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Djibouti
Dji|bou|ti [d̮ʒi'bu:ti ] (schweiz.):
2Dschibuti.

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I
Djibouti
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 23 200 km2
 
Einwohner: (2000) 687 000
 
Hauptstadt: Djibouti
 
Amtssprachen: Arabisch, Französisch
 
Nationalfeiertag: 27. 6.
 
Währung: 1 Djibouti-Franc (FD) = 100 Centime (c)
 
Zeitzone: 1400 Djibouti = 1200 MEZ
 
[dʒi'buti], Dschibuti, amtliche Namen: arabisch Djumhurijja Djibuti [dʒ-], französisch République de Djibouti [repy'blik də -], deutsch Republik Djibouti, Staat in Nordostafrika, am Ausgang des Roten Meeres in den Golf von Aden, zwischen Eritrea im Nordwesten, Äthiopien im Südwesten und Somalia im Südosten, 23 200 km2, (2000) 687 000 Einwohner. Hauptstadt ist Djibouti, Amtssprachen sind Arabisch und Französisch. Währung: 1 Djibouti-Franc (FD) = 100 Centime (c). Uhrzeit: 1400 Djibouti = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 4. 9. 1992 durch Referendum gebilligten und am 15. 9. 1992 in Kraft getretenen Verfassungen ist Djibouti eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Armee und oberster Inhaber der Exekutive (Regierungschef) ist der auf sechs Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Die Legislative liegt bei der Abgeordnetenkammer, deren 65 Abgeordnete für fünf Jahre gewählt werden. Die neue Verfassung fixiert ein Mehrparteiensystem und sieht eine Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative sowie eine unabhängige Gerichtsbarkeit vor.
 
Parteien:
 
Trotz Einführung des Mehrparteiensystems wurden bisher nur vier Parteien legalisiert, die bisherige Einheitspartei Rassemblement populaire pour le progrès (RPP), der Parti du renouveau démocratique (PRD), der Parti national démocratique (PND) und seit März 1996 die bisherige Rebellenbewegung der Afar der Front pour la restauration de l'unité et de la démocratie (FRUD). Daneben existieren zahlreiche, bisher nicht zugelassene oppositionelle Organisationen, z. B. der Front uni de l'opposition djiboutienne (FUOD).
 
Gewerkschaften:
 
Einzige größere Gewerkschaft ist die Union générale des travailleurs de Djibouti (UGTD).
 
Wappen:
 
Das Wappen vom 27. 6. 1977 zeigt unter einem fünfzackigen roten Stern einen von einem runden Schild überdeckten Speer zwischen zwei nach außen gerichteten Unterarmen, die jeweils einen Dolch emporhalten, alles umgeben von einem Laubkranz.
 
Nationalfeiertage:
 
Der 27. 6. erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1977.
 
Verwaltung:
 
Djibouti ist in 5 Distrikte untergliedert.
 
Recht:
 
Das Rechtssystem basiert auf einer Mischung aus traditionellem, islamischem und französischem Recht. Es existiert eine allgemeine, zweiinstanzliche Gerichtsbarkeit (errichtet unter der französischen Kolonialherrschaft), die seit 1978 einheitlich von einem dafür geschaffenen Justizhof (Cour judiciare) ausgeübt wird. Verwaltungsrechtliche Streitigkeiten werden von einem speziellen Rat (Conseil du contentieux administratif) entschieden. Für einige Rechtsbereiche gibt es islamische Kadi-Gerichte sowie die so genannten traditionellen Gerichte (Tribunaux coutumiers). Über allen Gerichtszweigen steht der 1979 errichtete Oberste Gerichtshof (Cour suprême) in der Hauptstadt Djibouti.
 
Streitkräfte:
 
Die äußere Sicherheit wird von den französischen Streitkräften gewährleistet, die etwa 4 000 Soldaten (u. a. ausgerüstet mit Mirage-Kampfflugzeugen) stationiert haben. Gleichzeitig wurde 1991 die Wehrpflicht eingeführt. Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee, die sich zu etwa 80 % aus Angehörigen der Issa rekrutiert, beträgt 2 800 Mann (fast ausschließlich Heerestruppen), die der paramilitärischen Nationalen Sicherheitskräfte 2 100 Mann. Die Ausrüstung umfasst im Wesentlichen leichte Waffen sowie etwa 50 Panzer und einige Transportflugzeuge. - Etwa 13 % der Staatsausgaben werden für militärische Zwecke verwendet. Zusätzlich erhält Djibouti von Frankreich Militärhilfe von jährlich etwa 80 Mio. Francs.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Das in der Afarsenke gelegene Djibouti gehört zu den unwirtlichsten Gebieten der Erde, eine vorwiegend flache Halbwüste mit Salztonebenen und Salzseen wie dem Lac Abbé (äthiopische Grenze) und dem Assalsee (mit 155 m unter dem Meeresspiegel tiefste Stelle des afrikanischen Kontinents). Im Norden steigen Vulkanberge bis 1 775 m über dem Meeresspiegel an. Nur etwa 2 % der Fläche sind für den Anbau geeignet.
 
Klima:
 
Von der Arabischen Halbinsel weht ein trocken-heißer, staubhaltiger Wind. Die jährlichen Niederschläge liegen durchschnittlich bei 130 mm. In der heiß-trockenen Jahreszeit (Mai-Oktober) steigen die Temperaturen bis über 55 ºC. Die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt 74 %.
 
Bevölkerung:
 
Die einheimische Bevölkerung gliedert sich in zwei miteinander rivalisierende Gruppen, beide mit kuschitischer Sprache und nomadischer Tradition. Die im Norden und Westen lebenden Afar (Danakil) bilden mit 40 % die kleinere Gruppe; die Issa, die zu den Somal gehören, machen etwa 50 % der Bevölkerung aus. Außerdem leben in Djibouti etwa 15 000 Europäer (v. a. Franzosen, beschäftigt in Verwaltung und Militär) und 12 000 Araber (v. a. Händler aus dem nördlichen Jemen). Über die Hälfte der Bevölkerung drängt sich in der Hauptstadt zusammen. Die Zahl der Flüchtlinge v. a. aus Somalia, Eritrea und Ogaden wird auf 100 000 geschätzt.
 
Religion:
 
Der sunnitische Islam ist Staatsreligion, dem etwa 96 % der Bevölkerung angehören, ganz überwiegend der schafiitischen Rechtsschule (die Afar und Issa). Innerhalb der christlichen Minderheit (4 % der Bevölkerung) bildet die katholische Kirche mit rd. 8 500 Mitgliedern (exemtes Bistum Djibouti) die größte Gemeinschaft; daneben besteht je eine kleine evangelische und anglikanische Gemeinde; die rd. 1 % orthodoxen Christen gehören der griechisch-orthodoxen und der äthiopischen orthodoxen Kirche an.
 
Bildungswesen:
 
Das Schulwesen ist wenig entwickelt; es gibt keine Schulpflicht. Die Einschulungsrate beträgt nur 46 % des jeweiligen Jahrgangs. Die Analphabetenquote beträgt 51,7 %. Die Struktur des Schulsystems richtet sich nach französischem Vorbild, ist aber, v. a. außerhalb der Hauptstadt, noch im Aufbau begriffen. Eine Universität existiert nicht.
 
Publizistik:
 
Presse: Wöchentlich erscheinen »La Nation«, herausgegeben vom Informationsministerium, und »Le Progrès«, das Organ der RPP. Nachrichtenagentur: »Agence Djiboutienne de Presse« (ADP), Djibouti. Rundfunk: Die staatliche Rundfunkanstalt »Radiodiffusion-Télévision de Djibouti« (RTD) verbreitet ein Hörfunkprogramm in französischer und arabischer Sprache und in den Landessprachen Afar und Somali sowie täglich ein siebenstündiges Fernsehprogramm.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Der Hafen von Djibouti und der Dienstleistungsbereich sind die Grundlage der djiboutischen Wirtschaft. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen von (1997) 786 US-$ gilt Djibouti als wohlhabendes Land im Nordosten Afrikas. Bei einer Auslandsverschuldung von (1998) 288 Mio. US-$ müssen 4,4 % der Exporteinnahmen von Waren und Dienstleistungen für den Schuldendienst aufgewendet werden. Die Inflationsrate lag im Zeitraum von 1989-96 bei jährlich 5,2 % (1997: 2 %).
 
Landwirtschaft:
 
Bei nur 1 000 ha Anbaufläche und wenig fruchtbarem Weideland für die nomadische Viehwirtschaft (Rinder, Schafe, Ziegen, Kamele) müssen 97 % aller im Inland verbrauchten Nahrungsmittel importiert werden. - Trotz fischreicher Küstengewässer hat die Fischerei traditionell kaum Bedeutung, lediglich im Golf von Tadjoura gibt es Küstenfischerei.
 
Industrie:
 
Da in Djibouti keine Rohstoffe abgebaut werden, beschränkt sich das produzierende Gewerbe auf die Verarbeitung der wenigen Agrargüter (v. a. Häute und Felle sowie Kaffee). Nahezu alle Konsumgüter müssen importiert werden.
 
Dienstleistungssektor:
 
Der Warentransit über Eisenbahn, Hafen und Flughafen spielt eine herausragende Rolle und erbringt knapp 80 % des Bruttoinlandsprodukts. Wegen der Stabilität des Djibouti-Franc, der im Gegensatz zu den Währungen der Nachbarstaaten frei konvertierbar und an den Kurs des US-$ gebunden ist, ist der Bankensektor (Offshorebanking) in der Region führend.
 
Außenwirtschaft:
 
Den Hauptteil machen Reexporte aus. Mit den Exporteinnahmen kann nur ein Bruchteil des Warenimports finanziert werden (1997: Einfuhr 31,05 Mio. Djibouti-Francs; Ausfuhr 15,9 Mio. Djibouti-Francs). Das Defizit in der Handelsbilanz wird durch Überschüsse im Dienstleistungssektor und ausländischen Finanzhilfen, v. a. von der früheren Kolonialmacht Frankreich, ausgeglichen. Ausgeführt werden lebende Tiere, Häute, Felle und Kaffee. Die wichtigsten Handelspartner sind Frankreich, Äthiopien und Italien.
 
Verkehr:
 
Der Transitverkehr spielt die Hauptrolle. Neben einem mäßig ausgebauten Straßennetz (1996: 2890 km, davon 400 km asphaltiert) ist die Eisenbahnlinie zwischen Addis Abeba und dem Hafen von Djibouti (106 km Länge auf djiboutischem Gebiet) die wichtigste Verkehrsverbindung. Äthiopien wickelt etwa 50 % seines Außenhandels hierüber ab. Der Freihafen von Djibouti ist am Horn von Afrika die zentrale Drehscheibe für den Handel zwischen Ostafrika und den arabischen Staaten. Auch der internationale Flughafen Ambouli, 6 km außerhalb der Hauptstadt Djibouti, ist ein wichtiger Umschlagplatz für Waren benachbarter Staaten.
 
 
Das Gebiet des heutigen Djibouti war schon Ägyptern, Griechen und Römern bekannt, stand seit dem 7. Jahrhundert unter arabischer, seit dem 16. Jahrhundert unter türkischer Herrschaft und gelangte Mitte des 19. Jahrhunderts in den französischen Einflussbereich. Zwischen 1862 und 1885 wurde das Territorium durch Verträge mit den Afar und Issa-Somal von Frankreich erworben und 1896 zur Kolonie Französisch-Somaliland erklärt. Es verblieb nach 1960 als einzige französische Kolonie auf dem afrikanischen Festland im Status eines französischen Überseeterritoriums innerhalb der Französischen Republik. 1967 entschied es sich als »Afar-und-Issa-Territorium« für den Verbleib bei Frankreich. Am 8. 5. 1977 stimmte die Bevölkerung des Afar-und-Issa-Territoriums in einem Referendum (Wahlbeteiligung 77 %) zu 98 % für die Errichtung einer unabhängigen »Republik Djibouti«. Diese wurde am 27. 6. 1977 unter Präsident Hassan Gouled Aptidon, einem Issa-Somal, proklamiert; Frankreich sicherte sich jedoch weiterhin Militärstützpunkte sowie wirtschaftlichen Einfluss. Außenpolitisch neutral und auf gute Beziehungen zu den Nachbarstaaten Somalia und Äthiopien sowie zu Frankreich und der Arabischen Liga orientiert, wurde im Innern nach der Wiederwahl Aptidons (1981) Djibouti zum Einparteienstaat (RPP) erklärt. Mitte der 1980er-Jahre kam es verstärkt zu Forderungen nach Demokratisierung, die v. a. von den im öffentlichen Leben benachteiligten Afar artikuliert wurden. 1991 eskalierte die Situation in einem offenen militärischen Konflikt zwischen Regierungstruppen (indirekt unterstützt von französischen Einheiten) und Einheiten der rebellierenden Afar unter Führung der FRUD, denen es zeitweilig gelang, größere Gebiete im Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen (Waffenstillstand am 25. 11. 1991). Unter dem Eindruck anhaltender Spannungen wurde im September 1992 ein Mehrparteiensystem eingeführt. Bei der von der Opposition boykottierten Parlamentswahl am 7. 12. 1992 gewann die Regierungspartei alle Sitze; bei der Präsidentschaftswahl am 7. 5. 1993 wurde Aptidon im Amt bestätigt. Danach eskalierte der Konflikt zwischen der Afar-Opposition und der Issa-Regierung zu einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf sich die Regierungstruppen durchsetzten. Nach andauernden Guerillaaktionen kam es am 27. 12. 1994 zu einem Friedensabkommen zwischen Regierung und gemäßigten Kräften der FRUD, am 19. 12. 1997 bei den Parlamentswahlen zu einem Sieg der Allianz von RPP und dem 1996 legalisierten gemäßigten Flügel der FRUD. Als neuer Staatspräsident ging bei den Wahlen am 9. 4. 1999 Ismail Omar Guelleh (RPP) hervor, ein Neffe von Aptidon, der nicht wieder kandidierte.
 
 
J.-P. Poinsot: D. et la Côte française des Somalis (Paris 1965);
 
L'agriculture maraichère et fruitière traditionnelle en République D., bearb. v. J.-P. Amat u. a. (ebd. 1981);
 A. Laudouze: D. Nation carrefour (ebd. 1982);
 I. Wais: Dschibuti. Entwicklungsprobleme u. Perspektiven kleiner Staaten. Ein Fallbeispiel (1991).
 
II
Djibouti
 
[dʒi'buti], Dschibuti, Hauptstadt und Hafen von Djibouti, am Übergang des Golfs von Tadjoura in den Golf von Aden, (1991) 317 000 Einwohner; Sitz eines katholischen Bischofs; bedeutendes Dienstleistungs- und Transitzentrum, Getränkeindustrie. Djibouti ist Ausgangspunkt der Eisenbahn nach Addis Abeba in Äthiopien, das seit 1960 im Hochseehafen von Djibouti einen Freihafen hat; internationaler Flughafen.
 
 
1888 gegründet.
 

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Dji|bou|ti [dʒi'bu:ti] (schweiz.): Dschibuti.

Universal-Lexikon. 2012.