Sterne,
massereiche selbstleuchtende Gaskugeln; allgemeinsprachlich jeder am nächtlichen Himmel sichtbare Himmelskörper außer dem Mond, also auch die Planeten (»Wandel-S.«) und die Kometen (»Schweif-S.«). Im Gegensatz zu diesen wurden die Sterne im eigentlichen Sinn (mit Ausnahme der Sonne) früher auch als Fixsterne bezeichnet, da sie aufgrund ihrer großen Entfernung bei der Beobachtung mit bloßem Auge unveränderlich am Himmel zu stehen scheinen. - Nach der Sonne ist Proxima Centauri in 4,25 Lichtjahren Abstand der der Erde nächstgelegene Stern.
Die Masse eines Sterns ist (in Verbindung mit der chemischen Zusammensetzung) maßgebend für die Energiefreisetzung in seinem Innern und seine Ausdehnung. Sie ist die wichtigste Zustandsgröße eines Sterns, die über Zustandsgleichungen (-beziehungen) mit den übrigen Zustandsgrößen wie Leuchtkraft (z. B. Masse-Leuchtkraft-Beziehung), effektive Temperatur und Durchmesser verbunden ist. In diesen Größen können sich die Sterne erheblich voneinander unterscheiden, obwohl die Sternmassen nur in dem relativ engen Bereich von etwa 0,08 bis 80 Sonnenmassen liegen können: Bei kleinerer Masse sind die durch die Verdichtung unter dem Einfluss der Gravitation erreichbaren Temperaturen und Dichten nicht groß genug, um Kernfusionsprozesse in Gang zu setzen, bei größeren Massen bewirken Instabilitäten einen Abstoß von Materie und damit eine Massereduzierung. Die Leuchtkräfte der Sterne streuen über einen Bereich vom etwa 10-5- bis 106fachen der Sonnenleuchtkraft, die Durchmesser im Vergleich zum Sonnendurchmesser vom 10-5fachen bei Neutronensternen, 10-2fachen bei Weißen Zwergen, 0,5- bis 10fachen bei Hauptreihensternen sowie bis zum 1 000fachen bei Überriesen. Die Oberflächentemperaturen der Sterne schwanken zwischen etwa 2 500 und (in Einzelfällen) 100 000 K, entsprechend sind auch ihre Farben verschieden; nach ihrer Helligkeit werden die Sterne in Größenklassen, nach ihrem Spektrum in Spektralklassen eingeteilt. Die mittleren Dichten (vom Zustand am Ende der Sternentwicklung abgesehen) erreichen Werte zwischen etwa 10-7 g/cm3 und einigen g/cm3. Die Schwerebeschleunigungen an der Oberfläche betragen (bis auf die genannten Ausnahmen) zwischen einigen 10-5fachen und dem Mehrfachen der Schwerebeschleunigung an der Sonnenoberfläche, die Rotationsgeschwindigkeit am Äquator beträgt zwischen 1 und 500 km/s. - Bei vielen Sternen beobachtet man ein Magnetfeld (magnetische Sterne). Ein geringer Teil der Sterne weist Helligkeitsänderungen auf (Veränderliche), zu denen z. B. die Novae und Supernovae gehören.
Alle Informationen über die Sterne, die in Form elektromagnetischer Strahlung, insbesondere als Licht, zu uns gelangen, stammen aus deren äußersten Schichten, die als Sternatmosphäre bezeichnet werden. Von diesen trägt die tiefstliegende, die Photosphäre, den Hauptbeitrag zur sichtbaren Strahlung bei. Da sie im Vergleich zu ihrem Durchmesser eine im Allgemeinen sehr geringe Dicke hat, wird sie als »Oberfläche« des Sterns angesehen, auf sie beziehen sich die Durchmesserangaben. In der Sternatmosphäre werden der Strahlung die für einen Stern jeweils charakteristischen Eigenschaften aufgeprägt, sodass aus der Analyse der Sternspektren auf den Zustand der Sternatmosphären geschlossen werden kann, der durch eine Druck-, Dichte- und Temperaturschichtung gekennzeichnet ist. Darüber hinaus befinden sich die Sternatmosphären nicht im idealen thermodynamischen Gleichgewicht, was u. a. daraus hervorgeht, dass man unterschiedliche Werte für die Temperatur erhält, je nachdem, ob man diese z. B. als Farbtemperatur, als Gradationstemperatur oder als Ionisationstemperatur (aus dem Ionisationsgrad gewisser Elemente) bestimmt. Die Effektivtemperatur eines Sterns ist ein Maß für den durch die Sternoberfläche hindurchgehenden Energiestrom und entspricht einem Mittelwert der Temperatur in der Photosphäre.
Das im Gegensatz zur Atmosphäre nicht direkt beobachtbare Sterninnere und damit der Druck-, Dichte- und Temperaturverlauf sowie die chemische Zusammensetzung, die Energieerzeugung und der Energiefluss als Funktion des Abstands vom Sternzentrum, können nur theoretisch erschlossen werden. Die Sterne befinden sich im Allgemeinen in einem hydrostatischen Gleichgewicht und energetisch in einem stationären Zustand. Hydrostatisches Gleichgewicht bedeutet, dass in jedem Volumenelement der Druck (d. h. Gas- und Strahlungsdruck) die Gewichtskraft der gesamten über dem Volumenelement lastenden Masse kompensiert. Der energetisch stationäre Zustand ist dadurch charakterisiert, dass die je Zeiteinheit im Sterninnern erzeugte Energiemenge derjenigen gleich ist, die je Zeiteinheit vom Stern abgestrahlt wird. Die Hauptprozesse der Kernfusion, durch die im Sterninnern Energie freigesetzt wird, sind das Wasserstoffbrennen (Proton-Proton-Reaktion, Bethe-Weizsäcker-Zyklus), das Heliumbrennen (Drei-Alpha-Prozess) und das Kohlenstoffbrennen. Mit diesen Prozessen verbunden ist eine die Sternentwicklung wesentlich bestimmende Änderung der chemischen Zusammensetzung der Sternmaterie, die bei der Sternentstehung noch hauptsächlich aus Wasserstoff (rd. 60-70 % der Masse) und Helium (etwa 30-40 %) und nur geringen Mengen an Elementen schwerer als Helium besteht (2-3 %).
Die meisten Sterne existieren nicht einzeln, sondern als Paare oder Gruppen (Doppelsterne, Sternhaufen). Darüber hinaus sind die Sterne nicht einzeln oder in Gruppen im Weltall verteilt, sondern in Form von Sternsystemen.
Zur Religionswissenschaft Astralmythologie.
C. Payne-Gaposchkin: S.e u. Sternhaufen (a. d. Engl., 1984);
Weitere Literatur: Astronomie.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Sterne: Verteilung und Zustandsgrößen
Sterne: Aufbau und Entwicklung
chemische Elemente: Entstehung
Sterne: Entstehung
Sonne: Ihr Lebensweg vom Protostern zum Weißen Zwerg
Sterne
[stəːn], Laurence, englischer Schriftsteller, * Clonmel 24. 11. 1713, ✝ London 18. 3. 1768; entstammte einer dem angloirischen Landadel angehörenden, allerdings mittellosen Familie; Theologiestudium in Cambridge, ab 1741 Pfarrer, später Domherr in Yorkshire. Das geistliche Amt mit künstlerischen Interessen und einem sinnenfrohen Lebenswandel verbindend, veröffentlichte er zunächst die Kirchensatire »A political romance« (1759); 1760-69 erschien die Sammlung »The sermons of Mr. Yorick« (7 Bände; deutsch u. a. als »Yoricks Predigten«). Seinen literarischen Weltruhm begründete er mit dem Roman »The life and opinions of Tristram Shandy, gentleman« (9 Bände, 1759-67; deutsch »Tristram Schandis Leben und Meynungen«, auch unter dem Titel »Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman«), einer von der vorherrschenden Form des chronologisch geradlinigen und handlungsbetonten Romans abweichenden fiktiven Autobiographie. Die den zeitlichen Ablauf der Ereignisse aufbrechende Schilderung, die - im Anschluss an die Assoziationstheorie J. Lockes - den Bewusstseinsinhalt des Icherzählers in seiner Sprunghaftigkeit spiegelt, wird strukturell durch eine Fülle eingestreuter Anekdoten (über die »Steckenpferde«, die fixen Ideen der Romanfiguren) und reflexiver Abschweifungen auch über den Schreibprozess selbst bestimmt. Die ironisch-humoristische Grundhaltung betont - in Abwendung vom Rationalismus der bürgerlichen Welt - das Recht auf Subjektivität und bezieht Skurrilität von Personen und Ereignissen, Frivolität und Erotik sowie sprachliches Experiment ein. Das Werk wurde zum Vorbild für Autoren in ganz Europa - in Deutschland für die Dichter des Sturm und Drang und der Romantik (L. Tieck, Jean Paul) - und gilt zudem heute als wichtiger Vorläufer des experimentellen Romans. Auch Sternes Fragment gebliebener Reisebericht »A sentimental journey through France and Italy« (2 Bände, 1768; deutsch »Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien«) reiht in lockerer Folge Eindrücke, Empfindungen und Reflexionen und wurde zu einem Modebuch des Sentimentalismus und der Empfindsamkeit.
Ausgaben: The journal to Eliza and various letters by L. Sterne and Elizabeth Draper, herausgegeben von W. L. Cross (1904); The Shakespeare Head edition of the works, 7 Bände (1926-27); Letters, herausgegeben von L. P. Curtis (1935, Nachdruck 1967); The Florida edition of the works, herausgegeben von M. New u. a., 3 Bände (1978-84).
Gesammelte Schriften, 4 Bände (1920).
J. Traugott: Tristram Shandy's world (Neuausg. ebd. 1970);
P. Michelsen: L. S. u. der dt. Roman des 18. Jh. (21972);
L. S., hg. v. G. Rohmann (1980);
W. Iser: L. S.s »Tristram Shandy« (1987);
L. S.'s Tristram Shandy, hg. v. H. Bloom (New York 1987);
D. Thomson: L. S. (a. d. Engl., 1991);
A. H. Cash: L. S., 2 Bde. (Neuausg. London 1992);
E. Kraft: L. S. revisited (New York 1996);
Critical essays on L. S., hg. v. M. New (New York 1998).
Universal-Lexikon. 2012.