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Magdeburg
Meideborg (plattdt.)

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Mạg|de|burg:
Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.

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Mạgdeburg,
 
1) Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt und des Regierungsbezirks Magdeburg, kreisfreie Stadt, 50 m über dem Meeresspiegel, beiderseits der Elbe, 235 100 Einwohner; Sitz der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, katholischer Bischofssitz, Landgericht und bedeutende wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen, besonders die Universität »Otto von Guericke« (1953 als Hochschule für Schwermaschinenbau gegründet, 1961-87 TH, 1987-93 TU), Fachhochschule, Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme, Fraunhoferinstitut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, u. a. Forschungsinstitute, Landesarchiv, Europäisches Umwelt-Centrum, Magdeburger Museen (mit kulturhistorischem Museum) und Kulturpark Rotehorn (mit Stadthalle), mehrere Theater, zoologischer Garten und Galopprennbahn. Die Wirtschaft wird von mittelständischen Betrieben, besonders der Metallverarbeitung, chemischen, Lebensmittel- und Baustoffindustrie, sowie vom Handwerks-, Dienstleistungs- und Baubereich bestimmt. Der ehemalige dominierende Schwermaschinenbau kam nach der Wiedervereinigung fast zum Erliegen. Magdeburg ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt im Schnittpunkt von Eisenbahn, Autobahn und ein wichtiger Hafen am Wasserstraßenkreuz von Elbe, Elbe-Havel- und Mittellandkanal (mit Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee). Eine Süd-Bahn-Verbindung besteht mit Schönebeck (Elbe) im Süden und Zielitz im Norden.
 
Stadtbild:
 
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden bedeutende historische Bauten wiederhergestellt. Vom ottonischen Dom Sankt Mauritius und Santa Katharina (1207 abgebrannt) sind Reste einer Krypta freigelegt. Der Neubau (1209-1520) ist eine im Grund- und Aufriss der französischen Gotik folgende dreischiffige Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz, unvollendeten Osttürmen sowie hoher Doppelturmfassade im W. Der Dom verfügt über hervorragende Bauplastik (am Nordportal des Querhauses »Kluge und törichte Jungfrauen«, um 1240-50) und birgt außerdem zahlreiche plastische Bildwerke von hoher künstlerischer Qualität (u. a. die Figuren der Schutzheiligen Mauritius und Katharina, die in ihrer Deutung umstrittene Sitzgruppe Ottos I., des Großen, und seiner Frau Editha, die Bronzegrabplatten der Erzbischöfe Friedrich von Wettin und Wichmann sowie die Bronzetumba des Erzbischofs Ernst von Sachsen, [* 1464, ✝ 1513], aus der Werkstatt von P. Vischer dem Älteren, das Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von E. Barlach, 1929). Das Kloster Unser Lieben Frauen (gegründet 1015-18) beherbergt heute eine Sammlung mittelalterlicher und moderner Kleinplastik; die Klosterkirche (heute als Konzerthalle genutzt) wurde in zwei Bauetappen errichtet: vom Ende des 11. Jahrhunderts stammen die Ostteile und das Langhaus (Gewölbe erst um 1220-40), der Westbau entstand 1129-60. Etwa gleichzeitig mit dem Liebfrauenkloster erfolgte die Gründung der Stiftskirche Sankt Sebastian; im 14. Jahrhundert wurde der Chor neu errichtet, im 15. Jahrhundert die ursprüngliche romanische Basilika zur Hallenkirche umgebaut. Älteste Pfarrkirche der Stadt ist die Marktkirche Sankt Johannes (941 erwähnt), von der die Ruine der querschifflosen Halle des 15. Jahrhunderts erhalten ist. Die katholische Pfarrkirche Sankt Peter erweiterte man um 1400 zu einer dreischiffigen Halle, vom romanischen Gründungsbau des 12. Jahrhunderts ist nur der Turm erhalten; im Chor moderne Glasmalereien von 1970 nach Entwürfen von Carl Crodel. Die Wallonerkirche (1366 geweiht), ehemalige Kirche des Augustinerklosters, ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche. Vor dem barocken Rathaus (1691-98) auf dem Alten Markt befindet sich die Kopie des »Magdeburger Reiters« (um 1240, Original im Kulturhistorischen Museum). Von den Barockbauten auf dem Domplatz sind u. a. die Domdechanei (1728 begonnen) und das ehemalige erzbischöfliche Palais (1707 begonnen) erhalten. Zu den wichtigsten Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts gehören neben dem Hauptbahnhof (1870-82) und der Hauptpost (zwischen 1895 und 1899) in historisierenden Stilformen das Kulturhistorische Museum (1906), die Hermann-Gieseler-Sporthalle (1922 als Mehrzweckhalle »Stadt und Land« von B. Taut und J. Göderitz errichtet) sowie der Klinkerbau der Chirurgischen Klinik (1926). Nach der Grundsteinlegung für den Wiederaufbau (1953) erfolgte unter Beibehaltung des ehemaligen »Breiten Weges« die Neustrukturierung des Zentrums mit wesentlichen Einschnitten in die alte Stadtstruktur. An der Elbuferpromenade entstanden achtgeschossige Wohnbauten und ein 65 m hohes Wohnhochhaus. - In der 1812-24 mit gitterförmigem Grundriss angelegten Neuen Neustadt erbaute man nach Entwürfen von K. F. Schinkel 1821-24 die Nikolaikirche. Auf der Elbinsel wurde 1927 der Kulturpark Rotehorn (1872 gegründet) als Kultur- und Ausstellungszentrum gestaltet (Stadthalle und Pferdetor erhalten). Die Gebiete der 1908-12 geschleiften Glacis ermöglichten die Anlage der Gartenstadtsiedlungen »Hopfengarten« (1910/11) u. a. von H. Tessenow, »Reform« (1912) unter Mitwirkung von Taut, »Westerplan« (1924 ff.) sowie der »Hermann-Beims-Siedlung« (1924-29). Bemerkenswert sind auch die historischen Parkanlagen »Herrenkrug« (1817/18 als englischen Landschaftsgarten angelegt, 1829/30 nach Entwürfen von P. J. Lenné erweitert) und der Kloster-Berge-Garten (ebenfalls nach Plänen Lennés 1823-25 umgestaltet), in dem sich das nach Plänen Schinkels 1825-29 errichtete Gesellschaftshaus befindet. In den historischen Dorfkernen der heute eingemeindeten Randgebiete der Stadt blieben mittelalterliche Dorfkirchen und Wohntürme (Rothensee um 1200, Großottersleben um 1520) sowie Wohn- und Gehöftanlagen des frühen 19. Jahrhunderts erhalten.
 
Geschichte:
 
An einem Übergang wichtiger Handelsstraßen über die Elbe wurden Burg und Ortschaft Magdeburg (slawisch Mẹdeburu, »Honigheide«) 805 erstmals erwähnt. Anfang des 10. Jahrhunderts zerstört, gehörte Magdeburg 929 zur Morgengabe des späteren Kaisers Otto I., dem Großen, für seine erste Frau Editha; Otto erneuerte um 936 die Siedlung, stiftete 937 das Moritzkloster und verlieh Magdeburg 965 das Markt-, Münz- und Zollrecht. Es entwickelte sich in der Folge zu einem wichtigen Osthandelsplatz. Außerordentliche Bedeutung erlangten das 1188 durch Erzbischof Wichmann reformierte, bereits gesprochene Magdeburger Recht (Magdeburg wurde Oberhof dieser Stadtrechtsfamilie) und der Magdeburger Schöffenstuhl. Die im 12. Jahrhundert einsetzenden Lösungsversuche der Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn führten nur teilweise zum Erfolg (um 1240/50 Herausbildung eines Rats, 1294 Erwerb des Schultheißenamtes und damit der vollen Gerichtsbarkeit). Die Gegensätze (u. a. 1325 Ermordung Burchards III.) vertieften sich mit Einführung der Reformation (1524); bereits 1503 hatte Erzbischof Ernst die Residenz auf die Moritzburg nach Halle (bis 1714) verlegt. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Stadt nach der Eroberung durch kaiserliche Truppen unter Tilly fast völlig nieder (10. 5. 1631; das »Magdeburgisieren« galt schon den Zeitgenossen als Inbegriff der Grausamkeit des Dreißigjährigen Krieges). Nach dem Vertrag vom Kloster Berge (1666) fiel Magdeburg 1680 an Brandenburg-Preußen und wurde ab 1740 zur stärksten preußischen Festung ausgebaut. 1815-1944 war Magdeburg Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen. Am 16. 1. 1945 wurde die Altstadt durch Bombenangriffe schwer zerstört. Vom 23. 7. 1952 bis 3. 10. 1990 Hauptstadt des gleichnamigen DDR-Bezirks, seit Oktober 1990 Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.
 
Literatur:
 
Urkundenbuch der Stadt M., bearb. v. G. Hertel, 3 Bde. (1892-96, Nachdr. 1975-78);
 F. A. Wolter: Gesch. der Stadt M.; von ihrem Ursprung bis auf die Gegenwart (31901);
 A. Brackmann: M. als Hauptstadt des dt. Ostens im frühen MA. (1937);
 F. Rörig: M.s Entstehung u. die ältere Handelsgesch. (Berlin-Ost 1952);
 
Gesch. der Stadt M., hg. v. H. Asmus (ebd. 21977);
 
Der Magdeburger Dom - Otton. Gründung u. stauf. Neubau, hg. v. E. Ullmann (Leipzig 1989);
 
M. - so wie es war, bearb. v. I. Buchholz (1991);
 
M., Beitrr. v. J. Schulz u. a. (1992);
 I. Buchholz: M. Ein histor. Führer (1994).
 
 2) Regierungsbezirk im mittleren und nördlichen Teil von Sachsen-Anhalt, mit Ostharz, nördliches Harzvorland, Altmark, Magdeburger Börde und dem westlichen Hohen Fläming, 11 737 km2, 1,22 Mio. Einwohner; umfasst die kreisfreie Stadt Magdeburg (Verwaltungssitz) sowie die Landkreise Altmarkkreis Salzwedel, Aschersleben-Staßfurt, Bördekreis, Halberstadt, Jerichower Land, Ohrekreis, Stendal, Quedlinburg, Schönebeck und Wernigerode.
 
 3) -90 Bezirk der DDR, ging 1990 im Land Sachsen-Anhalt auf.
 
 4) katholisches Bistum; am 8. 7. 1994 (Errichtungsfeier am 9. 10.) im Zuge der Neugliederung der deutschen Bistümer nach der Wiedervereinigung Deutschlands errichtet; umfasst mit einem Bistumsterritorium von 23 208 km2 das Land Sachsen-Anhalt sowie Gebiete in West- und Süd-Brandenburg sowie in Nordsachsen. - Auf Veranlassung des späteren Kaisers Otto I., dem Großen, wurde 968 ein Erzbistum Magdeburg als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe gegründet (erster Erzbischof war Adalbert). Die gleichzeitig gebildete Kirchenprovinz Magdeburg umfasste die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis um 1000), Zeitz-Naumburg und ab 1420 auch Lebus. - Das weltliche Territorium umfasste die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow und Jüterbog sowie die Gegend von Halle (späterer Saalkreis). Besonders Erzbischof Wichmann (1152-92) förderte Besiedlung und Stadtgründungen östlich der Elbe (ducatus Transalbinus). Unter Albrecht II. von Mainz (1513-45 Erzbischof von Magdeburg) fand ab 1524 die Reformation Eingang in das Erzbistum Magdeburg. Nach Albrechts Tod kämpften Brandenburg und Kursachsen um die Administration des Erzstifts, das schließlich 1680 mit dem Territorium des säkularisierten Erzbistums an Brandenburg fiel. - 1821 wurde das Gebiet des ehemaligen Erzbistums Magdeburg dem Bistum Paderborn zugewiesen und bildete einen eigenen kirchlichen Verwaltungsbereich, der 1973 einem ständigen Apostolischen Administrator mit den Vollmachten eines residierenden Bischofs unterstellt wurde. Das 1994 errichtete Bistum Magdeburg gehört als Suffraganbistum zur Kirchenprovinz Paderborn. Bischof ist Leopold Nowak (* 1929; seit 1990 Bischof und Apostolischer Administrator in Magdeburg). (katholische Kirche, Übersicht)
 

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Mạg|de|burg: Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.

Universal-Lexikon. 2012.