Akademik

Einstein
Genie; brillanter Kopf (umgangssprachlich); Genius; Intelligenzler (umgangssprachlich); Intelligenzbolzen (umgangssprachlich); Intelligenzbestie (umgangssprachlich)

* * *

Ein|stein [nach dem dt. Physiker A. Einstein (1879–1955)], das; -s; Einheitenzeichen: E: photochemisches Äquivalent.

* * *

Einstein,
 
1) Albert, Physiker, * Ulm 14. 3. 1879, ✝ Princeton (New Jersey) 18. 4. 1955, Vetter von 2). In München aufgewachsen, siedelte Einstein 1894 in die Schweiz über (1901 schweizerischer Staatsbürger); 1902-09 »technischer Experte dritter Klasse« am Patentamt in Bern, danach Professor an den Universität Zürich und Prag (1911/12) sowie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Seit 1914 hauptamtliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin; 1933 veranlassten ihn die nationalsozialistischen Angriffe aufgrund seiner jüdischen Abkunft zum Verzicht auf seine akademischen Ämter in Deutschland. Er fand in den USA am Institute for Advanced Study in Princeton eine neue Wirkungstätte, an der er (seit 1940 amerikanischer Staatsbürger) bis zu seinem Tod arbeitete. Einsteins letzter Lebensabschnitt wurde davon überschattet, dass er - lebenslang überzeugter Pazifist - aus Furcht vor einer deutschen Aggression durch einen Brief an Präsident F. D. Roosevelt vom 2. 8. 1939 mit anderen den Anstoß zum Bau der ersten amerikanischen Atombomben gegeben hatte.
 
Einstein wurde durch seine Arbeiten, von denen einige die Grundlagen der Physik revolutionierten, zum bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von einer fundamentalen Kritik der Raum- und Zeitmessung, entwickelte er 1905 die spezielle Relativitätstheorie; aus ihr folgerte er das Gesetz von der Trägheit der Energie, das er 1907 zum Gesetz der allgemeinen Äquivalenz von Masse und Energie erweiterte (Masse-Energie-Äquivalenz). 1914-16 formulierte er die allgemeine Relativitätstheorie. Sie enthielt das empirische Äquivalenzprinzip der Gleichheit von träger und schwerer Masse als Ausgangspunkt, lieferte neue Feldgleichungen der Gravitation und änderte die Anschauungen über die Struktur des physikalischen Raums grundlegend. Der Nachweis der mit ihr vorhergesagten Lichtablenkung im Gravitationsfeld durch britische Sonnenfinsternisexpeditionen (1919) brachte Einstein weltweiten Ruhm. In logischer Fortführung der Arbeiten zur Relativitätstheorie versuchte er ab 1920 jahrzehntelang, eine einheitliche Feldtheorie aufzustellen, die außer der Gravitation auch die Elektrodynamik umfassen sollte. Diese Versuche blieben unbefriedigend, zumal sie die Erfordernisse der Quantentheorie und der Elementarteilchenphysik (besonders die Existenz so starker Wechselwirkungen wie die der Kernkräfte) nicht berücksichtigten.
 
1905 entwickelte Einstein auch eine Theorie der brownschen Bewegung und der gaskinetischen Schwankungserscheinungen, die eine Bestätigung der bis dahin noch nicht allgemein anerkannten Atomhypothese und damit der korpuskularen Natur der Materie brachte. Im selben Jahr kam er mit seiner Lichtquantenhypothese (einsteinsches Gesetz) zu dem Schluss, dass auch elektromagnetische Strahlung aus Korpuskeln (Lichtquanten oder Photonen) besteht. Mit diesem zunächst von den meisten Physikern als zu radikal angesehenen Energiequantenkonzept, das die Grundlage einer Quantentheorie der Strahlung bildet, konnte er den äußeren Photoeffekt erklären und 1912 das photochemische Quantenäquivalentgesetz herleiten. Er wandte es 1907 auch auf die Gitterschwingungen der Atome in Festkörpern an und gelangte so zu einer Theorie der spezifischen Wärme, die deren Verhalten besonders bei tiefen Temperaturen im Wesentlichen richtig beschrieb. 1924/25 baute Einstein die von S. N. Bose für Photonengase entwickelte statistische Methode durch Anwendung auf materielle Partikel zur Bose-Einstein-Statistik aus. Obwohl Einstein viel zur Entstehung der Quantenmechanik beigetragen und 1917 in seiner statistischen Herleitung des planckschen Strahlungsgesetzes richtungweisende Gedanken für ihre Interpretation gegeben hat, akzeptierte er aufgrund seiner philosophischen Grundhaltung nie die von M. Born gegebene statistische Interpretation und die darauf basierende, von N. Bohr und W. Heisenberg gegebene Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik. Er versuchte immer wieder, ihre logische Inkonsistenz nachzuweisen, und entfernte sich auf diese Weise von den modernen Entwicklungen der Physik.
 
1921 erhielt Einstein für seine Beiträge zur Quantentheorie, besonders für seine Deutung des Photoeffekts, den Nobelpreis für Physik. In der Folgezeit waren Einstein und die Relativitätstheorie heftigen, meist auf Antisemitismus beruhenden Angriffen ausgesetzt. Zunehmend bezog er von einem pazifistischen Standpunkt aus auch zu politischen Fragen Stellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg warnte er vor den Gefahren der Kernwaffen und setzte sich für eine Weltregierung ein.
 
Literatur:
 
P. Frank: E. Sein Leben u. seine Zeit (1949, Nachdr. 1979);
 
A. E. als Philosoph u. Naturforscher, hg. v. P. A. Schilpp (a. d. Amerikan., 1955, Nachdr. 1979);
 J. G. Leithäuser: A. E. (1965);
 
A. E. Sein Einfluß auf Physik, Philosophie u. Politik, hg. v. P. C. Aichelburg u. a. (1979);
 B. Hoffmann: A. E. Schöpfer u. Rebell (a. d. Amerikan., Neuausg. 21979);
 
A. E., Wirkung u. Nachwirkung, hg. v. A. P. French (a. d. Engl., 1985);
 R. W. Clark: A. E. Ein Leben zw. Tragik u. Genialität (a. d. Engl., Neuausg. 31995);
 A. Hermann: E. Der Weltweise u. sein Jh. (21995);
 J. Wickert: A. E. (106-108. Tsd. 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Relativitätstheorie: Was ist Zeit und Raum?
 
 2) Alfred, deutsch-amerikanischer Musikforscher und Musikkritiker, * München 30. 12. 1880, ✝ El Cerrito (Calif.) 13. 2. 1952; Vetter von 1); tätig in München und Berlin, emigrierte 1933 (ab 1939 in den USA); schrieb u. a. »Geschichte der Musik« (1917/18, erweitert 1953), »Mozart« (1947, englisch bereits 1945), »The Italian madrigal« (3 Bände, 1949), »Schubert« (1952, englisch bereits 1951) und gab die 9. bis 11. Auflage (1919-29) des »Riemann Musiklexikons« heraus.
 
 3) Carl, Kunsthistoriker und Schriftsteller, * Neuwied 26. 4. 1885, ✝ (Selbstmord) Lestelle-Bétharram (bei Pau) 5. 7. 1940; war Mitarbeiter u. a. an der Zeitschrift »Die Aktion«, lebte ab 1928 in Paris, nahm 1937 am Spanischen Bürgerkrieg teil. Einstein war Kenner expressionistischer und afrikanischer Kunst, verfasste den Roman »Bebuquin. ..« (1912), ein frühes Zeugnis der »absoluten Prosa«, das auf den Dadaismus wirkte, weiterhin Gedichte, Essays und Werke zur afrikanischen und modernen Kunst.
 
Weitere Werke: Negerplastik (1915); Anmerkungen (1916, Essays); Der unentwegte Platoniker (1918, Roman); Die schlimme Botschaft. 20 Szenen (1921); Die Kunst des 20. Jahrhunderts (1926).
 
Ausgabe: Werke, herausgegeben von H. Haarmann und K. Siebenhaar, auf 6 Bände berechnet (1980 ff.).
 
Existenz und Ästhetik, Einführung von S. Penkert (1970).
 
Literatur:
 
S. Penkert: C. E. (1969);
 
C. E., hg. v. H. L. Arnold (1987);
 K. H. Kiefer: Diskurswandel im Werk C. E.s (1994).

Universal-Lexikon. 2012.