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Karikatur
Cartoon; Spottbild; Zerrbild; Persiflage; Überzeichnung; Überspitzung; Glosse; humoristische Verarbeitung; Parodie; Satire; Übertreibung

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Ka|ri|ka|tur [karika'tu:ɐ̯], die; -, -en:
Zeichnung, bei der zum Zweck der Verspottung charakteristische Merkmale übertrieben hervorgehoben werden:
eine politische Karikatur; eine Karikatur zeichnen.

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Ka|ri|ka|tur 〈f. 20bildl. Darstellung, die eine Eigenschaft od. ein Merkmal stark übertreibt u. dadurch lächerlich macht, Zerrbild; Sy Spottbild [<ital. caricatura, eigtl. „Überladung“; → karikieren]

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Ka|ri|ka|tur , die; -, -en [ital. caricatura, eigtl. = Überladung, zu: caricare = übertrieben komisch darstellen, eigtl. = be-, überladen < vlat. carricare, Cargo]:
1.
a) Zeichnung o. Ä., die durch satirische Hervorhebung bestimmter charakteristischer Züge eine Person, eine Sache od. ein Geschehen der Lächerlichkeit preisgibt:
politische -en;
eine K. des Ministers;
-en zeichnen;
b) <o. Pl.> das Karikieren; Kunst der Karikatur (1 a):
diese Gestalt entzieht sich der K. (lässt sich nicht karikieren).
2. (abwertend) Zerr-, Spottbild (b).

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Karikatur
 
[italienisch, eigentlich »Überladung«, zu lateinisch carrus »Karren«] die, -/-en, bildende Kunst: satirisch-komische Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, meist bewusst überzogen und mit politischer Tendenz.
 
Die Anfänge der Karikatur in der bildenden Kunst datiert man bis ins Neue Reich Ägyptens zurück; karikierende Darstellungen besonders aus dem Bereich des Mythos und Volksglaubens finden sich in der griechischen, körperliche Deformationen bis zur Groteske in der römischen Kunst.
 
Die meist grobe Karikatur des Mittelalters richtete sich häufig gegen bestimmte Personengruppen (Mönche, Landsknechte u. a.). Differenziert und künstlerisch profiliert zeigt sich die Karikatur in der Renaissance, so um 1500 bei Leonardo da Vinci und A. Dürer; auch H. Bosch und später P. Bruegel der Ältere bedienten sich der Karikatur. Zu der Darstellung des Individuellen kommt seit der Renaissance und Reformation Kritik an Institutionen wie Kirche und Staat. Den Übergang von der Renaissance zu Manierismus und Barock in der Karikatur vollzogen die Carracci, G. L. Bernini, J. Callot und P. L. Ghezzi.
 
Mit F. de Goya beginnt die Reihe bedeutender Karikaturisten des 19. Jahrhunderts In Frankreich wenden sich H. Monnier, J. J. Grandville, P. Gavarni, C. Philipon und H. Daumier in satirischen Zeitschriften (»La Caricature«, »Charivari«) gegen politisch-soziale Missstände. Daumier stellt in spontanem Kreidestrich auf über 4 000 Lithographien die »tragédie humaine« seines Landes und seiner Zeit dar. Es folgen Édouard de Beaumont (* 1821, ✝ 1888), Alfred Grévin (* 1827, ✝ 1892), Gustave Doré, später T. A. Steinlen. H. de Toulouse-Lautrec karikiert die Lebe- und Halbwelt des Pariser Fin de Siècle. Neben dem um 1800 tätigen J. Gillray treten in Großbritannien u. a. T. Rowlandson, später G. Cruikshank, John Leech (* 1817, ✝ 1864), John Tenniel (* 1820, ✝ 1914), Richard Doyle (* 1824, ✝ 1883), Phil May (*1864, ✝ 1903), die v. a. für den »Punch« arbeiteten, gegen Ende des Jahrhunderts außerdem A. Beardsley hervor. In Belgien zeichnet F. Rops vor der Jahrhundertwende erotische Karikaturen (»Sodom«). In den USA ist Thomas Nast (* 1840, ✝ 1902) zu nennen. Der deutsche Illustrator der Goethezeit, D. Chodowiecki, ist zugleich politischer Karikaturist; im 19. Jahrhundert arbeitet W. Scholz für den »Kladderadatsch«, A. Oberländer für die »Fliegenden Blätter«. W. Buschs Bildgeschichten zeigen karikaturistische Elemente. Zu den bedeutendsten Leistungen am Beginn des 20. Jahrhunderts gehören die gesellschaftskritischen Karikaturen von K. Arnold, Ragnvald Blix (* 1882, ✝ 1958), O. Gulbransson, T. T. Heine, B. Paul, E. Schilling, E. Thöny, R. Wilke, die alle für den »Simplicissimus« arbeiteten, der liberal-bürgerliche Positionen vertrat. Bestimmt durch die revolutionäre Bewegung entwickelt sich eine politische Karikatur als Teil der sozialistisch-realistischen beziehungsweise proletarisch-revolutionären Kunst (u. a. »ROSTA-Fenster« von W. Majakowskij u. a.). Neue satirische Zeitschriften werden gegründet, zu deren führenden in der Sowjetunion seit 1922 »Krokodil« gehört (bekannt u. a. durch die Arbeiten von Kukryniksy und B. Jefimow). Auch in anderen europäischen Ländern erlangen, wie in Deutschland nach der Novemberrevolution, politisch-satirische Zeitschriften einen bedeutenden Stellenwert (u. a. 1919 »Die Pleite« und als deren Nachfolgeorgan »Der Knüppel«; 1928 »Eulenspiegel«; 1931 »Roter Pfeffer«). Eine wesentliche Bereicherung erhält die Karikatur in dieser Zeit durch die satirischen Fotomontagen J. Heartfields. Mit expressionistischen Karikaturen erheben Käthe Kollwitz, G. Grosz und O. Dix in der Weimarer Republik soziale Anklage. Einen eigenen Beitrag liefert der Zeichner des proletarischen Berlins, H. Zille. A. Kubin und A. P. Weber zeichnen apokalyptische Karikaturen; F. O. Plauen pflegt das politische und heitere Genre, in Schweden Oscar Jacobson (* 1889, ✝ 1949). In den USA beherrscht John T. McCutcheon (* 1870, ✝ 1949) die Szene. In Großbritannien ragt als politischer Karikaturist D. Low hervor. Heute knüpft die Karikatur an die Traditionen einer vielschichtigen gesellschaftskritischen und politischen Karikatur sowie an die der humoristischen und absurden Zeichnung an. Entstanden schon früher Werke der Malerei (W. Hogarth) und Plastik (Daumier) als Karikaturen, so hat sich diese Tendenz im 20. Jahrhundert weiterentwickelt. Die Grenzen zwischen den Gattungen sind fließend geworden. Die Karikatur eroberte Film (besonders Trickfilm), Fernsehen und neue Medien. Bekannte zeitgenössische Karikaturisten sind u. a. C. Addams, Chaval, J. Effel, A. François, G. Hicks, Mose, R. Peynet, R. Searle, J. J. Sempé, Siné, S. Steinberg, J. Thurber, T. Ungerer, P. Flora, G. Halbritter, H. E. Köhler, E. M. Lang, H. Traxler, Loriot, Marie Marcks, F. K. Waechter, M. Deix.
 
Rechtliches:
 
Die Veröffentlichung einer Karikatur kann Rechte des Dargestellten berühren und Schadensersatzansprüche auslösen. Ob eine Karikatur einen beleidigenden Inhalt hat und die persönliche Ehre des Dargestellten verletzt, kann nach der Rechtsprechung nur durch Erforschung des objektiven Sinns der Äußerung festgestellt werden; die Darstellung muss ihres satirischen Gewandes entkleidet werden, bevor beurteilt werden kann, ob das Dargestellte den Tatbestand einer strafbaren Handlung erfüllt. Das Persönlichkeitsrecht des Dargestellten einerseits und das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Kunstfreiheit des Schöpfers der Karikatur andererseits sind gegeneinander abzuwägen.
 
Literatur:
 
Bild als Waffe, Mittel u. Motive der K. in fünf Jh., hg. v. G. Langemeyer u. a., Ausst.-Kat. (1984);
 
Von de Gaulle bis Mitterrand. Polit. K. in Frankreich 1958-1987, bearb. v. S. Kessemeier, Ausst.-Kat. (1987);
 
K. Europ. Künstler der Gegenwart, hg. v. H. Guratzsch, Ausst.-Kat. (1991);
 
Von Callot bis Loriot. Aus der Sammlung K. u. Krit. Grafik des Wilhelm-Busch-Museums Hannover, hg. v. H. Guratzsch, Ausst.-Kat. (1991);
 
K. & Satire. Fünf Jh. Zeitkritik, bearb. v. W. Koschatzky, Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München (1992);
 K. Flemig: Karikaturisten-Lex. (1993);
 
Frz. K. der Gegenwart, hg. v. M. Metzner u. M. Stather, Ausst.-Kat. Kunstverein Mannheim (1994);
 
Dt. K.en. Vom MA. bis heute, bearb. v. G. Lammel (1995).
 

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Ka|ri|ka|tur, die; -, -en [ital. caricatura, eigtl. = Überladung, zu: caricare = übertrieben komisch darstellen, eigtl. = be-, überladen < vlat. carricare, ↑Kargo]: 1. a) Zeichnung o. Ä., die durch satirische Hervorhebung bestimmter charakteristischer Züge eine Person, eine Sache od. ein Geschehen der Lächerlichkeit preisgibt: politische -en; eine K. des Ministers; -en zeichnen; b) <o. Pl.> das Karikieren; Kunst der ↑Karikatur (1 a): diese Gestalt entzieht sich der K. (lässt sich nicht karikieren). 2. (abwertend) Zerr-, ↑Spottbild (b): Exzentrik ... ist eine K. der Originalität (Dariaux [Übers.], Eleganz 82); das Bild des gütigen, gerechten Vaters scheint zu einer höhnischen K. zu werden (Thielicke, Ich glaube 41).

Universal-Lexikon. 2012.