Lincoln
['lɪȖkən],
1) Hauptstadt der County Lincolnshire, England, am Witham, der hier die Jurakalkschichtstufe der Lincoln Heights durchbricht, 80 300 Einwohner; anglikanischer Bischofssitz; Stadt- und Countymuseum, Kunstgalerie; Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, Maschinen- und Motorenbau, elektrotechnische und chemische Industrie.
Von den ehemaligen 52 Kirchen der Stadt sind nur noch 13 erhalten, darunter die mittelalterlichen Kirchen Saint-Mary-le-Wigford und Saint-Peter-at-Gowts, beide im angelsächsischen Stil mit Elementen des Early English, und die Kathedrale in beherrschender Lage (mit Teilen eines 1092 geweihten Vorgängerbaus; 1123-48, 1192 ff. durchgreifender Umbau, der das heutige Erscheinungsbild bestimmt), v. a. im Early English und Decorated Style (u. a. »Engelschor« 1256-1320) mit Stilelementen des Perpendicular Style (Langhaus 1233 eingewölbt); der Kreuzgang entstand um 1296; das zehneckige Kapitelhaus (erbaut um 1225) ist das früheste der englischen polygonalen Kapitelhäuser. Profanbauten: die von Wilhelm dem Eroberer 1068 erbaute Burg; zahlreiche Bauten mit normannischen Bauformen, v. a. Saint Mary's Guildhall (1180/90) und Jew's House (um 1170) sowie mehrere mittelalterliche Tore, u. a. das Exchequertor (14. Jahrhundert). Aus der Römerzeit stammen Reste der Stadtmauer und der Newportbogen.
Lincoln war als Lịndum Legionsfestung und bedeutende Stadt der Römer; 877-940 eine der dänischen »Fünfburgen«; 1200 erhielt es Londoner Stadtrecht. Im Mittelalter wurde Lincoln v. a. durch Woll- und Lederhandel reich.
2) Hauptstadt des Bundesstaates Nebraska, USA, 192 000 Einwohner; katholischer Bischofssitz; staatliche (gegründet 1869) und methodistische Universität (gegründet 1887), mehrere Museen. Lincoln ist Zentrum eines Agrargebietes mit Weizenanbau und Viehwirtschaft; neben Nahrungsmittelindustrie gibt es u. a. Landmaschinen-, Motoren- und Waggonbau.
B. Goodhue errichtete 1922-32 das State Capitol mit einem 122 m hohen Turm; die Sheldon Memorial Art Gallery schuf 1963 P. Johnson.
1859 als Lancaster ['læȖkəstə] gegründet, wurde Lincoln 1867 Hauptstadt von Nebraska und erhielt den heutigen Namen.
Lincoln
['lɪȖkən], Abraham, 16. Präsident der USA (1861-65), * bei Hodgenville (Kentucky) 12. 2. 1809, ✝ (ermordet) Washington (District of Columbia) 15. 4. 1865; aus armer Grenzerfamilie, seit 1836 Anwalt; war als Whig Abgeordneter im Parlament von Illinois (1834-42) und im Kongress (1847-49) und stieg seit 1856 in der Republikanischen Partei rasch zu führender Stellung auf. In der Sklavereifrage gemäßigt, ein glänzender, volkstümlicher Redner (Debatten mit S. A. Douglas, 1858) und gewandter Parteitaktiker, wurde er 1860 in Chicago (Illinois) als Präsidentschaftskandidat nominiert. Die Spaltung der Demokratischen Partei ermöglichte Lincolns Wahl, die den Austritt der Südstaaten aus den USA verursachte und den Sezessionskrieg (1861-65) auslöste. Lincoln führte ihn ganz im Zeichen der nationalen Einheit als Gewähr der Chancengleichheit für alle Bürger aus dem freiheitlich-demokratischen Erbe der amerikanischen Revolution. Diese politische Linie erwies sich trotz aller politischen und militärischen Rückschläge und Widerstände als tragfähig; berühmt wurde ihre Bekräftigung (Gettysburg Address) am 19. 11. 1863 auf dem Schlachtfeld von Gettysburg (»Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk«). Die Sklavenbefreiung verfolgte Lincoln aus taktischen Gründen zurückhaltend (Proklamation 22. 9. 1862/1. 1. 1863), zunächst als Kriegsmaßnahme. Seine auf rasche Wiedereingliederung (Reconstruction) der Südstaaten abzielende Aussöhnungspolitik stieß auf Ablehnung der Radikalen. 1864 wurde er mit 212 gegen 21 Wahlmännerstimmen als Präsident wieder gewählt. Kurz nach der Kapitulation der Südstaaten im Bürgerkrieg (9. 4. 1865) verübte der südstaatliche Fanatiker John Wilkes Booth (* 1838, ✝ 1865) am Abend des 14. 4. 1865 in einem Theater in der Nähe des Weißen Hauses mit einer Pistole ein Attentat auf Lincoln, an dessen Folgen dieser am Morgen des darauf folgenden Tages starb. Seine Ermordung gab der Lincoln-Legende, zu der er selbst den Grund gelegt hatte, starken Auftrieb; den Amerikanern gilt Lincoln als Verkörperung der politischen Tugenden ihrer Nation.
Ausgabe: The collected works, herausgegeben von R. P. Basler, 9 Bände (1953-55; Supplement 1974).
M. E. Neely: The A. L. Encyclopedia (1982);
S. B. Oates: A. L. The man behind the myth (New York 1984);
M. Solka: Mordfall A. L. (1993);
D. H. Donald: L. (London 1995).
Universal-Lexikon. 2012.