Akademik

Taylor
I
Taylor
 
['teɪlə],
 
 1) Alan John Percivale, britischer Historiker, * Birkdale (heute zu Southport) 25. 3. 1906, ✝ London 7. 9. 1990; war 1930-38 Dozent in Manchester, 1938-63 Dozent und bis 1976 Fellow am Magdalen College in Oxford. Taylor erforschte v. a. die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; sein Verhältnis zu Deutschland war dabei von tiefer Antipathie geprägt (»The Habsburg monarchy 1815-1918«, 1941; »The course of German history«, 1945). Heftig umstritten waren besonders seine Thesen zur Kriegsschuldfrage des Zweiten Weltkrieges (»The origins of Second World War«, 1961; deutsch »Die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges«).
 
Weitere Werke: The struggle for mastery in Europe, 1848-1918 (1954); English history, 1914-1945 (1965).
 
Autobiographie: An old man's diary (1984).
 
 2) Brook, englischer Mathematiker, * Edmonton (heute zu London) 18. 8. 1685, ✝ London 29. 12. 1731; ab 1712 Mitglied der Royal Society, 1714-18 deren Sekretär, danach Privatgelehrter. In seinem 1715 erschienenen Hauptwerk »Methodus incrementorum directa & inversa« finden sich der ihm seit 1712 bekannte und nach ihm benannte taylorsche Satz sowie Untersuchungen über singuläre Lösungen von Differenzialgleichungen, über höhere Kurven und, erstmals in der Geschichte der Mathematik, zum Problem der schwingenden Saite.
 
Weiteres Werk: Linear perspective (1715).
 
Literatur:
 
H. Auchter: B. T., der Mathematiker u. Philosoph (1937).
 
 3) Cecil Percival, amerikanischer Jazzpianist, * New York 15. 3. 1933. Zu seinen Vorbildern gehören D. Ellington, L. Tristano sowie I. Strawinsky und A. Webern. Taylor brach mit der Jazztradition des Swing, um diesen durch das rhythmisch-dynamische Element intensiver musikalischer Energie und Kommunikation zu ersetzen. Seine Musik wirkt oft wie improvisiert, obwohl sie sehr wohl durch kompositorische Vorgaben geformt ist. Bis heute ist er neben O. Coleman einer der einflussreichsten Musiker des amerikanischen Freejazz.
 
 4) Charles Ghankay, liberianischer Rebellenführer und Politiker, * Monrovia 27. 1. 1948; studierte in den USA Wirtschaftswissenschaft, war 1979-84 Direktor der staatlichen Beschaffungsbehörde in Liberia und beteiligte sich 1980 am Militärputsch von S. Doe; der Korruption bezichtigt, flüchtete er 1984 in die USA, befreite sich aus der Auslieferungshaft und ging nach Afrika; entfesselte Ende 1989 mit den unter seiner Führung stehenden Truppen der »National Patriotic Front of Liberia« (NPFL), aus der später die »National Patriotic Party« (NPP) hervorging, einen blutigen Bürgerkrieg, wurde schließlich am 19. 7. 1997 zum Staatspräsidenten gewählt und regiert trotz der Ankündigung demokratischer Reformen diktatorisch.
 
 5) Charles Margrave, kanadischer Philosoph und Politikwissenschaftler, * Montreal 5. 11. 1931; seit 1961 Professor an der McGill University in Montreal. Taylor kritisierte in seinen früheren Arbeiten den Behaviorismus und Naturalismus in der Psychologie. Durchgängig betont er die methodologische Sonderstellung der wertbezogenen Sozial- und Humanwissenschaften gegenüber den Naturwissenschaften. Taylor knüpft dabei vielfältig an Traditionen der kontinentaleuropäischen Philosophie an, die er auch ideengeschichtlich aufarbeitet, z. B. in einer Gesamtdarstellung der Philosophie G. W. F. Hegels (»Hegel«, 1975; deutsch).
 
Weitere Werke: The explanation of behavior (1964); Hegel and modern society (1979); Social theory as practice (1983); Sources of the self. The making of the modern identity (1989; deutsch Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität); The malaise of modernity (1991, auch unter dem Titel The ethics of authenticity; deutsch Das Unbehagen an der Moderne); Multiculturalism and »The politics of recognition« (1992; deutsch Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung); Varieties of religion today. William James revisited (2002; deutsch Die Formen des Religiösen in der Gegenwart).
 
Ausgabe: Erklärung und Interpretation in den Wissenenen vom Menschen (1975).
 
Literatur:
 
Philosophy in an age of pluralism. The philosophy of C. T. in question, hg. v. J. Tully u. a. (Cambridge 1994);
 H. Rosa: Identität u. kulturelle Praxis. Polit. Philosophie nach C. T. (1998);
 I. Breuer: C. T. zur Einf.(2000).
 
 6) Edward, amerikanischer Lyriker und Geistlicher, * in Leicestershire (England) um 1642, ✝ Westfield (Massachusetts) 24. 6. 1729; wanderte 1668 nach Neuengland aus, studierte 1668-71 Theologie an der Harvard University, war ab 1671 als Geistlicher und Arzt tätig. Taylors religiöse Dichtung, die er wegen theologischer Bedenken nicht veröffentlichte (sie wurde erst 1937 entdeckt, eine Auswahl erschien 1939 unter dem Titel »The poetical works«), steht in der Tradition der englischen Metaphysical Poets. Taylor gilt als bedeutendster Vertreter der puritanischen Dichtung in Nordamerika.
 
Ausgaben: Poems, herausgegeben von D. E. Stanford (21963); Diary, herausgegeben von F. Murphy (1964); The unpublished writings, herausgegeben von T. M. Davis u. a. (1981).
 
Literatur:
 
P. Nicolaisen: Die Bildlichkeit der Dichtung E. T.s (1966);
 W. J. Scheick: The will and the word. The poetry of E. T. (Athens, Ga., 1974);
 N. S. Grabo: E. T. (Neuausg. Boston, Mass., 1988);
 J. Gatta: Gracious laughter. The meditative wit of E. T. (Columbia, Mo., 1989).
 
 7) Elizabeth, englische Schriftstellerin, * Reading 3. 7. 1912, ✝ Penn (County Buckinghamshire) 19. 11. 1975; verfasste realistische Romane und Kurzgeschichten über Vereinsamte und vom Leben Enttäuschte aus dem Milieu der englischen Mittelschicht.
 
 
Werke: Romane: At Mrs. Lippincote's (1945); A wreath of roses (1949); The soul of kindness (1964); Mrs. Palfrey at the Claremont (1971); Blaming (herausgegeben 1976).
 
Kurzgeschichten: Hester Lilly and other stories (1954); A dedicated man and other stories (1965); The devastating boys and other stories (1972).
 
 8) Dame (seit 1999) Elizabeth (Liz) Rosemond, britisch-amerikanische Filmschauspielerin, * London 27. 2. 1932; Ȋ u. a. mit M. Todd (1957-58) und R. Burton (1964-74 und 1975-76); einer der erfolgreichsten Filmstars, übernahm erste Rollen bereits als Kind (Debüt 1942), u. a. in den Lassie-Filmen »Heimweh« (1943), »Held auf vier Pfoten« (1946) und dem Pferdefilm »Kleines Mädchen, großes Herz« (1944). In den letzten Jahren engagierte sie sich v. a. in der Aids-Aufklärung und Aids-Forschung (u. a. seit 1985 nationale Vorsitzender der »American Foundation for Aids Research«).
 
 
Weitere Filme: Giganten (1956); Im Land des Regenbaums (1957); Die Katze auf dem heißen Blechdach (1958); Plötzlich im letzten Sommer (1959); Telefon Butterfield 8 (1960); Cleopatra (1963); Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966); Der Widerspenstigen Zähmung (1966); Mord im Spiegel (1980); Sweet bird of youth (1989, Fernsehfilm); Faithful (1992); Flintstones - Die Familie Feuerstein (1994).
 
Literatur:
 
A. Thain u. M. O. Huebner: E. T. Hollywoods letzte Diva. Eine Biogr. (1992);
 C. D. Heymann: Liz T. Sieben Leben hat die Katze. Biogr. (a. d. Engl., 1995).
 
 9) Frederick Winslow, amerikanischer Ingenieur und Betriebswirtschaftler, * Germantown (heute zu Philadelphia, Pa.) 20. 3. 1856, ✝ Philadelphia (Pa.) 21. 3. 1915; Begründer der nach ihm benannten wissenschaftlichen Betriebsführung (Taylorismus, Scientific Management), aus der sich auch die amerikanische Betriebswirtschaftslehre (Business-Administration) entwickelte. Taylors wichtigste Ziele waren Vervollkommnung der Produktionsmittel und Arbeitsverfahren, straffere Organisation und Zeitordnung des Arbeitsablaufs sowie Neuordnung der Entlohnung. Er schuf die Grundlagen für Arbeitsstudien und vertrat die klare Trennung von planender (dispositiver) und ausführender Arbeit (Funktionsmeistersystem).
 
Schriften: Shop management (1903; deutsch Die Betriebsleitung, insbesondere der Werkstätten); The principles of scientific management (1911; deutsch Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung).
 
 10) James Bayard, amerikanischer Schriftsteller, * Kennett Square (Pa.) 11. 1. 1825, ✝ Berlin 19. 12. 1878; unternahm zahlreiche abenteuerliche Reisen in Europa, Afrika, Lateinamerika und im Orient, von denen er als Korrespondent berichtete. 1869-77 unterrichtete er Deutsch an der Cornell University; 1878 Gesandter in Berlin. Populär war sein Bericht aus den kalifornischen Goldfeldern »Eldorado« (1850; deutsch »El-Dorado«). Seine metrisch genaue Übersetzung von Goethes »Faust« (1870) brachte ihm besondere Anerkennung.
 
 
Weitere Werke: Lyrik: Poems of the Orient (1850).
 
Roman: The story of Kennett, 2 Bände (1866; deutsch Kennett).
 
Reiseberichte: Views a-foot, or, Europe seen with knapsack and staff (1846); A visit to India, China and Japan in the year 1853 (1855).
 
Ausgaben: The dramatic works (1880, Nachdruck 1969); The poetical works (1880, Nachdruck 1970).
 
Literatur:
 
J. T. Krumpelmann: B. T. and German letters (Hamburg 1959);
 P. C. Wermuth: B. T. (New York 1973).
 
 11) Joseph Hooton, jr., amerikanischer Physiker und Astronom, * Philadelphia (Pa.) 29. 3. 1941; arbeitete u. a. am Harvard College Observatory, 1974 Professur an der Universität von Massachusetts in Amherst, derzeit als Professor an der Princeton University tätig. Taylor entdeckte 1974 zusammen mit R. A. Hulse den ersten Doppelpulsar. Für ihre astrophysikalischen Untersuchungen an diesem System (Bestimmung der Bahndaten, indirekter Nachweis von Gravitationswellen u. a.), die die allgemeine Relativitätstheorie mit bislang nicht erreichter Präzision bestätigten, erhielten beide 1993 den Nobelpreis für Physik.
 
 12) Paul, amerikanischer Tänzer und Choreograph, * Allegheny County (Pa.) 29. 7. 1930; studierte bei Martha Graham, Doris Humphrey und J. Limón, gründete 1954 ein eigenes Ensemble; mit seinen fantasiereichen und humorvollen Choreographien ein führender Vertreter des Moderndance.
 
Choreographien: Three epitaphs (1956); Aureole (1962); Orbs (1966); Book of beasts (1971); Esplanade (1975); A musical offering (1986); Syzygy (1987); Fact & Fancy (1991); Company B (1991).
 
 13) Peter Hillsman, amerikanischer Schriftsteller, * Trenton (Tennessee) 8. 1. 1917, ✝ Charlottesville (Virginia) 2. 11. 1994; gestaltet in seinen psychologischen Kurzgeschichten und Romanen mit lakonischer Eindringlichkeit die brüchigen zwischenmenschlichen Beziehungen der in den Traditionen der Südstaaten verwurzelten und gleichzeitig den Erfahrungen der städtischen Massengesellschaft ausgesetzten Protagonisten.
 
Werke: Romane: A summons to Memphis (1986; deutsch Rückruf nach Memphis); In the Tennessee Country (1994; deutsch Im Lande Tennessee).
 
Kurzgeschichten und Kurzdramen: The collected stories (1969); The old forest and other stories (1985; deutsch Aussicht auf Regen); Oracle at Stoneleigh Court (1993).
 
Literatur:
 
J. C. Robison: P. T. A study of short fiction (Boston, Mass., 1988).
 
 14) Richard Edward, kanadischer Physiker, * Medicine Hat 2. 11. 1929; seit 1962 am SLAC (ab 1970 als Professor) der Stanford University tätig. Taylor erhielt 1990 mit J. I. Friedman und H. W. Kendall den Nobelpreis für Physik für seine bahnbrechenden Forschungen über die unelastische Streuung von Elektronen an Protonen und gebundenen Neutronen, die von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des Quarkmodells in der Teilchenphysik waren.
 
 15) Robert, eigentlich Spangler Arlington Brugh [bruː], amerikanischer Filmschauspieler, * Filley (Nebraska) 5. 8. 1911, ✝ Santa Monica (Calif.) 6. 6. 1969; 1939-51 Ȋ mit Barbara Stanwyck; ab 1934 beim Film, zunächst in Liebhaber-, später in härteren Rollen.
 
Filme: Die Kameliendame (1936); Der letzte Bandit (1941); Quo vadis? (1951); Die letzte Jagd (1955).
 
Literatur:
 
L. J. Quirk: The films of R. T. (Secaucus, N. J., 1975).
 
 16) Thomas Griffith, britischer Geograph, * Walthamstow (heute zu London) 1. 12. 1880, ✝ Sydney 5. 11. 1963; nahm 1910-12 als Geologe an R. F. Scotts Antarktisexpedition teil; ab 1920 Professor in Sydney, ab 1928 in Chicago (Illinois), ab 1935 in Toronto. Taylor wies in den 1920er-Jahren, als man an die unbeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten Australiens glaubte, klar auf die naturbedingten Entwicklungsgrenzen hin.
 
Schriften: With Scott: the silverlining (1916); Australian environment (1918); Environment, race and migration (1937); Newfoundland, a study of settlement (1946); Urban geography (1949).
 
Autobiographie: Journeyman Taylor (1958).
 
 17) Zachary, 12. Präsident der USA (1849-50), * Montebello (Virginia) 24. 11. 1784, ✝ Washington (D. C.) 9. 7. 1850; trat 1806 in den Dienst der amerikanischen Armee, kommandierte Truppen im Krieg gegen Großbritannien 1812, im »Black Hawk War« 1832 und im 2. Seminolenkrieg 1835-42. Als Befehlshaber im Mexikanischen Krieg gelang es Taylor, in mehreren siegreichen Schlachten den Norden Mexikos einzunehmen; er errang besonders durch seinen Sieg bei Buena Vista (22./23. 2. 1847) große Popularität. 1848 gewann Taylor als Kandidat der Whigs die Präsidentschaftswahlen. Seine kurze Amtszeit war besonders geprägt durch die Auseinandersetzungen mit dem Kongress (v. a. den Vertretern der Südstaaten) über den Status der neu erworbenen Gebiete und die Frage der Sklaverei.
 
 
Literatur:
 
H. Hamilton: Z. T., 2 Bde. (Indianapolis, Ind., 1941-51, Nachdr. Hamden, Conn., 1966);
 K. J. Bauer: Z. T., soldier, planter, statesman of the old Southwest (Baton Rouge, La., 1985).
II
Taylor
 
['teɪlə], James, amerikanischer Sänger, Gitarrist und Songwriter, * Boston (Massachusetts) 12. 3. 1948; gelangte 1970 mit dem Album »Sweet Baby James« in die Topten, schrieb den Klassiker »Fire and Rain« und veröffentlichte 1971 das Countryalbum »Mud Slim Slim« mit dem Welthit »You've got a Friend«. Nachdem er 1972 die Sängerin Carly Simon geheiratet hatte, sang er mit ihr im Duett und gab Gastspiele auf den LPs von Rock- und Popstars wie Joni Mitchell, Linda Ronstadt, Neil Young, Arlo Guthrie und Art Garfunkel, veröffentlichte aber auch weiterhin eigene Alben. Anfang der 1980er-Jahre trat Taylor oft bei Benefizveranstaltungen auf; nach einer poppigen Phase betätigte er sich wieder erfolgreich in anderen Musikstilen; so gab er 1990 ein Konzert u. a. mit Placido Domingo für Vaćlav Havel und hatte in den 1990er-Jahren weiterhin Millionenerfolge mit seinen Alben. Taylor interpretiert stark emotionale, oft melancholische Songs mit technischer Perfektion, gewürzt mit Rock- und Latinelementen.

Universal-Lexikon. 2012.