Job; Beruf; Anstellung; Beschäftigung; Maloche (umgangssprachlich); Tätigkeit; Gewerbe; Profession; Abhandlung; Werk; akademische Arbeit; wissenschaftliche Arbeit; Ausarbeitung; Traktat
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Ar|beit ['arbai̮t], die; -, -en:1. körperliches oder geistiges Tätigsein mit einzelnen Verrichtungen; Ausführung eines Auftrags:
eine leichte, anstrengende, mühsame, zeitraubende, langweilige Arbeit; eine neue, interessante Arbeit beginnen; er hat als Lehrling jeden Tag bestimmte Arbeiten zu verrichten; eine Arbeit übernehmen, ausführen, erledigen.
Zus.: Büroarbeit, Frauenarbeit, Gartenarbeit, Gemeinschaftsarbeit, Halbtagsarbeit, Instandhaltungsarbeit, Kinderarbeit, Küchenarbeit, Männerarbeit, Nachtarbeit, Pionierarbeit, Räumungsarbeit, Straßenarbeit, Teilzeitarbeit.
2. <ohne Plural>
a) das Beschäftigtsein mit etwas:
du störst mich bei der Arbeit; an die Arbeit gehen; sich an die Arbeit machen; sie hat viel Arbeit (hat viel zu tun);
☆ in Arbeit sein: gerade hergestellt werden:
das Präparat ist gerade in Arbeit.
b) anstrengendes, beschwerliches, mühevolles Tätigsein:
es war eine ziemliche Arbeit, die Bücher neu zu ordnen; du hast dir viel Arbeit gemacht mit der Vorbereitung des Festes.
c) berufliche Tätigkeit, Ausübung des Berufs:
sie sucht eine neue Arbeit; er hat zurzeit keine Arbeit (ist arbeitslos); einer [geregelten] Arbeit nachgehen (berufstätig sein); von der Arbeit kommen; zur Arbeit gehen, fahren.
3.
a) als Ergebnis einer Betätigung entstandenes Erzeugnis, Produkt:
sorgfältige, grundlegende, handgefertigte Arbeiten; die Künstler stellten ihre Arbeiten aus; eine wissenschaftliche Arbeit (Abhandlung) veröffentlichen; der Lehrer sammelte die Arbeiten (schriftlichen Aufgaben) ein.
Zus.: Bastelarbeit, Flechtarbeit, Goldschmiedearbeit, Häkelarbeit, Lederarbeit, Metallarbeit, Silberarbeit, Stickarbeit, Webarbeit.
b) Gestaltung, Art der Ausführung:
eine tadellose Arbeit; dieser Schrank ist eine alte, solide Arbeit; eine Arbeit aus Silber, in Marmor.
c) Klassenarbeit:
die Lateinlehrerin ließ eine Arbeit schreiben; er hat die Arbeit in Deutsch nicht mitgeschrieben.
4. <ohne Plural> (Sport) körperliche Vorbereitung auf bestimmte Leistungen:
die Arbeit mit der Hantel, am Sandsack.
Syn.: ↑ Training.
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Ạr|beit 〈f. 20〉
1. körperl. od. geistige Betätigung, Tätigkeit, Beschäftigung (Garten\Arbeit, Haus\Arbeit, Forschungs\Arbeit)
2. Beruf, berufl. Tätigkeit, Stellung (Berufs\Arbeit)
3. Mühe, Anstrengung
4. schriftl. od. prakt. Prüfung (Prüfungs\Arbeit, Schul\Arbeit, Mathematik\Arbeit)
5. Ausführung, Gestaltung (Einlege\Arbeit, Goldschmiede\Arbeit)
6. Herstellung
7. 〈Mechanik〉 das Produkt aus der an einem Körper angreifenden Kraftkomponente u. dem vom Körper unter ihrem Einfluss zurückgelegten Weg
8. das bearbeitete Ergebnis der Tätigkeit, Leistung (Doktor\Arbeit, Schul\Arbeit)
● \Arbeit macht das Leben süß; eine Menge \Arbeit; das kostet ein schönes Stück \Arbeit; \Arbeit Suchende(r) = Arbeitsuchende(r) ● seine \Arbeit abgeben; seine \Arbeit aufgeben; die \Arbeit einstellen; er hat die \Arbeit nicht erfunden 〈umg.; scherzh.〉 er arbeitet nicht gern; \Arbeit finden; das kostet viel \Arbeit; produktive \Arbeit leisten; saubere \Arbeit liefern; eine \Arbeit schreiben (in der Schule); \Arbeit suchen; seine \Arbeit vorlegen, zeigen ● eine anstrengende, einträgliche, geistige, harte, körperliche, leichte, schriftliche, schwere, wissenschaftliche \Arbeit; meine berufliche \Arbeit; durchbrochene \Arbeit Lochstickerei od. Filigran; eingelegte \Arbeit Intarsien; erhabene \Arbeit (auf Metall); getriebene \Arbeit Treibarbeit; gründliche \Arbeit leisten 〈fig.〉 energisch aufräumen, rücksichtslos durchgreifen; gute, ordentliche, saubere, sorgfältige, schlechte, schludrige \Arbeit leisten; ihm ist keine \Arbeit zu viel; das ist, macht unnötige \Arbeit; das hat viel \Arbeit gemacht ● er hat \Arbeit als Tischler gefunden; an die \Arbeit gehen; an eine \Arbeit herangehen; sich an die \Arbeit machen; auf \Arbeit gehen 〈umg.〉 beruflich tätig sein (von Arbeitern); seine \Arbeiten auf diesem Gebiet erregten großes Aufsehen; der \Arbeit gern aus dem Wege gehen 〈umg.〉 nicht gern arbeiten; bei einer, bei der \Arbeit sitzen; ein Stück in \Arbeit geben jmdm. zur Anfertigung übergeben; ich habe ein Wörterbuch in \Arbeit; etwas in \Arbeit nehmen etwas zur Arbeit annehmen, mit der Arbeit an etwas beginnen; jmdn. in \Arbeit nehmen jmdn. in Dienst nehmen, an-, einstellen; der Schuh ist noch in \Arbeit an ihm wird noch gearbeitet; in \Arbeit stehen ein Arbeitsverhältnis haben, angestellt sein; mit \Arbeit überhäuft, überlastet sein; nach getaner \Arbeit ist gut ruhn 〈Sprichw.〉; nach des Tages \Arbeit; ich bin augenblicklich ohne \Arbeit; von seiner Hände \Arbeit leben sich seinen Lebensunterhalt durch Arbeit selbst verdienen; ich kann vor \Arbeit nicht mehr aus den Augen sehen ich habe zu viel Arbeit; auf dem Weg zur \Arbeit sein [<ahd. arabeit(i) <germ. *arbejidiz „Mühsal, Not“; zu idg. *orbho- „verwaist“]
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Ạr|beit , die; -, -en [vgl. 1c; die heutige Bedeutung seit Luther]:
1.
a) Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, Ausführung eines Auftrags o. Ä.:
eine leichte, anstrengende, mühsame, zeitraubende, langweilige, interessante A.;
die -en können beginnen;
die A. geht voran;
diese A. geht mir gut, leicht von der Hand;
die A. läuft uns nicht davon (scherzh.; wir brauchen uns nicht damit zu beeilen);
eine A. übernehmen, ausführen, verrichten, erledigen;
durch diese Maßnahmen können wir A. sparen;
eine A. sparende Methode;
in A. ertrinken, mit A. überhäuft sein;
über einer A. sitzen;
☆ ganze, gründliche o. Ä. A. leisten/tun/(ugs.:) machen (etw. so gründlich tun, dass nichts mehr zu tun übrig bleibt; oft im negativen Sinn);
b) <o. Pl.> das Arbeiten, Schaffen, Tätigsein; das Beschäftigtsein mit etw., mit jmdm.:
körperliche, geistige A.;
schöpferische A. am Schreibtisch;
die A. an einem Buch;
die A. mit Jugendlichen;
soziale A. leisten;
gute A. leisten;
viel A. haben (viel arbeiten müssen);
seine A. tun;
die A. hat er auch nicht erfunden (er ist nicht gerade arbeitsam);
sich an die A. machen;
an die A. gehen;
Spr nach getaner A. ist gut ruh[e]n;
☆ etw. in A. geben (etw. anfertigen, machen lassen);
etw. in A. haben (an etw. zurzeit arbeiten; mit der Anfertigung von etw. gerade beschäftigt sein);
in A. sein (gerade hergestellt werden);
c) <o. Pl.> [mhd. ar(e)beit, ahd. ar(a)beit = schwere körperliche Anstrengung, Mühsal, Plage] Mühe, Anstrengung; Beschwerlichkeit, Plage:
das war eine ziemliche A.;
viel A. mit jmdm., etw. haben;
du hast dir [damit, dadurch] unnötige A. gemacht;
keine Mühe und A. scheuen;
das macht viel A.;
Ü das war ein hartes Stück A. (eine große Mühe);
eine A. suchen, finden;
A. suchende Frauen;
die A. verlieren;
A. haben (eine Stelle, eine Anstellung haben);
unsere Firma hat A. (hat Aufträge);
ohne A. sein (arbeitslos sein);
(ugs.:) auf A. gehen (berufstätig sein);
von der A. kommen;
zur A. gehen, fahren;
einer [geregelten] A. nachgehen (berufstätig sein);
Spr jede A. ist ihres Lohnes wert;
☆ [bei jmdm.] in A. sein, stehen ([bei jmdm.] beschäftigt, angestellt sein);
von seiner Hände A. leben (geh.; sich seinen Lebensunterhalt durch Erwerbstätigkeit verdienen).
die A. am Sandsack, mit der Hantel.
3. <o. Pl.>
a) (Pferdesport) der Ausbildung für den jeweiligen Verwendungszweck dienende Beschäftigung mit dem Pferd:
die A. an der Longe, an der Hand;
b) (Jagdw.) Abrichtung u. Führung eines Jagdhundes, dessen Einübung in die Suche nach Wild:
die A. mit einem Leithund auf der Schweißfährte.
4.
a) als Ergebnis einer Betätigung entstandenes Werk; Erzeugnis, Produkt:
eine sorgfältige, grundlegende A.;
handgefertigte -en;
eine A. veröffentlichen;
junge Künstler stellen ihre -en aus;
Ü das ist bestellte A. (dahinter steckt Absicht, das war geplant);
☆ nur halbe A. machen (etw. nur unvollkommen ausführen);
b) Klassenarbeit:
wir schreiben morgen eine A.;
Jan hat die A. in Deutsch nicht mitgeschrieben;
c) Werk in seiner Beschaffenheit, in der Art seiner Ausführung; Gestaltung:
eine saubere, tadellose A.;
getriebene -en;
diese Vase ist eine italienische A.;
eine A. aus Silber, in Marmor.
5. (Physik) Produkt aus der an einem Körper angreifenden Kraft u. dem unter ihrer Einwirkung von dem Körper zurückgelegten Weg (wenn Kraft u. Weg in ihrer Richtung übereinstimmen).
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I Arbeit
[ursprünglich »schwere körperliche Anstrengung«, »Mühsal«, »Plage«], der bewusste und zweckgerichtete Einsatz der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte des Menschen zur Befriedigung seiner materiellen und ideellen Bedürfnisse.
Arbeit gehört zu den Grundbegriffen, in denen die neuzeitliche Gesellschaft ihr Selbstverständnis ausgelegt und diskutiert hat. Die Geschichte des Wortes, die in der griechischen Antike und im alten Israel beginnt, hatte ihre für das moderne Verständnis von Arbeit entscheidenden Epochen in der Reformation und im 19. Jahrhundert.
In der von den homerischen Epen geschilderten Adelsgesellschaft war keine menschliche Tätigkeit verachtet. Könige wurden als Handwerker gerühmt, harte Landarbeit als die von Zeus gestellte Lebensaufgabe beschrieben (Hesiod). Im Übergang zu den Stadtgesellschaften der klassischen Zeit (Athen, Sparta) änderten sich diese Einstellungen; körperliche Arbeit und Lohnarbeit büßten ihr soziales Ansehen ein. Aristoteles unterschied die wesentlichen menschlichen Tätigkeiten als »Praxis« (die ihren Zweck in sich selbst hat, wie z. B. das sittliche Handeln), als »Theorie« (die geistige Anschauung des Seins, wie die Philosophie sie kennt) und als »Poiesis« (bei der der Zweck außerhalb liegt, wie z. B. beim Bauen eines Hauses). So gewann die »Praxis« ihre hervorgehobene Bedeutung für das gemeinsame Leben, während die körperliche Arbeit demgegenüber an Wert verlor. Der freie Bürger sollte allein mit musischen, philosophischen und politischen Tätigkeiten beschäftigt sein, während die niedere Arbeit von Unfreien zu verrichten war.
Die römische Antike war nicht von eindeutigen Urteilen über die Arbeit bestimmt. Im alten Rom war die Arbeit Pflicht für jeden, ob frei oder unfrei. Später erneuerte Cicero die Grundsätze der griechischen Philosophie und wies die körperliche Arbeit den Sklaven zu. Die stoische Philosophie würdigte dagegen die Leistung, die aus der Arbeit hervorgeht. Die Grundbedeutung von »labor« ist die Arbeit, die mit Mühe und Anstrengung verbunden ist.
In Israel galt die Arbeit nach den Aussagen des A. T. als das normale Los des Menschen. Sie steht jedoch wie dieses unter der grundlegenden Rahmenbedingung der nach-paradiesischen Existenz. Seit dem Sündenfall ist mühselige Arbeit im Schweiße des Angesichts (1. Mose 3, 19) allgemeines menschliches Schicksal; Arbeit ist notwendig, um das Leben zu fristen. Diese Notwendigkeit wird nicht positiv oder wertfrei gesehen, denn auch das gelungene Leben wird nach der Klage des 90. Psalms nicht nur durch seine Kürze entwertet, sondern auch durch seine Qualifizierung, es sei bestenfalls Mühe und Arbeit. Korrektiv und Ergänzung der Arbeit für das menschliche Leben ist der wöchentliche Ruhetag (Sabbat). Ganz ähnlich verstand das frühe Christentum Arbeit als selbstvertändliche Aufgabe des irdischen Lebens; für das Weltende erwartete man die eschatologische Ruhe von aller Arbeit. Arbeit ist Lebenspflicht gerade der Christen: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen« (2. Thessalonicherbrief 3, 10). In der Benediktinerregel, die im starken Maße das abenländische Mönchtum geprägt hat, wird nicht nur der tägliche Gottesdienst, sondern auch die Arbeit für die Mönche verpflichtend gemacht (»ora et labora«).
Das deutsche Wort Arbeit hatte im Alt- und Mittelhochdeutschen primär den Sinn von Lebensmühe, Not und Plage, die allen Menschen auferlegt sind, in denen sich aber gerade der Held der Sage bewährt (Nibelungenlied). In kirchlicher Perspektive konnte diese Mühsal der Lebensarbeit als Buße verstanden und sinnvoll gedeutet werden. Für das monastische Leben aber ergab sich vom frühen Mittelalter an mit der Abkehr von der »Welt« auch eine Abwertung des weltlichen Lebens und der weltlichen Arbeit. Die »vita contemplativa« galt mehr als die »vita activa«. Die rein religiöse Lebensform des Klosters und des geistlichen Standes überhaupt, die allein an gottesdienstlichen Praxis orientiert war, wurde als »verdienstlich« und als wahrer Ausdruck des Christentums angesehen, während weltliche Arbeit kein eigener religiöser Sinn und Wert zukam. Doch gab es in den aufblühenden Städten des Spätmittelalters und besonders bei den Zünften Ansätze zu einer anderen und neuen Wertung der Arbeit; größere Wirkungen aber gingen davon nicht aus.
Eine Wende im Verständnis der Arbeit brachte die Reformation. Für M. Luther ist Arbeit Gottesdienst; die Magd, die den Besen schwingt, tut nichts anderes als das, was Bischöfe und Könige tun: ihre Arbeit, denn alle Arbeit gilt gleich und gleich viel. Arbeit ist Gottes Ordnung in dieser Welt, darin liegt ihre Bedeutung und ihre Würde. Jeder Mensch ist von Gott zur Arbeit berufen, und zwar in den Stand und an den sozialen Ort, an dem er sich vorfindet. Luther hat dem Wort Beruf damit seinen neuzeitlichen Sinn gegeben. Die Institution des Berufs und die durch ihn geordnete Arbeit haben ihren Sinn freilich nicht in sich selbst. Arbeit gilt dem gemeinsamen Leben, sie ist eingerichtet zum Dienst am Nächsten, sie macht das gemeinschaftliche und friedliche Leben, in dem jeder auf die Hilfe und eben auf die Arbeit des anderen angewiesen ist, erst möglich. Für die Sozialethik Luthers ist die Zustimmung zur eigenen Arbeit Ausdruck des Vertrauens in die Ordnungen Gottes, die dem Leben vorausliegen und dem individuellen Dasein darin seinen Sinn geben. J. Calvin dagegen verstand die Arbeit als Gebot, das zur höheren Ehre Gottes erfüllt werden soll. Sichtbarer Arbeitserfolg darf nach Calvin vom Christen als Zeichen seiner Erwählung (»Gnadenwahl«) angesehen werden. - Im 18. Jahrhundert wurde Arbeit als der Auftrag Gottes angesehen, durch den der Mensch am Handeln des Schöpfers beteiligt wird.
Für das 19. Jahrhundert wurde Arbeit zu einem zentralen Begriff. Die philosophischen Grundlagen dazu legte G. W. F. Hegel; er erläuterte die fundamentale Bedeutung der Arbeit für die Freiheit des Menschen, indem er der Behauptung J.-J. Rousseaus widersprach, dass der Mensch »von Natur aus« frei sei, dass die Natur das wahre Reich der Freiheit und alle Zivilisation das der Unterdrückung sei. Hegel hielt dem entgegen, dass im Reich der bloßen Natur vom Geist und also von wirklicher Humanität keine Rede sein könne, dass Freiheit gerade im Verhältnis zur Natur immer erst aus der Befreiung hervorgehe und dass diese Befreiung von bloßer Zufälligkeit und Willkür unter der Herrschaft der Natur durch die Arbeit zustande käme. - Im Anschluss an Hegel machte K. Marx Arbeit zu einem Schwerpunkt seiner Philosophie: Hegel habe den Menschen als das Resultat seiner eigenen Arbeit begriffen, eben in dieser Einsicht liege u. a. das Große der hegelschen Philosophie. Für Marx ist die gesamte so genannte Weltgeschichte nichts anderes als die Selbstbefreiung und -verwirklichung des Menschen in seiner Arbeit. Indessen gewann Arbeit weit über die Philosophie hinaus an Bedeutung für das allgemeine Bewusstsein des 19. Jahrhunderts. Arbeit galt als »wirkende Hauptmacht im Haushalt der Menschheit«, die »die innere Erlösung zugleich mit der äußeren Befreiung« bringen werde (H. Schulze-Delitzsch). Man rühmte den Fortschritt vom »bornierten Vorrecht des Nichtarbeitens in der Antike« zur »sittlichen Anerkennung der Arbeit« heute (G. Droysen) und feierte die »nationale Arbeit« als wahren Fortschritt der Kultur (W. H. Riehl). Der verklärte Sinn des Wortes ist utopisch: Es ist die Arbeit, wie sie allenfalls sein sollte, nicht aber, wie sie ist. In der Aufnahme wiederum eines hegelschen Begriffs beschrieb Marx die Arbeit in der Klassengesellschaft als »entfremdete Arbeit«: Da der Mensch gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen, wird das »entäußerlichte« Produkt zum wesentlichen gesellschaftlichen und ökonomischen Faktor. Arbeit sei deshalb entfremdete Arbeit, weil dieses Produkt dem Produzenten unabhängig gegenübertritt. Die produzierte Sachenwelt wird zur selbstständigen Macht. So wird die Arbeit dem Arbeiter äußerlich, sie wird etwas ihm Fremdes, sie ist nur noch Instrument der bloßen Daseinsfürsorge. Zudem wird durch die Fremdbestimmung des Arbeitens der Mensch seinen Mitmenschen entfremdet, da die Zusammenarbeit den einzelnen als zufällig erscheint. Deshalb ist diese Arbeit Last und Mühe, sie ist, v. a. in der Gestalt der Industriearbeit, niederdrückend und quälend.
In diesem von tiefem Widerspruch gekennzeichneten Doppelsinn wurde der Begriff Arbeit zur Erbschaft für das 20. Jahrhundert Arbeit gilt auf der einen Seite als ein Grundrecht des Menschen. In der von den Vereinten Nationen 1949 beschlossenen Erklärung der Menschenrechte steht in Artikel 23 der Satz: Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit. Ähnliches findet sich in einigen Staatsverfassungen (so schon in der Weimarer Reichsverfassung), in der Europäischen Sozialcharta und im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Dieser als Rechtssatz formulierte Anspruch besitzt den Charakter eines grundsätzlichen Postulats, das sich an die Allgemeinheit richtet, um die individuelle Nachfrage nach Arbeit zu befriedigen. Anders als beispielsweise die Rechte auf Leben, Freiheit oder körperliche Unversehrtheit mangelt es diesem Anspruch an Kontur; die aus ihm erwachsenden Probleme werden greifbar, bedenkt man, dass Arbeit kein bloß quantitativer Begriff ist, sondern Zuordnungsobjekt zu den Begabungen, Fähigkeiten und Bedürfnissen des einzelnen Rechtsträgers, der wiederum in unterschiedliche gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Systeme und sonstige Gegebenheiten eingebunden ist. In diesem Sinne wird der Verlust von Arbeit als Katastrophe gesehen: Der Arbeitslose verliert nicht nur die Grundlage seiner bürgerlichen Existenz, sondern auch seine soziale Reputation, seinen Ort in der Gesellschaft und die Möglichkeit, sich und seine Kräfte produktiv zu entfalten (Arbeitslosigkeit). Die heutige Gesellschaft gilt als »Leistungsgesellschaft« im Wesentlichen deshalb, weil durch die gesellschaftlich bewertete Arbeit dem einzelnen seine Stellung in der Gesellschaft zugewiesen wird. Zugleich aber gilt diese Gesellschaft als »Freizeitgesellschaft«, und darin kommt der andere Sinn von Arbeit zum Ausdruck. Arbeit ist eine mühselige Last, die nach und nach ganz aufgehoben werden sollte und die ihren Sinn allenfalls in dem haben kann, was durch ihre Ableistung gewonnen wird, die Freizeit.
Wirtschaftliche Aspekte
Die Volkswirtschaftslehre stellt die Arbeit neben dem Boden und dem Kapital als Produktionsfaktor heraus, weil sie v. a. unter verteilungstheoretischen Gesichtspunkten die Einkommensarten des Lohnes, der Grundrente und des Zinses näher betrachtet. In der makroökonomischen Theorie tritt die Analyse von Arbeitsmarkt und Beschäftigung hinzu. Die Betriebswirtschaftslehre sieht unter produktionskombinatorischen Gesichtspunkten die menschliche Arbeit, die Betriebsmittel und die Werkstoffe als die Elementarfaktoren der betrieblichen Leistungserstellung (Produktion) an. Da sich Produktion nicht von selbst vollzieht, bedarf es neben der ausführenden oder objektbezogenen Arbeit auch der dispositiven Arbeit, die als planende und organisierende Tätigkeit den Kombinationsprozess gedanklich vorstrukturiert und dann realisiert. Wissenschaftliche Analysen in der Betriebswirtschaftslehre richten ihr Augenmerk primär auf die Beziehungen zwischen Arbeit und Arbeitsleistung. Zu den subjektiven Determinanten der Arbeitsleistung zählen Leistungsfähigkeit (körperliche Verfassung, Wissen, Können, Erfahrung) und Leistungsbereitschaft (Wille, Disposition, Verhalten), zu den objektiven Determinanten Arbeitsobjekt, -mittel, -raum, -zeit und -rhythmus. Für den Vollzug der Arbeit kommt es darauf an, die subjektiven und objektiven Einflussgrößen optimal zu gestalten und aufeinander abzustimmen. Arbeitsplatzgestaltung und Anreizgewährung (Anreizsystem) sind dabei die zentralen Instrumente zur Leistungsbeeinflussung.
Die Erledigung einer Arbeit stellt an den Arbeitsplatzinhaber bestimmte Anforderungen (Können, Belastbarkeit, Verantwortung), die mithilfe von Arbeitswert-, Zeit- und Bewegungsstudien (Arbeitsstudie) erfasst, quantifiziert und im Anforderungsprofil abgebildet werden. Durch Qualifizierungs-, Förderungs- und Sozialisationsmaßnahmen versucht man andererseits, Arbeitsplatzinhaber mit einem Fähigkeitsprofil auszustatten, das dem Anforderungsprofil möglichst weitgehend entspricht (Eignungsprofil).
Die Industrialisierung hat den Charakter der Arbeit tief greifend verändert. Durch zunehmende Arbeitsteilung in vielen Arbeitsprozessen, Steigerung und Reglementierung des Arbeitstempos mittels Technisierung und Mechanisierung ging für den Arbeitenden der Überblick über Arbeitsobjekte und Arbeitsverrichtungen weitgehend verloren. Begründet wurde diese systematische Arbeitszerlegung von F. W. Taylor in seiner »wissenschaftlichen Betriebsführung« (Scientific Management); fortgeführt und ergänzt wurden dessen Zeitstudien durch seinen Schüler F. B. Gilbreth, der mittels Bewegungsstudien (u. a. durch Filmaufnahmen) Arbeitsabläufe analysierte und optimal gestalten wollte. In den Arbeiten des »Verbandes für Arbeitsstudien - REFA« leben die Vorstellungen Taylors, teils in modifizierter und relativierter Form, heute noch fort.
Aus der extremen Arbeitsteilung mit kleinsten Arbeitsportionen ergaben sich die Gefahren der Monotonie und Ermüdung, denen in neuerer Zeit die Forderung nach einer menschengerechten Gestaltung der Arbeitsplätze durch Berücksichtigung ergonomischer und arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse entgegengestellt wird. Unter den Bezeichnungen Humanisierung der Arbeit oder »Qualität des Arbeitslebens« werden (etwa seit 1970) die neuen Formen der Arbeits(platz)gestaltung beziehungsweise der Arbeitsorganisation diskutiert.
Soziologische Aspekte
Aus soziologischer Sicht setzt sich der Mensch in der Arbeit aktiv-gestaltend mit seiner natürlichen und soziokulturellen Umwelt auseinander. Durch die Arbeit wurde die natürliche Umwelt zugunsten der Überlebensmöglichkeiten des Menschen umgestaltet. In vormodernen Gesellschaften vollzog sich Arbeit weitgehend traditionsbestimmt, routinehaft und gewohnheitsmäßig. In der modernen Industriegesellschaft hingegen ist die Arbeit einem stark beschleunigten Wandel unterworfen, und zwar aufgrund von Erfindungen, Innovationen, interkulturellen Austauschprozessen, wachsender Wirtschaftskonkurrenz und steigender Wohlstandsansprüche.
Die Lebensbewältigung durch Arbeit setzt die Kooperation von Menschen voraus. Arbeitsvorgänge sind damit immer zugleich soziale, gemeinschaftsbildende oder -fördernde Prozesse. Die Art, wie Menschen arbeiten, beeinflusst weitgehend ihre Lebensweise und die Gestaltung ihrer sozialen Beziehungen. Die Gesellschaft wird entscheidend mitgeformt durch das geschichtliche Entwicklungsniveau der Arbeitsbedingungen und Arbeitsverhältnisse. Die Ausprägung der Arbeitsteilung bestimmt maßgeblich die Organisations- und Kooperationsformen bei der Arbeit, beeinflusst somit auch die Herrschaftsstrukturen und Abhängigkeitsverhältnisse innerhalb einer Gesellschaft. Die Herausbildung der Industriearbeit hat z. B. weitgehend zu einer Trennung von Familienhaushalt und Berufsarbeit geführt. Die steigenden Anforderungen an die Qualifikation und Leistungsbereitschaft der Arbeitskräfte begünstigen gegenwärtig Tendenzen der Enthierarchisierung und einer größeren sozialen Mobilität.
Das Arbeitsverhalten hängt von der Arbeitsethik einer Gesellschaft und damit auch von den grundlegenden Ideen und Werten der jeweils zugehörigen Kultur ab. So ist nach M. Weber die Entstehung der modernen industriell-kapitalistischen Arbeitswelt entscheidend durch die Ethik des Protestantismus, insbesondere des Kalvinismus und Puritanismus, begünstigt worden. Im Mittelpunkt dieser Ethik stand die Forderung harter, rastloser, methodisch-systematischer Berufsarbeit als höchstes Mittel »innerweltliche Askese« und als gottgewollter Lebenszweck. Zeitvergeudung galt als größte Sünde. Asketischer Sparzwang statt Luxuskonsum und Lebensgenuss führte dann zu stetiger Kapitalbildung. Mit der Entfaltung des modernen Kapitalismus bildete sich ein »stahlhartes Gehäuse der Hörigkeit« heraus, das keine religiösen Glaubensinhalte mehr benötigte, um das Individuum auf eine systematische, erfolgsorientierte Berufsarbeit auszurichten.
In der modernen Industriegesellschaft haben infolge der Wohlstandssteigerung jedoch die Konsum- und Freizeitorientierung sowie das Streben nach Lebensgenuss und individueller Entfaltung die protestantische Arbeitsethik zurückgedrängt.
Nicht zuletzt durch die Rationalisierungsfortschritte der letzten zwei Jahrzehnte hat sich weitgehend die Struktur der Arbeit, aber auch die mit ihr verbundene Wertschätzung verändert: zum einen hat die Bedeutung des primären und sekundären Wirtschaftssektors zugunsten des tertiären, des Dienstleistungssektors, abgenommen. Im Zusammenhang mit dem allgemein gewachsenen Bedürfnis nach immer weiter verbesserten Dienstleistungen hat sich zudem die Einstellung zur Arbeit verändert; für eine positive Einschätzung von Arbeit scheint es nicht mehr zu genügen, dass sie die materiellen Grundvoraussetzungen zur Befriedigung von Bedürfnissen schaffen kann; Bedeutung gewinnen solche Formen von Arbeit, in denen Menschen sich entfalten können, ein Höchstmaß an Entwicklung der eigenen Fähigkeiten erreichen und mit ihren Mitmenschen solidarisch leben können (»Selbstverwirklichung«). Angesichts einer langfristigen Massenarbeitslosigkeit in den Industrieländern, die offensichtlich nicht mehr mit klassischen Mitteln der Beschäftigungspolitik zu beheben ist, verliert einerseits die Arbeit allgemein ihre sinnstiftende Bedeutung, andererseits wird über das Verhältnis von Arbeit und Freizeit und über ihre strikte Trennung neu diskutiert. Erst in dieser Situation von Gesellschaften, in denen bei relativem Wohlstand ein Übermaß an individueller Arbeit seinen Sinn verloren hat, konnte das rastlose und selbstverachtende Arbeiten in die Nähe von Suchtkrankheiten gerückt werden: die zunächst scherzhafte begriffliche Neuprägung vom »Workaholic« (»Arbeitssüchtiger«) charakterisiert jemanden wegen eines Verhaltens als zwanghaft, das bis in die jüngste Vergangenheit hinein den Regelfall darstellte und geachtet war.
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist in Deutschland, wie auch in anderen westlichen Industriestaaten, eine breit gefächerte Diskussion um die Arbeit in der modernen Gesellschaft in Gang gekommen, in deren Mittelpunkt die inhaltliche Bestimmung moderner Berufsarbeit und eine Neubestimmung des Verhältnisses von bezahlter Erwerbsarbeit und bislang unentgeltlich geleisteter Arbeit stehen. Der mit der forcierten Einführung neuer Technologien in den 1980er-Jahren (Mikroelektronik, Kommunikationstechnologien) verbundene wirtschaftliche Strukturwandel wird dabei als Ende der »klassischen«, (allein) durch industrielle Erwerbsarbeit geprägten »Arbeitsgesellschaft« beschrieben, zugleich wird jedoch in ihm eine gesellschaftliche Chance gesehen, neue Formen und Inhalte der Arbeit zu entwickeln, die der gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung angemessen sind. Dabei erfordern die immer kürzeren wirtschaftlichen Rationalisierungsschübe bei gleichzeitiger tendenzieller Abnahme einfacher Tätigkeiten zunehmend Organisationsformen und Qualifikationsprofile, die sich durch einen hohen Grad an Flexibilität (Arbeitszeit, Arbeitsaufgaben, Arbeitsort), partnerschaftliche Arbeitsformen (Abbau von betrieblichen Hierarchien, Erhöhung der Eigenverantwortung jedes Mitarbeiters) und die Verbindung von allgemeiner und fachlicher Aus- und lebenslanger beruflicher Fortbildung (»Schlüsselqualifikationen«, vielfältige Einsetzbarkeit) auszeichnen. V. a. wegen der möglichen Zerstörung von auf gewachsenen Arbeitszeitstrukturen (Fünftagewoche, arbeitsfreier Sonnabend) aufbauenden sozialen Beziehungsstrukturen (Familien-, Vereinsleben) und der fortschreitenden Individualisierung der Arbeitswelt (z. B. Computerheimarbeit), aber auch wegen einer befürchteten »Aushöhlung« bislang tariflich abgesicherter Arbeitsverhältnisse über individuelle Arbeitsverträge und Subunternehmertum (»Scheinselbstständigkeit«) sind solche Modelle, u. a. unter den Gewerkschaften, nicht unumstritten. Im Rahmen einer wachsenden Tendenz, Arbeit nicht ausschließlich als bezahlte Erwerbsarbeit zu betrachten, ist zunehmend auch die bislang unentgeltlich geleistete Arbeit (Hausarbeit, Pflege von Angehörigen, ehrenamtliche Tätigkeit) als für die Gesamtgesellschaft notwendige und wichtige Arbeit zum Gegenstand der gesellschaftlichen Diskussion und politischen Entscheidungen (Pflegeversicherung 1994) geworden. Zunehmend wird dabei auch der Grundkonsens der »Arbeitsgesellschaft« infrage gestellt, der - bislang nahezu unumstritten - in der nach den Marktgesetzen organisierten Erwerbsarbeit das Mittel zur individuellen Existenzsicherung schlechthin sieht. Gegenentwürfe fordern neben einem gesetzlich garantierten Grundeinkommen für jeden Bürger, auf das dieser - unabhängig von einer individuellen Erwerbsarbeit — Anspruch hat (Bürgergeld, soziale Grundsicherung) v. a. die Organisation eines (in Teilen) öffentlich finanzierten »zweiten Arbeitsmarktes« für bestimmte gesamtgesellschaftliche Aufgaben (ökologischer Umbau, Beratungs-, kulturelle und soziale Dienstleistungen), was bei Verfechtern einer konsequent marktwirtschaftlichen Betrachtungsweise auf zum Teil heftige Kritik stößt.
Im Grundsatz bislang nicht gelöst, jedoch gesellschaftspolitisch von immer größerer Bedeutung sind die Probleme der Menschen, die in der Folge des wirtschaftlichen Strukturwandels dauerhaft aus dem Arbeitsprozess hinausgedrängt werden (»Modernisierungsopfer«). Nach den Ursachen (Alter, Geschlecht, Familienstand, Qualifikation) unterschiedlicher Schwerpunktgruppen angehörend, bilden sie insgesamt eine tendenziell wachsende Bevölkerungsgruppe, die sich zunehmend (nicht nur materiell) aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt fühlen muss. Umso mehr trifft das auf Arbeitnehmer mit Niedrigqualifikationen beziehungsweise einfachen Tätigkeitsprofilen zu, deren Arbeitsplätze infolge der Veränderungen der internationalen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen seit Anfang der 1990er-Jahre dem wachsenden Druck der Verlagerung in »Billiglohnländer« und der Zuwanderung von untertariflich arbeitenden Arbeitskräften aus dem Ausland (vorwiegend aus Osteuropa) ausgesetzt sind. Eine neue Entwicklung stellt die Arbeitslosigkeit von Akademikern dar (1994 in Deutschland rd. 203 000). Quantitativ erst seit den 1990er-Jahren von Bedeutung, sind ihre gesellschaftlichen Folgewirkungen in der mittel- und langfristigen Perspektive heute nur sehr schwer einschätzbar.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Arbeiterbewegung · Arbeitslosigkeit · Arbeitswissenschaft · Automatisierung · Beruf · Freizeit · Leistungsgesellschaft · Lohn · Personalwesen · politische Ökonomie · postindustrielle Gesellschaft · Schattenwirtschaft · Verteilung
M. Weber: Die prot. Ethik u. der Geist des Kapitalismus, in: Ges. Aufs. zur Religionssoziologie, Bd. 1 (61972);
A. Kuhn: A. u. A.-Leistung, in: Hwb. der Betriebswirtschaft, hg. v. E. Grochla u. W. Wittmann, Bd. 1 (41974);
F. Fürstenberg: Einf. in die A.-Soziologie (1977);
H. D. Preuss u. a.: A., in: TRE, Bd. 3 (1978);
Papst Johannes Paul II.: Über die menschl. A. Enzyklika »Laborem exercens« (1981);
Einf. in die A.- u. Industriesoziologie, hg. v. W. Littek u. a. (1982);
Krise der A.-Gesellschaft? Verhh. des 21. Dt. Soziologentages in Bamberg 1982, hg. v. J. Matthes (1983);
D. Bell: Die nachindustrielle Gesellschaft (a. d. Amerikan., Neuausg. 1985);
E. Noelle-Neumann u. B. Strümpel: Macht A. krank? Macht A. glücklich? Eine aktuelle Kontroverse (21985);
R. Vollmer: Die Entmythologisierung der Berufsarbeit. Über den sozialen Wandel von A., Familie u. Freizeit (1986);
S. Rosner: Gesellschaft im Übergang? Zum Wandel von A., Sozialstruktur u. Politik in der Bundesrep. (1990);
A. der Zukunft - Zukunft der A., hg. v. der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft für Internat. Dialog (1994);
O. Negt: Die Krise der Arbeitsgesellschaft, in: Aus Politik u. Zeitgesch., Jg. 45 (1995).
Arbeit,
Physik: Formelzeichen W oder A, in der Mechanik definiert als das Produkt aus dem Betrag F der an einem Körper angreifenden Kraft F und dem unter deren Einwirkung zurückgelegten Weg s, wenn Kraft und Weg in ihrer Richtung übereinstimmen; allgemeiner ist die mechanische Arbeit definiert als das Skalarprodukt von Kraftvektor F und Wegvektor s:
(α Winkel zwischen Kraft- und Wegrichtung). Falls die Kraftkomponente längs des Weges sich ändert und/oder der Weg gekrümmt ist, ergibt sich für jedes gerichtete infinitesimale Wegelement ds mit den jeweils in ihnen am Körper angreifenden Kraftvektoren F (s ) die differenzielle Beziehung dW = F (s ) · ds, wobei s allgemein der Kurvenparameter der vom Körper beschriebenen Wegkurve ist. Durch Aufsummieren (Integration) der infinitesimalen Arbeitsbeträge dW erhält man die längs des Weges zwischen zwei Punkten P1 = P (s1) und P2 = P (s2) verrichtete Gesamtarbeit:
wobei die letzte Gleichsetzung gilt, wenn der Weg im Zeitintervall t2 — t1 mit der variablen Geschwindigkeit v = ds /dt durchlaufen wird. Bei dieser Definition der Arbeit wird bei W > 0 von der Kraft Arbeit verrichtet, bei W 0 gegen die Kraft Arbeit aufgewendet. Insbesondere wird durch eine Kraft, die stets senkrecht zur Bahn eines Körpers auf ihn einwirkt, keine Arbeit verrichtet. Nur bei konservativen Kräften erhält man die gleiche Arbeit, wenn man auf verschiedenen Wegen von einem Ausgangspunkt P1 zu einem Endpunkt P2 gelangt.
Aus der allgemeinen Definition lassen sich verschiedene Formen der mechanischen Arbeit ableiten: um einen Körper der Masse m in der Nähe der Erdoberfläche gegen die (konservative) Schwerkraft oder Gewichtskraft vom Betrag G = m g (g Fallbeschleunigung) um die Höhe h zu heben, ist die Hubarbeit W = G · h = m g h erforderlich. Die gleiche Arbeit wird verrichtet, wenn die Hebung nicht senkrecht zur Erdoberfläche, sondern längs einer um den Winkel αgeneigten Ebene erfolgt, weil sich zwar der Weg auf h / sin α verlängert, dafür aber eine kleinere Kraft m g sin α benötigt wird (goldene Regel der Mechanik). Der gehobene Körper kann bei der Rückkehr in die Ausgangslage Arbeit verrichten, z. B. werden manche Pendeluhren durch angehobene Gewichtsstücke angetrieben. Die einem Körper zugeführte Arbeit wird als Energie, d. h. als Arbeitsvermögen, gespeichert, und zwar im Fall von Hubarbeit als potenzielle Energie.
Um einen Körper mit der Masse m von der Anfangsgeschwindigkeit v1 auf die Endgeschwindigkeit v2 zu beschleunigen, ist die Beschleunigungsarbeit
erforderlich, die in Form von zusätzlicher kinetischer Energie gespeichert wird. Um bei einer Schraubenfeder mit der Federkonstanten D die Dehnung vom Betrag x1 auf den Betrag x2 zu steigern, ist die Spannarbeit
erforderlich. Diese gespeicherte Arbeit kann wie andere Verformungsarbeiten beim Entspannen zurückgewonnen werden. Bei konstanter Reibungskraft FR ergibt sich für die über den Weg s verrichtete Reibungsarbeit: W = FR · s. - Zur Untersuchung von Gleichgewichten mechanischen Systeme wurde das Prinzip der virtuellen Arbeit entwickelt.
Der Begriff Arbeit lässt sich auch auf andere Gebiete der Physik erweitern. Die elektrische Arbeit, die zur Verschiebung einer Ladung Q in einem elektrostatischen Feld zwischen zwei Punkten, zwischen denen die Spannung U herrscht, erforderlich ist, ergibt sich zu W = Q · U. Wird diese Ladungsmenge in der Zeit Δt von einem Gleichstrom der Stromstärke I = Q /Δt transportiert, so folgt W = U · I · Δt ; für sinusförmige Wechselströme beträgt die während einer Periodendauer T verrichtete Arbeit
wobei ϕ die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung, Ueff, Ieff die Effektivwerte und U0, I0 die Spitzenwerte von Spannung und Stromstärke sind.
In der Thermodynamik versteht man unter Arbeit solche Energiedifferenzen, die nicht thermisch ausgetauscht werden; dabei gibt es so viele Arten von aufsummierbaren thermodynamischen Arbeit, wie unabhängige nichtthermische Variable (z. B. Volumen V, Stoffmengen ni, Ladungsmengen Qi ) die Energie eines thermodynamischen Systems beeinflussen. Man unterscheidet zwischen äußerer Arbeit, die die Lage oder den Impuls des Systems als Ganzes ändert (z. B. jede Hub- oder Beschleunigungsarbeit), und innerer Arbeit, die gegen die Wirkung innerer Kräfte zwischen den Systemteilchen deren Lage und Impulse relativ zueinander verändert. So wird z. B. bei der Ausdehnung eines erwärmten Gases von ihm gegen den Gasdruck p die Ausdehnungsarbeit oder Expansionsarbeit W = ∫ p · dV geleistet. Bei seiner Kompression nimmt es die Kompressionsarbeit oder Verdichtungsarbeit W = —∫ p · dV auf.
Die SI-Einheit der Arbeit (und der Energie) ist das Joule. Auch die Kilowattstunde ist gesetzlich zugelassen. Veraltete Einheiten sind das Meterkilopond und das Erg.
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Ạr|beit, die; -, -en [1 c: mhd. ar(e)beit, ahd. ar(a)beit = schwere körperliche Anstrengung, Mühsal, Plage, viell. zu einem Verb mit der Bed. „eine Waise, ein Kind sein u. zu schwerer Arbeit verdingt sein“ u. verw. mit 1↑Erbe; die heutige Bed. seit Luther]: 1. a) Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, Ausführung eines Auftrags o. Ä.: eine leichte, anstrengende, mühsame, zeitraubende, langweilige, interessante A.; die -en können beginnen; die A. geht voran; diese A. geht mir gut, leicht von der Hand; die A. läuft uns nicht davon (scherzh.; wir brauchen uns nicht damit zu beeilen); Ich führe alle übertragenen -en zur vollen Zufriedenheit aus (Handke, Kaspar 68); eine A. übernehmen, ausführen, verrichten, erledigen; durch diese Maßnahmen können wir A. sparen; eine A. sparende Methode; Sie haben ... einen von uns abgezogen ..., und der andere ersäuft in A. (H. Gerlach, Demission 22); mit A. überhäuft sein; über einer A. sitzen; *ganze, gründliche o. ä. A. leisten/tun/(ugs.:) machen (etwas so gründlich tun, dass nichts mehr zu tun übrig bleibt; oft im negativen Sinn): Wilderer ... haben schnelle A. geleistet (Grzimek, Serengeti 224); b) <o. Pl.> das Arbeiten, Schaffen, Tätigsein; das Beschäftigtsein mit etwas: körperliche, geistige A.; schöpferische A.; die A. am Schreibtisch hatte ... den größten Teil seiner Zeit beansprucht (Plievier, Stalingrad 275); soziale A. leisten; gute A. leisten; viel A. haben (viel arbeiten müssen); seine A. tun; Die A. hat er auch nicht erfunden (er ist nicht gerade arbeitsam), alle Augenblicke ist er irgendwo hinausgeflogen (Kühn, Zeit 384); an die A. gehen; sich an die A. machen; Bei der A. an diesem Buch (W. Brandt, Begegnungen 7); Spr nach getaner A. ist gut ruh[e]n; *etw. in A. geben (etw. anfertigen, machen lassen): einen Anzug [bei einem Schneider] in A. geben; etw. in A. haben (an etw. zurzeit arbeiten; mit der Anfertigung von etw. gerade beschäftigt sein); in A. sein (gerade hergestellt werden); c) <o. Pl.> Mühe, Anstrengung; Beschwerlichkeit, Plage: das war eine ziemliche A.; das war ein hartes Stück A. (eine große Mühe); Ausführlich erzählt Edith von Adolfs Gebrechen, und wie viel A. sie mit ihm hat (Chotjewitz, Friede 140); du hast dir [damit, dadurch] unnötige A. gemacht; keine Mühe und A. scheuen; das macht viel A.; d) <o. Pl.> Berufsausübung, Erwerbstätigkeit; Arbeitsplatz: eine A. suchen, finden; A. suchende Männer und Frauen; Seine Frau, alkoholkrank, verlor die Arbeit (Strauß, Niemand 100); A. haben (eine Stelle, eine Anstellung haben); Gitt ... wollte ... wieder ihre A. aufnehmen (H. Weber, Einzug 86); Tausend Beschäftigte ... ließen A. A. sein (Spiegel 45, 1975, 92); unsere Firma hat A. (hat Aufträge); einer [geregelten] A. nachgehen (berufstätig sein); (ugs.:) auf A. gehen (berufstätig sein); ohne A. sein (arbeitslos sein); von der A. kommen; zur A. gehen, fahren; Die Kinder waren zur Schule, der Mann war zur A. (Spiegel 26, 1978, 174); Spr jede A. ist ihres Lohnes wert; *[bei jmdm.] in A. sein, stehen ([bei jmdm.] beschäftigt, angestellt sein); von seiner Hände A. leben (geh.; sich seinen Lebensunterhalt durch Erwerbstätigkeit verdienen). 2. <o. Pl.> (Sport) körperliche Vorbereitung auf bestimmte Leistungen; Training; die A. am Sandsack, mit der Hantel; A. an den Geräten. 3. <o. Pl.> a) (Pferdesport) der Ausbildung für den jeweiligen Verwendungszweck dienende Beschäftigung mit dem Pferd: die A. an der Longe, an der Hand; b) (Jagdw.) Abrichtung u. Führung eines Jagdhundes, dessen Einübung in die Suche nach Wild: die A. mit einem Leithund auf der Schweißfährte. 4. a) als Ergebnis einer Betätigung entstandenes Werk; Erzeugnis, Produkt: eine sorgfältige, grundlegende A.; dass eine gute A. das beste Aushängeschild des Gewerbetreibenden sei (Chotjewitz, Friede 42); handgefertigte -en; eine A. veröffentlichen; junge Künstler stellen ihre -en aus; Ü das ist bestellte A. (dahinter steckt Absicht, das war geplant); *nur halbe A. machen (etwas nur unvollkommen ausführen); b) Klassenarbeit: der Lateinlehrer ließ eine A. schreiben; Jan hat die A. in Deutsch nicht mitgeschrieben; c) Werk in seiner Beschaffenheit, in der Art seiner Ausführung; Gestaltung: eine saubere, tadellose A.; getriebene -en; diese Vase ist eine italienische A.; eine A. aus Silber, in Marmor; Edle A., Löwenfüße aus Bronze (Feuchtwanger, Erfolg 236). 5. (Physik) Produkt aus der an einem Körper angreifenden Kraft u. dem unter ihrer Einwirkung von dem Körper zurückgelegten Weg (wenn Kraft u. Weg in ihrer Richtung übereinstimmen).
Universal-Lexikon. 2012.