtschaftlichen Arbeiten, bei volksmedizinischen Handlungen usw. berücksichtigt; nach (abergläubischen) Vorstellungen sollte bei abnehmendem Mond ausgeführt werden, was schwinden soll, und umgekehrt. Andere Regeln sind an Voll- oder Neumond gebunden. Deutung der Mondflecken und Reste einer Dämonenvorstellung wirken in der (heute durch Kinderbücher beeinflussten) Sage vom Mann im Mond oder der Frau im Mond nach, die dorthin (zur Strafe) entrückt wurden. Von den Eskimo werden die Mondflecken als Asche erklärt, mit der die Sonne ihren Bruder, den Mond, beworfen habe, als er sie umarmen wollte. In Indien sieht man in ihnen einen Hasen, der sich vor einem Hund auf den Mond geflüchtet habe. - Ausgehend von der zentralen Rolle des Monds (nach der Sonne) in Magie und Astrologie (früher Einteilung in 28 Mondhäuser) wurde seit den 1980er-Jahren durch das Interesse für Esoterik und Okkultismus auch angebliches »Geheimwissen« um den Mond »wieder entdeckt« (Mondkalender beziehungsweise Mondastrologie u. Ä.).
 
 
Literatur:
 
O. Rühle: Sonne u. M. im primitiven Mythus (1925);
 W. Wolf: Der M. im dt. Volksglauben (1929);
 A. Güttler u. W. Petri: Der M. Kulturgesch. u. Astronomie des Erdtrabanten (1962);
 
La Lune. Mythes et rites (Paris 1962);
 K. von Bülow: Die M.-Landschaften (1969);
 F. Link: Der M. (1969);
 
M.-Landung. Dokumentation der Weltraumfahrt USA u. UdSSR, bearb. v. M. Maegraith (a. d. Amerikan., 31969);
 
Physics and astronomy of the moon, hg. v. Z. Kopal (New York 21971);
 A. Rükl: Maps of lunar hemispheres (Dordrecht 1972);
 E. Hantzsche: Doppelplanet Erde-M. (Leipzig 21973);
 J. E. Guest u. R. Greely: Geologie auf dem M. (a. d. Engl., 1979);
 A. E. Ringwood: Origin of the earth and moon (New York 1979);
 
Chemistry of the moon, hg. v. L. H. Ahrens (Oxford 1980);
 
Der M. Ein Atlas des M., hg. v. P. Moore (a. d. Engl., 1982);
 R. E. Guiley: Der M.-Almanach. Der M. in Fakten, Mythen, Märchen u. Gesch. (a. d. Amerikan., 1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Apollo-Programm: Der Schritt des Menschen ins All
 
II
Mọnd,
 
Ludwig, britischer Chemiker und Industrieller deutscher Herkunft, * Kassel 7. 5. 1839, ✝ London 11. 12. 1909. Mond hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der Sodaindustrie in England. Ferner erfand er ein Verfahren zur Gewinnung von wasserstoffreichem Generatorgas (Mondgas) und entwickelte Verfahren zur Schwefelrückgewinnung, Chlorherstellung und zur Gewinnung von sehr reinem Nickel (Mond-Verfahren).

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Mond, der; -[e]s, -e [mhd. mān(e), ahd. māno, urspr. wohl = Wanderer (am Himmel)]: 1. a) <o. Pl.> der einzige natürliche Satellit der Erde, der nur an bestimmten Tagen sichtbar ist, wegen seiner großen Erdnähe ziemlich groß erscheint u. unter bestimmten Bedingungen die Nacht mehr oder weniger stark erhellen kann: der aufgehende, untergehende, zunehmende, abnehmende M.; ein verhangener M.; ein silbrig glänzender M. steht am Himmel; der M. nimmt zu, nimmt ab; der M. scheint, geht auf, steht klar am Himmel; Der M. war hinter den Fichtenwipfeln emporgekommen (Musil, Mann 1086); der M. hat einen Hof; das Raumschiff umkreist den M.; der Hund bellt den M. an (bellt lange in einer mondhellen Nacht); das fahle Licht, die Scheibe, Sichel des -[e]s; die Oberfläche des -es; Xaver sah ihn stehen im Licht des abnehmenden -es (M. Walser, Seelenarbeit 254); Bilder von der erdabgewandten Seite des -es; die Krater auf dem M. sind alle registriert; auf dem M. landen; zum M. fliegen; Da schossen die Leute Raketen zum M. (Dorpat, Ellenbogenspiele 217); *den M. anbellen (ugs.; heftig schimpfen, ohne damit etwas zu erreichen; bezogen darauf, dass Hunde gelegentlich nachts den Vollmond anbellen); den M. am hellen Tag suchen (ugs.; sich vergeblich, in nicht sehr sinnvoller Weise um etw. bemühen); jmdn. auf den/zum M. schießen können/mögen (salopp; auf jmdn. wütend sein; jmdn. weit weg wünschen): Immer muss der Kerl seine Schau abziehen ... Ich könnte ihn manchmal auf den M. schießen (Wellershoff, Körper 103); auf/hinter dem M. leben (ugs.; über die neuesten Ereignisse nicht informiert sein, nichts davon mitbekommen); in den M. gucken (ugs.; bei etw. das Nachsehen haben, leer ausgehen; H. u.; viell. nach der abergläubischen Vorstellung, dass jmd., der zu lange den Mond ansieht, dadurch ungeschickt u. dumm wird); etw. in den M. schreiben (ugs.; etw. als verloren betrachten); nach dem M. greifen (Stern 1 a); nach dem M. gehen (ugs.; [von einer Uhr] falsch gehen, sehr ungenau die Zeit anzeigen); b) (Astron.) einen Planeten umkreisender Himmelskörper; Satellit: die -e des Jupiter; Aber die Zahl der künstlichen -e (auf eine Erdumlaufbahn gebrachten Satelliten) reicht nicht aus, um eine hundertprozentige Wettervorhersage zu gewährleisten (Hörzu 36, 1975, 7). 2. etw., was die Form des vollen Mondes od. einer Mondsichel hat: kleine -e backen. 3. (dichter. veraltet) Monat: Acht -e und mehr waren es schon (Th. Mann, Joseph 380).

Universal-Lexikon. 2012.